Invalidität das Hauptarmutsrisiko hier in der Schweiz

  • Erst mal eine ganz konkrete Frage dazu:
    Was war zuerst, der erste Mensch im Weltraum oder die Einführung der Invalidenversicherung (IV) hier in der Schweiz?
    Die Antwort ist sehr beschämend für uns, weil als der Russe Juri Gagarin im All war es noch keine IV bei uns gab.
    Gut das ist Geschichte, die aber freilich aufzeigt, so sozial sind wir auch wieder nicht.
    In der heutigen Zeit spricht man immer wieder, dass beispielsweise allein erziehende Mütter einem Armutsrisiko ausgesetzt sind, mag sein, dass dies in Einzelfällen sogar zutrifft. Ein viel grösseres Risiko in die Armut zu verfallen ist, wenn man invalid geboren wurde. Gerade autistische Mitmenschen werden immer wieder an den Rand abgedrängt was folglich nicht selten zu einer Armut führen kann.
    Unter Armut ist nicht nur die finanzielle, sondern auch die gesellschaftliche Aussonderung, die eben auch eine Armut ist, zu verstehen.
    Bei der Thematik 'Armut in der Schweiz' dürfen unsere behinderten Mitmenschen nie und nimmer vergessen werden.

  • Lieber Fritz...das mag sein...aber einmal mehr verstehe ich dein Vergleichsbeispiel nicht! Was hat das denn jetzt mit alleinerziehenden Müttern zu tun? Und nein, das trifft bei getrennten Müttern nicht nur in Einzelfällen zu sondern SEHR oft! Ich gehe davon aus, dass man mehr darüber spricht, weil dies dann auch deren Kinder betrifft, und du hast recht, auch dort ist die gesellschaftliche Armut wie du es nennst nicht unbedeutend. Was genau ist deine Aussage bzw. Dein Anliegen? Wenn wir hier im Forum ganz konkret etwas beitragen können, gegen diese Ausgrenzung usw anzugehen, sag Bescheid, ich bin dabei!!! Und die IV, ja, das ist so eine Sache...diese riesigen Regelsysteme lassen viel zu wenig Spielraum, um Einzelfälle genau anzuschauen...aber da spielt sich doch ganz vieles auf politischer Ebene ab...je mehr wir nach rechts driften, desto übler wird es...hier können wir als Stimmberechtigte einfach nur bewusst und regelmässig an die Urne, oder?

  • Vielen Dank für Deine Feedbacks
    Konkret würde es heissen, dass beispielsweise nicht nur die asiatische, die afrikanische, die orientalische, sondern, ganz klar, auch die autistische Kultur gesellschaftliche, endlich einmal, voll anerkannt wird.
    Autistische Mitmenschen brauchen beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt einen besonderen Kündigungsschutz mit einer Beweislastumkehr inklusive. Keine schikanöse Probezeitverlängerungen usw.
    Es braucht wie in Schweden eine gewisse Pflicht für Anstellungsinstanzen beeinträchtigte Menschen aufnehmen zu müssen.
    Weiter sollte die Volkswirtschaft der reinen Betriebswirtschaft den Vorzug gegeben werden. Ein sehr wichtiger Punkt, finde ich, um der schleichenden Entsolidarisierung einen wirksamen Riegel zu schieben.
    Nur wenn alle Menschen, mehr oder weniger, viel Geld irgendwie generieren können, kann die Armut zurückgedrängt werden.
    Soziale Arbeiten ist eine sehr wichtige Arbeit und sollte entsprechend estimiert werden. Auch die Freiwilligenarbeit ist weit mehr als bloss ein 'Hobby' einzelnen, das muss hier mit aller Deutlichkeit erwähnt werden.
    Weiter sollten behinderte Menschen einen besonderen rechtlichen Schutz geniessen können.
    Wahrscheinlich gibt es einiges mehr da konkret zu erwähnen.


    Für sämtliche Anregungen und auch Kritiken bin ich sehr dankbar.

  • Ja, das wären alles mehr als erstrebenswerte Punkte! Gibt es das in Schweden wirklich??? Und wenn ja, wie wurde das erreicht? Mit konkret meinte ich nicht unbedingt die konkreten Beispiele, von denen habe ich als Mutter zweier Jungs mit ASS genug, leider. Ich meinte das konkrete hinarbeiten auf die Erreichung dieser Ziele! Besprecht ihr sowas in eurer Winti-Gruppe? Das alles wrde ja nur mittels Aufklärung und...ja was...Petitionen, Vorstössen von Behindertenrechtsorganisationen usw gehen, oder wie denn noch??? Irgendwie wollte ich sagen, ich verstehe deine Anliegen, und meine sind nicht anders:-). Aber wie?

