Frühkindlicher Autismus - Kanner-Syndrom

  • Hallo zusammen,


    bei meiner kleinen Tochter (2 Jahre und 4
    Monate), wurde frühkindlicher Autismus festgestellt. Da ich mich vorher
    nie mit diesem Thema auseinandergesetzt habe, hoffe ich, dass ihr mir
    die eine oder andere Antwort auf meine Fragen geben könnt.


    Wenn
    ich mich im Internet über das sogenannte "Kanner-Syndrom -
    Frühkinderlicher Autismus" einlese, werde ich fast verrückt. Wenn ich z.
    B. Dinge lese wie, mein Kind wird vermutlich nie sprechen können oder
    wenn, dann nur sehr schlecht oder, sie muss Lebenslang intensiv betreut
    werden... Diese Aussagen machen mich wahnsinnig? Ist dies alles wirklich
    so? Wird meine Tochter nie ein normales selbstständig schönes Leben
    führen können?


    Unsere Kleine wird wirklich jeden Tag extremer,
    was ihr Verhalten angeht. Sie ist sehr aggressiv, kann stundenlang
    schreien ohne sich zu beruhigen, sie schlägt und möchte das alles nach
    ihrem Kopf geht. Sobald sie ihren Willen nicht bekommt, geht das ganze
    wieder von vorne los. Sie isst mir fast nichts mehr, nur noch wenige
    Sachen wie z. B. Pommes, Kartoffeln oder "Ihre" Nudeln mit "Ihrer"
    Sauce, das wars. Sie akzeptiert nichts anderes, alles was früher kein
    Problem war, stellt sich nun als absolute Herausforderung dar. Meine
    Nerven liegen blank, wir können nichts unternehmen ohne angespannt zu
    sein, jedesmal warten wir darauf, dass sie uns eine Szene macht. Ich hab
    beinahe keine Möglichkeiten mehr sie mal einen Mittag abzugeben, sie
    fängt immer mehr an hysterisch zu schreien, sodass ich das Gefühlt habe,
    das niemandem zumuten zu können. Es wird wirklich immer intensiver.


    Mein
    Mann und ich kommen mit dieser Situation langsam nicht mehr klar. Wenn
    sie abends schreit ohne sich zu beruhigen, und das über Stunden, dann
    würde ich am liebsten meine Koffer packen und abhauen :( Ich weiss das
    klingt mega schlimm, aber ich bin so verzweifelt. Mein Mann und ich
    streiten uns viel und ich hab gar keine Nerven mehr, ihm irgendwie
    zuzuhören wenn es um seinen Job geht oder sonstiges. Er hat z. B. auch
    überhaupt keine Nerven, wenn unsere Kleine schreit, er nimmt dann
    einfach seine Schlüssel und fährt weg, weil es damit nicht klar kommt.
    Es ist wirklich anstrengend.


    Alleine der Gedanke, dass das so
    bleiben wird oder sogar noch schlimmer werden könnte, das bringt mich
    zum verzweifeln. Ich wünsche mir nur das meine Tochter ein schönes
    normales Leben führen kann, Kindergarten, Schule, später einen Beruf
    erlernen, selbstständig Leben etc.


    Das Schlimme ist, dass ich
    ganz alleine dastehe, niemand kennt sich hier (Kanton SH) wirklich mit
    dieser "Krankheit" aus, jeder hat so seine ganz eigene Meinung dazu,
    aber wirklich brauchbares ist nicht dabei. Wie kann ich mein Kind z. B.
    beruhigen wenn es diese stundenlangen Wutanfälle hat? Wie kann ich dem
    vorbeugen? Was kann ich tun damit es meinem Kind gut geht? Wie nehme ich
    meinem Kind diese ganzen Ängste? Wie bringe ich sie dazu, wieder normal
    zu essen oder mal woanders zu übernachten?


    Bitte versteht mich
    nicht falsch, ich möchte wirklich für mein Kind da sein, aber meine
    Nerven liegen einfach blank. Ich bin total überfordert mit dieser
    Situation. Eigentlich wollten wir unsere Familie vergrössern, aber ich
    glaube ich würde unserer Tochter und auch dem neuen Baby damit keinen
    gefallen tun. Oder was habt ihr für Erfahrungen mit einem
    Geschwisterchen für autistische Kinder?


    Unsere Maus hat natürlich
    auch super süsse Seiten, sie spielt gerne mit uns (halt auf ihre Art
    und Weise). Sie lacht viel kann auch mal in ihrem Zimmer spielen, ohne
    einen Mucks zu machen. Sie gibt mir auch mal hier und da einen Kuss wenn
    ich sie darum bitte und sie Lust dazu hat. Oder lehnt sich an einem an
    wenn man neben ihr sitzt (egal ob Mama, Papa, Oma, Opa oder auch mal
    Fremde). Auch wenn sie andere Kinder sieht freut sie sich darüber. Sie
    spielt nicht mit ihnen, ist aber gerne um sie herum und beobachtet sie.
    Leider haut sie zur Zeit aber auch einfach so, aber das meint sie nicht
    böse. Sie versteht einfach nicht, das man das nicht darf. Und das ist
    natürlich schwer den anderen Eltern zu erklären. Ich bin hier langsam
    absolutes Gesprächtsthema, da man unsere Kleine natürlich oft laut
    schreien hört (und das über Stunden) oder man sieht das sie andere
    einfach so haut, weil sie es eher als Spass ansieht... Und ich möchte
    nicht immer mit ihr schimpfen, genau weil sie eben nicht weiss, dass sie
    das nicht darf.


    Wir haben in letzter Zeit auch kleine
    Fortschritte gemacht, sie fängt immer mehr an zu babbeln (so wie andere
    ca. mit 1 oder 1 1/2) und hat auch ihre eigenen Ausdrücke für gewisse
    Dinge (welche ich auch verstehe, was sie damit meint). Aber diese kurzen
    Glücksgefühle wenn sie dann doch mal ein Wort wie z. b. "heia"
    (schlafen gehn) richtig nachbabbelt, werden durch ihre Wutanfälle dann
    schnell wieder zerstört.


    Ich könnte vermutlich noch ewig weiter
    schreiben, aber ich halte mich nun mal zurück und warte erst mal, ob
    jemand von euch evtl. die gleichen Erfahrungen gemacht hat oder gerade
    macht und ob mir vielleicht auch jemand den einen oder anderen Rat geben
    kann.


    Liebe Grüsse


    Melanie (Melandi)

  • Liebe Melanie,


    ich bin zwar keine Mutter eines Kindes mit Autismus, habe aber schon einige Kinder mit der Diagnose frühkindlicher Autismus, teils über viele Jahre, betreut und begleitet.
    Was Du/Ihr jetzt durchlebt kommt sicherlich vielen Eltern eines Kindes mit Autismus bekannt vor und ist der Anfang eines langen und spannenden Weges.
    Und um gleich auf Deine erste Frage zu sprechen zu kommen: man weiss NIE, was aus einem kleinen Kind einmal werden wird. Egal ob es eine sogenannte Diagnose hat oder nicht. Jeder Mensch ist anders, jeder Mensch mit Autismus ist anders. Es gibt so viele Kinder, die ich begleitet habe, die eine schreckliche Erstdiagnose hatten und jeder einzelne von Ihnen hat etwas tolles aus seinem Leben gemacht, was keiner je für möglich gehalten hätte.
    Was aber auch ohne die Unterstützung und den teils grenzenlosen Einsatz des ganzen Umfeldes (Eltern, Grosseltern, Erzieher, Therapeuten etc) vielleicht wirklich nicht hätte möglich werden können.
    (am coolsten find ich die Geschichte von N., die mit drei Jahren im
    Rollstuhlgeschäft zum ersten Mal gelaufen ist und sich somit die Anschaffung eines
    Rollstuhles erübrigt hatte :thumbup:
    In Eurer zur Zeit schwierigen und sehr angespannten Situation ist es jetzt superwichtig, dass Ihr Unterstützung und Entlastung bekommt!


