Umfrage "Was ist gute Assistenz für Menschen mit Autismus?" ab dem 2. April 2012

  • Erster u. meines Erachtens wichtigster Start für eine Begleitung: Ein Coach, der
    sich als Autoritätsperson gegenüber dem Autisten sieht, hat seinen Auftrag falsch
    verstanden und wird bei mir kaum bis gar nicht auf Verständnis stossen und bei
    allem Respekt für solche Coachs, nicht der Autist, sondern sie selber sind nicht
    teamfähig und die Definition "voneinander lernen" wird nichts als zu einer Farce.
    Kurz gefasst: Der Coach ist der Anwalt des Autisten und nicht dessen Meister
    (Chef), diese Aufgabe übernimmt der Lehrer oder in der Lehre der Ausbildner.


    Zweiter und m.E. ebenso wichtiger Punkt: Nachfragen, welche Begleitung und
    Hilfe der Autist wünscht und nicht überrascht sein, wenn jeder Autist eine andere
    Vorstellung hat, die ihm schlussendlich von Nutzen ist.
    Es ist ganz besonders wichtig, dass man viel Geduld aufbringt, denn Autisten
    brauchen viel Zeit und viele Erklärungen, warum dieses oder jenes sinnvoll ist
    und manche Dinge müssen nicht umgesetzt werden, denn jeder Mensch hat
    seine individuelle Grenze der Machbarkeit.
    Kurz gefasst: Es ist die Aufgabe des Coachs, diese Grenzen der Machbarkeit
    den Nicht-Autisten verständlich zu machen und zu verhandeln (er ist der Anwalt
    des Autisten), so dass ein Miteinander auf beiden Seiten ermöglicht wird.


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    Coachs, die sich als Autoritätspersonen, als Vorgesetzte, als Erzieher oder gar
    als Therapeuten sehen, die dem Autisten nun beizubringen haben, wie sie sich
    anzupassen haben, haben (bei allem Respekt) ihre Aufgabe schlicht nicht
    verstanden. Der Coach ist nichts als der Anwalt (Vermittler) des Autisten.


    Das meine erste Stellungnahme zu diesem Thema.
    Mag sein, dass ich mich wiederholt habe, man möge mir verzeihen.


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  • Vielen Dank für dieses wertvolle und wichtige Thema.


    Ich bin eine Mutter eines betroffenen Jungen von 12 Jahren. Ich mache die Erfahrung, dass viel zu wenig auf die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Betroffenen eingegangen wird. Nicht jeder braucht die gleiche Hilfe. Die Coachs sollten auch den "Draht" zu der jeweiligen Person suchen - und auch finden wollen. Irgendeine Gemeinsamkeit, ein "Aufhänger", wo sie anknüpfen können und das Interesse des Autisten wecken. Wenn kein Zugang zu der Person gefunden werden kann, ist der Coach auf verlohrenem Posten. Und bitte nicht die Betroffenen ändern und Regeln durchsetzen wollen, wie sie sich der Gesellschaft anzupassen haben. Dies stösst auf Gegenwehr und das Ruder kann nicht mehr umgerissen werden.


    Wichtig finde ich es auch, wie meine Vorredner schon erwähnt haben, dass man nachfragt. Auch die Eltern, denn die kennen die Probleme und Schwierigkeiten des Kindes, wenn es sich z.B. um ein Kind handelt. Denn oft scheitert es an den "banalen" Kleingkeiten, die für uns nicht Betroffene normal und selbstverständlich sind: z.B. bei kaltem Wetter eine Jacke anziehen, in der Schule die Hausaufgaben abgeben und nicht im Schulranzen behalten - man hat sie ja schliesslich gemacht, aber das weiss ja der Lehrer nicht.


    Kurz: die Coachs sollten sich nicht vordrängen und ihre eigenen Ideen verwirklichen wollen, sondern im Stillen agieren und die Person anleiten. Dies erfordert eine grosse Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen - und NACHFRAGEN! (Ich kann es nicht genug betonen :cursing: ) Unser Coach ist da eingefahren; sie habe das schliesslich studiert, meint sie, und sie müsse sich nichts von Laien sagen lassen. Also so wird das bestimmt nie funktionieren!


    Ich bin auch gespannt, wie dieses Thema weitergeführt wird und wünsche weiterhin alles Gute.
    Freundliche Grüsse,
    Agnes Roth

  • Mondheuler
    Hat Dein Sohn als 12 jähriger denn bereits einen Coach oder sprichst Du da von einer Heilpädagogin oder ähnlichem?
    Ein Coach begleitet meist Jugendliche und Erwachsene in der Ausbildung und in der Berufswelt.


