Diagnostik Kind erhalten - und nun?

  • Guten Tag zusammen :)

    Ich bin ganz ganz neu hier und stelle mich doch kurz vor. Ich bin 33, Mami von 2 Kindern - 1.5 Jahre und 11 Jahre alt und bin als Nothelferinstruktorin und Tagesmami tätig.


    Gestern fiel ein sehr sehr alter Stein vom Herzen - ich habe endlich eine Diagnose bezüglich meiner 11 Jahre alten Tochter erhalten.


    Zur Vorgeschichte: schon ein paar Wochen nach der Geburt hatte ich das Gefühl das irgendetwas nicht stimmen konnte. Hatte ich sie auf dem Arm, stiess sie sich immer weg und wollte sich daraus lösen. Blickkontakt Welchen wir von Babys kennen war auch nicht vorhanden. Zuerst dachte ich mir nicht viel dabei - war ja mein erstes Kind, aber das Gefühl blieb trotzdem. Als sie dann sitzen konnte, fing sie mit dem Wippen an. Sei es im Auto, im Bett, im Hochstuhl, eigentlich überall. Die Sprachentwicklung war auch sehr sehr verzögert. Jedoch meinte eine lohopädische Anlaufstelle dass eine Beobachtung mit 2.5 doch noch zu früh sei. Ich liess es dann mit dem Absprechen beim KiA, weil ich an mir und meinem Urteilsvermögen zweifelte.

    Mit ungefähr 6 Jahren wagte ich dann einen neuen Anlauf. Gründe dafür war immer noch das Betznässen, Wippen inkl. monotones Summen (hatte eher Angst dass sie sich Verletzt als das Wippen an sich mich störte), der Nachtschrei der seit 6 Jahren anhielt und die Sprache.

    Und so überwies mich dann der Arzt in ein Zentrum. Dort fing die Testerei an. IQ Test, Persönlichskeitstest etc. Auswertung: IQ 110, im Kindergarten unterfordert deshalb eine Empfehlung nach einem Jahr Kiga direkt in die Schule, div. Andere Auffälligkeiten- evtl ADHS?!

    Wir machten auf Empfehlung noch ein EEG zum schauen ob die Aussetzer und das Wippen eine neurologische Ursache hätte. Alle Hirnströme völlig unauffällig. Man solle doch alles beobachten und zum Psychiater. Gesagt - getan. Nach ein paar Sitzungen meinte der Herr dass ich ein kerngesund Kind hätte, ich müsse mir keine Sorgen machen. Also akzeptierte ich das und gab ihr und dem Verhalten Freiraum und nahm es so an.

    In der Schule wechselten die Freundschaften im zwei Wochentakt. Die Noten waren hervorragend bis zur dritten Klasse. Hier häuften sich die Telefonanrufe; Ihre Tochter hat div. Unterlagen vergessen, sie hat wieder eine Auseinandersetzung mit anderen, sie provoziert und stichelt die Mitschüler, sie ist mit sich total beschäftigt und ist dadurch abgelenkt, daß Verhalten ihrer Tochter gegenüber anderen ist nicht akzeptabel, etc. Ein Elterngespräch nach dem anderen folgte, die Anrufe Mitte dritte Klasse fast wöchentlich. Auch zuhause stellen wir eine Veränderung fest. Sie liest sich Kaum mehr was sagen, hatte Wutanfälle, zog ihre Mauer hoch und kam in einen; ist mir egal Rhythmus.

    Gespräch mit der Schule, mit dem KiA und dann eine Empfehlung für eine Psychologin. Ich hatte den Verdacht auf Asperger, die Psychologin Adhs. Nach ein paar Sitzungen machte sie einen Adhs Test mit meiner Tochter, denn Asperger oder ASS hielt sie für unmöglich. Testergebnis; Winzige Anzeichen, jedoch nur bei der Konzentrationsspanne. Alles andere wäre sie zu intelligent, zu überdurchschnittlich etc. Also kein Adhs, sie will mir aber Ritalin verschreiben. Ich wehrte mich dagegen und plötzlich bekam ich keine Termine mehr.