    Vielleicht hast Du schon auf
    http://www.autismus.ch
    http://www.autismusschweiz.ch
    http://www.autismushilfe.ch (Ostschweiz)


    und ähnlichen Seite nachgeschaut. Dort kannst Du sicher wichtige Anlauftstellen erfahren.
    Sonst wäre


    http://www.autismus-approach.ch


    auch zu empfehlen.


    Zum Verhalten Deiner Tochter, das Du beschreibst, kann ich nur sagen, dass ich viele der Verhaltensweisen kenne von anderen Kindern und ich total nachvollziehen kann, wie sehr es an die Nerven gehen kann und wie anstrengend das ist. Drum ist es noch wichtiger, dass Ihr Euch konkrete Hilfe und Entlastung sucht, damit Ihr wieder neue Kraft sammeln könnt und für die Kleine nach Möglichkeiten findet "unsere" Welt zu verstehn und sich in ihr zurecht zu finden.


    Ich könnte auch noch so viel mehr schreiben, finde es aber echt schwer die richtigen Worte zu finden, ohne ein ganzes Buch zu schreiben... :)


    Was ich persönlich noch empfehlen würde, wäre das mifne-Institut in Muttenz, von dem ich beim besten Willen im Internet grad keine Adresse und nix find. Das kann ich aber nachreichen, eine Arbeitskollegin von mir hat da Kontakt. Dies ist speziell was für kleine Kinder und Ihre Eltern.


    Ich schreibe Dir gern noch mehr und konkreter zu Deinen Fragen. Vielleicht beschreibst Du eine Sache, die Dir/Euch besonders rätselhaft oder schwierig erscheint und die Dir am wichtigsten ist. Das wäre ein Anfang. Sonst weiss ich gar nicht, auf was ich mich fokusieren soll und komm "ins schwätzen" ;)


    In jedem Fall möchte ich Dir hiermit meine gedankliche Unterstützung zusichern und Dir ganz viel Mut, Kraft und Neugierde auf all das Unbekannte und Unerwartete wünschen, was die Zukunft für Euch bereit hält.


    Nicht verzweifeln, es geht weiter und es gibt Hilfe, da bin ich mir sicher.


    soweit erstmal


    herzliche Grüsse


    nadine

  • Liebe Nadine


    Vielen vielen lieben Dank für deine Antwort. Es tut gut zu hören, dass es wirklich auch Fälle gibt, in denen sich die Kinder auch zum positiven entwickeln. Alles was man z. B. im Internet so liest, ist irgendwie negativ. Vielleicht ist es auch ein Fehler sich so reinzusteigern, da sich das Ganze ja noch anders entwickeln kann als gedacht. Wenn unsere Maus einen guten Tag hat sehe ich auch eher positiv in die Zukunft, wenn sie aber diese Wutanfälle hat und das Essen so massiv verweigert, dann kommen ganz automatisch nur negative Gedanken was die Zukunftsentwicklung angeht. Man versucht in diesen Situationen wirklich stark zu sein, aber ich merke selbst, dass ich langsam aber sicher an meine Grenzen komme. Manchmal kann ich gar nicht mehr aufhören zu weinen, obwohl unsere Kleine schön spielt und eigentlich ganz lieb ist. Es ist wirklich schwierig zu erklären.


    Ich habe mir auch schon so oft überlegt Hilfe aufzusuchen, habe mich informiert wo es gewisse Insitute gibt, ich würde mich alleine über einen halben oder mal einen Tag Auszeit in der Woche oder von mir aus auch im Monat freuen aber... S. ist noch so klein, sie ist noch nicht mal 2 1/2 und mein Baby und auch wenn sie mich noch so auf die Palme bringt mit ihrer schreierei, alleine der Gedanke das jemand Fremdes sie bei sich hat und vielleicht nicht so gut auf sie schauen könnte oder sie z. B. auch zu lange in ihrer Windel lässt oder oder oder... solche Gedanken würden mich die ganze Zeit verfolgen. Ich weiss das klingt etwas blöd, da es ja um professionell ausgebildete Leute geht, aber da kommen wohl jedes mal die Muttergefühle in mir hoch. Zu alldem kommt noch hinzu, das es im Kanton Schaffhausen gar keine richtige Möglichkeit gibt, autistische Kinder zu betreuen. Es gibt erst seit 2010 eine Psychologin, die sich mit diesem Thema auseinander setzt und auch Gutachten erstellt, bei ihr haben wir in 2 Wochen einen Termin. Mal schauen was sie mir dann anbieten kann. Wir gehen auch seit Ende April zur Logopädie, anfangs war das alles kein Problem, habe meine Maus dort für ca. 35 Minuten abgegeben aber die letzten 2 Male war es der pure Horror, sie hat geweint und geschrien sodass ich mitkommen musste und sie dann endlich wieder etwas beruhigen konnte.


    Dieses Insititut in Muttenz von dem du schreibst, könnte es sein das du das FIAS-Therapiezentrum (autismus-fias.ch) meinst? Habe vor kurzem von einer Bekannten davon gehört und mich auf der HP eingelesen. Klingt anstrengend für Familie und Kind aber ich würde es durchaus versuchen, falls wir laut Gutachten in Frage kommen würden und einen Platz erhalten würden. Ich habe gehört das es gut ist wenn man früh erkennt das ein Kind betroffen ist, umso besser sollen die "Heilungschancen" als halt Chancen auf Besserung sein. Ich weiss das unsere Maus nie ganz "geheilt" wird, aber ich hoffe sehr, dass wir die passende Therapie finden, in der sie lernt zu sprechen und normal den Kiga oder die Schule besuchen kann ohne gemoppt zu werden. Das ist meine grösste Angst. Weisst du, es ist schwer zu erklären, aber irgendwie habe ich das Gefühl das unsere Kleine das ganze doch schaffen könnte. Ich meine klar, sie hat ihre eigenen Spiele, welche sie mit uns spielt, aber immerhin sucht sie den Kontakt zu uns. Sie tobt, sie lacht, sie freut sich wenn wir mit ihr Blödsinn machen. Aber auch das sie mich immer Beobachtet wie ich Worte ausspreche und versucht, diese nachzubabbeln, das sind doch alles gute Zeichen oder? Ich erwarte ja nicht das sie mir irgendwann 10 Freundinnen heim bringt, ich möchte doch nur das sie in der Gesellschaft nicht als "abnormal" angesehen wird. Kinder (und auch Erwachsene) können grausam sein.


    Ohje, es tut mir leid das ich dich hier so zuschreibe, aber wie du sicher merkst lastet mir sehr viel auf der Seele, denn das Wichtigste für mich ist meine kleine Maus und ich würde wirklich alles erdenkliche tun, damit das alles wieder besser wird.


    Zu deiner Frage, was mich am meisten interessieren würde, also das wäre wirklich die Frage, wie ich diese Wutanfälle und diese stundenlange Schreierei abstellen kann. Es ist ok wenn sie mal bisschen weint oder rumschreit, macht ja jedes Kind... aber gleich über Stunden? Das ist im Moment für mich das grösste Problem, damit komm ich nicht klar. Wenn das passiert setzt bei mir der Kopf aus und ich würde wirklich am liebsten nur noch davon laufen. Ich würde alles geben wenn ich das irgendwie unter Kontrolle bringen könnte. Habe alles versucht, ich schimpfe nicht mehr, weil ich gemerkt habe das es das nur schlimmer macht, ich versuche ruhig mit ihr zu sprechen, sie in den Arm zu nehmen, mit ihr zu spielen, sie abzulenken... Bringt alles nichts, im Gegenteil, das macht es nur noch schlimmer. Ich versuche sie in Ruhe zu lassen und hoffe, dass es dann aufhört oder sie wenigstens etwas ruhiger wird, ohne Erfolg. Sie schreit und schreit und schreit und wird mit der Zeit nicht leiser sondern lauter und extremer. Ich hatte sogar schon Angst das unsere Nachbarn mal die Polizei rufen könnten, das muss sich wirklich grausam anhören wenn man ein Kind über Stunden schreien hört. Hast du mir dazu einen Tipp aus deinen Erfahrungen? Was haben andere Eltern in dieser Situation gemacht? Hört das irgendwann auf? Habe gelesen das es im Autismus Kinder gibt die egal ob mit 5 oder 15 immer noch solche Anfälle haben. Wenn ich daran denke wird mir Angst und Bange.


