Muss das ein Kind mit 6 1/2 Jahren können?

  • Hallo


    Ich frage mich immer wieder im Alltag unseres zweiten Sohnes (ohne Diagnose) müsste er das nicht können?


    Ich musste unseren Sohn vorhin für die Ergo im Kindergarten abholen. Er trug einen Bauhelm und lief mit einer Zange durch die Gegend. Ich forderte ihn auf sich bereit zu machen um zu gehen. Er ging zu einem Kind hin setzte ihm liebevoll den Helm auf, streichelte ihm ebenso liebevoll über das Gesicht nahm das Gesicht in beide Hände und drückte ihm einen Kuss ins Gesicht. Zärtlich ist nur der Vornahme! Na, halt eben so wie ich ihm meine Liebe auch bekunde. Jö wie süss, könnte man da sagen aber ich merke das es eigentlich in meinen Augen nicht in diesen Rahmen gehört. Da wäre eine andere Zuneingungs Berkundung angebracht. Müsste er das im diesem Alter nicht Intuitiv merken? Genauso ergeht es Ihm beim Hoi sagen das muss ich jeweils genau formulieren wann was angebracht ist und das man auch "Kindergartengspändli" begrüsst auch wenn man sie jeden Tag sieht..... .
    Ist das noch absolut "normal" in diesem Alter ?


    Was macht Ihr für Erfahrungen?


    bronti

    KENNTNIS IST KEINE BÜRDE, TOLERANZ KOSTET NICHTS; VIELFALT IST NICHT GEFÄHRLICH.

    Susanne Schäfer

  • Hallo bronti

    Na, halt eben so wie ich ihm meine Liebe auch bekunde. Jö wie süss, könnte man da sagen aber ich merke das es eigentlich in meinen Augen nicht in diesen Rahmen gehört. Da wäre eine andere Zuneingungs Berkundung angebracht. Müsste er das im diesem Alter nicht Intuitiv merken?

    Bei mir klingt da vieles an. Die divuse Wahrnehmeung, dass da etwas beim eigenen Kind nicht stimmt. Zwar eine schöne, "herzige" Geste, aber irgenwie unpassend. Ich habe das selber sehr oft bei meinem Sohn erlebt, war irritiert, konnte "es" aber nicht genau benennen. Heute weiss ich es "besser", er hat AS. Solche Gesten wie du sie beschreibst, haben meiner Erfahrung nach mit dem "korrekten Nachahmen" von erlebten Situationen zu tun. Und die Situation zeigt, dass das Kind eben eine altergerecchte Kontakaufnahme mit dem anderen Kind nicht intuitiv kann und zu solchen "Mustern" greift.


    grüsse


    soleil

  • Liebe Bronti


    Ich habe zwei Söhne (8-Jähriger mit atyp. Autismus und neurotypischer 5-Jähriger). Bevor wir für unseren älteren Sohn die Diagnose erhielten, habe ich mich auch oft gefragt, ob sein Verhalten in bestimmten Situationen altersgerecht ist. Da er der Ältere ist, fehlten uns innerhalb der Familie die direkten Vergleichsmöglichkeiten. Inzwischen hat ihn der jüngere Bruder in vielen Bereichen längst überholt.


    Um auf deine Frage einzugehen, ob das geschilderte Verhalten deines Sohnes altersgerecht ist: Wenn ich ihn mit meinem neurotypischen Sohn vergleiche, dann muss ich sagen, dass deine Vermutung/Befürchtung zutrifft und das Verhalten nicht altersgerecht ist. Es erinnert mich jedoch sehr stark an meinen autistischen Sohn.


    Ich hoffe, ich kann dir damit weiterhelfen, auch wenn du sicher lieber eine andere Antwort hören würdest.


    Alles Gute,
    Kiaora

  • Liebe Bronti


    Das was du da schreibst hat mich an meinen Asperger Sohn erinnert, als er in diesem Alter war. Er hatte im Kindergarten 2 Freunde. Er hat sie jeweils auf den Kopf geküsst und mit ihnen Händchen gehalten. Es hat meinen Mann glaube ich eher mehr irritiert als mich. Die beiden Buben haben nie negativ reagiert. Sie waren halt eben Freunde. Dann sind die beiden in die erste Klasse gekommen. Sie waren 1 Jahr älter als mein Sohn. Etwas später ist der eine weggezogen. Vom Moment an, als mein Sohn wusste, dass der Knabe umziehen wird, wurde er sehr aggressiv gegen ihn (wir wussten damals nicht, dass er das Asperger-Syndrom hat). Später hat sich auch der Kontakt mit dem anderen Buben verloren. Ich glaube, das war die einzige Zeit, wo mein Sohn jemandem seine Zuneigung in dieser Art gezeigt hat. Ich bewahre diese Erinnerung wie einen Schatz in mir...


