Artikel: (Stadt) Zürich kappt Förderung von Autisten

  • Erschreckend und für mich nicht nachvollziehbar dieser Entscheid der Stadt Zürich.

    Eine Weiterbildung für die Regelklassenlehrpersonen und SHPs in der Regelschule ist sehr begrüssenswert. Doch Tatsache bleibt, dass viele autistische Kinder mit einem durchschnittlichen oder höheren IQ auf eine umfangreichere Unterstützung angewiesen sind, als dies eine Lehrperson in ihrem eh schon überfrachteten Auftrag leisten kann.

    Die Integration mit den momentanen Ressourcen funktioniert ja leider oft schon nicht. Fallen diese auch noch weg, werden noch mehr autistische Kinder durchs Netz fallen und damit auch ihre Familien.

  • Mit grossem Unverständnis habe ich den Artikel gelesen...die Aussage, dass die Förderung auch in anderen Gemeinden nicht optimal sei ist ja noch das Tüpfelchen auf dem i!!!

    Ich schreibe einen Leserbrief, vielleicht einige andere aus dem Forum auch? Etwas streichen ohne eine andere adäquate Lösung zu haben, das darf nicht sein!

    Ich habe bei meinen Söhnen immer mal wieder gedacht, dass es fast einfacher wäre, wenn ihre Schwierigkeiten auf andere Art sichtbar wären oder sie eben eine "richtige" Behinderung hätten, und das ist schlimm, dass man als Mutter so denkt aber stimmen tut es trotzdem:-(

  • Ich finde es bedenklich, wenn man zwischen ASS "ohne Behinderung" und ASS "mit Behinderung" unterscheiden will.

    ASS an sich ist ein Spektrum, die Übergänge sind fliessend, wie bitte will man hier zwischen "ohne" und "mit" Behinderung unterscheiden?

    Man kann so auch einen Keil zwischen vermeintlich Kindern mit ASS "ohne Behinderung" und Kindern mit ASS und "Behinderung" bzw. deren Eltern und unterstützenden Stellen treiben. Diese Differenzierung ist in meinen Augen sehr gefährlich.


    Mir ist durchaus klar, das Kinder, die tiefer im Spektrum sind, mehr Hilfe und Zuwendung brauchen und benötigen.

    Aber, auch Kinder "ohne Behinderung" haben teilweise massive Einschränkungen unter anderem im sozialen Bereich und gerade im beruflichen Umfeld wird immer mehr - teilweise empfinde ich es als komplett übertrieben - auf die Teamfähigkeit eines potentiellen Mitarbeiters geschaut.


    Diesen Kindern "ohne Behinderung" aber mit ASS wird so die Hilfe und Chance genommen, die sie an sich benötigen.

    Die Lehrpersonen sind an sich schon oft mit der Zahl der Kinder sehr gut gefordert wenn nicht vielleicht auch überfordert. Wie sollen oder können sie den Fokus auf ein Kind mit ASS "ohne Behinderung" legen, ohne die anderen Schüler nicht zu sehr zu brüskieren? Dem Kind mit ASS aber "ohne Behinderung" könnte die restliche Klasse die zusätzliche Zuwendung der Lehrperson aus Unverständnis übel nehmen und DANN würde das Kind zusätzlich der Gefahr ausgesetzt sein, gemobbt zu werden. Daran wurde offenbar nicht einmal im Ansatz gedacht.


    Ich finde diese Entwicklung bedenklich. Einerseits macht die Forschung im Bereich ASS Fortschritte, neue Erkenntnisse und Ansätze zum Umgang mit ASS werden veröffentlicht, aber genau dort, wo diese Erkenntnisse und Ansätze am meisten von Nöten wären, in der Schule und im Schulalter, in dem Kinder mit ASS am ehesten Fortschritte machen können, genau dort wird diese notwändige Hilfe zusammengestrichen und somit die positive Entwicklung von betroffenen Schulkindern potentiell gefährdet.


    Wenn die liberal-links eingestellte Stadt Zürich schon so ein Zusammenstreichen einer sinnvollen Ausgabe ins Auge fasst, wie wird das auf dem eher konservativ ausgerichteten Land aufgenommen? In meinen Augen hat nur schon die Idee, dies in der Stadt so umsetzen wollen eine verheerende Signalwirkung Richtung Landbevölkerung.

