Asperger und integratives Schulsystem/Privatschule?

  • Hallo zusammen!
    Mein Sohn S. besucht die 6. Klasse und steht vor dem Übertritt in die Oberstufe.
    Die Psychologin, welche die Asperger-Diagnose herstellt hat, weiss aus Erfahrung und aus wissenschaftliche Befunde, dass Asperger-Kinder wie mein Kind in der Volksschule (Oberstufe), und erst recht in einer Sek B, grosse Schwierigkeiten haben, was dann sehr oft mit Depression, Isolation und Schulverweigerung endet. Dementsprechend empfiehlt sie eine Privatschule. Auch die jetztigen Lehrpersonen unterstützen den Gedanken einer Privatschule, denn, besonders in einer B-Klasse, würde er ihrer Ansicht nach unter die Räder kommen, da er sich gegen Angriffe nicht wehren kann. Aufgrund des integrativen Schulsystems sehen sie sich aber nicht in der Lage, eine entsprechende Empfehlung zu unterschreiben.
    Für die Schulpsychologin genügen die Argumente für eine Privatschule nicht, um einen entsprechenden Antrag an die Schulpflege zu stellen.
    Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Welche Mittel habe ich als Mutter, um diesen Einschulungsexperiment meinem Sohn zu ersparen?
    Ich bin dankbar um jedem Hinweis!

  • Hallo!


    Meiner Erfahrung nach ist die Handhabung von Schulgemeinde zu Schulgemeinde verschieden. Gewisse Schulgemeinden finanzieren gar keine Privatschulen sondern nur kantonal anerkannte Sonderschulen. Ich würde jedoch empfehlen, dass die Psychologin, die die Abklärung gemacht und ein AS diagnostiziert hat, sich mit der Schulpsychologin in Kontakt setzt und gemeinsam mit ihr genügend Argumente zusammenträgt, damit diese einen Antrag an die Schulgemeinde verfassen kann.


    Liebe Grüsse


    Edith

  • Hallo Silvia


    Die Schulgemeinden sind verpflichtet, eine geeignete Beschulungsmöglichkeit anzubieten. Wenn die Psychiaterin eine geeignete Schule (Privatschule) nennt und begründet, weshalb es für Deinen Sohn die geeignete, viel bessere Variante ist (und eben die SekB eine ungeeignete Alternative darstellt), dann muss die Schulpsychologin die Fachmeinung widerlegen. Sie muss schriftlich begründen, weshalb die Schulgemeinde die vorgeschlagene Lösung ablehnt. Das dürfte schwierig sein, zumal wenn Du die jetzige Lehrperson Deines Sohnes auch noch dazu bringst, den Vorschlag der Fachärztin zu unterstützen und darzulegen, dass die Sek B in Deinem Fall eine ungeeignete Lösung ist. Lehnt die Schule die Fachmeinung ab, so trägt sie die Verantwortung für allfällig entstehenden "Schaden", der dadurch verursacht werden könnte, weil Dein Sohn entgegen dringenden ärztlichen Anratens nicht entsprechend sprich "geeignet" beschult wird (da gibt es der Möglichkeiten viele, von Eskalationen auf dem Pausenplatz bis zu allfälligen Kosten für die zu behandelnden Dpressionen etc.).


    Abgesehen davon hast Du Anspruch auf eine begründete Verfügung der Schulpflege. Wenn sich die Schulpsychologin schon weigert, einen entsprechenden Antrag an die Schulpflege zu formulieren, verlange direkt bei der Schulplege ein Gespräch mit ihr und ev. der Fachärztin (stütze Dich an dieser Sitzung aber mindestens auf das fachärztliche Empfehlungsschreiben). Sollte das Gespräch erfolglos verlaufen, verlange eine anfechtbare Verfügung mit Rechtsmittelbelehrung und mache an der Sitzung die Schule auf ihre Verantwortlichkeit aufmerksam, solange sie Deinen Sohn unbegleitet und entgegen der fachärzlichen Meinung in die Sek. B. einschult bzw. dort unterrichten lässt.


    Allenfalls kommt ja für Deinen Sohn auch eine Begleitung in der öffentlichen Schule in Frage; eine Begleitung in der Privatschule dürfte schwierig sein, bezahlt zu bekommen, man kann es aber trotzdem versuchen.
    Wichtige Punkte für eine entsprechende Entscheidfindung sind u.a. sicher Nähe zum Wohnort (Mittagessen zu Hause) alte Kollegen, vertraute Umgebung, das schulische Umfeld allgemein (eine Privatschule ist nicht immer die bessere Lösung als eine Begleitung in der öffentlichen Schule).


    Ich wünsche Dir viel Kraft, Durchhaltevermögen und Erfolg für das Durchsetzen einer guten, für Euch richtigen Entscheidung.


    Herzliche Grüsse, Lynn.