    Ende vierte Klasse dann das Horrorszenario; mit ihrem Verhalten dürfe sie nicht auf die Schulreise, es sei nicht tragbar. Der Schulsozialpsychologe wurde dazu geholt. Ich bat um eine Lösung. Stiess aber nur auf taube Ohren. Kurz vor den Sommerferien erzählte ich dem Schulsozialpsychologe dass ich schwarz sehe für sie fünfte Klasse. Nicht weil sie es nicht schaffen würde, ich gebe aber der neuen Lehrerin knapp zwei Monate, welche meine Tochter mit Respekt entgegentreten wird. Danach werden die ganzen Probleme wieder anfangen, da sich meine Tochter zu sicher fühle und ihr auf Augenhöhe begegnen werde. Niemand glaubte mir.

    Nach den Ferien, zwei Monate später, tadaa das erste Elterngespräch mit den gleichen Punkten. Ich bat dann um ein Gespräch mit den Lehrkräften, Schulleitung, IF und Schulsozialpsychologe. Als wir dann alle an einer Tafel sassen klopfte ich auf den Tisch und meinte: so kann es nicht mehr weiter gehen! Seit zwei Jahren doktern wir nun rum und versuchen. Meine Tochter hat sich zur Anführerin hoch gearbeitet, hat alle tyrannisiert, wurde gestürzt und ist nun Aussenseiterin die die genau gleiche Erfahrung macht, wie vorgängig ihre Mitschüler. Wie lange soll das noch so gehen??

    Erleichterung in den Augen aller Beteiligten.

    Die EB, Gesundheitsdirektion und das UPD wurden informiert und endlich hörte mir jemand zu und nahm sich Zeit.

    Die EB reduzierte das Schulbesuch auf 2-3 Lektionen pro Tag, damit die Klasse sowie meine Tochter durchatmen können, der Rest ist Homeschooling. Gleichzeitig sind wir auf der Suche nach einer Schule im kleineren Rahmen mit pädagogischer Betreuung, da in der jetzigen Schule zuviel passiert ist und die Klasse gespalten ist. Jedoch eine neue Schule zu finden ist sehr schwierig, da alle voll sind oder zu weit weg. Eine hätte Platz gehabt, jedoch hätte sie jeden Tag 1 Std

    Mit 4x umsteigen zur Schule gehen müssen. Mit 11 finde ich das zu viel und zumal weiss ich, dass sie das nicht prestieren kann.

    Beim UPD hatte ich div. Vorgespräche plus das Interview. Gestern dann das Ergebnis: ASS. Jedoch für ein detailliertes Ergebnis, welche Form es denn genau sei, müsse der Test bis ins kleinste ausgewertet werden plus der Test mit ihr (weiss den Begriff nicht mehr), der spielerisch gemacht wird mit Blick auf ihren Charakter und Kompetenzen.


    Nun haben wir aber Faktor Pubertät mitspielt und langsam bin ich mit meinem Latein am Ende. Ihre Reaktionen sind patzig, oft hat sie das Gefühl sie kann machen was sie möchte, Arbeitsverweigerung, Tests lernen für was auch (hat Gestern eine 2.5 nach Hause gebracht. Ihre Aussage; sei ja egal. Sind ihre Noten), sieht vieles für selbstverständlich, Wutanfälle mit Beleidigungen etc.


    Oftmals weiss ich nicht wie ich reagieren soll. Nach der Diagnose gestern, erst recht nicht. Ich weiss es gibt kein Patentrezept. Die Schulreduktion, ihre Hobbys sie die momentan nicht ausführen kann, die Pubertät - all das ist bestimmt schwierig, jedoch gibt es gewisse Regeln die sie mittlerweile missachtet.


    Gibt es irgendwelche Literatur die mir das ganze etwas näher bringt? Evtl. mit Tips für den Umgang? So dass ich ihre Welt, soweit es mir möglich ist, verstehen kann?!

    Das ganze ist Neuland für mich. Diverse Sachen habe ich schon im Netz nachgelesen mit einem Aha-Effekt.