    Ist es denn jemandem passiert, dass er/sie so bevormundet oder übergangen wurde oder sind dies Ängste die kundgetan werden?


    Grüsse
    Sunny

  • Begrifflichkeiten wie
    Coach, Assistenz, Autistent, Schulbegleiter, Heilpädagogin etc.
    gibt es jede Menge ...


    Es handelt sich grundsätzlich um Begleitpersonen von Autisten
    an Schulen, Lehre, Arbeitsplatz, nicht selten auch Familie ...
    und diese Funktion sollte diskutiert werden,
    ohne jedwelchen Versuch der Splittung von Alter od. anderen Kriterien,
    da es sich um eine Grundsatzfrage handelt.


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    Und was ich von der Ecke von 13.31 kenne "Du als Autist ..."
    schreibe ich hier jetzt besser nicht weiter ...


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  • Ich kann den Kommentar von Nic empfehlen und bestätigen. Zum Beispiel ich arbeite systemisch, das heisst, mit den Betroffenen, Eltern, Schule, IV, psychiatrische Dienste, usw. Nur so (denke ich mindestens) kann wirklich Vorwärtsschritte ermöglicht werden, die auch vor allem mit und für den Betroffenen langfristig und nachhaltig wirkt. Diese Arbeit ist spannend aber nicht einfach! Jede und jeder ist individuell.

  • Für alle Assistenten und Assistentinnen (= Coaches usw.), die begleiten oder begleiten will: es gibt ein hervorragendes Buch über die Assistenz von jungen Menschen mit Asperger Syndrom in der Schule, leider - so viel ich weis - nur auf Englisch, «How to be a Para Pro» von Diane Twachtman-Cullen Starfish Specialty Press. Sehr professionell, praktisch und einfühlsam. Falls genügend Interesse hier in diese Forum vorhanden ist, könnte ich die Wichtiges übersetzen und hier posten. (Ich halte heute Nachmittag ein Seminar für Lehrer und Lehrerinnen an der Gewerblich-Industrielle Berufsschule, Bern (GiBB) und muss sowieso vorbereiten.)

  • Falls genügend Interesse hier in diese Forum vorhanden ist, könnte ich die Wichtiges übersetzen und hier posten.


    Das wäre schön, wenn ich Auszüge aus dem Buch "How to be a Para Pro" in deutscher Übersetzung lesen könnte. Vielen Dank für das Angebot - und ja, ich wäre sehr interessiert!


    Das Thema Assistenz begleitet uns dank unserer Kinder schon ihr ganzes Leben. Als Eltern begleiten, fördern und fordern wir unsere Kinder während ihrer Frei- und Ferienzeit. Assistenten begleiten unsere Kinder in der Schule und im Beruf. Es gibt keine Gebrauchsanweisung, meiner Erfahrung nach auch nicht DIE RICHTIGE METHODE. Was das Ganze auch nicht einfacher macht. Jeder Autist ist anders, das zwingt der Assistenz eine hohe Flexibilität auf. Was bei A gegangen ist, funktioniert bei B vielleicht überhaupt nicht. Schon aus diesem Grund ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Elternhaus unumgänglich. Die Eltern und Geschwister sind die Personen die dem Autisten am nächsten stehen und am ehesten wissen, wie er/sie tickt. Die Informationen, was am meisten Angst macht, wie man ihn am ehesten wieder beruhigen kann, wie man ihn stützt und unterstützt, was er bereits erlebt und was er bereits alles geschafft hat, sind (finde ich) wichtig.


