Problemfach Turnen

  • Hallo


    Unser Sohn Manuel hat atypischer Autismus und wurde dieses Jahr in der integrativen Regelschule unseres Wohnortes eingeschult. Eigentlich läuft es vom Schulstoff her nicht schlecht, ausser dass er ein bisschen langsam arbeitet und nicht immer alles auf Anhieb versteht. Dafür wird er aber zusätzlich von einer Heilpädagogin begleitet. Im Turnen aber wird er von den anderen Kindern für seine Langsamkeit und seine motorischen Schwierigkeiten gehänselt, ausgelacht und beschimpft (z.B. wegen dir haben wir wieder verloren!!! usw.) :( . Die Lehrerin hat dies schon öfters mit den anderen Kindern besprochen, aber leider hat dies nicht viel genützt. Nun hänseln die andern Kinder halt Manuel in der Umkleidekabine oder dann, wenn die Lehrerin nicht hinguckt und heute ist die Situation nun eskaliert. Offenbar hat ein anderer Junge Manuel angebrüllt, und daraufhin hat Manuel ihm dann den Finger verstaucht und der Junge ist dann nicht mehr in die Schule gekommen. Manuel ist in solchen Situationen sehr emotional und oft auch überempfindlich!! Aber er ist halt nun mal so, und ich weiss nicht wie wir reagieren würden, wenn wir immerzu ausgelacht und beschimpft würden !! Er kriegt solche Sachen auch manchmal in den anderen Schulstunden zu hören, aber im Turnen ist es am Schlimmsten! Nun weiss ich nicht, was ich machen soll!! Wenn ich einfach abwarte, kann es sein, dass Manuel plötzlich nicht mehr in die Schule will, oder dass er noch gewalttätiger wird!! Oder soll ich ihn vom Turnen dispensieren lassen, obwohl ich finde, dass ihm die Bewegung dort gut tut? Und kann ich von einer integrativen Schule nicht verlangen, dass sie solche Probleme in den Griff kriegen, und die Lehrerin nicht einfach argumentiert, dass Manuel halt extrem empfindlich ist?? Was soll ich tun, könnt ihr mir da weiterhelfen ?( ? Bin euch für Tipps und Anregungen sehr dankbar!!


    Gruss Benji

  • hallo benji
    turnen ,ja turnen gehörte auch zu den "schlechteren" lektionen für unseren sohn.nicht weil er langsam ist ,sondern weil er alles genauso macht wie es erklärt worden ist.und wehe einer macht es anders oder die lehrerin sieht nicht gleich,dass es ein foul gegeben hat!!
    wir konnten das problem lösen .indem seine heilpädagogien jetzt in fast allen turnstunden dabei ist und ihn unterstützt.manchmal gehen auch wir eltern in gewisse stunden .
    turnen ist für simon eines seiner liebsten fächer,auch weil er sich dort austoben kann.deshalb finden wir es auch wichtig das er gehen kann.
    wissen die anderen kinder ,die lehrerin was manuel für ein handycap hat?
    gruss und viel kraft und freude
    beatrice

  • Hallo Beatrice


    Vielen Dank für deine Antwort! Ja die Lehrerin und die anderen Kinder wissen, was Manuel hat, doch leider scheint das die Kinder nicht zu beeindrucken! Dass die Heilpädagogin in den Turnstunden anwesend ist, finde ich eine gute Idee, doch leider hat Manuel nur 3 heilpädagogische Zusatzstunden pro Woche gutgesprochen bekommen und da hat Turnen leider keine Priorität!! Ausserdem hat mir die Heilpädagogin gesagt, dass die anderen Kinder eifersüchtig reagieren, wenn sie in diesen Zusatzstunden mit Manuel arbeitet, und ich denke, dass sie ihn deshalb noch zusätzlich ärgern. Und aus diesem Grund bin ich mir nicht so sicher, ob es ideal wäre, wenn ich nun in den Turnstunden auch noch auftauche! Ist euer Sohn auch in einer integrierten Schule und wieviele heilpädagogische Zusatzstunden hat euer Sohn pro Woche??
    Nochmals vielen Dank und liebe Grüsse
    Benji


    P.S. süsses Foto, sind das eure Kätzchen???