    Vielleicht habe ich in gewissen Situationen auch zuviel von ihr erwartet, welche für mich Selbstverständlich sind.

    Ich bin so froh wenn ich irgendwo diese Antworten auch nur teilweise nachlesen könnte.


    Ich danke euch jetzt schon für Inputs :)


    Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag.

  • Hoi Zorias

    Wo wohnt ihr denn?

    Also ich finde in Bezug auf Asperger die Bücher von Tony Attwood super, auch auf Youtube kann man vieles von ihm anschauen.

    Spezifische Beratung bekämst Du sicher bei der Stiftung Kind und Autismus in Urdorf...aber kommt bisschen darauf an wo ihr wohnt? Und die Elternberatung ist dort auch nicht kostenlos...

    Mein pubertierender Sohn hat jetzt eine spezialisierte Psychologin (Stadt Zürich), bei welcher ich auch ab und an mitgehe und wir Abmachungen sprechen und treffen, sie hilft uns sehr. Ein Beispiel: Unsere Tischsituation ist immer recht gestresst, auch wegen Konflikten mit dem grösseren Bruder und dem dreinreden usw. Mein Sohn sieht das Ganze recht anders als ich, also nicht lange diskutieren, Tischszenen auf Video aufnehmen und ihm in die Stunde bei ihr mitgeben, so dass sie das Thema Gespräche führen/Verhalten bearbeiten können, das ist eine tolle Unterstützung!

    Schwierig finde ich oft, was ist normale Pubertät und was ist dem ASS zuzuschreiben, hier finde ich "normale" Erziehungsberatung bzw. Ratgeber komplett unbrauchbar, wahrscheinlich kennst Du das auch von Gesprächen mit Bekannten mit neurotypischen Kindern, da können wir nicht so recht mitreden oder vom Austausch profitieren;-)

    Viel Glück!

  • Hallo Bigmama


    Ich danke dir für deine Inputs :)

    Bis zur Diagnosestellung war es immer; irgendetwas ist hier anders, aber ich kann es nicht erklären.

    Sei es im Bezug auf Freundschaften oder wenn mich andere darauf angesprochen haben.

    Nun habe ich einen Namen, aber ich muss mich langsam durch dieses Dickicht arbeiten. 11 Jahre bin ich meine Schiene gefahren mit den Erziehungstipps anderer Eltern, aus dem Internet oder von meiner Familie. Jetzt bin ich an dem Punkt wo ich mich erst einmal einlesen muss, dann langsam in diese Welt hineinsehen und hineinfühlen möchte. Doch wie du es so schön beschrieben hast; es gibt Regeln. Bei gewissen Situationen fragte ich mich vorgängig: macht sie das extra oder stimmt etwas nicht? Jetzt frage ich mich; schreibe ich das dem ASS zu, der Pubertät oder ihr selbst?! Z.b. beim reinreden oder die gleichen Regeln immerwieder erläutern.

    Und andere Eltern kann ich mittlerweile schlecht um Rat fragen :) deshalb dachte ich, ich wende mich hierhin.


    Wir wohnen im Kt. Bern. Und hier sind Schulen, Hilfsabgebote etc. So wie es aussieht, sehr rar.

  • Salü Zorias

    Hemm...also in Bern, käme da nicht diese Nataliestifung in Frage?

    https://nathaliestiftung.ch/beratungsstelle


    Und dann hat Bern ja Matthias Huber, kennst Du ihn? Vielleicht ist es nicht so leicht, Termine bei ihm zu bekommen, das weiss ich jetzt nicht, aber ich finde ihn einfach der Hammer! Er hat selber ASS und ist einfach unglaublich sympathisch, google ihm sonst doch mal:

    UPD
    Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie UPD Bern

    Fachbereich Autismus

    Effingerstrasse 6

    3011 Bern

    Telefon: 031 300 39 60

    E-Mail: matthias.huber@upd.ch oder eva.nydegger@upd.ch


    Viel Erfolg...und gibt Dir auch noch ein Wenig Zeit...eine Diagnose ist sicher irgendwie eine Erleichterung da es vieles erklärt...trotzdem will das Ganze auch mal erst verdaut werden...ich habe das nicht ganz so schnell geschafft...