    Die grösste Erfahrung habe ich heute mit der schulischen Assistenz. Die Anforderung an den Assistenten sind riesig. Die Schule hat Anliegen und Wünsche, wie der Autist im Unterricht zu funktionieren habe, die Eltern haben Wünsche und Forderungen, die vielleicht nicht immer auf der gleichen Linie liegen, wie die Forderungen der Schule. Auch der autistische Schüler hat eine Wunschvorstellung, wie er sich seinen Schulalltag wünscht (unserer z.B. eine Schule ohne Schulweg, ohne Pausen, ohne den Gang ausserhalb des Schulzimmers, etc.) Eine weitere Aufgabe, die sich dem Assistenten stellt, ist die Würde des Autisten nicht zu verletzen und ihn von sich unabhängiger zu machen, ihn zu mehr Selbständigkeit zu führen, uvm...
    Ohne Assistenz wäre die erfolgreiche Beschulung unseres Sohnes im höchsten Masse gefährdet, der Weg in ein später unabhängiges Leben sehr schwer, vielleicht sogar unmöglich. Für eine erfolgreiche Assistenz braucht es meiner Meinung ein solides Vertrauensverhältnis (das muss natürlich erst aufgebaut werden), gegenseitige Schuldzuweisungen sind zu unterlassen, die bringen niemanden weiter. Der AssistentIN soll sagen können, wenn er mit seinem KlientenIN nicht weiter kommt. In der Diskussion (mit Eltern, Lehrer, Lehrlingschef, Berufsschule und AUTISTEN) kann nach neuen Wegen gesucht werden.


    Ich hoffe, dass die Assistenten unserer Kinder genügend Mut haben, hier über ihre Erfahrungen mit unseren Kindern zu schreiben. Ich lerne gerne von euren Erfahrungen.


    Liebe Grüsse
    Monica

  • Ich fasse die bisherigen Texte zusammen:


    Beziehung und Vertrauen aufbauen
    Benötigt Zeit und Geduld und sollte auf Gegenseitigkeit beruhen.

    Informationen von versch. Seiten (inkl. Familie) einholen
    Abklären, welche individuelle Hilfe erwünscht und notwendig ist,
    mit der Zielsetzung möglichst viel Selbständigkeit zu erreichen,
    in der Berücksichtigung, dass der Autismus als solcher nicht
    heilbar ist (Anpassung immer im Verhältnis der Machbarkeit).


    Koordination und Information an die versch. involvierten Stellen
    In der Funktion der Interessen-Vertretung des Autisten
    und in der Berücksichtigung der Wahrung der Privatsphäre.


    ---


    Das mag nun sehr logisch u. selbstverständlich klingen, wie die Praxis aber zeigt,
    ist es offenbar leider nicht so. Zu viele Menschen wissen es nicht umzusetzen und
    für jeden, der es kann (und solche durfte ich auch kennenlernen), bin ich dankbar.


    ---


    @ Roy
    Dein Angebot nehme ich gerne an und bin sehr interessiert an den Texten.
    http://www.amazon.de/How-Para-…sionals/dp/toc/0966652916

    Insb. Ausschnitte aus dem zweiten Teil des Buches interessieren mich.


    ---


    Ich hoffe,
    dass sich noch andere Autistenten, Heilpädagogen, Coachs
    (oder welche Definition auch immer verwendet wird) melden
    und ein Austausch (und evtl. Vernetzung) möglich wird.


    ---

  • Monica, ja, genau: Flexibilität und ja gar keine Eigennutz oder Egoismus. Mit dem ganzes System alle Recht zu kommen ist ... praktisch unmöglich. Diese habe ich gestern beim Zusammentreff mit dem Lehrer und Lehrerinnen der Berufsschule in Bern wieder erfahren. Alle haben ganz andere Prioritäten und in der Mitte, fast allein, steht den Betroffener (in deinen Fall Gott sei Dank mit den Eltern - und mit Glück eine Assistent).


    @Nic und Monica. Dieses Buch "How to be a Para Pro" antwortet genau die Frage "Was ist gute Assistenz?" und gibt auch viele wertvolle Infos dazu. Es ist meiner Meinung nach für jede und jeder Assistent absolut unentbehrlich. Mehr Erfahrung, exzellente praktische Hinweise - und Menschlichkeit, genau in diesem schwierigen Feld (Assistent in der Schule zwischen Behörden und Eltern usw.) gibt es nicht. Leider etwas «Kleines» fehlt: wie finanziert Eltern oder die Schule so eine intensive Assistenz!


    Gerade bei mir - ich habe leider weder die Zeitkapazität noch die Finanzen dieses Buch zu übersetzen. Ich kann nur hoffen, dass ich in den nächsten Tage Zeit finde, eine (unfaire) kurze Zusammenfassung des Wichtigsten auf dieser Forum posten kann.
    Grüsse,
    Roy

  • In Bern fand heute eine Kundgebung der Lehrer und Lehrerinnen betreffend des Lektionenabbaus von 2L. im August auf der Mittelstufe statt.
    Heute Morgen fand eine interessante Diskussion in der 3./4. Klasse statt.


