Hallo Zusammen
ich bin noch nicht so lange Mitglied in diesem Forum, bisher nur stiller "Mitleser". Ehrlich gesagt habe ich etwas Mühe mit der Darstellung...man klickt sich durch die Themen, man sieht einige Beiträge die doppelt und dreifach hintereinander auftauchen. Ich bin etwas verunsichert...der Aufbau der threads könnte etwas einfacher, durchsichtiger gestaltet werden...aber, ich melde mich nicht zu Wort, um zu kritisieren!
Mein Anliegen ist, ein paar Worte zu meiner (unserer) Situation einzustellen und meinen grössten Wunsch zu formulieren.
Mein Sohn (wird demnächst 25) ist geistig behinderter Autist. Nach Einschätzung eines psychologischen Gutachtens bewegt er sich auf der intellektuellen Ebene eines Kindergartenkindes. Ich habe natürlich viel über frühkindlichen Autismus, über die Theorien von Kanner und Asperger gelesen und bin ob der Bandbreite der Erscheinungs- und Ausprägungsformen erstaunt.
Mein Sohn schien sich in den zwei ersten Lebensjahren normal zu entwickeln. Irgendwann beschlichen uns aber Zweifel, ob da doch nicht gewisse Defizite in der Entwicklung bestehen. Unser Kinderarzt hat uns beruhigt und konstatiert, dass er physisch völlig gesund sei und gewisse Verzögerungen in der geistigen Entwicklung völlig normal sind. Zu gerne haben wir ihm das geglaubt.
Dann kam die Zeit in einer Spielgruppe: er konnte sich nicht an Aktivitäten der andern Kinder (gemeinsames Singen und Spielen) beteiligen, er stand häufig am Fenster und hat mit einem Spiegel das Sonnenlicht eingefangen und an die Wand reflektiert...das Spiel von Licht und Schatten hat ihn derart fasziniert, dass er alles um ihn herum vergass.
Auf Empfehlung der Leiterin der Spielgruppe haben wir uns dann an einen Kinder- u. Jugendpsychologen gewandt, dieser hat nach vielen Sitzungen erstmals die Diagnose "frühkindlicher Autismus" gestellt. Der Besuch einer "normalen" Schule war nicht möglich, wir haben dann eine HPS gefunden, in der unser Sohn optimal (für seine Fähigkeiten) betreut und soweit als möglich geschult wurde.
Sein Wortschatz war bis zum 10. Lebensjahr sehr ausgeprägt, er konnte sich verbal gut mitteilen. In der Pubertät hat sich das dann verloren, er spricht nur noch in stereotypischen Mustern, die zeitaufwendigen Rituale werden immer noch mehr ausgebaut und gepflegt.
Er kann seinen Vornamen in ungelenken grossen Druckbuchstaben schreiben, er kann sich im Zahlenraum von 1-10 bewegen...richtig lesen oder einfachste mathematische Operationen....Fehlanzeige.
Er braucht in allen lebenspraktischen Bereichen Unterstützung und Hilfe, er ist zeitlich und räumlich desorientiert.
In der Kindheit waren ihm Zärtlichkeiten (eine Umarmung, ein Kuss auf die Wange) unerträglich, er hat sich angewiedert abgewandt...wenn ich ihn jetzt zur Nachtruhe in sein Zimmer begleite, legt er seinen Kopf für mehrere Sekunden an meine Stirn....ist es nur ein Ritual? zu gerne würde ich glauben, dass es ein Zeichen von Zuneigung ist!
Sein grosses Interesse ist die Musik, ihm gefällt einfach alles, von Klassik bis Hardrock....er hört den Text eines Songs zweimal und kann ihn perfekt wiedergeben, er hört ein paar Takte eines Musikstücks und weiss genau, welche Band/Orchester oder Interpret da am Werk ist.....
Schwimmen und Mithilfe beim Kochen sind zwei weitere Leidenschaften von ihm die wir so oft wie möglich zusammen pflegen.
Er wohnt noch bei uns Zuhause, er "arbeitet" von Mo-Do in einer Tagesbeschäftigung.
Nun habe ich ja eine Menge "gequatscht" und muss wohl enden...obschon es noch so viel zu erzählen gäbe
Ich hoffe, ich habe euch nicht gelangweilt
Ach so, noch mein grösster Wunsch: ich möchte so gerne einmal für 24 Stunden in seiner "Haut" stecken, einen Tag lang unsere Welt mit seinen Augen sehen und fühlen, wie er unsere "Realität" empfindet
Liebe Grüsse