Diagnosehilfe? Bin ich Aspi?

Hallo

Vorneweg: eine Diagnose wird Dir hier niemand geben können. Nur eine Diagnosestelle kann das.
Vorneweg 2: ich bin nur ein Aspie und weder Arzt, Psychiater, Psychologe oder Diagnostiker. Alles ist nur eine Meinung und stellt keinesfalls eine Diagnose dar.

Zitat von bml

Ich brauche Hilfe bei der Diagnose ob ich vielleicht (Asperger) Autist bin, ich weiß nicht mehr weiter, meine Beziehung leidet auch unglaublich

Was hattest Du bisher bezüglich des Asperger-Verdachts unternommen? Informationsseiten gelesen? Eventuell Online-Selbsttests usw. gemacht?

Zitat von bml

- Meine Partnerin kann mich nicht lesen / verstehen, ich sitze immer emotionslos da, kann auch andere Menschen nicht beurteilen / lesen
- sie weiß nicht ob ich traurig, glücklich etc bin, ich sehe anscheinend immer gleich aus (sagen schon seit meiner Kindheit viele)

Eine alternative Möglichkeit für diese Punkte könnte auch eine schizoide Persönlichkeitsstörung oder Alexithymie sein.

Rein interessehalber und ohne Wertung... Lebst Du mit der Freundin im gleichen Haushalt oder getrennt? Hast Du eine Rückzugsmöglichkeit, wenn ihr zusammenleben solltet?

Zitat von bml

- ich sitze immer nur apatisch vor dem PC und fühle mich nur da wohl

Wie "sitze nur apathisch vor dem PC"... Sitzt Du nur da und machst nichts oder machst doch etwas, und sei es nur ein wenig im Internet surfen?

Zitat von bml

- Ich reagiere extrem auf Geräusche, wenn bei jemandem das Handy vibriert bekomme ich starke Aggressionen, andere stört das weniger
- Wenn irgendwo eine Uhr tickt oder nachts die Heizung leise Geräusche macht ist es nicht nur störend, ich bekomme rasende Wut
- schon als Kind hab ich auf Hundegebell und Flugzeuge mit Anfällen reagiert (habe neben dem Flughafen gewohnt, musste auf den boden, ohren zuhalten etc)
- Ich reagiere extrem auf Berührung, wenn mich jemand im Gesicht anfasst bekomme ich starke Wut und Aggressionen

Eine alternative Erklärung zu Asperger könnte hier eine Hochsensibilität sein.

Zitat von bml

- Ich kann keinen Augenkontakt halten, ich fühle mich extrem unwohl beim reden mit anderen Menschen
- In Gesellschaft sitze ich nur still in der Ecke, unterhalte mich extrem selten und wenig
- Ubahn-fahren, Menschenmengen, Stadt etc ist für mich eine Qual

Eine alternative Erklärung zu Asperger könnte eine soziale Phobie sein.

Zitat von bml

- Angststörungen, Schlafstörungen, Zwangsstörungen und Panikattacken natürlich auch inbegriffen
- Ich sehe zwanghaft überall Muster, und muss diese ansehen (stifte, schnee)
- ich muss alles gerade rücken und es muss im rechten WInkel ausgerichtet sein
- Ich muss überall wo zahlen sind rumrechnen ob etwas gerades / ungerades / auffälliges etc dabei rauskommen (Auto-Nummernschilder)

Hier wäre eine Zwangsstörung denkbar.

Damit will ich keinesfalls behaupten, dass Du anhand Deiner Beschreibung das Asperger-Syndrom nicht haben könntest, sondern nur aufzeigen, das man auch mit diversen Übereinstimmungen zu den Beschreibungen zum Asperger-Syndrom nicht zwingend davon betroffen sein muss sondern auch andere Möglichkeiten bestehen.

Hattest Du schon mal mit Deinem Arzt/Hausarzt über Deinen Asperger-Verdacht gesprochen? Hier findest Du Adressen von Diagnosestellen schweizweit. Dein Arzt/Hausarzt kann Dich zu so einer Diagnosestelle überweisen.