  • hallo benji
    ja simon ist in der regelklasse integriert und erhält 12 lektionen mit einer heilpädagogin.10 lektionen sind mit der klasse und 2 im einzelunterricht.leider ist seine sehr" angagierte" heilpädagogin ausgefallen und jetzt hat die schulleitung eine junge lehrerin gefunden,die aber schon erfahrung mit autismus mitbringt.wir haben jede woche mindestens ein gespräch mit seiner lehrerin und seiner heilpädagogin.simon ist in einer klasse mit 28 kindern und sehr intergriert ;). und trotzdem haben wir immer wieder mit problemen zu kämpfen.die aber meistens von überreagierenden eltern kommen.
    wir haben das glück, das die schulleitung sehr hinter uns steht und wir die immer wieder auftretenden probleme im gespräch lösen können.wir bringen uns als eltern immer wieder mit in den schulalltag mitein,weil wir einfach nicht wollen ,dass simon wieder über längere zeit nicht in die schule darf!wir wissen ,dass das nicht bei allen lehrern gern gesehen wird ,aber das ist uns inzwischen egal!
    unser simon ist bald 11 jahre alt und geht in die 5 .klasse.in der 2. klasse wurde die diagnose asperger gestellt und wir haben eine woche später eien elternabend organisiert .wir hatten das glück,das eine ärztin vom kjpp bern (die simon mit abgeklärt hat) ,die eltern aufgeklärt hat.vorher war für alle lehrer der schule eine obligatorische information zu diesem thema.
    so das war jetzt sehr viel,ich hoffe nicht zu viel!
    ja und nein zu deiner ps.frage: die 2 süssen haben wir bekommen als sie 2 tage alt waren und von hand aufgezogen.damals wogen sie nur je 60gr.nach 3 monaten haben wir sie (leider ) wieder abgeben,weil wir schon 2 katzen haben (auch sehr süsse).war eine super erfahrung und ich würde es sofort wieder machen!
    liebe grüsse und einen ruhigen 3.avent
    beatrice

  • hallo benji
    ja simon ist in der regelklasse integriert und erhält 12 lektionen mit einer heilpädagogin.10 lektionen sind mit der klasse und 2 im einzelunterricht.leider ist seine sehr" angagierte" heilpädagogin ausgefallen und jetzt hat die schulleitung eine junge lehrerin gefunden,die aber schon erfahrung mit autismus mitbringt.wir haben jede woche mindestens ein gespräch mit seiner lehrerin und seiner heilpädagogin.simon ist in einer klasse mit 28 kindern und sehr intergriert ;). und trotzdem haben wir immer wieder mit problemen zu kämpfen.die aber meistens von überreagierenden eltern kommen.
    wir haben das glück, das die schulleitung sehr hinter uns steht und wir die immer wieder auftretenden probleme im gespräch lösen können.wir bringen uns als eltern immer wieder mit in den schulalltag ein,weil wir einfach nicht wollen ,dass simon wieder über längere zeit nicht in die schule darf!wir wissen ,dass das nicht bei allen lehrern gern gesehen wird ,aber das ist uns inzwischen egal!
    unser simon ist bald 11 jahre alt und geht in die 5 .klasse.in der 2. klasse wurde die diagnose asperger gestellt und wir haben eine woche später eien elternabend organisiert .wir hatten das glück,das eine ärztin vom kjpp bern (die simon mit abgeklärt hat) ,die eltern aufgeklärt hat.vorher war für alle lehrer der schule eine obligatorische information zu diesem thema.
    so das war jetzt sehr viel,ich hoffe nicht zu viel!
    ja und nein zu deiner ps.frage: die 2 süssen haben wir bekommen als sie 2 tage alt waren und von hand aufgezogen.damals wogen sie nur je 60gr.nach 3 monaten haben wir sie (leider ) wieder abgeben,weil wir schon 2 katzen haben (auch sehr süsse).war eine super erfahrung und ich würde es sofort wieder machen!
    liebe grüsse und einen ruhigen 3.avent
    beatrice

  • Hallo Benji


    Ich weiss nicht, wie flexibel die Schulleitung hinsichtlich Sonderlösungen ist. Auch schon machte ich die Erfahrung, dass es Sinn macht, vorübergehend jemanden mit ins Turnen und eben auch in die Garderobe mitgehen zu lassen. Es muss nicht die Heilpädagogin sein, das kann auch durch Klassenassistenzen abgedeckt werden. Ich würde dir empfehlen, mit der Schulleitung das Gespräch zu suchen und eine Lösung für die Turnstunde zu erarbeiten, ev. kann die Heilpädagogin dich dabei unterstützen.