    Herzliche Grüsse
    christa

  • Hallo Bronti


    Ich kann mir gut vorstellen was Du bemerkst in einer solchen Situation. Eine schlicht kopierte Handlung oder eine einfache herzliche Geste?
    Hmm. Ich kann Dir sagen mein NT-Sohn verhält sich zum Teil auch so. Er kann sehr distanzlos sein, sich auch fremden Müttern z.B. auf den Schoss setzen und sie umarmen etc. Ich frage mich da auch, ob er sich überhaupt fragt, inwiefern seine Nähe die Andern auch möchten. Mein Sohn ist gute fünf Jahre. Gestern habe ich zum Thema Empathieentwicklung gerade wieder mal etwas "rumgelesen"
    Auch diese Entwicklung ist äusserst komplex..
    Ich finde nicht, dass man anhand Deines Beispiels hier sagen kann, ob das Verhalten Deines Sohnes auffällig ist in diesem Bereich- frage mich aber, was Dich überhaupt auf die Idee bringt, es könnte auffällig sein ;) Ist es einfach das "bekannt vorkommen" oder hat er noch viel mehr Verhalten, die Dich aufhören lassen?
    Ist doch irgendwie auch einfach wirklich süss, wenn er den Bauhelm seinem Freund auf den Kopf setzt, weil er selber nun gehen muss. "Du darfst nun Baumeister sein" ^^ Was für eine Zuneigungsbekundung wäre da denn angebracht?
    Das Ganze scheint er von der Kraftdosierung her angepasst machen zu können wie Du schreibst. Das andere Kind hatte nicht gleich eine Beule abgekriegt .. Das würde mich etwas beruhigen. Meine beiden Kinder sind da nicht so "fiin", obwohl der "Kleine" wie gesagt sehr liebenswürdig ist.

    Im Kindergarten bei uns sagen sie alle nicht "Hallo" zueinander, auch nicht zu mir, wenn ich mal im Kiga auftauche. Das heisst dann zu meinem Sohn: Deine Mami ist hier ;)
    Ich habe auch schon Eltern gehört, welche wegen des Begrüssungs-/Verabschiedungsrituals das Gespräch mit der Kindergärtnerin gesucht hatten. Diese findet, dass die Kinder genau in dem Alter solche Dinge lernen. Sie nimmt jedes Kind an der Hand wenn es kommt, erbittet den Blickkontakt und ein "guten Tag".
    Ok, mit 6 1/2 können es dann wohl die Meisten- was meinst Du mit, dass Du genau formulieren musst was angebracht ist? Etwa dass er sagt: hau ab ( wie Meiner ..), statt "hoi"?
    Ich möchte in diesen Thread einfach noch eine andere Sichtweise einbringen. Ich finde Du solltest Dir noch nicht zu viele Sorgen machen, wenn es nicht noch viel mehr Dinge gibt, die Dich beunruhigen. Weiter beobachten, Zeit lassen- ansonsten hast Du ja sicher auch vom Grossen her schon Anlaufstellen um allfällige Fragen los zu werden..
    Aber eigentlich weisst natürlich Du am besten, ob Dein Kind auffällig ist oder nicht!
    Liebe Grüsse und gib dem "Kleinen" noch weiterhin viele Schmatzer :D


    dani, die noch nicht begriffen hat wie man hier Seiten verlinkt :huh: aber beim googeln unter Empathie Entwicklung Kinder findet man Interessantes zum lesen-


  • dani


    Ich habe den Text hier rein gesetzt um Feedbacks zu bekommen egal welcher Meinung. Danke also auch für Deinen.
    Leider sind das nicht die einzigen Besonderheiten. Mühe mit wechselnden Situationen, "kleiner Erwachsener", meistert alle Situationen kognitiv ich kann nicht wirklich erkennen das er was intuitiv tut, meidet viele Kinder besonders die Lebhaften die man schlecht mit ihren Handlungen und Wortspielen einschätzen kann, nimmt alles Wort wörtlich, befolgt Regeln und Abmachungen im Kindergarten immer die Kindlichkeit ist vielfach nicht erkennbar.....
    Viele ,viele Auffälligkeiten aber man traut sich oft selber nicht mehr, ins besonders wenn Außenstehende wohl bemerken das er etwas anders ist, aber alles herzig, gescheit, super angepasst... empfinden.
    Ich könnte jetzt ja sagen dann ist ja alles doch super wieso mache ich mir überhaupt Gedanken????


    Weil er oft nicht in den Kindergarten möchte. Am Mittag nach dem Kindergarten total erschlagen ist und sich oft auch bis abends nicht mehr regeneriert. Um 19Uhr innerhalb 3.min einschläft. Kommt es einmal vor das wir am Nachmittag Besuch haben er keinen Sozialkontakt, Spielsituation mehr zustande bringt....