    Ich will dir nochmal ganz herzlich für deine Antwort danken, es ist nicht selbstverständlich das man sich so viel Zeit nimmt und Fremden übers Internet Tipps gibt.


    Nun wünsche ich dir ein schönes Wochenende


    Liebe Grüsse


    Melanie

  • Liebe Melanie


    Ich habe zwei Kinder mit den frühkindlichen Autismus, 9 Jahre und sechs Jahre. Meine Tochter 9 Jahre konnte dank dem Heilpädagogischen Kindergarten einige Wörter sprechen und macht bis heute Fortschritte. Mein Sohn sechs Jahre alt spricht nur einige Wörter aber seit er im Kindergarten ist lernt er die Gebärdensprache von Anita Portmann. Sie ist eine Gebärden zur unterstützen Kommunikation, denn mann will ja dass er trotzdem in der Lautsprache sich verbessert. Er hatte auch Wutanfälle aber hauptsächlich, da er eben etwas sagen wollte und wir verstanden ihn nicht. Probiere es doch, da deine Tochter noch klein ist, mit Bildern, da kannst Du alle Familienmitglieder einbeziehen, die haben es ja auch nicht immer leicht. Schicke mir doch ein Mail und ich kann Dir eine Beispiele zusenden. Wichtig ist, dass Du früh ein gutes TEam aufbaust. Einen Kinderarzt etc,weil dass hilft dir enorm in der Zukunft.
    Mit freundlichen Grüssen
    Monique Ryan mryan@bluewin.ch

  • Hallo Melanie,
    ich wollte nur schnell mitteilen, dass ich dir bald ausführlicher zurück schreib. hab am wochenende nicht wirklich zeit.
    Nur damit Du weisst, dass ichs nicht vergessen habe :-)
    Ryans Tip kann ich mich nur anschliessen. Oftmals sind bei autistischen Kindern die Schreiattacken darauf zurück zu führen, dass sie sich nicht adäquat äussern können, oder dass sie die Welt um sie herum nicht richtig einschätzen und verstehen können.
    Mehr dann spätestens am Montag!
    Herzliche Grüsse und ein gutes Wochenende


    Nadine

  • Liebe Melanie


    Dein „Hilferuf“ hat mich sehr berührt. Kennst Du die Aussage The Terrible Twos? Trotzalter? Zweijähre sind im Begriff, sich als eigene Person mit eigenem Willen kennen zu lernen. Das ist auch für andere Zweijährige und ihre Eltern eine nervenaufreibende Zeit. Wahrscheinlich – das ist aber nur eine Vermutung – macht auch Deine Tochter diesen Entwicklungsschritt und ist überdies frustriert, dass sie sich nicht so mitteilen kann, wie sie gerne möchte. Und da sind vielleicht auch noch andere Probleme, Ängste, Unsicherheit was auch immer, und momentan kann Deine Tochter das nur übers Schreien mitteilen.


    Wende Dich unbedingt an eine Beratungsstelle, die Dir auch einen geeigneten Kinderarzt nennen kann. Die Psychologin, die Du genannt hast, ist sicher ein guter erster Schritt in diese Richtung. Die Autismushilfe Ostschweiz ist eine gut Anlaufstelle. Über Autismus deutsche Schweiz bekommst Du ausserdem Angaben über Mitglieder, die sich bereit erklärt haben, Auskunft zu geben; ev. ist da jemand aus dem Kanton Schaffhausen dabei, der Dir einen guten Kinderarzt in Deiner Nähe empfehlen kann. Der KJPD Zürich ist diesbezüglich auch eine gute Auskunftsadresse.


    Im Kanton Zürich gibt es einen Entlastungsdienst, der auch Leute hat, die sich mit dem autistischen Spektrum auskennen; vielleicht haben die eine Idee für eine Entlastung in Deinem Fall. Procap und Insieme sowie der Verein für Hirnverletzte Kinder (www.hiki.ch) können auch weiterhelfen. Das ist insofern nur schon entlastend, als dass Du realisierst, mit einem „solchen Problem“ nicht allein zu sein.


    Du brauchst unbedingt Deine Insel, um zu regenerieren. Ohne Dich geht es nicht, aber mit Dir mit leeren Batterien eben auch nicht wirklich. Vielleicht gehst Du mal ein Wochenende und der Papa passt aufs Kind auf. Zeit für Dich und Dein Mann ist auch wichtig, vielleicht gibt’s ein Gotti oder ein Grosi, das zu Euch nach Hause kommt und aufpasst, auch nur mal für einen Abend. Das kannst Du langsam angehen, wenn z.B. das Gotti zuerst zwei-, dreimal kommt, wenn Du auch dabei bist und ihr zu Dritt was macht.


    Und vielleicht das Wichtigste: versuche einen Weg zu finden, Dich und Deine Tochter zu beruhigen. Das ist ganz wichtig. Dein Kind mag vieles anders oder nicht genau wahrnehmen, für Deine Stimmungen hat es einen 6. Sinn. Jedes kleinste Gefühl Deinerseits von Unruhe, Angst, Sorge, Wut, Enttäuschung, Stress, Gereiztheit nimmt Dein Kind wahr. Sollte es schreien, weil es ein Problem hat, dann wird sein Problem durch ein solches Gefühl Deinerseits noch grösser. Ich weiss, es ist eine ungeheure Aufgabe, ruhig zu bleiben, wenn die Nerven blank liegen. Versuch‘ es vielleicht mit langsamen Atmen. Leg‘ Musik von Mozart auf, schau Dir Deine Tochter an und vertrau darauf, dass Ihr es schaffen werdet. Versuche zu meditieren und Dein Vertrauen an Deine Tochter weiterzugeben. Mach‘ das auch dann, wenn Deine Tochter nicht schreit. Beziehe sie mit ein. Versuche sie zu beruhigen, auch wenn sie nicht schreit. Vielleicht magst Du sie in ein Tragetuch einwickeln oder leise singen. Oder es gibt doch diesen Tummy Tub (das ist eine Babybadewanne, die ausschaut wie ein grosser Eimer), darin mag Deine Tochter vielleicht baden. Manchmal spüren sich die Kinder nicht mehr, werden unruhig und ängstlich und beruhigen sich in einem ruhigen Umfeld, das ihnen eine Begrenzung gibt, um sich wieder wahrzunehmen. Beziehe Deinen Mann mit ein, wenn es geht.


    Über die IV hast Du Anspruch aufeine Ergotherapie, suche Dir unbedingt eine Ergotherapeutin, die sensorische Integration anbietet.


    Vielleicht hast Du auch Lust ein „Erfolgsbuch“ anzulegen. Was ist alles positiv, wo und wann gibt es Fortschritte. Vielleicht hilft es Dir auch aufzuschreiben, wann Deine Tochter schreit; eventuell findest Du nach und nach sogar heraus, was der Grund dafür sein könnte? Nach dem Essen, am Abend, zur Schlafenszeit, wenn Dein Mann nach Hause kommt, wenn Du nervös bist oder lieber etwas anderes machen möchtest, wenn Deine Tochter den Raum wechselt oder unsicher wird?


