Lehrstelle IV,

  • Der ewige Kampf, seit bald 18 Jahren ;-)


    Zuerst das Erfreuliche: Ich habe innert kürzester Zeit eine Lehrstelle für unseren ältesten Sohn gefunden, wo er nach den Sommerferien eine EBA als Büroassistent starten könnte. Unser Sohn hat während zwei Wochen geschnuppert und dabei den Lehrstellenplatz kennengelernt. Er kann sich die nächsten zwei Jahre dort gut vorstellen aber genau kann ich das als Mutter auch nicht sagen. Vielleicht hätten wir auch mehr Zeit mit der Berufswahl gebraucht, wir wurden von der Schulpflege regelrecht gedrängt. Schlussentlich hat er leider auch nur in diesem Bereich geschnuppert.


    Die IV unterstützt diese Ausbildung leider nicht. Der Verein bietet Lehrstellen im geschützten Rahmen an und ist deshalb auf eine Unterstützung der IV angewiesen. Die IV würde nur eine Lehre unterstützen, nach deren Abschluss unser Sohn sicher eine Stelle finden würde, was gemäss IV bei einer KV-Ausbildung nicht gewährleistet ist. Die IV wünscht Lehrstellen wie z.B. Bäcker- oder Metzgerlehrling, die aber diametral zu den persönlichen Fähigkeiten unseres Sohnes (unvorstellbar für einen Asperger!) und beruflichen Interessen stehen und deshalb nicht in Frage kommen. Berufswunsch von unserem Sohn; Geschichtsprofessor. Interessenkreis von der Schule erabeitet sind: Kaufmännisch, Architektur, Labor etc.


    Herr Dr. med. X (Arzt Zürich), der mit unserem Sohn Anfang dieses Jahres in seiner Praxis gesprochen hat, sieht bei ihm sowieso nur eine Chance, wenn unser Sohn minimal motiviert ist. Es gibt gemäss seinen Aussagen daher vermutlich gar keine Alternative zu einem Versuch im Büro Bereich oder mehr Zeit zum schnuppern.


    Die Argumentation der IV möchte ich Ihnen im folgenden als Zitat hier einfügen:


    "Die gewählte Ausbildung muss der gesundheitlichen Situation und den Fähigkeiten der versicherten Person entsprechen und auf die Eingliederung in das Erwerbsleben ausgerichtet sein. Wird von der versicherten Person eine Ausbildung gewählt, welche voraussichtlich zu keiner wirtschaftlich ausreichend verwertbaren Arbeitsleistung führt, entsteht kein Anspruch auf eine Neuausbildung nach Art. 16 Abs. 2 Bst. b IVG.
    Im Fall Ihres Sohnes bedeutet dies, dass nach der erstmaligen beruflichen Ausbildung zum Büroassistenten EBA kein Anspruch auf eine weitere Ausbildung besteht, falls Ihr Sohn keine Arbeitsstelle im 1. Arbeitsmarkt findet. Ebenfalls entsteht kein Anspruch auf eine Invalidenrente."


    Wir haben mit einem Rechtsdienst Kontakt aufgenommen und im Anschluss mit der IV gesprochen. Die Version wurde revidiert und lautet jetzt wie folgt:


    "Eine von der IV unterstützte Ausbildung muss der gesundheitlichen Situation und den Fähigkeiten der versicherten Person entsprechen und auf die Eingliederung in das Erwerbsleben ausgerichtet sein (verwertbar sein auf dem freien Arbeitsmarkt).

    Ihr Sohn startet die Ausbildung zum Büroassistenten EBA bei XXX im geschützten Rahmen. Der Abschluss Büroassistent EBA ist nach heutigem Stand auf dem Arbeitsmarkt kaum verwertbar.

    Wir haben Sie auf diese Tatsache hingewiesen.

    Im Kreisschreiben über die Eingliederungsmassnahmen beruflicher Art (KSBE: Ziffer 3015) welches sich auf Art. 16 Abs. 2 Bst. b IVG bezieht, ist festgehalten, dass bei einer von der IV unterstützten Ausbildung, die nicht verwertbar ist, die versicherte Person Anspruch auf eine weitere andere Ausbildung hat.