Zitat von bml

- Infoseiten viel gelesen ja, online selbsttest gemacht (wahrscheinlichkeit war hoch, 38 bei diesem AQ glaub ich)
habe gerade meinen Therapheuten gefragt, er meinte ja, das sind sehr eindeutig autistische Verhaltensweisen, aber "DEN" Autismus wie man ihn aus dem Fernsehen kennt, gibt es in dem Sinne nicht, man spricht wohl eher von autistischen Verhaltensweisen die mehr oder weniger ausgeprägt sein können (in meinem Fall anscheinend mehr, bzw gibt es wohl den angeborenen Autismus bei dem die Kinder auch die restliche Entwicklung nicht wirklich mitbekommen, und den "angelernten" der dann durch Trauma etc zu solchen Verhaltensweisen führt)

Es gibt auch nicht "DEN" Aspie (Mensch mit Asperger-Syndrom).

Der Autismus zählt im eigentlichen Sinne zu einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung. Wenn ich es denn salopp und bildlich formulieren wollen würde, dann würde ich über mich (Asperger) sagen, dass bei mir bei der Entwicklung im Mutterbauch im Gehirn einige Bereiche anders "verdrahtet" wurden als üblich und dadurch einige Fähigkeiten besser ausgebildet wurden als andere.
Daneben gibt es "angelernte" Formen, die man erst mit der Zeit entwickelt.

Den AQ-Test, den Du gemacht hattest, ist ein Selbsttest. Der Cut-off, bei dem genügend Auffälligkeiten zusammenkommen, um eine weitergehende Untersuchung anzustrengen liegt bei >=32.
Das muss aber nicht heissen, das jemand mit 40 Punkten beim AQ-Test auch im ASS-Bereich liegen muss. Ich hatte bei der Diagnose 46 Punkte erreicht und man war sich wegen meiner Geschichte zuerst nicht sicher, ob es sich bei mir nicht doch um einen "angelernten" Autismus handelt.

Hattest Du mit Deinem Therapeuten vielleicht auch schon darüber gesprochen, ob es sinnvoll wäre, wenn Du eine Diagnose durchführen würdest?

Zitat von bml

- ich lebe mit meiner Frau im selben haushalt auf engstem raum (30 qm), kein Rückzug möglich

Jetzt mal unabhängig davon, ob Du nun eine Form von ASS haben solltest oder nicht... Aber jeder Mensch braucht doch seine Rückzugmöglichkeiten, auch von seinem Partner?
Ich würde fast schon ein wenig vermuten, das die Wohnsituation bei euch nicht ganz freiwillig zustande gekommen sein könnte... So eine Nähe ohne Rückzugmöglichkeit muss doch auch zu Spannungen in einer Beziehung führen...

Könntest Du wenigstens raus und z.B. in der Nähe in der Natur spazieren gehen, um ein wenig zur Ruhe zu kommen, wenn es Dir "zuviel" Zuhause werden sollte?

Zitat von bml

- ich zocke oft, manchmal programmiere ich, manchmal sitze ich nur davor und bewege die Maus hin und her, aber weg vom computer kann ich nur schwer. man muss dazu sagen, dass es nicht "schwer" ist sondern fast unmöglich, zuhause fühle ich mich extrem unwohl wenn ich dann nicht vor dem computer bin, bekomme zwangsstörungen, wenn ich in der arbeit vom bildschirm weg soll (meetings etc) bekomm ich panik, schwindel etc und ich reagiere in beiden fällen extrem aggressiv

War dieser Zustand " 'nur' am PC sitzen, weil dort fühle ich mich noch am wohlsten fühle" denn von Anfang an oder hatte sich das erst mit der Zeit wie schleichend entwickelt? Wie war das früher, bevor Du in die 30m2-Wohnung eingezogen warst? Hattest Du eine "schöne" Wohnung, bei der die genannten Punkte nicht oder zumindest nicht so stark auftraten?
Gibt es vielleicht in Deinem Leben eine auslösende Situation, von der Du denkst, "DAS" war der Auslöser (ev. Trauma... Du musst darauf nicht hier antworten, wenn Du nicht willst!) .

Aggressionen oder auch Zwangsstörungen können ein Anzeichen von Überforderung sein, zumindest geht es mir auch heute noch malnchmal so...