    Akzeptieren und Annehmen ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen gelingt. Eine zu den Umständen bejahende Einstellung hilft, es kann aber dauern, bis diese Einstellung kommt. Habe Geduld mit Dir. Wenn Du Geduld mit Dir hast, hast Du sie auch für den Rest Deiner Familie. Und so gerne
    man wüsste, wie sich alles entwickelt, man kann es nicht wissen. Was man aber weiss ist, dass eine gute Einstellung hilft. Aus Erfahrung kann ich Dir sagen, dass die ersten paar Schritte, die passende Hilfe zu finden, für sich, die Familie und für das Kind, zu den schwiergeren Schritten gehören. Sie sind begleitet von Ungeduld und v.a.auch Zweifeln, ob das alles zu schaffen ist. Mit der Zeit wirst Du hineinwachsen, auch Dein Kind, und wie Du siehst, sind die allerersten Anfangsschritte bereits gemacht…


    Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld und vor allen Dingen Gelassenheit, gerade auch in schwierigen Momenten.



    Herzlich, Lynn

  • Liebe Melanie


    Ich bin Mutter zweier frühkindlicher Autisten. In der Zwischenzeit sind sie bereits 15 und 20 Jahre alt. Der Ältere hat sich Richtung Asperger entwickelt. Der Jüngere steckt mehr im Spektrum. Aus diese Grund berichte ich dir hauptsächlich von den Erfahrungen mit unserem jüngeren Sohn.


    Die frühe Diagnose, die du erhalten hast, ist sicher momentan ein Schock. Gleichzeitig gibt sie dir die Chance, dich bereits jetzt in das Thema einzulesen und die Ratschläge, von denen du liest, umzusetzen. Viele von uns warteten auf die Diagnose viele Jahre. Dadurch haben wir vieles ausprobiert, manchmal erfolgreich, oft auch ohne sichtbare Verbesserung.


    Ein Buch, dass mir damals geholfen hätte, ist: "autistischen Kindern Brücken bauen von Sibylle Janert".


    Dieses verzweifelte Schreien kannte ich von meinem Sohn auch. Stundenlang, wenn ich den Auslöser nicht aufdecken konnte. Er konnte noch verzweifelter werden, wenn ich ihn tröstlich halten, umarmen wollte. Mit der Zeit lernten wir, die Situationen, die ihn fassungslos werden liessen, vorauszuahnen. Unser Sohn war bis ca. 5 Jahre ohne Sprache. So konnte ich ihn sprachlich nicht auf Veränderungen hinweisen. Für ihn wären Fotos oder Bildkarten, sogenannte PECS hilfreich gewesen. Wir kannten diese Methode damals noch nicht, wir versuchten unseren Sohn mit einem Wecker und dem Zeigen auf seine Schuhe vorzuwarnen, dass er sein Spiel bald unterbrechen muss. Ein weiteres Kommunikationsmittel, das wir einsetzten, war das Zeichnen. Sein verzweifeltes Schreien, wenn wir ihn aus seinem Spiel hinausholten zeigte uns, dass wir nicht sehr erfolgreich waren.
    Bei Überforderung schrie unser Sohn, dass konnte sein, wenn zu viel Lärm, zu viel Hektik, zu viele Leute um ihn waren. Er schrie natürlich auch, wenn ihm etwas Angst machte. Das konnte sein, der Sand unter seinen Füssen, das Gefühl der Grashalme an seinen nackten Beinen, beim Gehen durch hohes Gras, der Wind in seinem Gesicht, ein nahendes Gewitter mit Donner und Blitz...
    Manchmal fanden wir eine Lösung. Wenn es stark windete half ihm eine Kaputze, die er tief ins Gesicht ziehen konnte. Da fühlte er sich geschützt. Beim Gehen im hohen Gras, halfen Gummistiefel (Probleme mit der taktilen Wahrnehmung).


    Beide Söhne reagierten höchst sensibel auf Stress und Ärger im häuslichen Umfeld. Stimmungen, gute und schlechte, übertrugen sich auf sie. War ich nervös - reagierten auch sie nervös, war ich verunsichert, wütend oder einfach schlecht drauf, hatten sie Angst und waren kaum mehr zu lenken.


    Mit den Jahren wurde es einfacher. Trotzdem, es gibt keine HEILUNG! Sie bleiben Autisten. Wie sie sich entwickeln werden, kann dir niemand sagen. Sie haben ihren eigenen Plan. Viele Autisten lernen zu kommunizieren. Nicht alle in Lautsprache. Jede Art von Kommunikation ist wertvoll und sollte von uns akzeptiert und geschätzt werden. Obwohl beide Söhne heute sprechen können, ist ihre Sprache anders. Sie wirken eher wie Ausländer, sie sprechen keinen sauberen Dialekt. Der Jüngere spricht viel Hochdeutsch. Das Sprachgefühl und somit auch die Grammatik ist auffällig.


    Was bedeutet die Diagnose Autismus für unsere Söhne?
    Manchmal hadern sie mit ihrem Schicksal. Sie haben das Gefühl den anderen geht alles leichter als ihnen. Die anderen sind weniger gestresst, haben viele Freunde, alle sind intelligenter als sie. Diese Momente sind zum Glück nicht allzu häufig.
    Dann gibt es auch Zeiten, wo sie froh sind Autisten zu sein. Sie sehen sich und ihre Qualitäten. Sie verstehen nicht, warum ihre Kollegen streiten müssen, warum gelogen und geprahlt wird ...
    Der Jüngere formulierte es so: "ich bin froh Autist zu sein, ich geniesse meine Ruhe und meinen Stuhl in meinem Zimmer. Auf diesem kann ich stundenlang träumen, zum Fenster hinausschauen, meine Musik hören und in Ruhe gamen, ich kann logisch denken und ich lüge nicht, ich habe ein grosses Gerechtigkeitsgefühl ...


    Im Grossen und Ganzen sind beide zufrieden und glücklich. Sie sind stolz Autisten zu sein, auf keinen Fall möchten sie neurotypisch sein. Sie sehen ihre Schwächen, aber auch ihre Stärken.


    Ich wünsche dir und deinem Mann viel Kraft. Gerade jetzt, seit ihr in der Phase, wo ihr vom Gedanken ein ganz normales Kind zu haben Abschied nehmen müsst. Das ist schmerzlich. Bald werdet ihr hoffentlich erfahren, dass auch ein Sorgenkind ein Geschenk sein kann. Ich bin zuversichtlich, dass ihr bald therapeutische Hilfe bekommen werdet. Zur Logopädie sind sinnvoll Ergotherapie und Früherziehung. Mit diesen Leuten kannst du über deine Beobachtungen und Ängste sprechen. Sie werden dir für den Alltag sicher Tipps geben können. Aus der Erfahrung mit meinen Kindern rate ich dir, nicht alle Probleme gleichzeitig behandeln zu wollen. In den Gesprächen mit den verschiedenen Therapeuten ist es sinnvoll sich jeweils auf ein Problem zu konzentrieren und dieses aus verschiedenen Richtungen anzugehen. Sonst könnte es bei deiner Tochter zu einer Überforderung kommen, die sich in einer totalen Verweigerung zeigen könnte.


    Alles Liebe, Monica

  • Liebe Melanie


    So viele gute Hinweise sind ja schon geschrieben worden! Ich kann sie alle nur bejahen als gute Möglichkeit, was für Dich möglich sein wird, von Deinem Wohnort wird sich erweisen. Wer sucht, der findet!!!
    Unser Sohn ist inzwischen 21 Jahre alt. Rückblickend das wichtigste war, dass ich Joachim, auch schon sehr klein, zur Entlastung anderen Menschen anvertraut habe! Diese Menschen hatten z.Teil neue Ideen, waren ausgeruht, fröhlich, spontan, freuten sich auf Joachim und die Zeit war ja beschränkt, das Ende in Sicht, da hält man vieles durch. Ich habe Joachim auch immer alles "erklärt", gesagt, vielleicht auch mehr für mich, dass ich Distanz brauche, Kraft auftanke, um wieder ganz für ihn da zusein,( sonst diene ich ja niemandem mehr! ) Und dass ich wieder komme! Auf emotionaler Ebene verstehen sie sehr viel!