    Toi toi toi!

  • Die EB hat da angefragt. Wir sind aber überall auf der Warteliste was die Tagesschule angeht. Bei einer musste ich absagen, da sie in eine reine Jungsklasse gekommen wäre und Selbstanreise mit dem Zug. Div. Male umsteigen und das traue ich ihr mit, gerade erst 11 geworden, noch nicht zu.


    Ja der Psychologe mit dem wir die Triage hatten, hat Herrn Huber erwähnt. Der erste Test bzw. Das Interview hatte ich im UPD in Biel. Der zweite Test wird auch da gemacht, da ich uns direkt im UPD abgemeldet habe. Leider müssen wir ein paar Monate auf den zweiten Test warten, bezüglich der Warteliste. Bis dahin ist auch alles tiefgefroren. Also weder Tipps und Ratschläge für mich, noch irgendwie einen leichten Blick in die Zukunft was meine Tochter erwarten könnte. Therapie etc. Vielleicht bin ich da auch zu voreilig. Aber nach bald 11 Jahren immerwieder abgestempelt zu werden weil ja alles okay ist, hat man bzw. Ich Langsam keine Nerven mehr :)


    Verdauen, da habe ich keine Probleme damit. Sondern eher das verstehen, begreifen und dementsprechend reagieren oder einen Gang zurück schalten.


    Darf ich fragen welche Angebote euch alles zur Verfügung stehen?

  • Liebe Zorias

    Bist du Mitglied bei Autismus Deutsche Schweiz - ADS? Die haben eine Beratungsstelle und wissen auch, was, wie, wo, möglich ist / an weiteren Angeboten vorhanden ist.


    Zudem finde ich, können sie sich sehr gut in die momentane Situation einfühlen und Tipps geben im Umgang etc. Habe mich da ab und zu beraten lassen. Kannst einfach ne Mail schicken und wirst bezüglich Termin (Telefontermin) kontaktiert.

    Beratungsstelle für Mitglieder

    Fabienne Serna

    Barbara Wegrampf-Schütz

    beratung@autismus.ch


    Liebe Grüsse,

    Mam

  • Liebe Zorias

    Wir sind Mitglied bei ADS, die sind super, auch die Tagungen, Unterlagen, alles!

    Wir hatten Beratung für die Schule über die Stiftung Kind & Autismus. Unser Jüngerer, 12, Asperger, besucht eine öffentliche Sonderschule. Der Grössere, 15, Aspeger, besucht eine Privatschule, die von der Schulgemeinde bezahlt wird -wir hatten nach 8 Jahren Odysee und insgesamt 8 Schulwechseln einfach Glück.

    Von der IV haben wir Hilflosenentschädigung für den Jüngeren, also die leichteste. Der Grössere erhält jetzt dann ein Coaching von der IV für den Berufseinstieg, er hat eine Lehrstelle gefunden.

    Beide Kinder sind und waren immer in Therapien, angefangen von Ergotherapie, Psychomotorik, Psychotherapie, Gruppentherapie bis Neurofeedback...man ist also immer "dran".

  • Liebe Zorias


    Wir haben unser älteste Tochter auch im UPD Biel vor rund 4 J. abklären lassen. Und wie auch andere nicht grad einfache Zeiten...


    Nach Diagnosestellung mit ADOS hätten wir einen Bericht erwartet sowie Beratung wie weiter betr. Schule, Therapiemöglichkeiten etc. Auch entsprechend nachgefragt. Fehlanzeige.

    Kinderarzt hat dann auf unseren Wunsch Ergo Verordnung gemacht.

    Ein Wechsel zur Nathaliestiftung war nicht möglich mit der Begründung "Abklärungsstelle" ist auch nach Diagnose zuständig.

    Unsere Tochter wurde seit Abklärung 2016 auf Papier von UPD begleitet. UPD Kinderpsy hat an runden Tischen teilgenommen zuletzt vor 2 J. jedoch Kind einmalig und zuletzt bei Abklärung gesehen.