    Da die Ausbildung im Falle Ihres Sohnes selbst gewählt ist, ist die IV nicht verpflichtet, eine weitere Ausbildung zu finanzieren (KSBE: Ziffer 3015).

    Bei schulischer und praktischer Eignung kann jedoch Unterstützung für eine Weiterausbildung zum Kaufmann EFZ im 1. Arbeitsmarkt geprüft werden."


    Auch das können wir so nicht unterschreiben, da ja überhaupt nicht klar ist, wie sich unser Sohn entwickeln wird. Falls er die EBA schafft, könnte er ja keine weitere IV-unterstützte Ausbildung absolvieren, wenn er keine Stelle aufgrund seines Asperger findet.


    Im Moment ist deshalb auch unklar, wie es nach den Sommerferien mit unserem Sohn weitergeht, er wird ende Juni 18 Jahre alt. Uns fehlt langsam der Glaube, dass wirklich alle am gleichen Strick ziehen und zum Wohle von unserem Sohn gehandelt wird!


    Ich habe mich schon an jegliche Organisationen u. Beratungstellen, Rechtabteilungen, gewendet, aber alles leider ohne Erfolg. Am Montag beim Themenabend von Autismus deutsche Schweiz, wurde mir klar, dass es viele verzweifelte Eltern gibt!


    Was gibt es noch für Möglichkeiten? Wer kann uns da weiterhelfen?

  • Hoi Herbstsonne


    Wir sind im Moment auch in diesem Prozess.


    Ich habe vor etwa 2 Wochen noch von einem Praktikumsjahr gehört. Da sich Asperger oft nichts unter einer Berufsbezeichnung vorstellen können, dürfen sie in verschiedenen Betrieben schnuppern. Das Ganze wird durch einen Coach unterstützt. Ein Berufsfindungsjahr (wie 10 Schuljahr) kommt bei euch nicht in Frage? So hättet ihr mehr Zeit für die geeignete Lehrstelle zu suchen.


    Wart ihr bei der IV oder beim BIZ zur Berufsberatung?


    Procap und Inclusion Handicap kommen mir im Moment als Anlaufstelle zum Fragen und Hilfe holen in den Sinn.


    Grüessli
    Jris

  • Hoi Jris


    Vielen Dank für deine Hilfe :-) Die Schulpflege will kein 10tes Schuljahr zahlen u. bei Inclusion Handicap und Procap war ich auch schon in der Rechtsberatung. BIZ u. IV Beraterin haben uns leider gar nicht unterstützt. Die erste zugeteilte IV Beraterin mussten wir wechseln, weil Sie unseren Sohn gar nicht wahr nahm und das Asperger Problem einfach ingnorierte. Am liebsten hätte Sie unseren Sohn in ein "Heim/Werkstätte" nach Biel geschickt etc. Leider ist die neue IV Beraterin auch keine grosse Hilfe, sondern anscheinend ziemlich eingeschüchtert von der ersten IV Beraterin.


    Letzten Sommer war ein Coach bei uns zu Hause, aber leider wurde dieser von der IV auch nicht akzeptiert u. unterstützt. Alle haben mich geträgt, dass unser Sohn die Berufwahl eigentlich allein machen müsse "selber mit Arbeitgebern Kontakt aufnehmen" mit Unterstützung von mir. Da hätte ich ihm den Telefonhörer ans Ohr kleben müssen ;-)


    Von einem Praktikumsjahr habe ich noch nichts gehört, wie u. wo wäre den das? Ist das z.B. wie eine Stiftung Bühl in Wädenswil oder Appisberg in Männedorf? Diese bieten leider fast nur Handwerkliche Berufe an!


    Wenn ich mit unserem Sohn mehr Zeit hätte für die Berufswahl und auch eine richtige Unterstützung mit Fachpersonen, dass wäre wirklich genial.


    Grüässli

  • Ich kann nicht begreifen, warum kein 10 tes in Frage kommt, wenn er ja noch nicht genau weiss, was er will. Nach einem Schuljahr mehr würde er ja vielleicht eine Ausbildung im 1 Arbeitsmarkt machen können, weil ihr länger Zeit zum umschauen habt.