    Ansonsten habe ich ihn sehr viel im Tragetuch getragen (Körperkontakt und Halt), so dass er gut mein Herz klopfen hörte, oder habe mich bei Rückenschmerzen auch hingelegt, ihn gewiegt, geschaukelt ( Hängematte, Hängesesseel, Badewanne zusammen, oder dieser Eimer) und das Wichtigste GESUNGEN! Auch wenn es katzenfalsch ist, die Vibrationen beruhigten nicht nur ihn, sondern auch mich! Ich kam auch runter! Es kann auch intuitiv, improvisiert sein, oder immer die selben Lieder. Gut ausatmen, das half uns beiden bis heute!


    Ich sende Dir viel Kraft und Zuversicht, dass Ihr EUREN Weg findet!


    Herzliche Grüsse


    Monika

  • Liebe Melanie


    Du hast von meinen Vorschreiberinnen schon viele wertvolle Hinweise erhalten, denen ich mich anschliessen kann.
    Zusätzlich kann ich dir eine Ergotherapie-Praxis in Neuhausen empfehlen: http://www.ergoplus-praxis.ch (mein Sohn geht hier zur Ergotherapie). Die Therapeutinnen haben Erfahrung mit Kindern aus dem Autismusspektrum und können dir auch einen geeigneten Kinderarzt in deiner Nähe nennen.


    Sehr geholfen hat mir in der Phase nach der Diagnose die Früherziehung: Von der Früherzieherin habe ich viele hilfreiche Tipps und Spielideen bekommen, die ich dann auch selbst mit meinem Sohn anwenden konnte. Für Schaffhausen habe ich folgende Adresse gefunden:: http://www.hlf-fruehbereich.ch (ich kenne sie selbst nicht).


    Die Diagnose ist selbstverständlich ein grosser Schock. Ganz wichtig ist es nun, dass du und dein Mann gemeinsam einen Weg findet und zusammenhaltet. Nimm ihn mit zu den Abklärungen. Geht manchmal zusammen zu den Therapien etc. So hört er direkt von den Therapeutinnen, woran ihr arbeiten könnt, wo eure Tochter Fortschritte macht etc. Du bist nicht alleine - aber du musst dir die richtige Hilfe für euch selbst holen. Baue dir ein gutes Netzwerk auf (Fachleute und Familienmitglieder) - du hast die Diagnose erhalten, nun kannst du konkrete Schritte unternehmen.


    Alles Gute auf eurem Weg!
    Kiaora

  • Hallo ihr Lieben


    Vielen vielen Dank erst mal für die vielen Antworten, Tipps, Ratschläge und Informationen. Ich hätte nie gedacht, dass ich wirklich so viele Antworten auf meinen Beitrag erhalten würde :)


    Ich werde mir auf jedenfall viele eurer Tipps zu Herzen nehmen und versuchen diese umzusetzen. Auch die genannten Anlaufstellen werde ich mir näher anschauen und mich dort weiter erkundigen, nun stehe ich wenigstens nicht mehr ganz ohne Informationen da, an wen ich mich wenden könnte.


    Wenn ich ehrlich bin haben mich auch einige Aussagen von euch die selbst betroffen sind, etwas beunruhigt und auch tief getroffen. Monica und Monique, ihr beide habt je 2 Kinder mit Autismus, das muss eine unglaubliche Herausforderung für euch sein. Ich sehe es jetzt alleine an Sophia und habe das Gefühl, jetzt schon komplett erschöpft zu sein und nur noch zu versagen. Wir sprechen auch schon länger davon, unsere Familie zu vergrössern, aber irgendwie hat man automatisch den Gedanken, dass das zweite Kind dann auch betroffen sein könnte oder das Sophia mit dieser Situation dann nicht klarkommen könnte. Bisher dachte ich laut Aussagen unserer Ärztin, dass Autismus nicht vererblich ist, aber ich habe schon so oft gelesen, dass viele 2 betroffene Kinder haben. Wisst ihr mehr über dieses Thema? Habt ihr euch vor der Geburt eurer zweiten Kinder auch solche Gedanken gemacht und euch informiert? Ihr merkt sicher, ich bin noch ziemlich ungebildet was dieses Thema angeht, daher stelle ich so viele Fragen und habe so viele Ängste und Zweifel.


    Liebe Monique, das mit den Bildern ist eine gute Idee. Diesbezüglich
    werde ich dir nochmals eine Mail senden und wäre wirklich froh, wenn du
    mir ein genaues Beispiel aufzeigen könntest. Vielleicht klappt es ja das
    ich unsere Maus so mit der Zeit besser verstehe oder sie mich besser
    verstehen kann.


    Liebe Monica, ich freue mich zu lesen, dass es
    deinen zwei im Grossen und Ganzen gut geht und sie so super mit der
    Situation umgehen, ich kann mir gut vorstellen, das dass für sie nicht
    immer leicht ist. Das Verhalten deines Sohnes welches du beschreibst,
    z. B. sein Spiel zu unterbrechen oder ihn auf das Ausgehen
    vorzubereiten, so schlimm ist es bei uns Gott sei Dank "noch" nicht.
    Sophia hat auch vor vielem Angst, manchmal vor "für uns" normalen Dingen
    wie z. B. ein Kuckloch in der Wohnungstüre. Sie geht wenn die Abdeckung
    nicht auf diesem Loch ist, nicht an der Türe vorbei. Ich muss es immer
    erst nach unten klappen. Es ist wirklich nur ein kleines Kuckloch,
    dennoch mag sie es absolut nicht, wenn ich die Klappe oben habe, so war
    es nicht als wir eingezogen sind also soll es auch weiterhin so bleiben
    wie gehabt. Ich denke viele Dinge, welche du beschrieben hast werden mit der Zeit bei unserer Kleinen noch auftauchen, ich merke selber das es jeden Tag etwas neues gibt, dass sie auf einmal nicht mehr mag oder vor dem sie Angst hat. Sophia setzen wir schon gar nicht mehr einer für sie stressigen Situation aus. Wir sind viel zu Hause weil ich weiss, dass es ihr hier am besten geht und sie sich wohl fühlt. Natürlich musste ich auch schon merken, dass sie sich in einer Situation eher beruhigen lässt, wenn auch ich ruhig bin und bleibe, aber das ist ganz schön schwierig. Ich versuche mir wenn Sie schreit wirklich nichts anmerken zu lassen, ich rede normal mit ihr, beruhige sie, streichel sie, und manchmal klappt es, manchmal nicht. Vermutlich merkt sie halt trotzallem, dass ich in diesen Momenten extrem angespannt bin. Wie war das bei euch wenn ihr in den Urlaub wolltet? Ich glaube zu fliegen wäre für unsere Kleine der absolute Horror, sie könnte niemals so lange still sitzen und zu lange Autofahrten sind sicher auch nichts.


    Liebe Lynn, auch deine Tipps werde ich mir zu Herzen nehmen. Das Erfolgsbuch z. B, finde ich eine sehr gute Idee. Das mit der Ergotherapie behalte ich auf jedenfall im Auge, unsere Logopädin meint wir sollen Sophia nicht mit zu vielen Dingen überfordern, Step by Step. Ich persönlich würde natürlich am liebsten alles ausprobieren und am besten sofort, da ich keine Zeit verlieren möchte und das Gefühl habe, früh handeln zu müssen, aber natürlich weiss ich auch das ich unserer Maus damit keinen Gefallen tun würde. Das Thema "Auszeit", ja das klingt so toll, ist aber irgendwie auch so schwer. Ich nehme es mir so oft vor mal etwas für mich zu machen, aber irgendwie kommt es nicht dazu. Ich bin gerne Mama und habe das Gefühl, ich muss immer present sein, wenn was ist dann will ich da sein, ich steigere mich da so rein das ich dann die Planung für eine Auszeit wieder "verschiebe". Ich habe schon so oft gesagt das ich sie 1 mal im Monat bei den Grosseltern übernachten lassen möchte, bisher hat es immer gut geklappt (kam aber sehr sehr selten vor, zuletzt als wir umgezogen sind im Februar) und Sophia wird ja immer anstrengender, meine Schwiegereltern sind schon 70 und wenn unsere Madame ihre Schreiphase haben sollte... das kann ich ihnen nicht zumuten. Aber ich weiss das ich unbedingt mal eine Auszeit brauche und werde mich daher über den Entlastungsdienst in ZH genauer informieren, es kann sicher nur helfen.