Wie ist das bei Dir, wenn man Dich in der Arbeit vom Bildschirm wegholen will... Was geht in Deinem Kopf vor? Mehr so eine "ach lass mich nur in Ruhe"-Wut oder vielleicht etwas in die Richtung "Was kommt jetzt auf mich zu"-Unruhe? Hast Du ggf. eine "Grundangst", die z.B. immer in der Arbeit vorhanden ist? Eine Angst davor, das man Dich vom Bildschirm wegholen könnte oder wenn das dann geschieht irgendetwas bei Dir/mit Dir passiert?
Ev. eine Kombination von beiden Punkten oder etwas komplett anderes? Du schreibst, dass Du dann auch Panik, Schwindel etc. bekommen würdest... Wäre es möglich, dass Du unter sogenannten Panikattacken leidest?

Zitat von bml

Er frag, ob das überhaupt einen Unterschied machen würde, dem einen Namen zu geben, ich bin so wie ich bin und hab diese Macken, und dem einen Namen zu geben macht im Grunde keinen Unterschied, find ich garnicht so verkehrt, aber es wäre eine Erklärung.

Eine offizielle Diagnose würde erst einmal nichts ändern, das stimmt.
Aber sie kann z.B. Deiner Frau helfen, sich in die Thematik einzulesen und ihr helfen, Dich besser zu verstehen. Auch wenn man als Partner weiss, wie in etwa der Partner "tickt", so kann das Einlesen in die Thematik doch noch zusätzlich helfen, den Partner besser zu verstehen.
Ebenso bestünde mit einer Diagnose auch die Möglichkeit, dass Du eine zielgerichterte Therapie machen könntest oder z.B. im Job Unterstützung bekommen könntest.

Zitat von bml

Ja, sie geht dann wenns schlimm wird eine Woche weg zu Freunden / Eltern etc. Aber auf Dauer müssen wir etwas anders machen, ist uns beiden Bewußt, ist ein Stressfaktor ja.

Ich stelle mir vor, das es für euch beide sehr belastend ist so "aufeinander" in der Wohnung zu sitzen.

Zitat von bml

War immer so, als Kind war es halt der GameBoy, später Computer. Davor hatte ich eine ähnlich kleine Wohnung, da war es genauso. Wollte nie da raus, unter Menschen fühl ich mich unwohl, spreche nicht mit Ihnen etc, sitze nur still da und darf mir anhören was mit mir nicht stimmt.

Als Kind hab ich auch nicht gesprochen, meine Eltern machen zwar Witze darüber, aber es ist auch ein Hinweis in die Richtung. Ich durfte irgendwann nicht mehr ans Telefon gehen weil ich immer ran ging und einfach nicht gesprochen habe.

O.k., Du "magst" Menschen und ihre Gegenwart offenbar nicht gerade besonders sondern möchtest lieber alleine sein(?).
Witze darüber machen finde ich jetzt nicht wirklich nett...

Zitat von bml

"Trauma" hatte ich viele aber diese ganzen "Macken?" hatte ich schon als Kleinkind.

Du bist nur etwas anders als andere Menschen... "Macken" als Ausdruck finde ich als Ausdruck sehr negativ besetzt:)

Zitat von bml

Panikattacken hab ich auch. Allgemeine Angstörungen etc auch. Schwer zu sagen, in der Arbeit bin ich einfach genervt und wütend wenn ich vom Bildschirm weggeholt werde, ich weiß nicht warum, ich werde aggressiv, mir wird heiß, schwindelig, Panik. Ich will einfach zurück zum Bildschirm kann aber nicht sagen was ich oder mein Hirn sich dabei denken.

Hmmm.... Könnte man es vielleicht so formulieren... Wenn es nicht nach Deinem Plan läuft zeigt Dein Körper/Deine Psyche eine Reaktion?

Zitat von bml

Zuhause ist es ähnlich, vor dem Bildschirm ist alles ok, aber ich "muss" oder will halt oft auch was mit meiner Frau machen, und wenn es nur auf der Couch sitzen ist, ich werde aggressiv, fühle mich extrem unwohl, bekomme Zwänge, reiße mir Barthaare aus, verkrampfe mich irgendwie, echt komisch das alles.