    Die Schüler und Schülerinnen haben ihre Gedanken formuliert, diskutiert.
    Weniger Schule ist toll. Bis dann klar wurde, dass es wohl nicht Franz, Deutsch oder Mathe betrifft, sondern Fächer wie Werken, Sport, NMM.
    Das fanden sie dann gar nicht mehr toll.


    Der Junge mit AS den ich begleite hat es nicht mehr ausgehalten. Er wollte sich unbedingt zu Wort melden.
    Dann stand er auf und ging zum Klassenlehrer. Dieser ging nicht sofort auf ihn ein.
    Ich sass hinten im Klassenzimmer, worauf er zu mir kam. Er hatte eine dringende Frage!
    "Werden meine Schulbegleitungslektionen gekürzt?"


    Die Frage hat mich beeindruckt.



    Monica


    Zitat

    Die grösste Erfahrung habe ich heute mit der schulischen Assistenz. Die Anforderung an den Assistenten sind riesig. Die Schule hat Anliegen und Wünsche, wie der Autist im Unterricht zu funktionieren habe, die Eltern haben Wünsche und Forderungen, die vielleicht nicht immer auf der gleichen Linie liegen, wie die Forderungen der Schule. Auch der autistische Schüler hat eine Wunschvorstellung, wie er sich seinen Schulalltag wünscht (unserer z.B. eine Schule ohne Schulweg, ohne Pausen, ohne den Gang ausserhalb des Schulzimmers, etc.) Eine weitere Aufgabe, die sich dem Assistenten stellt, ist die Würde des Autisten nicht zu verletzen und ihn von sich unabhängiger zu machen, ihn zu mehr Selbständigkeit zu führen, uvm...Ohne Assistenz wäre die erfolgreiche Beschulung unseres Sohnes im höchsten Masse gefährdet, der Weg in ein später unabhängiges Leben sehr schwer, vielleicht sogar unmöglich. Für eine erfolgreiche Assistenz braucht es meiner Meinung ein solides Vertrauensverhältnis



    --> das hast du schön formuliert.
    Mir gefällt die Breite und Vielfalt der Aufgabenpalette!



    Roy
    es freut mich zu lesen, dass du mit Lehrer und Lehrerinnen der Berufsschule Bern arbeitest. Ich finde es wichtig, dass wir neben der Assistenz unser Umfeld positiv prägen. Da ist jeder persönliche Kontakt ganz viel Wert. Dabei erleben wir, wie eisig kalt der Wind für autistische Menschen bläst, wie schwierig der Weg für sie ist.


    @all
    Danke für all die ermutigenden und interessanten Beiträge.


    coffee

  • Hallo Alle!


    Hier ein Auszug aus der Übersetzung des Buches "How to be a Para Pro, A Comprehensive Training Manual for Paraprofessionals" von Diane Twachtman-Cullen. Ein PDF Dokument mit alle "Botschaften" der ersten zwei Kapiteln könnte ihr hier downloaden. Amerikanische Englisch ist meine Muttersprache (wie ihr sicher schon gemerkt habt!). Ich bedanke mich recht herzlich bei Nic für die sorgfältige Korrektur meines Deutsches. Natürlich sind alle Fehler meine eigene Verantwortung - ich nehme gerne Verbesserungsvorschläge an!


    Darf ich alle Benützer diese Forum bitten, diese Text nicht weiter zu geben, und vorläufig nur hier auf diese Forum zu diskutieren. Diese Auszüge sind keine Ersatz für das Buch! Ich empfehle diese Buch für alle, die Assistenten sind oder gerne werden!


    Hier den Anfang um hineinzuschnuppern...


    Am Ende jedes Kapitels schreibt die Autorin, Diane Twachtman- Cullen, die wichtigste Information des vorherigen Texts. Sie nennt diese die «Take Home Messages» (so viel wie «Die Konzentrierte, wichtigste Botschafte») (Ich nummeriere diese hier fortlaufend, um die Diskussion in unserem Forum zu vereinfachen.)


    1. Der erste und grundlegende Baustein für eine angemessene und lehrreiche Unterstützung ist die Kenntnis über die Störung und die Person, die es betrifft.
    2. Ignoranz ist nicht Glück!
    3. Die aktive Weiterbildung für Assistenten nd Assistentinnen muss umfassend und kontinuierlich sein.
    4. Aus der grösseren Perspektive:
    Was für neurotypische Kinder gut ist, ist nicht nur ebenso gut für Kinder mit Autismus, sondern auch für alle Kinder mit speziellen Bedürfnissen.
    ... (siehe PDF!)