    Eine Idee wäre auch, dass dein Sohn ev. früher oder später oder in eine andere Garderobe gehen darf, damit er sich in Ruhe umziehen kann. Das grenzt zwar an Separation, ist aber auch ein Schutz vor Stress und dient dem Zweck, ihm die Turnstunde zu ermöglichen?!

  • An: Beatrice


    Offenbar habt ihr wirklich ein sehr engagierte Schulleitung und auch gute Leute beim KJPD. Bei uns geben sich zwar auch alle Mühe, hören mir zu und scheinen verständnisvoll, aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass das Gesagte manchmal beim einen Ohr rein und beim anderen wieder raus geht :( ! Und beim KJPD kann ich mich zwar melden, wenn ich nicht weiter weiss, doch helfen mir diese Antworten leider meistens auch nicht weiter und von einem Elternabend zusammen mit einer Psychologin vom KJPD war bei uns überhaupt nie ein Thema! Ausserdem haben wir am nächsten Donnerstag das erste Elterngespräch seit Schulbeginn!!! Die Heilpädagogin hat sich zwar ein-, zweimal telefonisch bei mir gemeldet, aber sonst war da nichts. Und auch die Lehrerin hat sich nie gemeldet, da musste ich auch immer nachfragen! Naja, wir schauen nun mal, was bei diesem Gespräch raus kommt und hoffen halt mal das Beste :S .


    Finde ich toll, dass du die zwei kleinen Kätzchen von Hand aufgezogen hast :) ! Braucht sicher auch eine Menge Zeit und Geduld! Wir haben eine kleinen Hund und unsere Vermieter haben eine Katze die auch öfters bei uns zu Besuch kommt und die wir dann auch in den Ferien hüten!


    Also Beatrice, für deine Antworten möchte ich mich nochmals bei dir bedanken und wünsche dir und deiner Familie ebenfalls eine schöne Adventszeit!


    Gruss Benji

  • An: Edith


    Hallo Edith


    Die Idee, dass jemand Manuel in den Turnstunden begleitet, finde ich toll, nur glaube ich nicht, dass dies von unserer Schulleitung bewilligt wird! Offenbar hat es bei unserer Schulgemeinde schon Budgetkürzungen gegeben, und wir konnten froh sein, dass die heilpädagogischen Zusatzstunden überhaupt bewilligt wurden :( ! Aber das Manuel beim früher in die Garderobe kann oder sogar in eine andere, werde ich beim Elterngespräch auf jeden Fall ansprechen!
    Auch bei dir möchte ich mich für deine Antwort bedanken und wünsche dir eine schöne Adventszeit!!


    Gruss Benji

  • Hallo Benji,


    Kinder können sehr grausam sein. Ich habe das, was Manuel erfährt, sehr ähnlich auch erlebt. Die schwierigste Zeit waren die ersten beiden Jahre in der Sekundarschule.


    Ich bin stark hörbehindert und habe ein mildes Asperger-Syndrom das aber damals noch unbekannt war. Im Sport war ich schlecht: Langsam, schlaksig und unbeholfen. Das Bullying fing beim Turnen schon vor der Halle an und ging in der Garderobe weiter. Während dem Turnen war mehr oder weniger Ruhe weil der Lehrer dabei war. Doch beim Duschen und Umziehen und danach auf dem Pausenplatz ging das Theater weiter. Es war schlimm.


    Einmal ging ich zum Lehrer und habe ihm das gesagt. Das hat viel Mut gebraucht! Er hat zugehört und gesagt, er werde das mit der Klasse besprechen. Was hat er gemacht? Wie immer vor dem Turnen mussten wir uns in der Turnhalle alle in Reih und Glied auf einer Linie aufstellen. Dann hat der Lehrer gesagt, dass ich zu ihm gekommen sei und mich über die Kollegen beklagt habe. Er sagte, dass er es nicht akzeptiere, dass die Schwächeren ausgegrenzt werden. Hat das etwas gebracht? Nein! Kaum zurück in der Garderobe ging das Foppen wieder los und ich war jetzt auch noch ein Verräter.


