Hallo ihr Lieben.
meine Tochter ist Betroffene vom Asperger-Syndrom. Sie studiert seit anderthalb Jahren in Graz und lebt seit zwei Monaten in einer WG, in der sie aber Probleme hat. Diese Probleme haben aber mit ihrer Behinderung nicht nichts, aber doch wenig zu tun. Ihre Mitbewohner wissen davon und ihre Kommunikation funktionierte nach ein bisschen Eingewöhnungszeit einigermaßen gut. Da sie aber von unseren Vorlieben und Interessen her sehr unterschiedlich sind, gibt es Probleme. Wenn Partys stattfinden ist das sehr unangenehm für sie, ihre Mitbewohner kiffen viel und durch ihre Reizanfälligkeit ist der starke Geruch für sie extrem unangenehm und auf Dauer belastend. Sie sind eine Vierer-WG (2 Frauen und 2 Männer), und mit einem der Männer versteht sie sich auf menschlicher Ebene nicht so gut, aber sie kommen miteinander aus. Wenn sie sich in der Küche treffen um einen Tee zusammen zu trinken, geht es fast immer um die Männer, die die anderen in der letzten Zeit kennengelernt haben und andere soziale Geschichten, bei denen sie nicht mitreden kann und die sie auch nicht besonders interessieren. Dadurch fühlt sie sich oft stark isoliert.
Nun zu ihrem Problem: Im Nachbarhaus gibt es eine andere dreier-WG und dort lebt ein Pärchen, mit dem sie sehr eng befreundet ist, mit einer Mitbewohnerin. Diese Mitbewohnerin zieht aus und die beiden haben meine Tochter gefragt, ob ich das Zimmer haben möchte. Sie hat mich um Rat gefragt und ich bin hin und her gerissen. Auf der einen Seite, würde sie, glaube ich, super gerne mit denen zusammen wohnen. Sie wissen von ihrer Behinderung, kommen wunderbar damit klar, reden sehr offen über alles, sind beide (!) ihre besten Freunde und die Wohnung ist einfach toll. Die Mitbewohnerin, die jetzt auszieht hat ihr auf diskrete Nachfrage gesagt, dass ihr Auszug nichts mit der Konstellation zu tun hat, das das Zusammenleben ein 1+1+1 und kein 2+1 Zusammenleben war, falls ihr versteht was ich meine. Auf der andere Seite ist mir und ihr jetzt von allen Seiten eingeredet worden, dass sie niemals mit einem Paar in eine WG ziehen sollte. Hat jemand Erfahrung damit? Was würdet ihr eurer Tochter raten?
Eure Meinung würde mich sehr interessieren, vor allem Hinblick auf die spezifischen Schwierigkeiten einer Frau mit ASS. Ich könnte mir nämlich auch vorstellen, dass diese Konstellation für sie besonders gut geeignet ist. Wenn sie sich nämlich Rückzug braucht, können die anderen beiden sich auch mit sich selbst beschäftigen und sie wüsste, dass die Mitbewohner sich untereinander alle gut verstehen. Das Risiko wäre zumindest in der Hinsicht geringer. Aber in anderer vielleicht höher.
Vielen Dank schon mal!
P.S. Nicht wundern wegen des Namens, ich schreibe vom Account meiner Tochter.