    Sobald ich und Nic wieder Zeit haben, folgen weitere Teile.
    Grüsse, Roy

  • 1. Der erste und grundlegende Baustein für eine angemessene und lehrreiche Unterstützung
    ist die Kenntnis über die Störung und die Person, die es betrifft.


    Ich beginne einmal mit diesem Punkt: zwei meiner Söhne haben das Asperger-Syndrom was aber leider erst nach der Schulzeit nach dem Scheitern ihrer Berufsausbildung diagnostiziert wurde.
    beide haben aber sehr unterschiedliche Ausprägungen, so dass man unmöglich beide gleich begleiten könnte.


    danke für diese Übersetztung


    Antonella

  • 3.Die aktive Weiterbildung für Assistenten und Assistentinnen muss umfassend und kontinuierlich sein.



    Mich würde interessieren wie sich Assistenten, Schulbegleitungen usw. weiterbilden.
    (Fachliteratur lesen ausgenommen, das finde ich selbstverständlich)
    Wo, wie kontinuierlich bildest du dich als Assistent, Assistentin weiter?


    Roy und Nic Danke für euere Übersetzungsarbeit :thumbup:

  • coffee
    Im Sinne von was es, meiner Meinung nach, in diese Forum geht (Austausch von Erfahrungen), werde ich hier meine persönlich Antworten weitergeben. Jeder Weg und jede Antwort ist natürlich individuell, meine ist nur eine aus viele und sicher, nicht das Übliche oder Beste!


    Ich werde bald 63 Jahre alt. Ich habe 25 Jahre Naturwissenschaft an der ETH studiert, geforscht und gelehrt. Ich war am Schluss Privatdozent, wo es mir die Vermittlung von Information, echt Verständnis sowohl die Respekt, Interesse und Liebe für die Natur - wie sie wirklich ist - am Herzen lag. Der Wechsel zu Arbeit mit Menschen aus den Spektrum Autismus war eine lange Geschichte, hier ist nicht das richtige Platz diese zu erzählen. Ich habe als Betreuer auf eine Wohngruppe von Menschen aus den Spektrum fünf Jahre lang intensiv gearbeitet und an alle, mir zugängliche Weiterbildungskurse teilgenommen, zum Beispiel vom agogis (« Autismus - Brücken bauen zum unheimlichen Fremdling» von Vreni Stohler und Christiane Gräber, «Basale Kommunikation» von Winfried Mal). Damals waren die Ausbildungsmöglichkeiten in der Schweiz begrenzt. Ich habe vor allem die Englischen Literatur gelesen und studiert. Es gibt hervorragende Bücher von Autisten selber (Temple Grandin, Donna Williams und Kamran Nazeer usw.). Diese Informationen und meine tägliche Kontakte - die Menschen selber - war meine Lehrern. Auch einen guten Freund von mir (Dr., Psychologe) hat als Assistent (echte «Para Pro») ein Junge mit AS in der Schule begleitet (damals in der Schweiz fast «Pioneerarbeit»). Wir haben uns intensiv über seine Erfahrungen ausgetauscht. Auch alle Veranstaltung von der Verein Autismus Deutsch Schweiz waren mir sehr hilfreich.


    Zu deiner Frage: Was mache ich jetzt? Ich arbeite direkt am Ort (Schule, Familie zu Hause, in der Wohnung usw.) mit dem Betroffenen. Diese sind immer noch meine beste Lehrern. Ich habe für einige Zeit die Twitter Kontos (USA) von Menschen aus den Spektrum und ihre Eltern ab und zu angeschaut (es gibt enorm viel «Tweets» pro Tag von Betroffenen direkt, von Eltern usw. Wenn man will, liest man hier alles Mögliche. Für mich bringt diese aber nichts Neues, aber ganz sicher könnte sie interessant sein für jemand der sich ausbilden und informieren will, wie es «wirklich» ist, aus der Sicht von AS-Betroffenen, Eltern usw.). Ich bekomme jede Woche online Referenzen über den neusten wissenschaftlichen Literatur (meisten Studien über Neurologie, Verhaltung- und Hirnforschung im Zusammenhang mit Autismus (es werde heute in diesen Feld intensiv geforscht). Auch suche ich Kontakt mit anderen Assistent und Coaches (bis jetzt vergeblich). Wo ich mich ausbilden muss, ist eher auf der «NT-Seite»: über den für meinen Klienten jeweiligen Schulsysteme, Arbeitsumfeld, Heime, usw.