    UPD hat den Fall nach Erhalt der Einladung zum letzten runden Tisch abgeschlossen, Schule nutze die Gunst der Stunde und Corona ohne Kinderpsy. Kind "flog" aus Schule, Eltern unter Schock. Familie nun mit Kurzarbeit oder ohne Arbeit dafür mit Kind im "Lockdown" seit bald 1 Jahr.


    Empfehle Dir aus eigener Erfahrung alternative Beratungsstelle mind. als Ergänzung.


    AdS Beratungsstelle Fabienne Serna kann ich empfehlen. UPD Biel ist bekannt für fehlende Kapazität und keine weitere Unterstützung solange es "ja geht"- sind es nur niederschwellige Probleme.

    Kinderpsy oder Therapie haben wir keine mehr...

    Alles Gute, viel Kraft und Ausdauer.

  • Hallo zusammen


    Vielen Dank für eure Nachrichten.

    Nein Mitglied bin ich noch nicht, werde das aber bestimmt in Erwägung ziehen. Habe mich da eingelesen und finde es eine super Sache.


    PlanB das hört sich alles katastrophal an.

    Wir haben als Ergänzung die EB in Biel. Die EB ist aber für die Schule zuständig. D.h. für die Suche einer neuen Schule und das reduzierte Schulbesuch was meine Tochter mittlerweile hat. Die EB steht auch in Kontakt mit der Gesundheitsfürsorgedirektion.


    Das der zweite Test erst in ein paar Monaten, aufgrund der Kapazitäten erfolgt, da wurde ich aufgeklärt.

    Welche Form sie von Autismus hat, muss von der Frau noch ausgewertet werden.

    Letzte Woche hatte ich tel. Das Gespräch. Sie meinte nur, wenn ich nichts von ihr höre, soll ich mich melden.


    Die Baustellen die ich aber persönlich habe sind Sachen wie das Persönliche von meiner Tochter.

    Was kann man dem Autismus 'zuschieben', was ist von der Pubertät her und wo kann ich sagen: da hast du klar eine Grenze übertreten und ich kann das mit den oben erwähnten nicht einfach so entschuldigen.


    Auch die sogenannten Blackouts in der Schule häufen sich. Sie hatte eine Woche Zeit einen grossen NMG Test zu lernen. Hat sie alles souverän gemacht. Hatte ihr gestern einen Übungstest gestaltet und der fiel doch sehr positiv aus.

    Vor 5min kam sie weinend nach Hause; sie hätte ein Blackout gehabt und wusste kaum mehr etwas im Test.

    Auch hier wieder, welche drei Optionen sind es? Ist es bedingt durch das Autismus - kann hier sowas passieren?, ist es weil sie den Kopf nicht bei der Sache hatte oder letzte Option war es wieder ein: ist mir doch egal wie der Test ausfällt - wenn ich das aber so Zuhause erkläre, komme ich vielleicht besser davon?!


    Es hört sich alles doch etwas hart an. Aber da die Übergänge manchmal fließend sind, sie mich auch schon belogen und beschimpft hat, hat das Vertrauen gelitten. Klar seit einer Woche weiss ich was Sache ist, jedoch weiss ich nicht was man alles dem Autismus zutragen kann.

    Es ist eine verzwickte Situation.



    PlanB darf ich fragen warum ich keinen Kinderpsychologen mehr habt? Oder sonstige Therapiemöglichkeiten?

    Ich danke dir für deine Offenheit.

  • Hallo Zorias


    Ergänzung mit EB Biel tönt sinnvoll und mit der Suche nach einer neuen Schule scheint sich auch was zu tun.


    Bei uns war die Suche nach Fachberatung in Akkutsituation (keine Kapazität, sogar Wartelisten voll) und in der Folge nach passender Schule erfolglos.


    Kannst gerne per Email Kontakt aufnehmen planbbern@gmail.com.

  • Hallo Zorias,

    ich erkenne mich und meinen Jüngsten Sohn in deinen Erzählungen wieder. Auch ich hatte als Kind große Anpassungsschwierigkeiten. Zum Glück hatten meine Eltern einen antiautoritären Erziehungsstil. Ich wünschte ich hätte all das früher gewußt - aber im Endeffekt ist "unsere" Sichtweise auf die Welt denn so verkehrt???