    Leider habe ich keine Lösung bereit, aber ich denke immer darüber nach, was man machen könnte. Meine Überlegungen: Die Lehrerin muss über den Autismus von Manuel Bescheid wissen. Sie muss wissen, dass Kinder im autistischen Spektrum oft die Zielscheibe von Bullying (=Hänseln) und Mobbing sind. Auch muss sie wissen, dass Manuel empfindlich ist wegen seinem Autismus und nicht "einfach so". Hier sollte die Heilpädagogin Unterstützung bieten. Vorschlag: Rede mit der Heilpädagogin und vereinbare ein Gespräch wo du, die Heilpädagogin und die Lehrerin dabei sind. Bei diesem Gespräch geht es nur um das Turnen und das Bullying. Das erste Ziel soll sein, dass die Lehrerin versteht was Autismus ist, und wie er sich bei Manuel zeigt. Das zweite Ziel ist dann das Erarbeiten von Massnahmen. Ich finde es auch wichtig, dass Manuel am Turnen dabei ist, denn es fördert die Wahrnehmung des eigenen Körpers und er kommt mit den anderen Kindern in Kontakt. Noch etwas: Die Lehrerin soll darauf achten, dass Manuel bei Sportarten wo es wichtig den Ball zu fangen nicht in exponierten Positionen aufgestellt wird. Ich hatte und habe immer noch grosse Mühe, Bälle zu fangen. Manchmal stellten mich die Kollegen im Fussball oder im Handball ins Tor. Du kannst dir ja vorstellen wie das herausgekommen ist...


    Wichtig ist auch, dass Manuel Selbstvertrauen hat. Meine Eltern wollten mich früher deswegen ins Judo oder Karate schicken, aber nur bei einem guten Lehrer, der über mich gut Bescheid weiss. Leider wollte ich nicht und ich bereue das heute noch. Ich bin sicher, dass mir das sehr geholfen hätte. Als Erwachsener habe ich dann mal ein paar Jahre Kickboxen gemacht (nur das Training ;) ). Es ist hier alles dabei: Kondition, Kraft und Beweglichkeit. Die Übungen werden x-fach wiederholt, immer wieder. Das kommt mir sehr entgegen. Vielleicht ist so ein Sport für Manuel etwas?


    Das Thema ist schwierig und Lösungen können nur schrittweise gefunden werden. Ich wünsche dir und Manuel viel Glück!


    Wenn du Fragen hast kannst du mich gerne kontaktieren.


    Viele Grüsse,
    qd5

  • An: qd5


    Hallo qd5


    Puh, deine Schulzeit war offenbar ein Spiessrutenlauf, dass tut mir richtig leid für dich!! Ja und etwa so ergeht es im Moment Manuel. Er hat aber schon öfters der Lehrerin gesagt (auf mein Anraten hin), dass er gehänselt wird, doch langsam denke ich auch, dass dies kontraproduktiv war. Nämlich ich habe wirklich auch das Gefühl, dass es so läuft, wie du es erlebt hast, dass auch er nun als Verräter gilt! Wir haben am Donnerstag nun ein Gespräch, bei dem die Heilpädagogin, die Turn- und die Klassenlehrerin anwesend sind! Ich werde dies mit den Turnstunden nochmals ansprechen und hoffe, dass wir da eine Lösung finden werden. Ja und obwohl die Lehrer immer so tun, als ob sie wissen, was Autismus ist, glaube ich, dass sie nicht annähernd darüber Bescheid wissen. Auch die Heilpädagogin hat die Aussage schon gemacht, dass Manuel empfindlich sei, und halt eine überempfindliche Wahrnehmung hat. Das mag ja sein, trotzdem leidet er unter den Hänseleien, und ich glaube auch nicht, dass ein anderes Kind ohne körperliche oder geistige Einschränkungen Freude daran hätte, wenn es immer als Verlierer dargestellt würde. Deshalb werde ich am Donnerstag nochmals über das Thema informieren und den Lehrerinnen und der Heilpädagogin erklären, warum Manuel so ist, wie er ist!!


    Die Idee mit dem Karate oder Judo finde ich sehr gut! Werde mit Manuel darüber sprechen und vielleicht mal irgendwo eine Probelekion vereinbaren!!


    Nun möchte ich mich für deine Antwort herzlich bedanken und bin gespannt, was am Donnerstag beim Gespräch raus kommt. Falls ich Fragen habe, komme ich gerne auf dein Angebot zurück und werde dich kontaktieren! Wünsche dir eine ganz tolle Zeit!!!


