Nichts als Einbildung und Vormachen / Vorspielen

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    Albert Einstein: "Die Masse ist dumm." und endlich habe ich ihn verstanden
    und ich zähle mich zu dieser Masse dazu, wie jeden anderen Menschen auch.


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    Erkenntnis


    Durch meine Lebenserfahrung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die kognitive
    Empathie oder Theorie of Mind eine Einbildung der theoretischen Psychologie ist, die
    heute unberechtigt hochgejubelt wird.


    Sie basiert auf Hypothesen und Projektionen, die aus eigener Perspektive,
    Lebenserfahrung und Wissen, subjektiver Wahrnehmung und Gefühlslage erfolgt.


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    Psychologie, Psychiatrie, Heilpädagogik …


    Daher ändern sich laufend auch die Erkenntnisse und Behandlungsstrategien
    in Psychologie, Psychiatrie, Heilpädagogik etc., weil immer wieder neues Wissen
    dazu kommt, durch Entdeckungen einzelner Personen und wissenschaftlich
    verbesserten Untersuchungstechniken.
    Es gibt auch Belege dafür, dass viele Menschen die unterschiedlichsten Diagnosen
    bekommen haben, je nachdem, von welchem Psychiater sie sich abklären liessen,
    welche Fachrichtung dieser eingeschlagen hatte und was er persönlich wahrnahm
    und aus seiner Sicht interpretierte. Vorsichtig gegenüber Psychiatern ist ein Muss.
    Nicht alle verfügen über ausreichende Kompetenz und die Grösse, einen anderen
    Fachmann beizuziehen, um sich eine mögliche Diagnose bestätigen zu lassen.


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    Die Gesellschaft


    Umgesetzt auf die Gesellschaft bedeutet dies: Die Menschen spielen. Sie haben
    ein einstudiertes Verhalten, täuschen sich gegenseitig, verstecken sich hinter
    Fassaden, glauben schlussendlich tatsächlich, wie toll sie den anderen erfasst u.
    verstanden haben und dessen Gefühlslage und Zielsetzungen erkannt haben.


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    Persönliche Umsetzung


    Diese Erkenntnis kann ich in der realen Situation kaum für mich überbrücken.
    Mein Gehirn ist auf "Es ist wie es ist." eingeschalten
    und nicht auf "Nichts ist, wie es zu sein scheint."
    Und damit kämpfe ich tagtäglich mit mir selber.


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    Bewusstseinsvorgänge erkennen?
    Nichts als Einbildung, daher ist Betrug und Verbrechen auch so einfach.


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  • "Nur was der Mensch kennt, ist er auch bereit zu schützen."


    umgesetzt:


    "Nur was der Mensch kennt, ist er auch fähig zu verstehen."


    oder präziser formuliert im Verständnis füreinander:


    "Nur was der Mensch selber erlebt, ist er auch fähig zu verstehen / nachzuempfinden."


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  • Kluge Menschen wissen das und sie wissen,
    dass ihre Hypothesen tatsächlich Hypothesen sind und keine Fakten.


    Diese Menschen sind im Zusammenleben angenehmer und
    Dialoge sind viel einfacher zu führen. Dann macht es auch mir Freude.


    Selbst Missverständnisse kann man tatsächlich klären, weil diese Menschen offen
    sind u. nicht glauben zu wissen, sondern wissen und dieses Wissen austauschen
    und teilen können, ohne sich über andere Menschen stellen zu müssen und auf
    ihrem eigenen Urteil bestehen müssen, sondern zuhören, aufnehmen, weiterführen.


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    Die Weise wie ich spreche, könnte glauben lassen, dass ich glaube zu wissen u.
    erst wer sich wirklich ernsthaft und ehrlich mit mir unterhaltet, wird erkennen, dass
    ich eine besondere Weise der Formulierung habe. Für diese Menschen bin ich
    dankbar, sonst würde ich wohl kaum noch die Möglichkeit für Gespräche haben.


    Diese Menschen spielen nicht mit mir. Sie spielen mir nichts vor, da
    sie wissen, dass ich genau das nicht umsetzen und ertragen kann.


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  • [quote='Nic','index.php?page=Thread&postID=1951#post1951']
    "Nur was der Mensch selber erlebt, ist er auch fähig zu verstehen / nachzuempfinden."


    Vieles in deinem Posting berührt mich, macht mich nachdenklich und auch ein wenig traurig. Du bemühst dich deine Mitmenschen zu verstehen und hoffst auch von ihnen verstanden zu werden. So wie du schreibst und dich mitteilst nehme ich dich als kommunikativen Menschen wahr. Aus deinen Zeilen lese ich aber auch Verzweiflung und verzeih mir, wenn ich dies falsch interpretiere, irgendwie auch eine Zerrissenheit und Traurigkeit.