    Diese Sch**** Leistungsgesellschaft macht uns doch alle krank. Den Einen mehr, den Anderen weniger.

    Mein Rat an dich ist den Druck raus zu nehmen und dem Kind den Raum und die Zeit zu geben, welches es braucht und nicht in irgenwelche Schablonen pressen zu wollen.


    Imho


    Jenny




    Es gibt zwei Wege, ein Problem zu lösen:

    Die Antwort zu finden oder die Frage zu vergessen.

    Der letztere ist der weitaus klügere.

    ( Laotse )


  • Da ich von vornherein nicht wusste, was mit ihr ist, aber doch das Gefühl hatte, dass da etwas sein muss, hab ich das alles akzeptiert. Ich ließ sie Wippen, ob zuhause, draußen, auch den Kiga und die Schule habe ich damals vorinformiert. Ich gab ihrem Ich genügend Raum. Jedoch gibt es zuhause gewisse Grenzen, wo ich finde, dass sie nicht all zu hoch gesteckt sind.

    Beleidigungen gibt es nicht. Genauso wie in das Mobiliar reintreten oder Sachen in der Gegend rumwerfen. Sie hat die Möglichkeit eine Auszeit zu nehmen und runter zu fahren. Aber mittlerweile sind wir so weit, dass sie bei jeder Kleinigkeit und ich meine hier wirklich Kleinigkeit, davon läuft. Ich merke es seit Jahren wann der Punkt erreicht ist und sie gleich flippt. Aber hier, wenn ihr etwas nicht passt oder sie es gerade nicht machen will, läuft sie davon. Seit ca. einem Monat wird es aber immer wie schlimmer - Pubertät hin oder her, aber sie rastet ab allem aus, schlägt in die Wand, beleidigt mich nur noch - und für mich als Mutter, auch wenn ich gelernt habe auf Durchzug zu stellen, ist dies sehr sehr schwierig. Auch wenn sie mittlerweile so rumtobt dass die Nachbarn fragen ob denn alles okay sei und schon aus den Fenster schauen. Gerne möchte ich ihr helfen. Aber wenn sie schottet sich inmer wie mehr ab. Zugänglich ist sie momentan nur wenn es um TV oder Tablet geht. Dann bin ich die liebste Mama. Aber wehe sie bekommt nur 30min, dann rastet sie erneut aus.

  • Liebe Zorias

    Kann man denn mit ihr Sachen besprechen, also wenn sie gerade einen guten Moment hat? Ich finde schon dass ihr unbedingt Beratung und Begleitung braucht, ich kenne das was Du beschreibst und für mich ist das öfters mal ganz nah an einer Jugenddepression...und die Coronazeit ist diesbezüglich auch nicht gerade förderlich.

    Bei meinem Sohn hat eine Zeit lang auch Magnesium und so Tropfen von Ceres geholfen, ich bin keine Eso-Tante aber einmal haben wir so sogar einen Tick losbekommen!

    Auch schon war er in der Kraniosakraltherapie um das ZNS zu beruhigen...es tut ihm gut aber er geht jetzt nicht mehr weil er selber sagt, es hilft nicht für sehr lange.

    Ich glaube es ist wichtig nur etwas in Angriff zu nehmen, d.h. z.B. nur abzumachen, KEINE Beleidungen mehr. Ich finde schon dass Du das einfordern kannst, bei allem Verständnis.

    Aber klar, ich merke bei meinem Sohn auch, nebst der Schule und Instrument üben noch Ämtli oder so einfordern, vergiss es, das schafft er wirklich nicht weil sein Alltag ihn schon so stark beansprucht. Ich denke am Bildschirm können sie so richtig gut abschalten, trotzdem muss es da auch noch anderes geben oder?

    Ich möchte mit meinem Sohn ja gerne den Tag so strukturieren dass er nicht von Aufgaben wie Zimmer aufräumen überrumpelt wird...aber dagegen sträubt er sich irgendwie auch, das stresst ihn ebenso, wenn er schon am Morgen sieht was alles auf ihn zukommt, da ist also guter Rat teuer;-).