Gibt es denn auch Momente, in denen Du die Gegenwart Deiner Frau geniessen kannst und dann auch entspannt bist?

Zitat von bml

Muss nicht unbedingt Abneigung sein. Ich kann auch dasitzen und zuhören aber ich rede halt nicht und "verliere" mich irgendwie, starre auf die selbe Stelle und fang an zu träumen

Hmmm.... Ziehst Du Dich dann mit den Träumen in Deine eigene Welt zurück?

Zitat von bml

Genau das ja

War das denn auch schon ein Thema bei/mit Deinem Therapeuten?

Ich weiss jetzt nicht, ob es grundsätzliche Unterschiede dabei gibt, wie man lernt, mit solchen Situationen besser umzugehen, wenn man z.B. psychisch angeschlagen, autistische Züge oder Autist sein sollte... Möglicherweise ist die Vorgehensweise unterschiedlich.

Zitat von bml

Ja, intim sein ist gut. Da ist auch nähe gut und ich hab kein Problem. Haben wir beide nicht.

Schön.

Zitat von bml

Es geht eher um dieses Zusammensein außerhalb der Intimität. Ich hab keine Ahnung was man miteinander anstellen sollte, unternehmen sollte, wir unterhalten uns garnicht, ich wüßte auch nicht über was, sie stört das auch aber ich wüßte nicht was ich sagen oder reden sollte.

Wenn Deine Frau einen Vorschlag machen sollte, etwas gemeinsam zu unternehmen, dann kommt der vermutlich nicht so gut bei Dir an?
Ich denke schon, das ein Austausch jenseit der Intimität wichtig für eine Beziehung ist. Man "muss" doch auch über Dinge sprechen, um sich zu finden, aber auch Unterschiede zueinander zu erkennen, ein Ohr für den Partner haben usw.

Zitat von bml

Wir sitzen zusammen vor der Glotze und schweigen uns an, sie findet das natürlich zu wenig und denkt ich bin von ihr gelangweilt oder genervt aber ich finde das schön. (Bis auf dass mein Körper spinnt und ich unruhig werde und zum PC zurück will)

Habt ihr denn auch schon versucht, euch gegenseitig eure eigenen Bedürfnisse mitzuteilen? Weiss Deine Frau, warum und weshalb Du Dich vor dem PC am Wohlsten fühlst?

Für Dich scheint die Beziehung momentan so, wie sie ist besser zu passen. Das ist kein Vorwurf oder eine Schuldzuweisung an Dich(!), aber ich könnte mir vorstellen, dass Deine Frau dabei viel zu kurz kommt.

Nebeneinander vor dem Fernseher zu sitzen und nichts zu sagen finde ich zumindest furchtbar passiv... Gibt es denn nichts, was euch beide gleichermassen interessieren und auch mehr verbinden würde? Statt Fernseher z.B. Rome, Schach, Mühle, Mensch ärgere Dich nicht usw usw usw spielen, oder würde Dich das eventuell überfordern?

Zitat von bml

Reden können wir irgendwie überhaupt nicht. Wir reden nur aneinander vorbei, keiner weiß was der andere ihm sagen will, keiner versteht was der andere meint, als ob wir zwei verschiedene Sprachen sprechen würden. Inzwischen ist das Thema todgeschwiegen.

Für eine Beziehung ist das Totschweigen auf Dauer nicht unbedingt förderlich....

Zitat von bml

Wir machen sowas schon ab und zu (eher selten). Aber ich zwinge mich eher dazu. Wär mal eine Idee sowas wieder regelmäßig einzuführen

Regelmässig und gemeinsam etwas zu spielen ist eine Möglichkeit. Aber das sollte aus freien Stücken kommen und nicht wegen einem Zwang oder weil Du "musst".
Deine Frau wird den Unterschied bemerken, wenn Du etwas aus freien Stücken oder wegen "Zwang" machen solltest.
Das soll kein Vorwurf an Dich sein! Aber es soll Dir aufzeigen, das eine Reaktion von Dir zu einer Reaktion bei einer anderen Person, hier Deine Frau, führt.
Machst Du etwas aus freien Stücken, wird eine Person anders darauf reagieren als wenn sie bemerkt, das Du etwas aus "Zwang" machst.