    In Kurze, wenn man Bücher und Kurse (jetzt in vielen Institutionen) mit Inhalt aus den Erfahrung und menschlichen Niveau wie «How To Be a Para Pro» oder «Fit für den Arbeitsmarkt» (aus dem englischen von Gail Hoffman von der Autismus Schweiz, Elternverein übersetzt) gelesen und besucht hat, dann bleibt vor allem die praktische Erfahrung. Diese heisst für mich genau und objektiv beobachten, hinhören, hinschauen, ohne Vorurteil oder eigene Projektionen, mit allen Sinnen offen und wach, die beste Lehrern. Aber diese ist meine ganze persönlich Meinung. Ich hoffe, andere Coaches und Assistenten hier in diesen Forum ihre persönlichen Antworten und Erfahrungen stellen, nicht nur ich. Ich bin immer noch lernfähig!
    Roy

  • Entschuldigung, dass ich frage, aber müsste ich nun einen Text schreiben oder gibt es einen Umfragebogen?
    Sorry.....:-/

  • Hallo Alle!


    Hier ist den zweite Teil unseren (Nic R und ich) Übersetzung der «Take Home Messages» aus dem Buch «How to Be a Para Pro» von Diane Twachtman-Cullen. Bitte siehe meinen Beitrag von Freitag, 30. März 2012, 12:58 für weitere Informationen!


    Diese zweite Teil befasst sich mit zwei wichtige Themen: Sprache - Kommunikation und Spiel - Imagination. Ich gebe hier unten ein Paar Beispiele. Wie oben erwähnt, um diese diese konzentrierte Botschaften zu verstehen und richtig anwenden, solltet ihr das Buch lesen. Ich habe den Verlag kontaktiert wegen einer Übersetzung.


    Sprache und Kommunikation:


    20. Es gibt immer ein Problem in der Verwendung von Sprache als Mittel für soziale Kommunikation... unabhängig des Funktionsniveaus (Ausmass, in welcher der Autismus vorhanden ist) oder der Art der tiefgreifenden Entwicklungsstörung.


    21. Es ist üblich (geläufig) von der Stärke von Studenten mit grösseren (besseren) Sprach-Fähigkeiten verblendet zu werden, und als Resultat, ihm eine höhere Kompetenz in der Kommunikation zu zuschreiben, als effektiv existent ist.


    26. Zwei der grössten Fehler von Betreuerinnen und Assistentinnen von Studenten aus dem Spektrum ASS sind
    a) Eine Kompetenz in Kommunikation anzunehmen
    (Anmerkung RF: ..., die als echte Sinn-Inhalt Kommunikation nicht vorhanden ist), und
    b) Verhaltensprobleme nicht als Kommunikationsprobleme zu erkennen.
    (Anmerkung RF: Der letze Punkt als Feststellung umformuliert: Die meisten «Verhaltensprobleme» sind Kommunikationsprobleme.)


    ... (siehe PDF!)


    Spiel und Imagination:


    28. Studenten mit ASS zeigen eine enge Auswahl an Interessen, auch sind diese oft von einer unüblichen Art [Typ]. Sie haben auch oft ein begrenztes Repertoire von Aktivitäten, welche ihre Vorliebe für Gleichheit (wiederholte Abläufe) reflektiert.


    29. Diese Charakteristika sind nicht bewusst gewählt, sondern sie sind Symptome ihrer Störung.


    30. Da Studenten mit ASS genau so wenig Kontrolle über ihre Interessen haben wie neurotypische Kinder, liegt die Aufgabe bei den Assistenten (Para Pros) oder anderen Betreuerinnen, geeignete «Aufhänger» zu finden, um das Interesse und die Teilnahme des Studenten anzuregen und sie dafür zu begeistern.
    - Untersützendes Spielen ist möglich,
    - Dafür muss die Assistentin diese Spiel aufstellen, organiseren, einleiten und überwachen (nachverfolgen).


    ... (siehe PDF!)


    Sobald ich und Nic wieder Zeit haben, folgen weitere Teile.


    ******************************
    Wir offerieren diese Auszüge (mit unseren Anmerkungen) als unser Beitrag zum heutigen Welt-Autismus-Tag und hoffe, es regt Diskussionen an und dient die gegenseitige Respekt, Verständnis und Interesse aller Beteiligten!


    Roy und Nic