    Das mit dem Praktikumsjahr klär ich nächsten Woche noch mal ab. So wie ich das verstanden habe, würden sie von zu Hause aus in verschiedene ihnen zusagenden Berufen reinschauen. Nicht bloss 1 - 3 Tage, sondern 1 - 2 Wochen. Das wäre nicht in einer Einrichtung fix.


    Wir haben mit der IV Berufsberaterin auch eine gekriegt, die man in der Pfeiffe rauchen kann. Jetzt gibt es auf Juli einen Wechsel. Mal schauen, was danach kommt.
    Die Frau auf dem BIZ war für uns super. Sie geht auf seine "special effects" ein und will ihm nicht etwas aufschwatzen, das nicht gehen wird.


    Habt ihr in Archidektur schon mal als Bauzeichner geschnuppert? Wäre ja ev. besser als KV.
    Wenn du das Gefühl hast, dein Sohn braucht noch mehr Zeit, würde ich mich auf die Hinterbeine stellen und ihn nicht in etwas reindrücken lassen. Das wird auf die Dauer nicht gut gehen. Gerade unsere Kinder sollten nicht etwas lernen, das ihnen nicht zusagt. Ev. ist er ja noch gar nicht bereit genug, um in eine Ausbildung zu wechsenl. Ist dann Shit, wenn sie nicht einmal die Ausbildung durchziehen können.


    Sobald ich alles abgeklärt habe, hörst du wieder von mir.


    Schöne Pfingsten, geniesst die freien Tage und lasst den Kopf mal durchlüften.
    Grüessli
    Jris


    PS: Was ist eigentlich die Schulpflege? Das kennen wir hier nicht.

  • Avantos ist das erste was ich dir liefern kann. Das kannst du im Web "googeln". Läuft über IV oder ev. Alters- und Behinderten Amt (ALBA), der GEF unterstellt, mit einer finanziellen Beteiligung der Eltern.Das kannst du ja bei Avantos abklären. Das wäre dieses Praktikumsjahr.


    Ich würde mich auf alle Fälle da mal sofort melden. Lass dich von niemandem in etwas drängen, das für deinen Sohn nicht stimmt.Ihr braucht definitiv mehr Zeit.


    Unser Sohn weiss nicht genau was er machen will. Vor etwa 4 Wochen kam er plötzlich mit der Idee Gymi. Dafür ist sein Notendurchschnitt aber nicht ganz genügend. Er war bis jetzt im Herbst 4 verschiedene Berufe schnuppern, im Feb. und April Bauzeichner Architektur und im Sommer noch Bauzeichner Ingenieur. Für unsere BIZ Beraterin war auf alle Fälle wichtig, dass die IV ja sagt zu einem 10 Jahr Schule, wenn wir nicht genügend Zeit für die Lehrstellensuche haben. Das heisst zwar eher, wenn sich unser Sohn nicht bald auf einen Beruf festlegen kann, der ihm zusagt. Bei uns ist ja noch ein Jahr Zeit, da er im Sommer erst ins 9 Schuljahr kommt.
    Ich finde es lustig, dass bei deinem Sohn die gleichen Themen zur Sprache kamen, wie bei uns. Architektur und Labor.
    Der Bauzeichner hat im sehr gut gefallen und er hat auch gute Rückmeldungen erhalten.