    Du sagst, NUR was der Mensch selbst erlebt, kann er auch verstehen und nachempfinden. Ich hoffe nicht, dass dem so ist! Ich stimme mit dir überein, dass das, was wir selber erleben, einfacher ist zu verstehen und nachzuvollziehen. Wenn wir uns bemühen, können wir mit anderen Menschen mitfühlen, auch wenn wir ihre Schrecken und Freuden nicht alle persönlich erlebt haben. Glücklicherweise erlebte ich nie einen Krieg, trotzdem kann ich Mitgefühl für die Leiden der Opfer aufbringen und ihre Ängste ein wenig nachempfinden. Wenn deine Schlussfolgerung zutreffend wäre, wäre kein Mensch in der Lage, Mitgefühl für einen anderen Menschen aufzubringen. Wenn dem so wäre, wäre unsere Welt sehr kalt und gefühllos. Ich wünschte mir, dass du die Welt nicht so kalt und gefühllos erlebst!


    Warum reagiere ich jetzt gerade auf diese deine Schlussfolgerung? Ich verstehe diesen Satz so, dass wir aufgeben sollen, die Welt der Autisten den anders Wahrnehmenden zu erklären und zu erläutern. Weil die Anderen sowieso nie verstehen werden, wie Autisten denken! Weil sie nie nachempfinden können, welche Äusserungen Autisten verletzen ...
    Es braucht sehr viel Toleranz von beiden Seiten, natürlich ist es nicht immer einfach als Autist verstanden zu werden. Ich erlebe aber auch viel sogenannt normale Menschen, die sich nicht immer verstehen, oft aneinander vorbeireden und sich nicht zuhören können. Die Gesprächskultur in unserer Familie kommt mir oft einfacher vor, als in sogenannt normalen Familien. Wenn ein Familienmitglied seine Ruhe braucht, kann es sich zurückziehen. Es gibt keine blöden Bemerkungen, die Bedürfnisse der Einzelnen werden respektiert.


    Nic, ich schätze deine Bemühungen über Autismus aufzuklären sehr. Schwierig ist die Gradwanderung, wieviel wir über uns persönlich im öffentlichen Raum des Internets preisgeben wollen und können. Deine Zeilen sind eine weitere Facette, wie Autismus auch noch sein kann. Deine Eindrücke helfen mir, uns und unsere Söhne zu verstehen, manchmal schenken sie mir auch eine neue Sichtweise für die ich dankbar bin.


    Liebe Grüsse
    Monica


  • Hallo Monica


    Vielen Dank für Deinen Beitrag, ich muss darüber nachdenken, da ich
    glaubte, etwas differenzierter meine Gedanken mitgeteilt zu haben, so
    dass Deine pauschale Schlussfolgerung, dass ich die Fähigkeit zu
    Mitgefühl und Mitleid gänzlich in Frage stelle, nicht ganz verstehe oder
    ich jetzt Dich falsch interpretiere und nicht verstehe, was Du meinst.


    Gruss Nic


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  • Zitat von Nic
    "Nur was der Mensch selber erlebt,
    ist er auch fähig zu verstehen / nachzuempfinden."


    Diesen Satz unabhängig vom ganzen Text zu lesen, lässt ein Missverständnis der
    Pauschalisierung tatsächlich zu und benötigt an und für sich eine Erweiterung an
    Erklärung, was ich unter "verstehen / nachzuempfinden" in diesem Zusammenhang
    tatsächlich meinte und ich dachte, das käme im Text als Ganzes zum Ausdruck.


    Danke Monica,
    dass Du mich auf diesen möglichen Irrtum hingewiesen hast.


    Ich weiss jetzt aber nicht, soll ich den Text ergänzen?


    Gruss Nic


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  • Hallo Monica


    Du bringst das Beispiel Krieg u. Mitgefühl. Das ist gut, ein Beispiel ausserhalb von
    Autismus, etwas das alle Menschen betrifft resp. kennen, zumindest aus dem TV.


    Ich hatte den Lauf eines Maschinengewehrs am Kopf
    und wusste, dass ich jede Sekunde tot sein konnte.


    Wie ein Mensch auf solch eine Situation reagiert, was er denkt u. empfindet, wie er
    damit umgeht, kann ein Mensch erst wissen, wenn er selber in dieser Lage ist/war.


    Man kann dennoch Mitgefühl empfinden / zeigen, auch wenn man
    nicht weiss, was ein Mensch in dieser Lage tatsächlich denkt u. fühlt.


    Zu wissen, dass man nicht weiss, was ein Mensch in
    solch einer Lage tatsächlich denkt u. fühlt, ist ehrlich.