  • Heute sind die Leserbriefe zum besagten Artikel im Tagi, meiner auch, zum Schutz meiner Kinder anonym. Toll wäre doch, wenn zu Beiträgen in den Medien im Zusammenhang mit Autismus auch Autismus Schweiz oder das Autismuslinkforum oder die Stiftung Kind & Autismus Leserbriefe verfassen würden, nicht? Ich habe als Mutter geschrieben, würde den Text unterdessen schon wieder komplett anders schreiben und hätte noch viel mehr zu sagen! Wenn offizielle Stellen sozusagen als Lobby von uns ALLEN Beiträge verfassen würden, macht das ev noch mehr Eindruck, was denkt ihr? Schön wäre auch, wir Betroffenen und ganz viele Fachleute würden sich zusammenraufen und einen Brief ans Schulamt, die Bildungsdirektion, Stadtrat usw. verfassen und unterzeichnen, wer wäre dabei???

  • Hallo bigMaMa


    Ich bin ehrlich gesagt hin- und hergerissen von Deinem Vorschlag und hatte auch lange überlegt, ob und wenn was ich antworten soll.


    Einerseits will ich sofort dabei sein, denn das ist ein enorm wichtiges Thema, welches jeden betrifft, der von einer Beeinträchtigung betroffen ist (wenn man schon bei ASS zwischen "mit" und "ohne" Behinderung differenzieren will könnte man dies künftig auch bei anderen Beeinträchtigungen machen). Mein starker Sinn für Gerechtigkeit spielt hier auch eine nicht unwesentliche Rolle.


    Ich wäre vielleicht mit Vorbereitung (wie die auch immer aussehen würde) bereit, aus Sicht eines Betroffenen (wesentliche Diagnosen Asperger, ADHS, auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitsungsstörung) an einer Gesprächsrunde im kleinen Kreis mit der Bildungsdirektion/Stadtrat teilzunehmen, damit sich diese Stellen ein Bild aus Sicht eines Betroffenen machen können, was es heisst "nicht behinderten" Menschen mit ASS Hilfe zu verweigern.

    Hätte ich diese Hilfe nicht im Kindesalter in Form von Therapien und teilweise auch Begleitpersonen bekommen, dann wäre ich heute nicht da wo ich bin (lebte mehrere Jahre selbstständig ohne fremde Hilfe, bin verheiratet, beruflich irgendwie auf meine Art erfolgreich usw).


    Auf der anderen Seite hege ich aber auch die Befürchtung, dass so mein Name an die Öffentlichkeit geraten könnte. Nur meine Frau, meine Familie und eine gute Freundin wissen von meinem Asperger, mein berufliches Umfeld gar nicht und das soll auch so bleiben.

  • Lieber Lumpi


    Ach siehst Du, so viel weiter hast Du schon gedacht als ich, wow! Ich habe mir nur überlegt, einen Brief zu schreiben so in der Art wie eine Petition, einfach ohne quasi politischen Nutzen, aber im Sinne eines Statements, weisst Du wie ich meine? Und wenn man das Unterschreiben lassen möchte bräuchte man wahrscheinlich auch ein Tool, und auch sozusagen "Verbündete" z.B. bei autismus CH, die einen Link z.B. an alle Mitglieder schicken würden...denn hier im Forum stösst es auf keine grosse Resonanz.

    Es ist u schlimm, aber ich glaube an einem Gespräch wären diese Leute vielleicht gar nicht interessiert? Oder doch? Die Idee ist nämlich grossartig...aber ich weiss auch nicht wo anfangen? Betreffend dem Namen...ich verstehe die Bedenken, mein Leserbrief wurde ja auch nur mit Initialen gedruckt zum Schutz meiner Kinder...das müsste man vorab gut abklären, wäre aber sicher möglich.

    Sollen wir einfach mal autismus CH anfragen wie sie dazu stehen, ob es eine Idee gibt?

  • Hallo bigMaMa


    Es gäbe viele Möglichkeiten.

    Wir könnten:

    - einen Brief verfassen, den sich hier jeder herunterladen, ausdrucken, unterschreiben und einschicken kann (einfachste Methode)

    - Unterschriftenlisten wären aufwändiger im (technischen) Umgang


    bis hin zu versuchen, die Verantwortlichen der Stadt Zürich zu einem Gespräch zu bringen. Es wäre schon viel erreicht, wenn sie ihre Entscheidung noch mal überdenken würden. Wir wissen ja alle nicht, worauf ihre Entscheidung basiert, welche Informationen ihnen zur Verfügung standen. Es wäre falsch, auf sie zuzugehen und zu sagen, das ihre Entscheidung falsch ist (auch wenn wir das so sehen sollten), es wäre wichtig sie dazu zu bringen, ihre Entscheidung nochmal zu überdenken.


