Mobbing und Autismus

  • Immer wieder werden autistische Menschen Opfer von Mobbing und zwar mit einer um einer Zehnerpotenz höheren Wahrscheinlichkeit !!!
    Irgendwie ist es zu einem regelrechten 'Volkssport' geworden gezielt autistische Menschen systematisch zu schickanieren.
    Das Zynische an dieser ganzen Sache ist, das autistische Verhalten als 'Entschuldigung' für ein derartiges Vorgehen zu 'rechtfertigen'.
    Aber hallo, wo leben wir denn? Mobbing, Drangsalierung, Schickanierung und so weiter sind eigentlich strafbare Handlungen und sollten, auch wenn es um autistische Personen handelt, tunlichst geahndet werden.
    In all den Autismus-Selbsthilfegruppen und Aspergertreffen in denen ich mitmache, muss ich bei jeder Sitzung von zum Teil haarsträubenden offensichtlichen Mobbingfällen hören.
    Beispiele, in der Schule, trotz guter Intelligenz, die Klasse zum Teil mehrmals wiederholen, im Berufsleben immer wieder die Probezeit verlängern, vorwerfen, man habe keine Eigeninitiative, man solle auf das Auftreten und die Erscheinung achten, man sei ein Träumer.
    Mir selber wurde am Arbeitsplatz sogar vorgeworfen, ich sei kein Macho - was soll denn das ??? . . .


    Ist unsere Gesellschaft derart wenig über Autismus sensibilisiert obwohl wir ja im 21. Jahrhundert leben?
    Wie kommt es zu solchen solchen Auswüchsen?
    Eure Meinungen und Statements dazu würde mich sehr interessieren.

  • Es ist richtig, dass Autisten sich gut als Mobbing-Opfer eignen,
    dennoch muss man m.E. vorsichtig sein, was man als Mobbing bezeichnet.


    Mein Vorschlag:
    Subjektive Empfindung und tatsächlicher Vorfall (inkl. Hintergründe)
    zuerst gemeinsam mit einer neutralen Person eruieren und überdenken.


    Was fällt unter Mobbing am Arbeitsplatz?
    http://www.mobbing-zentrale.ch…g-recht/rechtsgrundlagen/
    Eine informative Seite zu diesem Thema.

  • Nun noch mein ganz persönliches Statement zu Deinem Beitrag.


    Was Du hier als Mobbing am Arbeitsplatz aufführst,
    ist für mich in dieser Beschreibung noch nicht Mobbing.


    Was bezeichnest Du als: "zu solchen Auswüchsen?"
    Als Obama zum Volk sprach, brach er bei seiner Aussage:
    "... wir sind eine hochzivilisierte Gesellschaft ..." in Tränen aus.
    Hast Du die Rede gesehen?
    Kannst Du Dich erinnern, worüber er sprach?
    Was wirklich Mobbing ist und welche Folgen es haben kann.
    Lies bitte auch die Eltern hier im Forum,
    was sie über Schule und Mobbing schreiben.
    Das ist unentschuldbar und hat ganz andere Dimensionen,
    als wenn man Dir am Arbeitsplatz erklärt, Du seist kein Macho.

  • Genau das meine ich auch, wegen einer Eigenschaft die nicht vollkommen 08/15 ist, Autismus gehört freilich dazu, schikaniert, drangsaliert, stigmatisiert und diskriminiert wird.
    Da gibt es unzählige Formen dieser, meistens arglistig motivierten, Anwendungen.
    Beispielsweise macht die Rosinenpickerei da immer mehr Schule !!!
    Da braucht es einen Paradigmenwechsel, Rosinenpickerei ist nämlich ein egoistisches Erzübel einiger wenigen. Der Mehrheit ganz sicher nicht dienlich !!!
    Menschen mit einem Migrationshintergrund geniessen wenigstens den Schutz des Antirassismusgesetzes, behinderte oder sonst andersartige Menschen haben konkret gar keinen diesbezüglichen Schutz abgesehen vom Artikel 8 unserer Bundesverfassung der aber bloss sehr allgemeiner Natur ist.
    Ich fordere da einen besonderen expliziten Schutz für autistische Menschen wie es beispielsweise in Schweden so üblich ist.