    Diese Menschen wissen, dass sie lediglich eine Hypothese erstellen und dennoch
    können sie Mitgefühl zeigen, auch wenn sie die Situation
    nicht konkret nachempfinden können und dieses Mitgefühl ist m.E. ehrlicher als
    bei Menschen, die glauben zu wissen (als Fakt), was andere denken u. empfinden.


    Menschen, die glauben zu wissen, stellen sich über andere Menschen, urteilen
    über Reaktionen, ohne tatsächlich zu wissen. Diese Menschen haben m.E. auch
    kein ehrliches Mitgefühl. Sie spielen u. manche dieser Menschen wissen es nicht
    einmal, weil sie in einem Mechanismus gefangen sind, den unsere Gesellschaft
    tagtäglich befürwortet: Vormachen / Vorspielen und glauben zu wissen.


    Die Missverständnisse und Fehlurteile sind somit bereits prädestiniert.


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    Was ich ebenfalls im Text formulierte: Der Alltag in der Gesellschaft macht mir zu
    schaffen. Resp. generell Menschen, die diesem Mechanismus verfallen sind und
    nicht erkennen oder eingestehen wollen, dass es noch etwas anderes gibt, etwas
    anderes tatsächlich kaum erfassen können, weil sie glauben zu wissen (als Fakt).


    Genau deshalb bin ich Menschen wie Dir und anderen hier auch so dankbar,
    weil diese einen echten Austausch suchen: zuhören, aufnehmen, weiterführen.
    Und solche Menschen lerne ich auch in der realen Welt immer wieder kennen.
    Die wahren klugen Menschen und das hat mit IQ nichts zu tun.


    Ich weiss nicht, ist das jetzt verständlich?


    Gruss Nic


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  • Hallo Monica


    In Bezug auf Autismus versuche ich hier noch einmal anzusetzen:


    Zitat von Nic
    Die Gesellschaft
    Umgesetzt auf die Gesellschaft bedeutet dies: Die Menschen spielen. Sie haben
    ein einstudiertes Verhalten, täuschen sich gegenseitig, verstecken sich hinter
    Fassaden, glauben schlussendlich tatsächlich, wie toll sie den anderen erfasst u.
    verstanden haben und dessen Gefühlslage und Zielsetzungen erkannt haben.


    Womit für mich schon der einfache Alltag unter Menschen äusserst
    unberechenbar und daher kaum erträglich anstrengend sein kann.
    Weil nichts ist, wie es zu sein scheint,
    dies für mich aber real im Moment des Geschehens kaum umsetzbar ist. Das
    führt zu einer beständigen Unsicherheit, weil man mir mehrheitlich auf eine
    Weise meine Unfähigkeit klar macht, die weder konstruktiv noch produktiv ist,
    weil diesen Menschen nicht bewusst
    ist, dass sie mich beständig überfordern.


    Wie Menschen mit Unklarheiten umgehen, ist sehr unterschiedlich. Für mich
    sind Unklarheiten unerträglich und führen bis hin zu körperlichen Schmerzen.
    Andere gehen darüber hinweg, weil es für sie Selbstverständlichkeit ist und
    sie möglicherweise gar keine Klarheit im Zusammensein, im Austausch und
    im Verständnis benötigen.


    Kluge Menschen spielen mir nichts vor. Sie tauschen sich ehrlich mit mir
    aus und suchen den echten Dialog: zuhören, aufnehmen, weiterführen.
    Klarheit schaffen. Diese Klugheit oder Fähigkeit hat nichts mit IQ zu tun.


    Gruss Nic


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  • Hallo Nic


    Danke für deine Erläuterungen, nun glaube ich langsam zu verstehen, wie du deine Schlussfolgerung gemeint hast. Einer, deiner Sätze verfolgte mich die ganze Nacht, bis ich endlich verstand, dass du dich damit nicht selbst gemeint hast!

    Zitat

    Ich hatte den Lauf eines Maschinengewehrs am Kopf
    und wusste, dass ich jede Sekunde tot sein konnte.


    Nun verstand ich endlich deine Auffassung, dass niemand, der so etwas nicht selbst erlebt hat, genau ermessen kann, wie man sich bei einem solchen Ereignis fühlt! Genau gleich wird man es nie fühlen können, da stimme ich mit dir überein. Aber jeder von uns, hat seine Fantasie und versteht, dass dieser Mensch Todesängste durchleiden musste. Diese Empathieleistung bringt jeder auf. Auch ein Autist. Bei ihm dauert es nur etwas länger, bis er alle Fakten zusammengetragen hat. Dadurch wirken wir im Umgang schwerfälliger, kalt, vielleicht sogar gefühllos.