    Dies auch im Hinblick, das es irgendwann ja nicht nur um Menschen mit Autismus geht sondern potentiell auch um Menschen mit anderen Einschränkungen. Wenn man Stück für Stück überall und immer mehr den Sparstift ansetzt um kurzfristige Einsparungen zu erreichen oder Entwicklungen nicht beobachtet und rechtzeitig Gegensteuer gibt fällt das nur den jeweilig direkt Betroffenen und deren Angehörigen auf. Der Allgemeinheit, die ja nicht betroffen ist, fallen solche Entwicklungen und deren Konsequenzen ja nicht sehr auf.

    Dafür sollte ein Bewusstsein geschaffen werden, sowohl wie hier bei den Verantwortlichen der Stadt Zürich wie auch bei allen Menschen auch.


    Zitat

    Es ist u schlimm, aber ich glaube an einem Gespräch wären diese Leute vielleicht gar nicht interessiert? Oder doch? Die Idee ist nämlich grossartig...aber ich weiss auch nicht wo anfangen?


    Finde es schwer zu beurteilen, ob auf ihrer Seite überhaupt ein Interesse besteht...


    Die Ursache liegt laut dem Zeitungsartikel darin, das es zu wenig Fachpersonal bei der heilpädagogischen Schule (HPS) gibt.

    Die Frage ist, ob dies ein schleichender Prozess war, also immer weniger Mitarbeiter dort sind oder immer mehr Kinder Schulbegleitung benötigen und einfach niemandem auffiel, das die Personaldecke immer dünner wurde.

    Oder hat man diesen Effekt vielleicht sogar bemerkt, aber nicht gehandelt?


    Der Entscheid hat für mich etwas Absolutes. Sprich, man will gar nicht versuchen Gegensteuer in Form von mehr Fachpersonal zu geben sondern sucht die Alternative, Lehrern eine Schnellbleiche zu geben.


    Deshalb wären einige Stellen gefragt um eine breit abgestützte konstruktive Kritik und mögliche Lösung anzustreben:

    - Fachpersonen aus dem Bereich Autismus

    - Autismus CH

    - Fachpersonen von der heilpädagogischen Schule (HPS), sowohl Führungspersonen wie auch Fachpersonen direkt an der "Front"

    - Lehrerverband UND einzelne Lehrer, idealerweise sowohl "normale" Lehrer (nicht abwertend gemeint) wie auch Lehrer aus integrativen Klassen

    - idealerweise auch Menschen mit ASS


    Hmmm......

  • Hallo Miteinander

    Somit spiegelt sich wieder das Bild unserer Gesellschaft.Was mich wiedereinmal sehr traurig macht und gleichzeitig wütend, gibt man doch für Sport & Musik Milliarden Gelder her...grrr.

    Auch wenn ich nicht direkt davon betroffen bin,möchte ich gerne dabei sein,wenn ihr euch stark dafür macht.Sei es mit aktiver Arbeit...Flyer,Briefe,Besprechungen oder passiver Arbeit...Fanpost lesen :-)) Spass bei Seite...würde gerne mitmachen.

    Das Thema geht uns alle, direkt Betroffene oder indirekte Betroffene, an.Die Unterschriftsliste fände ich mal einen Anfang und dann mit AuthismusSchweiz und andere Organisatoren ins Gespräch gehen und diese mit ins Boot nehmen.

    Hmm wie jetzt anfangen....und wer macht was.Ich persönlich suche das Gespräch mit Stiftung Kind & Autismus und die Heilpädagogische Leitung in unserem Bezirk, da ich beide kenne.Mal schauen was die zu urer Idee meinen.


    Herzlichste Grüsse

  • Hallo Ela...hab mich bei Autismus Schweiz erkundigt und dort ist man dran...ich bin beruhigt sozusagen...dad Vorgehen, das mir geschildert wurde macht Sinn. Ich hätte sonst eine Petition oder sowas in der Richtung gut gefunden, aber ich glaube es ist okay! Wer weiss braucht es unser Engagement aber ein andermal, dann sind wir parat😀

  • Der Zeitungsartikel sagt alles und doch nichts aus.


    Wenn, ich es richtig interpretiere geht es ausschliesslich darum Franken zu sparen da die Kosten stetig steigen.


