Strassenverkehrsamt will wegen Asperger Führerschein entziehen

  • Hallo zusammen


    Weil ich beruflich den LKW-Führerschein machen muss, habe ich den Lernfahrausweis Kat. C beantragt. Leider war ich ehrlich resp. blöd genug, in den Gesundheitsfragen meine Asperger-Diagnose anzugeben.



    Das Strassenverkehrsamt zweifelt wegen dem Asperger nun grundsätzlich meine Fahreignung an. Ich muss mich nun einer psychiatrischen Abklärung unterziehen (mehrere Stunden, mehrere Termine, mehrere Ärzte), ansonsten erhalte ich keinen Lernfahrausweis der Kat. C. Das Ganze geht aber noch einen Schritt weiter: Das StVA hat jetzt begriffen, dass dieser gefährliche Autist ja schon seit Jahrzehnten (unfallfrei) Auto fährt.... also wenn diese psych. Abklärung nicht mitmache, wird man mir den Führerschein Kat. B auch gleich noch entziehen. Ah ja, für diese Abklärung musste ich schon mal 1000 Fr. im Voraus bezahlen, das geht alles auf meine Kosten. Und die Verfahrenskosten des Staates (man hat ja ein Verfahren gegen mich eröffnet) muss ich auch selber tragen.


    Ich bin unfassbar sauer, schockiert, desillusioniert, frustriert... ist das alles wirklich rechtens? Kann man mir einfach so unterstellen, keine Fahreignung zu haben? Und alles noch auf meine Kosten?


    Nachdem ich wegen Burnout meinen Managerjob nicht mehr machen konnte, hat mich die IV in diesem Job reintegriert, für den ich eben nun das LKW-Billett machen muss. Ansonsten werde ich diese Stelle wohl verlieren, nachdem ich mit knapp 47 Jahren nach einem Burnout froh war, überhaupt wieder einen Job zu bekommen. Wenn ich diese Stelle verliere, ist die Existenz der ganzen Familie dahin (wir haben noch 2 autistische Kinder...).



    Und wie ist das eigentlich mit der Beweislast? Immer grad so, wies dem Staat am besten passt?


    Die IV fand, ich hätte praktisch null Einschränkungen und sei 100% leistungsfähig - ich müsse erstmal beweisen, dass ich EIN Problem habe.

    Das StVA findet, ich bin mit Asperger grundsätzlich eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit - ich müsse erstmal beweisen, dass ich KEIN Problem habe.


    Ich fühle mich nebst vielen anderen Gefühlen ungerecht behandelt, vera****t und schikaniert vom Feinsten. Habe ich eine Chance, mich irgendwie gegen all diese Willkür zu wehren? Gibt es Fachstellen, die für Leute wie mich kämpfen?


    Viele Grüsse,

    1974er

  • Hallo Du

    Oh das finde ich krass, nach so vielen Jahren autofahren...seltsam!

    Also ich weiss dass z.B. Leute mit ADHS auch eine verkehrspsychologische Abklärung machen müssen...und doch, dort finde ich das nachvollziehbar wegen der Aufmerksamkeitsspanne und bei Autismus denken die ev. an Besonderheiten der Wahrnehmung oder was weiss ich...aber klar ist ja, dass ganz viele Leute das dann nicht wie Du angeben und trotzdem fahren...und ganz viele Leute auch keine Diagnose haben!

    Was sagt denn die IV, können die nicht die Kosten für diese Tests übernehmen?

    Beratung könntest Du sicher bei Inclusion Handicap bekommen: https://www.inclusion-handicap…ht/rechtsberatung-44.html

    oder ev. bei Procap: https://www.procap.ch/de/angeb…ation/rechtsberatung.html und vielleicht auch bei autismus Schweiz, falls Du dort Mitglied bist?

    Ich finde es auch unfair, immerhin hast Du ja sicher mal die Fahrprüfung bestanden, weshalb zählt das denn nicht als Beweis?

    Ich hoffe eine dieser Stellen kann Dir helfen und ich wünsche viel Durchhaltevermögen und Glück!

    Alles Gute!

  • Hallo BigMama,


    vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ich weiss noch nicht genau, wie ich vorgehe, wahrscheinlich muss ich einfach alles so über mich ergehen lassen.


    Die IV ist mir leider keine Hilfe, mein Asperger wurde erst mit 44 Jahren diagnostiziert und die IV meinte auch, das sei für sie nicht gross relevant bei meiner Beurteilung. Ich hoffe, ich muss nie mehr zur IV, Autismus interessiert die leider nicht gross.


    Vielen Dank für Deine guten Wünsche,

    LG der 1974er

  • Hallo 1974

    wenn ich mich richtig erinnere... ich glaube bei einer ASS-Angehörigenselbsthilfegruppe hat hat jemand mal von einem vielleicht etwa 20ig jährigen Sohn erzählt, der auch so eine kostspielige Abklärung machen musste, weil er ehrlicherweise beim Fragebogen die AS Diagnose angegeben hatte. Schlussendlich sei der Verkehrspsychologe erstaunt gewesen, dass man ihn überhaupt zur Abklärung geschickt habe. Keinerlei Zweifel dass AS die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen könnte.

    Ich finde es schon sehr stossend nach Jahrzehnten unfallfreier Fahrt, dies nun tun zu müssen! Das grenzt schon an Diskriminierung

    Ich selbst hatte meinen PW-Führerschein lange vor meiner Diagnose gemacht. Allerdings war es nicht so einfach für mich am Anfang so die Reizüberflutung im Verkehr und gleichzeitig das Fahrzeug zu bedienen und ich die Abläufe wie kuppeln, schalten, bremsen, blinken usw. noch nicht automatisiert hatte. So gab es einen Moment, da dachte mein Fahrlehrer, es würde was mit meiner Wahrnehmung nicht stimmen. Er schickte mich zum Sehtest (meine Brille war gut, das war nicht der Grund warum ich manchmal etwas verzögert war) und empfahl mir so ein Präparat gegen Stress/Angst. Ich brauchte sehr viele Fahrstunden, da ich sonst kaum Gelegenheit zum üben hatte... habe aber die Fahrprüfung glücklicherweise am letzten Tag der Gültigkeit meines Lehrfahrausweis im ersten Anlauf bestanden. Der Prüfungsexperte war zufälligerweise zugleich Verkehrspsychologe. Der hatte nicht an meiner Fahrtüchtigkeit gezweifelt, obwohl ich da und dort noch einen ganz kleinen Fehler machte.

    Alles Gute!

  • Vielen Dank Achillea. Ja, ich finde das auch sehr stossend und diskriminierend, und ich ziehe einmal mehr die traurige Lehre daraus: im Sinne des Selbstschutzes werde ich NIE MEHR irgendwo mein AS offenlegen, wenn mir daraus auch nur ahnungsweise Nachteile entstehen könnten.


    Ich hatte ein Weilchen überlegt, ob ich es angeben soll. Dann dachte ich, doch ich mache das, ich bin ja ein ehrlicher Mensch und wegen AS hat man in der aufgeklärten Schweiz des 21. Jahrhunderts bestimmt nichts zu befürchten. Pah! Sowas passiert mir garantiert nie mehr.