    Einen Boxsack zum abreagieren?

  • Hallo Zorias, hi Alle,

    mein Sohn hat mich auch beleidigt und bis aufs Blut gereitzt. Eines Tages hat es mir gereicht und ich schaute ihm in die Augen und sagte klipp und klar, dass ich das nicht mehr möchte. Seitdem hat er es gelassen. Ich weiß nicht warum aber er hat wohl gemerkt, dass hier die Grenze erreicht war.

    Wenn er ausgetickt ist, dann habe ich ihm einen Karton gegeben, den er zerstören konnte. Du mußt bedenken, dass sich in der Pubertät das Gehirn umstrukturiert und in der Zeit vergleichbar ist mit Zahnpasta. *grins*

    Mein Großer hat mich auch wahnsinnig gemacht, bis ich ihn in einen Aikido-Kurs gesteckt habe. Ab da war alles in Ordnung. Ich habe mich damals ab und zu im Bad eingeschlossen, weil es so schwierig war.

    Ich wünsche dir viel Kraft und nimm jede Hilfe an, die du bekommen kannst. Denk auch an dich.

    Gruß

    Jenny




    Es gibt zwei Wege, ein Problem zu lösen:

    Die Antwort zu finden oder die Frage zu vergessen.

    Der letztere ist der weitaus klügere.

    ( Laotse )


  • Hallo Zorias

    Meine Tochter ist im gleichen Alter, Diagnose Asperger/ADHS/Zwangsstörung.

    Vor gut 2 Jahren stand ich kurz vor dem Zusammenbruch, da wir genau deine beschriebenen Symptome bei ihr hatten. Ich war total am Ende meiner Kräfte.

    Asperger war für mich eigentlich schon vorher klar, da auch ihr älterer Bruder betroffen ist.

    Bei ihr sind vorallem die Zwänge schwierig, deshalb bekommt sie deswegen ein Medikament.


    Als Soforthilfe würde ich raten:

    - schreib wenige, aber wichtige Regeln auf

    - schreib auch die Konsequenz auf. Wähle etwas das du sofort "durchziehen" kannst (Konsequenzen in der Zukunft werden nicht aktzeptiert)

    - arbeite mit einem Belohnungssystem. Nur kleine Schritte, kein grosser Plan. Alles muss überschaubar bleiben!

    - evtl. kommunizierst du einfacher mir ihr per Whatsapp oder Mail (falls sie Zugang dazu hat). Sonst mit Zetteli. Bei meiner ältesten Tochter mache ich sehr gute Erfahrungen damit (Pubertier-Monster. Anders komme ich nicht an sie ran)

    - formuliere immer möglichst klar und logisch


    Sie braucht Strukturen die immer möglichst gleich sind. Neue Situationen vorbesprechen.


    Ich habe drei solche Kinder (von 4) mit special effects zu Hause und würde am liebsten mindestens 1x pro Woche abhauen! Alle gleichzeitig in der Pubertät ||

    Du musst versuchen gelassen zu bleiben und Ausraster aushalten. Alles andere nützt den Kindern nichts. Je ruhiger du bleibst, desto schneller ist die Krise vorbei.

    Bleib kosequent und nimm Abstand! Mir hilft Zeit für mich ganz alleine...

    Ich weiss. Das sagt sich so leicht. Glaub mir, ich weiss genau wie obermühsam und anstrengend das ist.


    Ich bin sicher, dass es auch für deine Tochter eine sehr anstrengende Zeit ist. Ich persönlich würde ein Auge darauf haben, dass sie nicht in eine Depression rutscht.


    Meiner Erfahrung darfst du dich nicht nur auf die Aerzte verlassen. Sprich mit anderen, erkundige dich im Netz, bring selber Vorschläge. Du kennst die Kleine am Besten. Und wenn es wirklich nicht geht, rufst du solange bei der Beratungsstelle (zb. kjpd) an, bis du einen zeitnahen Termin hast.


    Viel Kraft!