    Somit frage ich mich wirklich muss ich mir da nicht subito Gedanken machen?
    Auf der anderen Seite, tauch die Frage auf was bringt ihm eine Abklärung? Was würde es in Zukunft ändern?
    Fragen über Fragen.


    Danke Kiaora, Solei, Christa für Eure Worte


    bronti

    KENNTNIS IST KEINE BÜRDE, TOLERANZ KOSTET NICHTS; VIELFALT IST NICHT GEFÄHRLICH.

    Susanne Schäfer

  • abklären lassen bringt nur was wenn er danach auch die geeignete unterstützung bekommt die er evtl. braucht. wenns aber sonst gut läut und du vielleicht in einem gespräch mit der kindergärtnerin einen weg findest ihn ein wenig sozial zu "entlasten", dann könnte das für ihn reichen.


    manchmal wirkt ein “stempel“ auch kontraproduktiv" aber nur manchmal, dein sohn könnte so ein grenzfall sein. ich finds ja gut dass es diese diagnosen heute gibt aber manchmal gehts auch zuweit. abklärungsmarathon und dann was ?


    wie gesagt mein älterer sohn hatte nie eine unterstützung, es war sehr schwierig denn er war autistischer als asperger, tönt komisch hm. aber er hats ohne diagnose gemeistert, ich habe einfach den lehrern gesagt er habe wahrnehmungsprobleme und das merkten die ja auch. zum glück waren sie tolerant. ich habe aber auch eine grosse klappe manchmal. es sollte einfach lehrer geben mit dem asperger syndrom für unsere kinder dann würden sie einander wenigstens verstehen und alle nt kinder wären nicht "normal" hihi. nur so ein gedanke.


    darf ich fragen, war bei deinen söhnen die sprachentwicklung normal? hatten sie stereotypien?

  • Hallo


    @ Bronti


    Zitat

    Viele ,viele Auffälligkeiten..

    Dann würde ich mir schon Gedanken machen.. Dein Sohn wird ja im Sommer eingeschult oder nicht? Was für Möglichkeiten bestehen überhaupt? was könnte auf euch zukommen was der Junge ev. benötigen wird? was meint die Kindergärtnerin/interne Heilpädagogin/Schulpsychologe?..


    @ Daniela

    Zitat

    abklären lassen bringt nur was wenn er danach auch die geeignete unterstützung bekommt die er evtl. braucht. wenns aber sonst gut läut und du vielleicht in einem gespräch mit der kindergärtnerin einen weg findest ihn ein wenig sozial zu "entlasten", dann könnte das für ihn reichen.


    Zitat

    manchmal wirkt ein “stempel“ auch kontraproduktiv" aber nur manchmal, dein sohn könnte so ein grenzfall sein. ich finds ja gut dass es diese diagnosen heute gibt aber manchmal gehts auch zuweit. abklärungsmarathon und dann was ?

    Da ist man dann aber auf einem unsicheren Weg und am Ende wird einem vorgeworfen nicht eher gehandelt zu haben. Dann ist es plötzlich zu spät (muss Autismus nicht bis 5 diagnostiziert werden? oder wars 9 ??() Es ist nunmal einfach so. Ohne Diagnose keine/ ungenügende Hilfestellungen. Was, wenn die Lehrperson nicht mitspielt z.B.?
    Im übrigen sehe ich das nicht ganz so mit dem Stempel. Der wir nicht durch eine Diagnose gemacht- Keiner ist mir bisher von Seiten Abklärern nachgerannt und hat gesagt: Dein Kind ist ja sowieso o.ä.
    Und von der Aussenwelt wird ein Stempel dann gesetzt, wenn jemand sehr auffällt- dann ist auch egal was der Stempel stempelt ;)
    Das ist meine Erfahrung.


    lg
    dani

  • Hallo


    dani


    Dann würde ich mir schon Gedanken machen.. Dein Sohn wird ja im Sommer eingeschult oder nicht? Was für Möglichkeiten bestehen überhaupt? was könnte auf euch zukommen was der Junge ev. benötigen wird? was meint die Kindergärtnerin/interne Heilpädagogin/Schulpsychologe?..

    Ja er wird im Sommer eingeschult.
    Unser Kleine hat schon diverse Strategien wie er seine Defizite verdeckt, umgeht... . Auch reisst er sich in der Öffentlichkeit wahnsinnig zusammen. Er versucht alles richtig zu machen dazu schaut er die Kindergärtnerin /Ergotherapeutin ständig an um ja kein Wort oder Handlung zu verpassen um einigermassen mit dem Geschehen mit zu kommen. Da er seine Defizite sehr gut kennt (unbewusst?) geht er brenzligen Situationen, Geschehen, Personen, Arbeiten gekonnt aus dem Weg..... . Selbst die Ergotherapeutin erlebt ihn als sehr Pflichtbewussten manchmal etwas schüchternen kleinen Mann, aber ASS Nein das kann er nicht haben er kann ja die Hand geben, reden, nähe zulassen, Augenkontakt halten, somit ist das Thema für Sie nicht möglich. Auch bei unseren Erstgeborenen mussten wir erstmals gegen das belächeln kämpfen als wir den Verdacht hegten und ehrlich gesagt raubt einem das einfach enorm Energie!


