• Mein Sohn

    Du bist erwachsen geworden und weggezogen. Heimlich hast Du Dich aus meinem Leben geschlichen und bewusst die Türen hinter Dir zugezogen.

    Wenn ich Dich höre, dann habe ich alles, aber auch alles falsch gemacht. Mütter machen Fehler, manchmal sogar gravierende Fehler, aber sie machen immer auch vieles richtig. Blättere Dein Fotoalbum durch. Darin habe ich Deine Kindheit festgehalten und liebevoll dokumentiert. Und jetzt erinnere Dich an gute und schlechte Zeiten und Tage.

    Lass es zu, dass ich auf Dich zukomme. Das ist mein einziger und grösster Wunsch heute, nachdem Du gestern nach der Hochzeit Deiner Schwester ohne Abschiedsgruss gegangen bist.

    Seit einem knappen Jahr weiss ich, dass Du Asperger-Autist bist. Das Wissen darum entlastet mich enorm.

    Ich träume davon, in einem kleinen Winkel Deines Herzens ein Plätzchen zu bekommen.

    Deine Dich liebende Mutter

  • Hallo

    Eltern machen in der Regel, das was für Sie im Moment richtig ist.
    Wen man später oder gleich danach feststellt, das es ein Fehler war,
    weiss man was man in Zukunkt anders machen kann.
    Fehler sind immer ein Lehrprozess und nichts schlechtes.
    Wissen hilft einem Fehler zu vermeiden, aber zuerst muss man sich
    dieses Wissen aneignen, aber zuerst war meistens der Fehler.

    Woher soll man alles von Anfang an wissen.
    Für alles gibt es eine Ausbildung, einen Abschluss, eine Lehre
    nur nicht für das Kinder kriegen, geschweige den wie man Sie
    grosszieht. Das Leben selbst ist der grösste Lehrmeister und
    wenn wir uns bemühen und offen, voller Hoffnung durchs Leben
    gehen, wir es uns reich an Wissen belohnen.

    Wachsen an der Hoffnung ist das Ziel, nicht den Fehlern die man
    gemacht hat nachhägen, Sie sind unveränderlich, aber die zukünftigen
    Verhaltensweisen lassen ich verändern.

    In diesem Sinne wünsche ich allen die Hoffnung an diesem Tag.
    Gruss namuk69

  • alles wurde schon mal falsch gemacht, bevor es richtig gemacht wurde. und es gibt mehrere richtige arten, etwas richtig zu tun. in diesem sinne hoffe ich, dass weiterhin viel richtiges getan wird. in bezug auf "i have a dream" - hoffe ich, dass ich eines tages aufwache und und mich vergeblich daran zu erinnern versuche, wie es war, als noch für die akzeptanz von besonderen menschen gekämpft werden musste

  • Wir haben zwar den Gleichstellungsartikel, trotzdem findet im wirklichen Leben die Gleichstellung noch nicht in allen Bereichen statt. Es wäre schön, wenn sich in Zukunft kein Autist mehr hinter der sogenannten "Normalität" verstecken müsste. Wenn jeder ohne Angst vor Diskriminierung, Beschneidung und Akzeptanz zu seinem Autismus stehen könnte. Und bei einem Outing nicht befürchten müsste, seine Glaubwürdigkeit in der Arbeits- und Geschäftswelt zu verlieren. Solange diese Überlegungen im Raum stehen, sind wir von der Gleichstellung von behinderten und nicht behinderten Menschen noch sehr weit entfernt.

    Mein Traum ist, dass die Integration in der Schule und in der Arbeitswelt, in Zukunft eine Selbstverständlichkeit und keine Ausnahme mehr ist. Dass mehr Möglichkeiten geschaffen werden, dass auch ein Autist ein soweit wie möglich selbstbestimmtes Leben führen kann. Dass die Möglichkeiten von Couching-Projekten ausgebaut werden.

    Mein Wunsch ist, dass wir Eltern an unsere Kinder glauben, dass wir sie nicht aufgeben, auch dann nicht, wenn sie die Sprache nicht entdecken. Dass wir gemeinsam mit ihnen nach anderen Kommunikationswegen suchen und diesen Kindern eine Stimme geben. Dass wir mit ihnen im Kontakt bleiben, auch dann, wenn sie sich von uns abwenden, wenn sie für uns völlig unverständlich reagieren. Mit der Zeit werdet ihr erkennen, dass auch diese Kinder Bindungen und Beziehungen eingehen. Von aussen scheinen diese Kinder vielleicht distanziert, oft sind sie aber sehr sensibel. Sie zeigen ihre Zuneigung anders, als ihr dies vielleicht gewohnt seit und erwarten würdet. Achtet auf die zarten Zeichen!

    Meinen beiden Söhnen wünsche ich für die Zukunft alles Liebe und Gute und viele Menschen, die ihnen mit Verständnis und Respekt begegnen. Ich hoffe, dass sie auch in Zukunft selbstbewusst zu sich und ihrem Autismus stehen können und nie in die Lage kommen, dass sie ihren Autismus, wegen Angst vor Diskriminierung, verstecken müssen.

    Liebe Grüsse, monica (Mutter von zwei HFA)