    Liebe Monika, das mit dem Tragetuch ist bei uns leider nicht mehr möglich, Sophia hatte es noch nie sehr gerne, wenn man sie zu sehr einengt und sie versucht an sich zu drücken. Sie kommt schon mal zu mir, lehnt sich an mich, will auf meinen Schoss oder gibt mir mal nen Kuss (wenn ich darum Bitte), aber wirklich anhänglich ist sie wie man es von anderen kennt, leider nicht. Das vermisse ich mit am meisten. Singen, ja das tun wir und Sophia findet es klasse, ich merke auch wie sie versucht weiter zu singen wenn ich aufhöre, es ist eher ein summen aber sie versucht es und das ist unglaublich süss.


    Liebe Kiaora, danke für die Adresse in Neuhausen. Dort werde ich mich aufjedenfall schlau machen, und versuchen mir das ganze mal anzuschauen. Sobald wir nicht mehr so häufig zur Logopädin gehen möchte ich das versuchen und wer weiss, vielleicht läuft man sich dort mal über den Weg :)


    Ihr Lieben, ich werde mir eure Berichte nochmals in aller Ruhe durchlesen und mir eure Tipps und genannten Anlaufstellen notieren. Ein, zwei Fragen hätte ich zum Schluss noch, konntet ihr eure Kinder in eine Spielgruppe oder so geben oder wurden sie immer speziell betreut? Und ab wann waren eure trocken? Ich wüsste momentan gar nicht wie ich unserer Maus das Toilette gehen beibringen könnte.


    Natürlich freue ich mich weiterhin über hilfreiche Tipps und Infos über eure Erfahrungen.


    Liebe Grüsse


    Melanie

  • Liebe Melanie


    Hast du die Suchfunktion entdeckt. Dort kannst du gezielt nach einer Frage suchen. Dir, die Antworten ansehen und fragen, was dir für deine Situation noch unklar ist. Manche Fragen bleiben vielleicht auch ungeklärt.


    Die Frage nach der Vererbung. Absolut geklärt ist dies nicht, jedoch deutet vieles auf Vererbung hin. Schau bei dir und deinem Mann einmal genauer hin. Forsche bei den Geschwistern, Eltern, Onkel und Tanten. Vielleicht kommst du auf die Spur eines Sonderlinges. In meiner Familie wurden solche Personen immer schon wie folgt beschrieben: sehr intelligent, nur an Technik interessiert, menschenscheu, schwer Kontakt zu halten weil je nach Gesprächsthema schnell beleidigt, diese Person liebte Dinge mehr (zum Beispiel sein Auto) als die Menschen, und vieles mehr. Wenn du Glück hast und fündig geworden bist, versuche doch mit dieser Person vorsichtig in Kontakt zu treten. Es ist sicher nicht sinnvoll, ihr/ihm vor dem Kopf zu knallen, ich weiss jetzt, was mit dir los ist, du bist Autist, wie mein Mädchen. Evt. hat dieser Jemand noch nie etwas von Autismus gehört und du konfrontierst ihn nun damit, dass er eine Behinderung haben soll!? Vielleicht hat diese Person aber auch schon selbst hinausgefunden, dass er kein Sonderling ist, sondern dass ihn seine Autismusspektrumsstörung von anderen unterscheidet.


    Diese Person könnte dir im Umgang mit deiner Tochter sehr hilfreich sein. Vielleicht kann sie dir Reaktionen übersetzen und erklären.


    In unserer Familie ist dies nicht mehr möglich. Unser Sonderling ist schon vor Jahren gestorben, bevor wir die Diagnose für unsere Kinder erhalten haben. Wir hätten auch noch andere Familienmitglieder, die so ähnlich ticken. Da sie sich jedoch vorallem mit unserem Jüngsten vergleichen, wollen sie davon nichts wissen. Sie halten sich für absolut normal, sie sehen die Probleme immer bei den anderen. Dass der Umgang mit ihnen für ihre Partnerinnen schwierig war, dass sie von ihnen auf das Aspergersyndrom hingewiesen worden sind, hat sie bis heute nur wütend gemacht. Es kann sehr heikel und schwierig sein, jemanden auf eine solche Diagnose aufmerksam zu machen.


    Ich wünsche dir, dass du bald die Unterstützung erhältst, die du für dich und deine Familie brauchst. Vielleicht noch eine Bemerkung zu zwei Kindern mit HFA in der Familie. Heute bin ich überzeugt, dass es einfacher ist zwei Autisten grosszuziehen, als einen Autisten und ein neurotypisches Kind. Als Autisten haben sie ähnliche Bedürfnisse, sie verstehen einander, sie sind sich nicht wesensfremd, sie mögen sich sehr gerne, sie kennen keine geschwisterliche Eifersucht und keinen Streit, sie respektieren das Ruhebedürfnis des Anderen, sie sind einander Stütze...


    Liebe Grüsse
    Monica

  • Liebe Melanie,
    jetzt hab ich endlich auch wieder Zeit... :wacko:
    In der Zwischenzeit ist ja schon vieles geschrieben worden, dem ich mich nur anschliessen kann!
    Die Gebärdensprache nach Anita Portmann (Buch heisst: "Wenn mir die Worte fehlen") und das Kommunikationsmodell mit Piktogrammen PECS sind ganz tolle unterstützende Kommunikationsmittel, über die auch viele Kinder schon zur Lautsprache gefunden haben.
    Du beschreibst ja, dass Deine Tochter ganz interessiert dran ist, wie Du die Worte aussprichst und Dich dabei beobachtet. Und auch, dass sie Lieder sehr gern hat und sogar "mitsummt". Das sind in jedem Fall Anzeichen dafür, dass sie an aktiver Kommunikation interessiert ist, es aber NOCH nicht kann.
    Sie ist ja wirklich noch sehr klein und in vielen Sachen die Du beschreibst (wie z.B. die Sauberkeit) wird sie vielleicht viel mehr Zeit brauchen als andere Kinder. Du musst da erstmal gar kein Druck machen und kannst einiges auch ganz beruhigt angehen. Lass ihr Zeit, auch wenn es schwer fällt sich zu gedulden und nciht zu wissen, wie es einmal werden wird.Trotzdem kannst Du ja versuchen mit Gebärden und Bildern ihr eine Brücke zu bauen.
    Es gibt hier in der Gegend eine sehr gute Therapeutin, die sich spezialisiert hat auf Abklärungen in Bezug auf Kommunikation. Ich glaube sogar, sie ist im Forum, bin mir nicht sicher.
    Hier ihre Website:
    http://www.m-casura.ch
    Eure Logopädin sagte ja auch, dass Ihr nicht zu viel auf einmal machen solltet. Auch wenn es Dir, wie Du schreibst, natürlich "unter den Nägeln brennt".
    Besser erstmal einen Weg wirklich einschlagen und dann werden schon noch Sachen am Wegrand oder an Kreuzungen sein, die neue Aspekte und Möglichkeiten aufzeigen.
    Das Forum und der Austausch ist doch schon mal ein toller Anfang!