  • In Schweden werden beispielsweise soziale Freiwilligen-Arbeit vom Staat estimiert und unterstützt.
    Für das Erziehen eines behinderten oder sogar eines schwerbehinderten Kindes bekommt man selbstverständlich entsprechende Kostenvergütungen die durchaus mit einem üblichen Erwerbslohn vergleichbar ist.
    Schweden oder auch die Niederlande sind da viel vorbildlicher als die konservative Schweiz.
    In Schweden werden egozentrische und bloss auf Gewinnoptimierung ausgerichtete Unternehmen gesellschaftlich geächtet.

  • Hallo Fritz,...


    Ich komme aus BaWü in Deutschland. Meine Kindheit war nicht sehr schön, ich habe mehr Zeit in der Besenkammer, im Keller unter der Treppe verbracht, weil man sich damals mit ATs nicht aus kannte zu wenig wusste. Heute haben sich diese Dinge ge / verändert. Man sperrt diese Kinder nicht mehr weg oder versteckt sie. Sondern sie sind ein Teil in der jeweiligen Gesellschaft geworden. Autismus ist ein sehr dunkles Kapitel in der Deutschen Geschichte mit den vielen Anstalten und Psychiatrien.


    Doch zurück zu deinem Anliegen, -


    In Deutschland wird viel für Personen, Kinder mit der Diagnose AT gemacht, egal in welcher Form. Denn Autismus ist nicht gleich Autismus. Die Formen & Ausprägungen sind so verschieden wie ein bunter Frühlingsstrauss Blumen. Gegen manche Methoden / Therapien bin ich, finde auch nicht alles gut was angeboten wird, doch dies ist die Kehrseite zur Forschung & Wissenschaft.Man versucht, probiert aus und findet so auf diesem Wege was vielen Personen hilft.


    In Deutschland gibt es z.B. den Behinderungsgrad von 10 - 100 %/ in der Feststellung + Merkzeichen Buchstaben, verbunden dann mit einem Behindertenausweis. Ich setze dir am Ende einen Link wo es gut und verständlich erklärt ist.


    Nur dieser Ausweis hat auch im ganz normalen Alltag für den Inhaber / rin viele Vorteile, die man als Nachteilausgleich zur Normalität bezeichnet gegenüber einer Person ohne Behinderung.


    z.B. auf dem Arbeitsmarkt, - einen höheren Kündigungsschutz, ein paar Tage mehr Urlaub,
    - in der Gesellschaft zur Teilhabe im Öffentlichen Leben, Bahnfahrt ermässigung,
    - Steuervorteile - einen höheren Freibetrag zur Einkommenssteuer,
    - zum Bauen und
    wenn das eigene Einkommen nicht ausreicht bekommt man über das Sozialamt einen Aufstockungsbetrag zum Lebensunterhalt.


    Leider liegt wie in anderen Ländern auch, die persönliche Schamgrenze hoch beim Betroffenen und so werden viele Anträge gar nicht gestellt oder auch aus Unwissenheit nicht. Leistungen bekommt man nur wenn dazu ein Antrag gestellt wird.


    Das ist etwas das ich bei Uns nicht gut finde, weil es auch Personen gibt die dies gar nicht können, nicht wissen und so mit sehr wenig Geld den Alltag bewältigen müssen. Hier sind die Leistungsträger gefordert und müssen mehr durch Aufklärung tun. Nur leider wurde irgendwann der §§ der Informationspflicht für den Bürger eingeführt, das bedaure ich für diesen Personenkreis sehr.


    Ich selbst habe einen Schwerbehindertenausweis, GdB 100 % und die Merkzeichen aG, B und RF.


    Dies bedeutet ich bin voll geschädigt / Mehrfachbehindert und zu den Merkzeichen
    - aG = Rollstuhlpflichtig, Gebühren zum Parken befreit und berechtigt die gesonderten Parkplätze wie Toiletten zu benutzen,
    - B = Begleitung ( hat alles frei wo immer ich bin, ob in Bahn, Bus, Flugzeug oder im Alltag zu Veranstaltungen,
    - RF = befreit von Rundfunk , TV Gebühren und einen Berichtigungsfähigen Tarif in der Kommunikation per Telefon,


    Es gibt noch weitere Buchstaben, nur diese benötige ich nicht. Dann gibt es Pflege & Betreuungsgeld durch die Pflegekasse, je wie hoch der Pflegegrad ist. Und vieles mehr.


    In Deutschland wird viel getan und hat sich vieles verändert. Doch wie du bereits geschrieben hast man trifft nicht immer auf das Verständnis in / aus der Gesellschaft - Bevölkerung. Auch bei uns gibt es viele Personen die vieles leisten in einem Ehrenamt.


    In diesem Sinne,.. euch einen guten Wochenstart, Lg Lyn


    Unter Wiki ist es gut erklärt;
    https://de.wikipedia.org/wiki/Schwerbehindertenausweis







    https://de.wikipedia.org/wiki/Schwerbehindertenausweis


    Der Luxus der Zukunft verabschiedet sich vom Überflüssigen und strebt nach dem Notwendigen,...