    Du sagst, dass für dich der Alltag unter Menschen äusserst unberechenbar und anstrengend ist, weil nichts ist, wie es zu sein scheint. Die Unsicherheit im Verstehen der anderen Menschen, kennen wir auch. Ich habe in der Zwischenzeit aufgehört, mich dauernd zu fragen, wie ich ihre Bemerkungen verstehen soll. Wenn ich unsicher bin und mir die andere Meinung wichtig ist, frage ich nach.


    Weiter erläuterst du, dass für dich Unklarheiten schwer erträglich sind und dir sogar körperliche Schmerzen verursachen können. Das kenne ich so nicht. Ich kann zwar nicht darüber hinweggehen, für mich ist dann der Moment, nach Informationen zu suchen, bis ich die Unklarheit aus dem Weg räumen kann.


    Liebe Grüsse
    Monica


  • Hallo Monica


    Vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich habe mehrere Beiträge von Dir
    gelesen. Dein Leben ist geprägt von Menschen in Deinem Umfeld,
    welche einen respektvollen Umgang selbstverständlich pflegen oder
    sich selbstverständlich darum bemühen. Diesen Umgang pflege ich
    auch mit meinen Söhnen. Ich habe auch Menschen ausserhalb meiner
    Familie kennengelernt, welche einen solchen Respekt im Umgang
    selbstverständlich pflegen und dies bringt immer wieder Freude in
    mein Leben, auch wenn ich keine intensiven Freundschaften pflege.


    Für Mitgefühl brauche ich keine Fantasie, ich habe z.B. Fotos von
    Kindern gemacht, die Stunde für Stunde, Tag für Tag arbeiten, weil
    die Familie sonst kein Essen für sie kaufen kann.
    Und nein, ich hatte keine Todesängste, das ist ja das phänomenale.
    Nicht, dass ich sterben wollte, gewiss nicht, dennoch empfand ich
    keinerlei Angst od. Stress. In mir geschah etwas ganz anderes. Mehr
    mag ich gerade nicht dazu schreiben.


    Ich glaube, dass für mich tatsächlich etwas anderes wirklich nicht
    verständlich ist. Wir haben in der Schweiz einen Reichtum, der schon
    fast unermesslich ist. Schule, Arbeit, Medizin, Versicherung und dennoch
    muss man kämpfen, sobald man nicht der Norm entspricht, als würde eine
    Behinderung etwas Schlechtes bedeuten und man diese Menschen nicht
    selbstverständlich teilhaben und leben lassen darf, auf die Weise, die ihnen
    möglich ist.
    Ich glaube, dass ich Dinge erlebe, ich meine damit nicht Behörden, das ist
    für mich klar, dass man dabei verhandeln muss, sondern von m.E. ziemlich
    dummen Menschen, die keinerlei Empathie besitzen, weder die kognitive
    noch die empathische gegenüber mir. Dinge, die mein Herz frosten lassen
    und das ist in meinen Beiträgen durchgekommen.
    Diese Menschen
    kämpfen nicht um ihr Überleben und können dennoch nicht leben lassen.
    Keine Empathie u. das betrifft nicht irgendwelche Rowdies auf der Strasse.


    Gruss Nic


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    PS.
    Danke, dass Du die Schrift grösser gemacht hast.
    Und ganz besonders Danke für Deine Zeit und die
    Möglichkeit mir aufzuzeigen, was ich wirklich meine.


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  • Hallo Monica


    Du bringst mich zum Nachdenken.


    Da ist noch etwas, das ich trennen muss.


    Auch Du schreibst von Zeitverzögerung.


    Auch Heidi gab den Tipp der Entschleunigung.


    Erst in diesem Forum kam ich auf das Tempo,
    durch den Film erkannte ich es für mich selber.


    Diesen Umstand muss ich genauer betrachten.


    Ich habe es erkannt u. verstanden,
    kann es aber noch nicht umsetzen.


    Das heisst, mir ist es nicht nur in der Empathie
    für mich aufgefallen, sondern auch in Gesprächen
    und Bewältigung von Situationen, Geschehnissen.


    Ich bin nicht flexibel, auch nicht in den Gedanken,
    Bewegungen, Abläufen, auch nicht in Gesprächen.


    Flexibilität und Tempo muss ich mehr überdenken.


    Zitat von Monica
    Dadurch wirken wir im Umgang


    Welche Auswirkungen hat das in der Wirkung auf meine Mitmenschen, die mir
    so komisch und mit fehlender Empathie begegnen? Was nehmen sie wahr? Wie
    nehmen sie mich wahr? Diese Fragen muss ich mehr berücksichtigen, damit ich
    diese Menschen besser verstehe in ihrem Umgang und diesen dann hoffentlich
    auch für mich besser verkraften und verarbeiten kann.


    Gruss Nic


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