Diagnose Autismus vor einer Woche erhalten

  • Zitat

    Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich an dieser Stelle ein sehr sehenswertes Video über autistische Körpersprache empfehle, das nicht von mir stammt:
    http://www.youtube.com/watch?v=8fBt_VoTFrE


    Dies ist mein erster Beitrag im Forum, ich bin seit gestern Mitglied. Vielleicht passt er nicht ganz in diese Rubrik "schwierige Verhaltensweisen", doch das obengenannte Video hat mich gerade unglaublich berührt, deshalb antworte ich hier. Unser dreieinhalb Jähriger Sohn hat vor einer Woche die Diagnose Autismus bekommen. Ich wusste es innerlich schon. Doch es nun ausgesprochen zu haben von einer Fachperson, das musste ich doch erst mal verdauen. Liebes Geisslein, ich danke dir für diesen Videolink. Ich habe es mir angeschaut. Zum ersten Mal seit der Diagnose konnte ich nun endlich weinen. Das Video berührt mich in meinem Innersten. Meine Tränen fliessen. Ich kann es annehmen.


    Mein Lieblingsspruch, der riesengross an der Wand in meinem Zimmer hing, während meiner Pubertät war der folgende: Lasst mich so sein wie ich bin und zwingt mich nicht, so zu werden, wie ihr mich haben wollt! Dieser Satz ist mir wieder in den Sinn gekommen und gewinnt nun nach über 20 Jahren aufeinmal wieder enorm an Bedeutung. Für mich, für meine Familie und vorallem für meinen Sohn.


    Vielen Dank allen für diese wertvollen Beiträge im Forum. Es tut enorm gut, zu wissen, dass man nicht alleine ist. Dass andere ähnliches erleben. Dass wir uns um unsere Kinder sorgen, sie begleiten und unser bestmögliches tun, damit sie in dieser Gesellschaft nicht untergehen werden. Wie ich aus den Beiträgen herausspüre (möchte niemandem etwas unterstellen...), sind die meisten Schwierigkeiten (nicht alle!) mit einem besonderen Kind doch vorallem im "aussen", in der Umwelt, dem Umfeld und der nicht toleranten Gesellschaft begründet. Es wird doch vorallem Anpassung verlangt. Ich wusste schon von Anfang an, dass ich ein ganz spezielles Kind habe. Jeder Mensch ist doch anders auf seine Art und jedem soll sein Raum gelassen werden. Leider musste ich schon bald feststellen, dass die meisten "gewöhnlichen" Menschen nicht offen genug sind, ein Anderssein einfach so stehen zu lassen. Von allen Seiten bekomme ich Erziehungsratschläge und gutgemeinte Tipps, oder ich bin die überforderte Mutter, die ihr Kind "nicht im Griff hat" (schrecklicher Ausdruck), sowieso ihr Kind nicht objektiv beurteilen kann.


    Mit der Diagnose unseres Sohnes wurde mir eine Last abgenommen. Ich kann aufhören, nach Erziehungsfehlern zu suchen, ich muss nicht mehr jeden gut gemeinten Ratschlag über mich ergehen lassen (von Leuten, die nun wirklich keine Ahnung haben). Ich weiss nun, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Unser Sohn entwickelt sich in dem Tempo, wie es für ihn stimmt. Ich bin bereit, ihn auf seinem Weg zu begleiten. Ich als Mutter "darf" ihn nun so sein lassen, wie er ist und muss ihn nicht zwingen so zu werden, wie andere es (von mir) haben wollen.

  • Liebe Karakorum,


    Dein Beitrag trifft es genau, denn was uns als Menschen in der Begleitung mit autistischen Menschen begegnet, ist das uns Fremdartige;
    Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Eigenschaften die uns fremd sind und die wahrgenommen, erlebt und erkannt werden wollen.
    Umso wichtiger ist der Austausch und die Anregungen durch Wahrnehmungen und Erlebnisse im gleichen Themenfeld von Selbstbetroffenen und Angehörigen. Hier bildet sich Substanz die mit der Zeit tragfähige Basis in dieser Auseinandersetzung wird.
    Freue mich auf den weiteren Austausch.


    mit besten Grüssen aus Zollikofen/ Bern aus der autsmuslink Geschäftsstelle


    Thomas van der Stad