    Und so sollte man der Behörde schlicht die Frage stellen.:/


    Welch weitere Grundlage besteht, liegt vor um zu einer derartigen Entscheidung durch die zuständige Behörde zukommen?

    Wie viele Franken werden zu anderen Beeinträchtigungen, Behinderungen etc. gestrichen oder in absehbarer Zukunft nicht mehr bewilligt?


    Ihr solltet, dürft diese Entscheidung nicht einfach so hinnehmen, weil im Umkehrschluss die nächste Streichung im Gesundheitswesen dann stattfindet. Es ist eine Spirale, die dann nicht mehr im gesellschaftlichen zusammen Leben innerhalb der Gesellschaft stattfindet, sondern nur noch auf die kleine Zelle innerhalb der Familie getragen wird.


    Dies bedeutet für mich das hier gerade ein Rückschritt in der bestehenden Entwicklung stattfindet. Ohne ein alternatives Angebot für die Betroffenen & Angehörigen. Und warum will man die Lehrer / rinnen weiterhin bilden & fördern? Hier werden die Kosten nur verschoben vom Schul & Bildungswesen zum Gesundheitswesen.


    Und ich bin mir auch sicher das man nicht mit Euch reden wird, sondern Ihr müsst den entscheidenden Schritt gehen auf diese Behörde zugehen. Ihr müsst sie mit der getroffenen Entscheidung konfrontieren und Ihr müsst es sein die der Behörde klar machen was es in der Zukunft, langfristig für Folgen haben wird.


    Von der Behörde eine sehr einseitige Entscheidung, denn bevor man eine derartige Entscheidung trifft sollte man sich an Verbände, Institutionen etc. wenden die mehr von der Thematik verstehen. Und, wenn man gemeinsam Lösungen Sucht wird man auch fündig;).


    Der Luxus der Zukunft verabschiedet sich vom Überflüssigen und strebt nach dem Notwendigen,...

  • Wenn es sich um Förderung von Menschen mit einem möglichst exotischen Migrationshintergrund gehandelt hätte, hätte man in diesem kosmopolitischen Zürich sicherlich sogar sehr viel Geld zusätzlich gesprochen, aber eben die Andersartigkeit von autistischen Menschen findet kein Gehör bei diesen verantwortlichen ‚Tolerantitis‘-Gutmenschen.

    Eben es fehlt auch da wieder an der so manchmal zitierten Ausgewogenheit.

    Meine Meinung nach ist die autistische Andersartigkeit eine völlig gleichberechtigte Andersartigkeit, die es tunlichst zu schützen und gegebenenfalls auch zu fördern ist.

    Mir kommt es vor in Zürich gäbe es ein Zweierlei von Andersartigkeiten.

  • Lieber Fritz

    Ich finde Deinen Kommentar wirklich bedenklich! Es geht doch nicht darum Menschen, ob mit Migrationshintergrund oder ob mit ASS oder was auch immer, gegeneinander auszuspielen!!! Ich muss mich an dieser Stelle einmal mehr aus der Diskussion ausklinken, tschüss zäme!

  • Hallo


    Ich möchte hier die Bundesverfassung zitieren:


    Artikel 8, Absatz 2

    Zitat

    Niemand darf diskriminiert werden, namentlich nicht wegen der Herkunft, der Rasse, des Geschlechts,

    des Alters, der Sprache, der sozialen Stellung, der Lebensform, der religiösen, weltanschaulichen

    oder politischen Überzeugung oder wegen einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung.


    Damit ist das Argument von Fritz weg vom Tisch und somit obsolet und die Differenzierung von Kindern mit ASS und "ohne Behinderung" und "mit Behinderung" an sich auch.

    Es gibt einen rechtlichen Anspruch.

  • Auf dem offiziellen Papier ist es freilich obsolet aber eben in der alltäglichen Praxis (noch) nicht und auf das kommt‘s letztendlich ja an.


    Den Artikel 8 BV kenne ich ebenfalls aber auch da, es kommt oftmals nicht bis in den Alltag hinüber.


    Mir geht es auch nicht darum das eine gegen das andere quasi ‚auszuspielen‘, sondern viel mehr um die Ausgewogenheit gegenüber ALLER Andersartigkeiten, endlich einmal, durchzusetzen.

    Wer da behauptet, ich tue gegenseitig ‚ausspielen‘, versteht mein Statement dazu nicht richtig.