    Wenn Du langsam anfangen möchtest Deiner Tochter das "zur Toilette gehen" beizubringen, wäre es bestimmt gut Ihr zuerst klar zu machen, um was es eigentlich geht. Was Du da von Ihr willst. Zum Beispiel mit Bildern oder Piktogrammen. Erst ein Bild vom WC (oder Kindertöpfchen), dann ein Bild von einem Mädchen auf dem WC, danach ein Bild von dem, was nach dem WC-Gang kommt.
    Wenn sie erst überhaupt Motivation braucht, um sich da drauf zu setzen, dann müsste hinterher etwas "zur Belohnung" sein, was sie mega gerne hat. Und was es nicht gibt, wenn sie da nicht auch nur 2Sekunden sich raufgehockt hat...
    Alles in kleinen Schrittchen. Das WC, das Töpfchen, nach und nach kennenlernen. Und wenn das evtl funktioniert hat, dann kann langsam das Thema : "was mache ich da eigentlich auf dem WC?" angegangen werden :D .


    Ich wünsche Dir ganz bald eine konkrete Hilfe und Unterstützung vor Ort, die Dich entlastet, damit Du wieder neu und frisch die Alltagssorgen angehen kannst.
    Auch das in kleinen aber sicheren Schritten.


    Soweit für diesmal.
    Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen.


    Herzliche Grüsse
    Nadine


    PS:Ich meinte übrigens das FIAS-Institut. In dem Fall, hast Du ja schon davon gehört :thumbup: .

  • Hallo Melanie,


    ich kann gut verstehen, dass Dich die Diagnose und auch das Verhalten deiner Tochter sehr in Anspruch nimmt und belastet. Laß dich aber bitte nicht von den vielen negativen, manchmal auch falschen, "Berichten" über Autismus demotivieren. Oftmals ist die beschriebene Sicht eine leidende. Das mag in den Einzelfällen sogar korrekt sein weil es so empfunden wird, aber leiden hilft nicht weiter. Es mag derzeit für Dich schwer sein, aber bitte verliere nicht die Hoffnung!
    Ich bin selbst Autist und schreibe auch über Autismus, wie ich ihn sehe und ich versuche ihn auch zu beschreiben. Wenn Du möchtest kannst Du meine Texte und Gedanken hier nachlesen:
    Autismus quergedacht


    Eine Übersicht meiner Blogposts, die Titel und Themen findest Du auch hier im Forum: Übersicht


    Zum Schreien und den Wutanfällen fällt mir, ohne die Situation genauer zu kennen folgendes ein:


    Wahrscheinlich ist Deine Tochter in solchen Momenten/Phasen extrem überfordert. Dieses Schreien und die Wutanfälle sind ihr Weg sich aus dieser Hilflosigkeit zu befreien bzw mitzuteilen. Was da in einem vorgeht ist schwer in Worte zu fassen, ich habe es hier mal probiert: Mit dem Rücken an der Wand


    Mein Vorschlag wäre: Versuche herauszufinden was Deine Tochter in solchen Phasen überlastet. Was prasselt akut auf sie ein? Was ist kurz vorher vorgefallen?
    Ich weiß das ist nicht einfach. Du musst versuchen quasi die Welt mit den Augen und Sinnen Deiner Tochter zu sehen und zu verstehen. Das kann nicht sofort klappen, aber die Mühe lohnt sich!


    Laß dich bitte nicht entmutigen!


    Liebe Grüße


    Aleksander

  • Lieber Aleksander,


    vielen lieben Dank für deine Antwort auf meinen Bericht. Ich werde mir deine Berichte in Ruhe genauer durchlesen und hoffe, die eine oder andere Hilfe für unsere Situation darin zu finden.


    Was die Wutanfälle unserer Tochter angeht, ich bin mir meist eigentlich ziemlich sicher, warum sie schreit und zwar ist das, wenn sie ihren Willen nicht bekommt. Abends z. B., sie muss ins Bett (was früher kein Problem war) und möchte unbedingt ein gewisses Spielzeug mit ins Bettchen nehmen, und genau diese Spielsachen sind immer viel zu gross oder machen Musik welche sie nachts wieder aufwecken könnte. Ich kann ihr das doch nicht durchgehen lassen oder? Natürlich versuche ich ihr zu erklären, dass sie MOrgen wieder damit spielen darf, aber sie ist ja noch so klein, sie weiss ja gar nicht was genau ich jetzt von ihr will und erwarte. Ich versuche ihr im Gegenzug auch alternative Spielsachen anzubieten, welche nicht so gross sind, aber daran hat sie dann leider kein Interesse. Naja, dann ist der Ärger natürlich vorprogrammiert, ich gehe aus dem Zimmer und Sophia fängt an zu schreien, immer und immer lauter und immer extremer. Sie steigert sich so massiv rein das sich das also über Stunden hinziehen kann. Und das ist auch untertags ab und zu mal so, wenn ihr etwas nicht passt legt sie los und lässt sich nur sehr schwer beruhigen. Ich gebe in vielen Situationen wirklich schon nach, aber eine gewisse Erziehung muss doch sein. Es ist schwierig den richtigen Weg zu finden.


    Ich finde es echt super das du so offen über deinen Autismus schreibst und so anderen zeigst, wie es in dir aussieht, wie du fühlst und wie du denkst. Echt grosse Klasse :)


    Liebe Grüsse Melanie


    ___________________________________________


    Liebe Natalie,


    danke für deine erneute Antwort. Das mit den Bildkarten möchte ich auf jedenfall versuchen, bin mir aber nicht sicher ob Sophia schon soweit ist um das zu verstehen. Sie ist halt schon etwas hinterher (was ich nicht schlimm finde), aber es macht gewisse Situationen halt etwas schwieriger. Sie versteht zwar wirklich sehr vieles was ich sage, sie antwortet quasi mit ihren Handlungen (gibt mir ein Schälchen für ihren Apfel, bringt mir ihr trinken wenn sie Durst hat, zeigt auf die Süssigkeitenschublade wenn sie Schoki will :-), stellt sich vor den Kühlschrank wenn sie etwas daraus möchte) sie weiss also schon ganz genau wie was abläuft und wie sie mir zeigen kann, was sie möchte. Natürlich merke ich auch was sie jetzt z. B. am liebsten mit ins Bettchen nehmen würde, wie schon oben beschrieben, aber da kann ich ja nicht nachgeben weil das halt einfach nicht geht und so muss ich halt eine Extremsituation riskieren. Wenn ich ihr dann Bilder zeigen würde glaube ich, dass sie diese noch gar nicht wirklich realisieren würde. Aber ich werde es auf jedenfall mal versuchen und wer weiss, vielleicht überrascht sie mich ja. Einen Versuch ist es aufjedenfall wert.


    Ich merke das sie momentan in einer massiven Trotzphase steckt, das ist ja auch bei anderen Kindern so, aber Sophia durchlebt diese grad sehr heftig. Ich hoffe sehr das ich bald einen Weg finde gut damit umzugehen und irgendwann auch anderen Müttern Tipps geben kann, wie sie sich in gewissen Situationen verhalten können. Es ist einfach eine grosse Hilfe, wenn man auch von anderen betroffenen liest und sieht, dass sie das alles auch gemeistert haben. Und ich bin wahnsinnig froh, dass ich den Link zu diesem Forum über Google entdeckt habe.


    Danke nochmals für deine Hilfe und deine tröstenden Worte.


    Liebe Grüsse


    Melanie

  • Guten Tag zusammen


    Mit grossem Interesse haben wir den obigen Schriftverkehr gelesen. Vor allem die Schilderungen von Melandi ganz zu Beginn kamen uns sehr bekannt vor.
    Unser Sohn TIM hat mit zwei Jahren die Diagnose "Frühkindlicher Autismus" erhalten. Er ist heute sechs Jahre alt. Nach einem Jahr in der Spielgruppe der Früherziehung und einem Jahr in der Heilpädagogischen Schule, stellen wir in seinem Sozialverhalten grosse Fortschritte fest. Zudem hat TIM vor einem Jahr einen Bruder erhalten und das hat ihn weiter positiv beeinflusst.


