Kaltschnäuzig Beschallung auch von beeinträchtigten Menschen im ÖFFENTLICHEN Raum !!!

  • Weil die Teilnehmenden der ‚autismusgruppe winterthur‘ äusserst aktive und initiative Personen sind, haben wir der SBB einen freundlichen Brief geschrieben mit der Aufforderung auf Rücksichtnahme für Menschen die eh unter der täglichen Reizüberflutungen zu kämpfen haben. Dazu zählen keinesfalls nur autistische Menschen, sondern auch Leute beispielsweise mit einer Sehbehinderung.

    Ferner bezeugen auch Menschen beispielsweise mit ADS/ADHS und/oder Epileptiker da grössere Schwierigkeiten.

    Eine zusätzliche (absichtliche) Musikberieselung, ich nenne es Musikbeschallung, erschwert gerade für diese Menschen die Benutzung des öffentlichen Verkehrs (zusätzlich) erheblich.

    Die Benutzung jeglichen Verkehrsmitteln bedeutet aber zweifellos Teilhabe am Leben.

    Teilhabe am Leben empfinden wir grundsätzlich als Menschenrecht, dies wird aber geraden diesen Menschen absichtlich und mindestens partiell verweigert beziehungsweise so erschwert, dass es de facto unmöglich wird.


    Anbei die Antwort der SBB die durchaus einer ‚Political Correctness‘ entspricht mehr aber nicht:



    ‚Sehr geehrter Herr Heisch, sehr geehrte Teilnehmende der ‚autismusgruppe winterthur‘,


    Vielen Dank für Ihre ausführliche Rückmeldung und Ihre offenen Worte zur Musik in der Ladenpassage (= ÖFFENTLICHEN Raum) im Zürcher Hauptbahnhof. Gerne zeigen wir Ihnen unsere Überlegungen auf.


    Wir wollen im Shopville eine helle und freundliche Atmosphäre schaffen, wo man sich gerne aufhält und vor allem einkauft. Ähnlich wie in vielen anderen Einkaufszentren schafft dezente (???) Musik eine angenehme Atmosphäre. Nicht zuletzt befürworten unsere Mieter in den Ladenpassagen diese Massnahme.


    Es ist geplant, alle SBB Passagen im Shopville mit Musik zu bespielen. In gewissen älteren Abschnitten ist allerdings die Technik noch nicht soweit. Die Perrons sind ausgenommen. Dort wird die Musik nicht hörbar sein.


    In welchem Bahnhöfen dies noch umgesetzt werden soll, ist noch unklar. Dass es zur Musik im Bahnhof verschiedene Sichtweisen gibt, verstehen wir. Nicht alle Passanten und Reisende mögen dies oder sie fühlen sich dadurch sogar beeinträchtigt. Ich persönlich kann Ihren Standpunkt gut verstehen und hoffe, auf Ihr Verständnis für unsere Haltung.


    Ihre Rückmeldung ist uns wichtig! Deshalb leite ich Ihr Schreiben dem Verantwortlichen Gremium weiter. So sind auch sie im Bild, welche Bedürfnisse bestehen oder eben nicht.


    Vielen Dank, dass Sie uns die Gelegenheit für eine Antwort geben. auf bald und immer herzlich willkommen in den Bahnhöfen und Zügen.


    Freundliche Grüsse‘



    Was sagt Ihr zu diesem Schreiben?



    Anbei der Orginal-Brief der SBB als Anhang:

  • SBB Brief geschrieben wie erwartet, uns bleibt nur hoffen, dass es nicht überall so laut wird.


    Für schwerhörige ist Musik in Einkaufszentren und öffentlichen Räumen kontraproduktiv. Interessiert kaum jemanden, ob wir die Verkäufer verstehen oder nicht. Viele Studien bestätigen, dass die Zahlen in Europa und USA über Menschen mit Schwerhörigkeit tendenziell steigend sind, wegen Lärmbelastung im Alltag. In Afrika, Asien oder Lateinamerika ist die Schwerhörigkeit fast unbekannt. Ich habe z.B. Zug ein Paar mal verpasst, da ich die Durchsagen nicht immer höre.

  • Freundlich geschrieben aber...es scheint, die rücken nicht von ihrem Plan ab...ich denke die Konsumierenden leiden OHNE Musik nicht, Menschen mit ASS usw aber schon...dies scheint jedoch weniger relevant als diese sogenannt "angenehme Atmosphäre"...unschön!!! Ist es das jetzt gewesen?!

  • Ich verstehe es so, dass die SBB weiterhin die Bahnhöfe mit Musik beschallen wird und dies sogar noch ausbauen will.

    Das ist für mich nicht verständlich.

    Mein Mann musste nun auch die Erfahrung machen, dass am Arbeitsplatz nicht auf Asperger Rücksicht genommen wird. Es wurde von einem Tag auf den anderen ohne Unterbruch laute Musik gespielt. Er konnte seine Arbeit als Logistiker nicht ausführen und seiner Bitte um Abstellen der Musik wurde nicht nachgekommen. Wieder eine Arbeitsstelle verloren.

    Ich befürchte die SBB wird ihre Pläne weiter verfolgen. Ich weiss nicht, wie man sie davon abbringen kann.

  • Mir persönlich ist es egal, ob an den Bahnhöfen auch noch Musik gespielt wird oder nicht. Durch die Menschen dort ist es schon so unruhig, dass es auf Musik auch nicht mehr ankommt. Im übrigen schaue ich im öffentlichen Raum, wie ich mich selbst schützen kann, z.B. durch Kopfhörer. Das ist für mich ohne Probleme und ohne Aufwand möglich. Erst wenn ich meine Situation nicht mit vernünftigem Aufwand selbst verbessern kann, kümmere ich mich darum, etwas am öffentlichen Raum zu ändern.

  • Ich gehe davon aus, dass die Beschallung durch Musik nicht abgestellt wird.


    Es gibt viele Studien zu der Thematik wie kann der Kunde / din positiv stimuliert werden, um mehr zu konsumieren. Denn das Plakatieren war in der Praxis ausgereizt.


    Und so kam man auf das Medium / Musik, es wurde ausprobiert und übte auf die Kundschaft einen hohen positiven Effekt aus. Der Kunde fühlte sich wohl und wo dies der Fall ist, verweilt der Kunde auch ein wenig länger. Er / Sie schaut hier und da und kauft so auch Dinge die / der gar nicht benötigt, man nennt dies den Psychologischen Mitnahme Effekt / Handlung.


    Die Umsätze stiegen regelmässig an und sind und blieben konstant. Man probierte dann auch Werbung aus zum gesprochenen Wort, Texte etc., per Ansage nur das brachte nichts und wurde so gar als störend empfunden durch die Kundschaft.


    Je flippiger das Ladengeschäft / auch die Grössenordnung spielt eine Rolle, desto lauter der Schall durch Musik. In exklusiven Geschäften spielt man klassische Musik, dezent im Hintergrund.


    Für mich geht es hier ausschliesslich um den Kommerz und wirtschaftliche Interessen / Umsatz doch nicht um Befindlichkeiten des einzelnen,... persönlich ist dies sehr Schade. Denn auch Personen, Menschen mit einer Einschränkung im Alltag haben Bedürfnisse, nur die bleiben an diesen Orten auf der Strecke.


    Der Luxus der Zukunft verabschiedet sich vom Überflüssigen und strebt nach dem Notwendigen,...