    Liebe Grüsse
    Benji

  • Hallo Benji,


    Danke für deine Antwort!


    Ja, die Schulzeit war von der 5. Klasse bis Mitte der 3. Sek ein Spiessenrutenlauf. Als ich dann die Lehrstelle auf sicher hatte verbesserte sich die Situation weil ich selbstbewusster wurde.


    Ich glaube schon, dass die Lehrer über Autismus Bescheid wissen, aber nur über die klassische und ausgeprägteste Variante. Alle anderen Formen wie High-Functioning Autismus, Atypischer Autismus und Asperger-Syndrom sind eher unbekannt. Selber habe ich über diese Varianten auch nicht viel gewusst bis ich vor drei Monaten erfuhr, dass ich ein mildes Asperger-Syndrom habe. Jetzt beschäftige ich mich mit der Thematik und verstehe die Unterschiede immer besser. Es hilft auch beim Erklären, wenn man vom Autismus-Spektrum spricht.


    Nochmals zum Stichwort "empfindlich":
    Die überempfindliche Wahrnehmung gehört zum Autismus. Ich würde das im Gespräch unbedingt erwähnen. Ich selber bin empfindlich auf Lichtreize und Geräusche. Auch Menschenansammlungen können mich durcheinander bringen. Eine Garderobe in einer Turnhalle kann ein Stressgebiet sein: Neonröhrenlicht das vielleicht noch flackert, viele Leute im Raum und alle reden durcheinander und eventuell hat es noch starke Gerüche (Schweiss...) usw.


    Übrigens, um möglichst schnell die Garderobe zu kommen habe ich mich sehr schnell umgezogen, ich war immer bei den ersten die in der Turnhalle standen.


    Ich drücke dir für das Gespräch am Donnerstag die Daumen! :thumbup:


    qd5

  • Hallo qd5


    Ja, Manuel reagiert auch sehr stark auf Gerüche und mag es überhaupt nicht, wenn zu viele Leute um ihn herum stehen. Und ich weiss nicht, ob er der Erste ist, der jeweils in der Turnhalle steht, aber er ist auf alle Fälle der Erste, der nach der Turnstunde aus der Garderobe stürmt (fluchtartiges Verlassen sozusagen!!). Und die Lehrerin von Manuel weiss schon, dass Autisten eine empfindliche Wahrnehmung haben, aber sie glaubt, wenn man nicht darauf eingeht, löse sich das Problem von selbst und damit habe ich ein bisschen Mühe!


    Nochmals vielen Dank für deine Antwort, und total lieb von dir, dass du mir für Donnerstag die Daumen drückst :) !!


    Grüsse Benji

  • Hallo Benji
    du hast schon viele gute Tipps erhalten. Ganz sicher werdet ihr die Schulsituation noch verbessern können.


    Ich mache eine Schulbegleitung eines Schülers mit AS und möchte dir Mut machen das Gespräch mit der HP immer wieder zu suchen.
    Wenn man sich besser kennt, fällt es leichter Kontakt zu halten.


    Im Sportunterricht, Musik und Werken gibts immer wieder herausfordernde Situationen. Sport unterrichte ich an der Klasse selber.
    Wir zwei (der Schüler und ich) besprechen regelmässig Situationen aus dem Sport Unterricht. Und treffen gemeinsame Abmachungen.


    Ich zähle mal auf, was ich denke was bis anhin hilfreich war:


    - er darf früher oder später in die Umkleidekabine als die anderen Kinder
    - er kann sich jederzeit ein Timeout erfragen (das nutzt er, oder ich merke, dass ers braucht und spreche ihn darauf an)
    - bei Ballspielen macht er nicht mit der Mannschaft mit, ausser er will ausdrücklich
    - bei Ballübungen arbeite ich persönlich mit ihm 1:1 oder setzte bestimmte Schüler ein
    - ich achte auf den Lichteinfall der Sonne und platziere mich oder den S. entsprechend


    - ich denke beim Vorbereiten an die besonderen Bedürfnisse des Schülers und mache nicht andere Dinge, aber ich plane sie anders.
    - ich informiere zu Beginn der Lektion was wir heute machen


    - ich erkläre was wir jetzt grad trainieren und wozu das gut sein könnte
    - ich deklariere meine Ziele offen
    - ich strukturiere den Sportunterricht vermehrt in stark bewegte Zonen in der Turnhalle und ruhige Zonen, der Schüler kann sich dann so in die ruhige Zone zurück ziehen. Falls das nicht möglich ist, ist der Rückzugsort der Geräteraum
    - ZB. hab ich auch schon seine Lieblingsmusik im Sport eingesetzt.