  • In den meisten Kantonen, welche den Wechsel zur integrativen Schulung vollzogen haben, hat ein Sonderschul-Antrag nur dann Chancen, wenn gut begründet und belegt werden kann, dass die mit der integrativen Schulung gegebenen Möglichkeiten (gemeint ist eine heilpädagogische Unterstützung während der Unterrichtszeit) ohne Erfolg ausgeschöpft wurden (oder von vorneherin aussichtslos sind). Wenn ein Kind mit AS den Anforderungen der Primarschule einigermassen gewachsen war, dann gehen die Schulbehörden verständlicherweise davon aus, dass auch die Beschulung in einer regulären Oberstufe zumutbar ist.


    Ein Antrag muss also sehr gut begründet werden. Relevante Argumente könnten beispielsweise das Wegfallen der Lehrkraft, welche den Knaben mit AS mit grossen persönlichem Engagement durch die Primaschule coachte, oder der unzumutbare Wechsel von einem sehr kleinen und übersichtlichen Schulhaus in ein grosses Oberstufenzentrum sein. Ein Vorhaben dieser Art bedarf in jedem Fall der Unterstützung der 6.-Klass-Lehrkraft. Wenn diese/e Lehrerin mitzieht, wird alles sehr viel einfacher. In Konfliktfällen, wenn also auch ein Gespräch mit der Schulleitung nicht fruchtete, kann der oder die SchulinspektorIn als VermittlerIn hinzugezogen werden.


    Meiner Erfahrung nach ist es schwierig, für ein AS-Kind, welches die Primarschule in regulärem Rahmen absolvierte, eine Sonderschule bewilligt zu bekommen. Wie gesagt, braucht es sehr, sehr gute Gründe. Beim Schreiben von diesbezüglichen Gutachten komme ich mir manchmal mehr vor wie ein Jurist...

  • Hallo zusammen!
    Mein Sohn S. besucht die 6. Klasse und steht vor dem Übertritt in die Oberstufe.
    Die Psychologin, welche die Asperger-Diagnose herstellt hat, weiss aus Erfahrung und aus wissenschaftliche Befunde, dass Asperger-Kinder wie mein Kind in der Volksschule (Oberstufe), und erst recht in einer Sek B, grosse Schwierigkeiten haben, was dann sehr oft mit Depression, Isolation und Schulverweigerung endet. Dementsprechend empfiehlt sie eine Privatschule. Auch die jetztigen Lehrpersonen unterstützen den Gedanken einer Privatschule, denn, besonders in einer B-Klasse, würde er ihrer Ansicht nach unter die Räder kommen, da er sich gegen Angriffe nicht wehren kann. Aufgrund des integrativen Schulsystems sehen sie sich aber nicht in der Lage, eine entsprechende Empfehlung zu unterschreiben.
    Für die Schulpsychologin genügen die Argumente für eine Privatschule nicht, um einen entsprechenden Antrag an die Schulpflege zu stellen.
    Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Welche Mittel habe ich als Mutter, um diesen Einschulungsexperiment meinem Sohn zu ersparen?
    Ich bin dankbar um jedem Hinweis!

    ich würde dir raten direkt zum zukünftigen lehrer gehen und mit ihm sprechen. wenn er dir menschlich schon mal sympatisch ist ists ein versuch wert zu diskutieren. mein sohn ist jetzt 13 und als kleinkind wurde er als lernbehindert eingestuft, von der damaligen psychiaterin, dass er einen iq von 70 hat und auf jeden fall auf die sonderschule kommt, blablabla....ich habe schnell gemerkt dass behörden und "spezialisten" der grösste stress sind für uns eltern, nicht unsere kinder. ich hab ihn normal einschulen lassen, klar mit sehr vielen problemen von seite der lehrerin aber ich kannte mein kind am besten und wusste dass er dorthin gehört. nicht weil ich keine sonderschule wollte sondern weil ich sein potenzial sah. so, 6 jahre später kommt mein sohn in die sekundarschule und ist klassenbester!! sein iq ist jetzt plötzlich auf 130 "angestiegen". ich kümmerte mich vor allem um die potenziellen mobbing situationen, auch wenn das hiess dass ich selbst auf dem pausenplatz stehen musste und zum rechten schauen. die lehrer hatten 0 ahnung von autismus. haben mir immer gesagt er solle mal augenkontakt machen aber ich habs ihnen dann immer wieder gründlich erklärt sie müssen ihn so akzeptieren wie er ist und nicht umgekehrt!!
    wir müssen für unsere kinder kämpfen sonst tuts keiner. traurig aber wahr. nicht locker lassen.

  • Allen herzlichen Dank!
    Bald soll ein Standortsgespräch mit der der Schupsychologin, die Psychologin des KJPDs, welche das AS diagnostiziziert hat, usw. Mein Sohn hat letzte Woche in eine Privatschule, welche mit AS-Kinder Erfahrung hat, und es hat ihm sehr gut gefallen, weil es in der Klasse nur wenige Kinder hat und es das Lernen nicht als Stress empfunden hat...
    Mal schauen...