    Ja wir haben bevor er 5.Jahre war schon mal einen Anlauf gewagt allerdings mussten wir abrechen da es keinen Sinn ergab. Viele seiner Auffälligkeiten waren nicht klar zuzuordnen in Verbindung mit der schwerwiegenden Erkrankung mit der er damals zu kämpfen hatte.


    Apropos Stempel. Eigentlich bin ich auch der Meinung das der Stempel so oder so kommt wenn sie sehr auffällig sind! Was aber wenn sie hart an der Grenze laufen und nicht so stark auffallen? Wird ihnen da nicht die IV Zugehörigkeit vielleicht in Zukunft das Bein stellen?


    Alles Fragen die ich mir stellen muss um Lösungen anvisieren zu können.
    Danke für das mit diskutieren es hilft einem den Weg zu finden.


    bronti

    KENNTNIS IST KEINE BÜRDE, TOLERANZ KOSTET NICHTS; VIELFALT IST NICHT GEFÄHRLICH.

    Susanne Schäfer

  • Ich würde ihn auf jeden Fall so rasch wie möglich abklären lassen. Mein Sohn wurde erst mit 16 Jahren abgeklärt. Die IV übernimmt ausser einer Schreiner Praktikerlehre nach Insos gar nichts. Die medizinischen Massnahmen wurden abgelehnt, weil er nicht vor 5jährig abgeklärt wurde. Dafür haben wir jetzt grosse Probleme mit der Krankenkasse, weil sie zum Teil die medizinischen Massnahmen nicht übernehmen will oder wollte. Die Probleme, die wir in der Schule hatten, waren horrormässig. Es hat nicht immer verständnisvolle Lehrer. Mein Sohn wurde ausgegrenzt und gemobbt, teilweise auch von Lehrern. Wenn das bei euch je passieren sollte, bekommt er seinen Stempel so oder so. Da ist der IV-Stempel wohl das kleinste Problem. Meldet euch auf der Autismussprechstunde an. Nicht bei irgend einem Kinderpsychiater!


    Herzliche Grüsse
    christa

  • Hallo Bronti


    Ich kann mir gut vorstellen, dass es für euch eine schwierige Entscheidung ist, ob ihr euren Sohn nun abklären lassen sollt oder nicht. Für mich ausschlaggebend in dieser Situation wäre, ob er mit einer Diagnose (sollte es denn zu einer solchen kommen) eine bessere Unterstützung erhält als ohne Diagnose, z.B.ein Anrecht auf heilpädagogische Begleitung in der Schule oder auf andere Therapien. Du kannst wahrscheinlich selbst am besten einschätzen, ob eine solche Unterstützung hilfreich wäre für ihn (und was in eurer Schulgemeinde realistisch ist).


    Betreffend "IV-Stempel": Anfangs war es für mich ein Schock, dass unser Sohn bereits "IV-Empfänger" ist. Inzwischen empfinde ich dies allerdings nicht mehr negativ. Wir posaunen es natürlich nicht laut heraus, dass er bei der IV angemeldet ist - das ist unsere Privatangelegenheit. Den "Stempel" erhält ein Kind meines Erachtens und wie dies auch schon in anderen Beiträgen erwähnt wurde aufgrund seines mehr oder eben weniger angepassten Verhaltens - egal ob mit oder ohne IV.


    LG
    Kiaora

  • Hallo


    ich kann nicht als betroffene Mutter antworten, sondern als Fachfrau. Ich würde auf jeden Fall eine Beratungsstelle aufsuchen und in Ruhe
    dies alles besprechen. Leider werden heute Eltern immer noch zu schnell vertröstet "das kommt dann schon" und dann ist es oft für die IV zu spät. Diese Erfahrung habe ich als Therapeutin leider viel zu oft gemacht und die Finanzierungsfrage z.B. einer Therapie oder Schulbegleitung
    wird dann schwierig.
    Die Beratungsstellen haben auch Erfahrung mit Spezialärzten und können Zuweisungen machen. Dies ist immer noch keine Garantie, dass es gut gelingt. (wir müssen auch bei anderen Fachleuten wie Garagist, Allg.Arzt usw. manchmal suchen, bis wir eine Vertrauensperson gefunden haben).
    Ich erlebe eher eine Stigmatisierung, Ausgrenzung bei den auftretenden Problemen, als durch die IV Anerkennung.