    - ich gebe mir Mühe daran zu denken ihn bei Unterrichtsschluss einige Minuten früher in die Garderobe zu lassen, er macht da schon ganz gut selber mit und wartet dann jeweils vor der Turnhalle auf seine Kollegen falls er das will.


    Manche Schüler erholen sich im Sport. As brauchen vielleicht nach dem Sport Erholung. Das versuche ich im nachfolgenden Unterricht zu bedenken.


    Mobbing in der Garderobe erlebe ich immer mal wieder in den verschiedensten Klassen. Es muss sich nicht um Kinder mit AS handeln. Ich finde das gilt es anzugehen und mit der Klasse zu thematisieren. Nur muss man es als Lehrperson erfahren. Das ist nicht immer der Fall. Dann wird es schwierig.


    Wir HP und Lehrer müssen die Schüler kennen lernen und Wege suchen. Es gibt viele Ideen, die Umsetzung kann nur Schritt für Schritt stattfinden. Der Austausch im Forum ist sehr wertvoll auch für mich.


    Danke für dein Mitteilen und auch dir qd5 für deine Beschreibung wie du es erlebt hast in der Schule! Es ist für mich lehrreich.


    liebe Grüsse coffee :)


    PS: mit der Musiklehrerin bin ich so all zwei Wochen dran im Gespräch nach Lösungen im Unterricht zu suchen. Manchmal haben wir eine Idee, und manchmal mach ihr auch einfach nur Mut das Gespräch mit dem AS zu suchen und mit ihm zusammen nach einer Lösung zu suchen. Das klappt oft schon ganz gut. Als er seine el. Gitarre in den Unterricht mitbringen durfte, von da an hat er mit der Lehrperson einen Kontakt gefunden. Manchmal bewirkt kleines wesentliches.


    PS: Zu Beginn meiner Arbeit haben einige Klassenkameraden auch eifersüchtig reagiert. Da kann/muss man dran arbeiten. Heute ist das kein Thema mehr. Es gibt manchmal massive Kommunikationsmissverständnisse. Da ist es meine Aufgabe zu klären.
    Beide Seiten haben viel zu lernen und können entdecken, dass die anderen eben anders sind aber nicht doof. Das muss man täglich üben und trainieren.