    Grüessli
    Jris

  • Hallo Herbstsonne
    Die Reaktion der IV ist für mich nicht ganz nahvollziebar, da dein Sohn ja auch keine Arbeitsstelle findet, wenn er einen Beruf erlernt, der nicht seinen Neigungen entspricht. Wer sagt dann, dass es wirklich Metzger braucht? Das ist auch nicht so gesichert und ich habe auch schon viele arbeitslose Bäcker erlebt.
    Ich würde dringend zu einer Berufsberatung raten. Je nach Kanton bei der öffentlichen Berufsberatung. Es wäre wichtig, dass man eine seriöse Interessenabklärung macht.
    Warum denkt Ihr an Büroassistent EBA? Dies ist im Vergleich zu KV schulisch einfacher und wird bei schulisch schwächeren Jugendlichen angeboten. Zeichner EFZ ist im Vergleich zum KV im Bereich Mathe/Geometrie nochmals einiges anspruchsvoller. Also müsste abgeklärt werden, auf welchem Niveau er eine Ausbildung machen kann.
    Sowohl EBA wie auch EFZ Ausbildungen können im geschützten Rahmen oder in der Privatwirtschaft gemacht werden. Die IV hätte auch die Möglichkeit, einem Betrieb der freien Privatwirtschaft Unterstützung zu bezahlen, wenn jemand einen grösseren Betreuungsaufwand benötigt. Dies kommt die IV meistens immer noch günstiger als ein Platz im geschützten Rahmen.
    Zum 10. Schuljahr: Es gibt je nach Kanton sehr viele unterschiedliche Angebote, die auch vom Kanton unterstützt werden und deshalb noch bezahlbar sind. Die öffentliche Berufsberatung sollte dazu Auskunft geben können. Falls Ihr aus dem Kanton Bern seid (da du Biel erwähnt hast), habe ich hier einen Link dazu gefunden: http://www.erz.be.ch/erz/de/in…ung/brueckenangebote.html.
    Dies würde vielleicht wirklich Sinn machen, damit er nochmals Zeit hat, zu schauen, was er möchte.


    Ich wünsche Euch viel Erfolg
    liebe Grüsse Elisa

  • Salü Iris und Elisa


    Vielen Dank für das Schreiben mit den Infos; euch auch ein ganz schönes restliches Pfingstwochenende. Werde gleich die Sachen googlen :-) Wir sind momentan seit sieben Jahren im Zürcher Oberland, waren mit Familie wegen den versch. Schulsystemen aber auch schon im Kanton St. Gallen und Schwyz. Aber auch das "zügeln" hat nur momentane Entlastung für unserern ältesten Sohn gebracht. Betreffend Schulpflege (unten) die anscheinend ein Auslaufmodell ist und bei unserem Sohn (bald 18) eh nicht mehr relevant ist.


    Liebi Grüäss Herbstsonne


    Der Schulpflege gehören fünf Mitglieder einschliesslich des Schulpräsidiums an, die vom Souverän gewählt werden.
    Die Schulpflege konstituiert sich auf Vorschlag des Präsidiums selbst.
    Aufgaben, Verantwortung und Kompetenzen
    Die Schulpflege ist für alle Belange des Schulwesens verantwortlich.
    Sie entscheidet aufgrund der Anträge ihrer Mitglieder, der Ressorts,
    der Geschäftsleitung, der Schulleitung, der Schulverwaltungsleitung
    sowie einzelner Mitarbeitenden. Alle diese Gremien und Personen verfügen
    über ein direktes Antragsrecht, sofern damit nicht die Kompetenzordnung
    umgangen wird.
    Die Schulpflege legt die strategischen Ziele fest
    und fällt Grundsatzentscheide. Die zur Erfüllung erforderlichen
    Folgeentscheide (operative Entscheide) werden an die Geschäftsleitung,
    die Schulleitung und die Schulverwaltungsleitung delegiert. Praktisch
    alle pädagogischen und betrieblichen Entscheide werden im Rahmen der
    bestehenden Gesetze, der Geschäftsordnung und Reglemente von der
    Geschäftsleitung und der Schulleitung gefällt. Diese werden -
    stellvertretend für die Schulpflege - von den zuständigen Ressorts
    beaufsichtigt.
    Die Schulpflege kann Folgeentscheide in begründeten Fällen aufheben.
    Die Schulpflege genehmigt die Geschäftsordnung, die Reglemente, sämtliche Aufgabenbeschriebe und das Schulprogramm.
    Allfällige
    Einsprachen gegen Anordnungen der Ressorts, der Schulleitung oder der
    Geschäftsleitung werden von der Gesamtschulpflege entschieden.

  • Ich denke nicht, dass ein 10 Schuljahr von der Schulpflege bezahlt werden müsste, gehört ja sozusagen nicht mehr zur Volksschule oder? Private Angebote kosten, klar...aber es gibt auch solche Brückenangebote vom RAV oder sonst noch einiges...KT Zürich ev Impulsis oder axis Bildung anfragen? Viel Glück!!!