  • Ja die Eltern sollten sich da zu Wort melden, finde ich eine tolle Idee.


    Ich kenne einen krassen Fall aus Winterthur, ein autistischer, sonst aber intelligenter und schmächtiger Schüler wurde in der 4. Klasse wiederholt tätlich angegriffen. Als sich die Eltern der Schulleitung vorstellig wurden, gab man ihnen zu erklären der kräftige Junge der die Taten verübte, sei halt 'traumatisiert' vom Bosnienkrieg. Man solle doch ein 'Verständnis' dafür aufbringen so der Schulleiter.
    Weshelb ich dieses Beispiel erst jetzt zitiere, es gibt immer wieder Leute, die Menschen mit einem Migrationshintergrund per se als Unschuldslämmer ansehen und obendrein mich als einen Rassisten bezichtigen.
    Ich finde da, was Sache ist, darf man auch so
    publizieren.
    Gut dieser Fall ereignete sich vor etlichen Jahren ist aber trotzdem aktueller denn je.
    Es ist nämlich absolut unbillig auf eine Minderheit besonders Rücksicht zu nehmen, wenn sie ihre 'Probleme' mit Gewalt 'lösen' möchte.
    Gewalt ist immer und sowieso ein 'no go' !!!

  • Hallo Fritz


    Bitte entschuldige, dass ich erst jetzt antworte. Das hat folgende Gründe:
    1. Ich habe eine sehr intensive Lebensphase und muss viel verarbeiten.
    2. Erst jetzt bekam ich den Hinweis von einer Fachfrau, was ich selber nicht erkannt habe,
    denn genau das ist eines meiner grössten Probleme, einen Menschen erkennen, mir fehlt die kognitive Empathie, auch wenn es so aussieht, als hätte ich sie, weil ich nicht beim Menschen selber, aber eben bei Situationen analysieren, philosophieren, Hypothesen erstellen kann.


    Das Thema Mobbing beschäftigt mich, auch aus privaten Gründen. Ich habe es in der Therapie versucht zu thematisieren, leider ohne Erfolg. Ich werde es erneut wieder versuchen.


    Das Thema Mensch, Wahrnehmung, wie funktioniert Psyche, Sozialverhalten fasziniert mich und wurde zu einem Interessengebiet für mich.
    Und dann passiert mir bei Dir genau der Fehler, dass ich es aus meiner Wahrnehmung beurteile, ohne Dein Wesen und Deine Wahrnehmung zu berücksichtigen, aus meiner Erfahrungswelt ein Statement schreibe.


    Es gibt den Begriff "Gut-Mensch", nein Fritz, das ist niemand. Niemand ist nur gut und macht alles richtig. Wir sind alles Menschen, ich auch und so mache auch ich Fehler. Ich hoffe, Du kannst meine Entschuldigung annehmen, dass ich den für Dich empfunden Angriff "nicht Macho zu sein", als nicht würdig für Mobbing-Empfinden gemacht habe.


    Warum jedem Menschen solche Fehler passieren können:
    Genau das finde ich interessant und macht mich so suchend nach Lösung. Es gibt nie eine Möglichkeit, aussen zu bleiben, man ist immer involviert. Wenn ich aussen sein würde, könnte ich ein System ordnen, genau das ist mein Problem. Es gibt nicht eine Ordnung in dem System Mensch und ich bin ständig auch im System, selber Mensch. Prof. Attwood hat einmal geschrieben, dass Militär für Asperger-Autisten nicht nur Nachteile hat. Alle tragen die gleiche Uniform, laufen im gleichen Schritt, keiner schärt nach links oder rechts aus. Genau, es gibt Ordnung und dann muss man nicht ständig "Was meint er/sie jetzt?" fragen, involviert in einem Mensch-System-Chaos, das viel Kraft und Zeit für Analyse, Hypothese benötigt und man dann doch wieder nicht die Ordnung hat, weil es eben nicht objektiv eine gibt. Etwas mehr Ordnung im System wäre mir hilfreich. Dann verlieren wir an Individualität und jetzt kann man philosophieren ...