  • Hallo zusammen,

    ich berichte Euch mal wie es bei den "normalen" Kindern so abläuft. Mein älterer ist 8 Jahre alt und besucht die zweite Klasse. Obwohl er weit davon entfernt ist autistisch zu sein hat er doch im Sozialen so manche Baustelle. Er hatte das Pech in eine Klasse zu kommen wo fast durchgehend alle Jungs voll Fussball begeistert sind und er selbst ist total Bewegungsfaul. Er verbringt die Pausen meist allein. Seine etwas stürmische Art, die niedrige Frustrationsgrenze und das meist der Chef sein zu wollen hat auch nicht gerade dazu beigetragen Freunde zu finden. Ansonsten ist er ein sehr hilfsbereiter, liebevoller, gorsser, kräftiger und sehr hübscher Junge mit einem Selbstwertgefühl das bei Null anzusiedeln ist. Seine Schulischenleistungen sind im oberen Bereich. Es zeichnete sich bereits im zweiten Kiga ab das Probleme kommen werden, aber das anraten der Kigalehrerin auf eine Psychomotoriktherapie mit Schwerpunkt Psyche wurde von der Lehrerin in der ersten Klasse abgelehnt. Heute macht er sie trotzdem seit ca einem halben Jahr.
    Merkbar, für mich, wurden die Probleme nun beim Schwimmunterricht. Es werden Hosen runtergezogen und mein Sohn wurde mehrfach ausgelacht er hätte einen kleinen Penis. Nun zieht er die Badehose bereits daheim an mit einem etwas längeren T-shirt das in bedeckt wenn er dann zur Unterhose wechseln muss. Es wurde in der Klasse besprochen und hat sich gebessert oder besser gesagt mein Sohn erwähnt zur Zeit nichts. Er erzählt erst wenn der Nullpunkt erreicht ist. Einmal war die Lehrerin krank und eine Vikarin gab den Unterricht. Es sollten Gruppen gebildet werden und niemand wollte meinen Bub in der Gruppe haben. An diesem Tag kam er weinend heim und das war sehr erschütternd weil das sehr lange braucht bei ihm. Es wurde in der Schule in seinem beisein und auf seinen Wunsch hin besprochen. Jetzt wurde die Sozialarbeiterin hinzugezogen die bereits 3mal in der Klasse war und auch noch geplante Einzelsitzungen mit meinem Jungen haben wird.Ich muss erwähnen das die Lehrerin keinen Schimmer hat wiso mein Bub ausgegrenzt wird, es sich gar nicht erklären kann.
    Im Turnen wird er oft gehänselt weil alle viel sportlicher sind als er. Kennen wir doch alle. Bei mir früher in der Schule wenn Mannschaften gebildet wurden standen doch am Schluss auch immer die dicke, die doofe und die unsportliche noch zur Wahl die dann mit grossem gemurre noch in einer Gruppe untergebracht wurden. Die Schulzeit ist wohl für viele die härteste Zeit und so mancher Lehrer findet das wohl in Ordnung so oder weiss sich halt auch nicht zu helfen. So um die Sportferien wird dann das Elterngespräch mit Klassenlehrerin, Sozialarbeiterin und Psychomotoriktherapeut stattfinden und ich erhoffe mir Lösungen. Ausserdem habe ich schriftliche Beurteilungen verlangt um es mit unserer sehr, sehr guten Kinderärztin zu besprechen. Ehrlich gesagt möchte ich der Schulpsychologin aus dem Weg gehen die ja vielleicht plötzlich zum Thema werden könnte. An die Maschinerie wage ich gar nicht zu denken.
    Wenn ich also mit meinem Grossen schon so Schwierigkeiten habe, wie kommt es dann beim Kleinen sollte er jemals in die Regelschule kommen?
    Ich würde allen Betroffenen, die sagen sie kennen sich aus mit Autismus, vermutlich aber nicht wirklich viel wissen, gleich mal ein gutes Buch schenken. Z.b Elternleitfaden Autismus von Dr. Brita Schirmer erschienen beim TRIAS Verlag. Sehr gutes Buch das auch ein tolles Kapitel zur Schule beinhaltet. Um Autismus anderen Kindern zu erklären gibt es bei Autismus Schweiz eine Geschwister Broschüre die das, kleinen Kindern, sehr gut vermittelt. Ich hatte die mit meinem Grossen besprochen damit er den Kleinen besser verstehen kann.
    Nun ja, ich wünsche allen die mit solchen oder anderen Problemen zu kämpfen haben, Lösungen, Hilfe, Mut, Glück, Zufriedenheit, Verständnis und was alles sonst noch dazu gehört.
    Karin :)

  • An: Coffee


    Hallo Coffee


    Vielen Dank für die tollen Tipps!!! Du scheinst ja wirklich sehr engagiert zu sein, finde ich sehr gut!! Leider ist bei uns im Turnen nur die Lehrerin anwesend und die scheint nicht besonders flexibel zu sein!! Manuel hat mir erzählt, dass er immer mitmachen muss, es gibt für ihn keine Pausen. Ausserdem glaube ich dass die HP und die Lehrerin bei Weitem nicht so flexibel sind und Manuel so unterstützen. Leider kann ich dies (traurig aber wahr) nicht so beurteilen, das wir ja noch kein einziges Elterngespräch hatten!! Aber ich werde deine Tipps am Gespräch erwähnen, hoffentlich lässt sich die Lehrerin darauf ein!


    Nochmals vielen lieben Dank und herzliche Grüsse
    Benji

  • An: Karin


    Hallo Karin


    Ja, gemobbt werden natürlich nicht nur Autisten, dass ist wirklich so!! Dein Sohn hat ja schon einiges mitgemacht, dass tut mir leid!! Kinder können manchmal wirklich grausam sein!!! Ich wünsche dir ganz viel Kraft und hoffe, dass du zusammen mit allen Beteiligten und Betroffenen die Situation für deinen Sohn erträglicher machen kannst!


    Vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag und auch für die Bücherempfehlungen !!


    Alles Gute für die Zukunft!!


    Liebe Grüsse
    Benji