    Leider ist es jedoch immer noch so, dass TIM nicht spricht, dass er sich beisst oder klemmt, dass er aus heiterem Himmel und mitten in Menschenmengen auf den Boden liegt und schreit und dass er bei bestimmten Gegenständen (zur Zeit sind das Regenschirme und automatische Schiebetüren) abhängt und nicht mehr ansprechbar ist.


    Trotzdem haben wir diesen Frühling mit unseren beiden Jungs eine längere Reise gemacht. Als Vorbereitung darauf waren wir bei einem anerkannten Homöopathen. Dieser hat TIM die sogenannte Schweinebohne (Hyoscyamus Niger) verabreicht. Schon nach kurzer Zeit stellten wir fest, dass TIM mehr Hunger zeigte und alles zu essen begann. Gleichzeitig war er ausgeglichener und weniger schnell aus der Bahn zu bringen.
    Auch wenn wir am Anfang sehr skeptisch waren. Mittlerweile sind wir überzeugt, dass die Schweinebohne TIM sehr grosse Hilfe leistet.


    Wir würden uns freuen, wenn jemand in der Umgebung Bern / Luzern, mit Kind(ern) im ähnlichen Alter und gleicher Diagnose wie TIM, Zeit für einen Austausch findet. Manchmal fühlt man sich halt schon "allein".


    Vielen Dank!
    Familie Egger

  • Hoi Melandi


    unser sohn ist jetzt 7 Jahre alt, er hat bis ins Alter von fünf Jahren keine Nacht durchgeschlafen, Einschlafprobleme etc... Er wurde vor einem ^Jahr abgeklärt und nun dieses Jahr wieder.... oh wunder er hat sich um das dopplte gesteigert in Sachen Erkennen und reagieren auf Emotionen anderer!


    Ich möchte Euch einfach Mut machen, Euer Töchterchen ist noch sehr jung und entwickelt sich noch!!! Jedes Kind ist anders und braucht etwas anderes um sich zu entwickeln, unser Sohn spricht sehr gut an auf Bücher und Geschichten, wenn Du herausfindest was deiner Tochter besonders gefällt kannst Du über diese Schiene mit ihr gemeinsam arbeiten und.... staunen was Eure Liebe zum Kind alles verändern vermag.


    Versucht im ganzen Prozess Euch als Paar und Einzelpersonen nicht "zu verlieren" versucht Eure Hobbys beizubehalten und erschrickt nicht wenn Freunde sich zurückziehen ... es kommen neue die damit umgehen können.



    zum Thema Trotzphase, hast Du schon von Aktivem Wiederstand gehört ? Es bedeutet bei Deiner Meinung zu bleiben und mit dem Kind gemeinsam den Wutanfall auszuhalten bis er durch ist - dies ist anfangs sehr intensiv könnte aber sein, dass Dein Kind sich dadurch "bgeleitet" und verstanden fühlt und somit Sicherheit bekommt in der Beziehung zu Dir, es bedeutet, dass DU ihm sagst dass Du verstanden hast was es möchte, es dies nicht gibt und der Frust darüber ok ist. Bei unserem Sohn dauerte dies jeweils dann zwar ein bis zwei Stunden aber wurde immer weniger und heute ist er jeweils frustriert, aber nach einigen Minuten kann er es akzeptieren auch wenn er es nicht versteht - zu Beginn haben wird mit erklären versucht was ihn nur noch rasender machte weil er die Erklärungen a nicht hören wollte und b nicht verstand und c sich auch nicht verstanden gefüht hat und genau darum ging es ihm und geht es ihm heute noch, dass wir seine Gefühle benennen und er sich verstanden fühlt.



    Vielleicht hilft Dir das weiter, die SUPERLÖSUNG Tja ist wohl individuell



    Wünsche Euch Durchhaltevermögen, geniale Menschen die mittragen und viel Freude - ein solches Kind ist ein grosser Segen und bringt enorm viel Freude ins Leben!


    Ach ja noch was... es kennt niemand auf der ganzen Welt Dein Kind so gut wie Du-

  • Liebe Familie Egger, liebe Esther,


    vielen lieben Dank für eure Beiträge. Bitte entschuldigt die späte Antwort, aber bei uns läufts zur Zeit drunter und drüber. Ich bin immer wieder total emotional berührt, wenn ich so viele Tipps, Ratschläge und gutes Zureden von euch allen bekomme.


    _________________________________________


    Liebe Eggers, danke für den Tipp mit der sogenannten Schweinebohne, ich werde mich mal darüber informieren. Bisland habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, mir in diese Richtung den Alltag etwas zu erleichtern, normalerweise stehe ich solchen Auswegen eher skeptisch entgegen, aber so wie ihr schreibt ist das ja schon fast eine Wunderbohne?! :)


    Ist es bei Tim so, dass er wirklich überhaupt kein Wort spricht oder kommen da schon hin und wieder Worte wie Mama oder Papa vor? Und was eure Reise angeht, seid ihr da geflogen oder mit dem Auto oder der Bahn gefahren? Ich bin momentan auch total urlaubsreif, wir würden so gerne mal wieder ans Meer, aber trauen uns nicht, Sophia diese Reise zuzumuten. Ausserdem hätte sie extrem Mühe irgendwo anders in ihrem Reisebett zu schlafen, sie würde das ganze Hotel zusammen schreien, diese Erfahrung haben wir bereits letztes Jahr gemacht als wir mit ihr an den Gardasee gefahren sind, da wussten wir noch nichts von der Diagnose Autismus.


    Auch wir wollten schon immer 2 Kinder und haben nach Sophias Diagnose lange über dieses Thema nachgedacht und gesprochen und uns letztendlich für ein weiteres Kind entschieden. Natürlich haben wir immer noch etwas Sorge, ob Sophia gut auf das Kind reagiert, aber sind trotzdem eher positiv eingestellt was das angeht. Naja, nun muss es ja erst mal klappen :)


    Ich danke euch nochmal ganz herzlich für euren Beitrag und wollte nur noch kurz sagen, dass ich jederzeit bereit für ein Treffen wäre.


    Liebe Grüsse Melanie
    _____________________________________


    Liebe Esther, du wurdest sicher ganz schön gefordert, da euer Sohn so lange nicht durchgeschlafen hat... Es ist ja schon anstrengend genug den Tag zu bewältigen, und dann auch noch die Nacht... Da kann ich nur dem lieben Gott danken, was das schlafen angeht hatten wir mit Sophia zum Glück nie Probleme. Zwar hatte sie die letzten Monate immer mal wieder Schreiphasen vor dem einschlafen welche sich über 2 - 3 Std. hinziehn konnten, aber auch das hat sich wieder gelegt und kommt wenn dann nur noch kurz vor.


    Ja die Trotzphase, die hat unsere Madame mal mehr und mal weniger schlimm. Sie versucht natürlich immer wieder ihren Willen zu bekommen und reagiert genauso wie du schreibst, immer wenn mal ihr versucht zu erklären warum gewisse Dinge nun einfach nicht gehn, wird sie nur noch wütender und aggressiver und lässt sich fast gar nicht mehr beruhigen. Momentan versuche ich mit viel viel Ruhe und Geduld an sie ranzukommen, lasse sie natürlich auch mal schreien und dazu gehört momentan auch, dass sie ihre Spielsachen im Zimmer rumwirft, aber auch das versuche ich irgendwie geduldig hinzunehmen, bis ich dann langsam auf sie zugehe und versuche, sie mit etwas anderem abzulenken. Naja, es klappt nicht immer, aber ich versuche irgendwie den richtigen Weg zu finden, wie ich mit gewissen Situationen umgehen kann.


    Ich möchte auch dir nochmals ganz herzlich für deine Worte danken und gebe dir mit deinem letzten Satz natürlich absolut recht, "niemand" kennt mein Kind so gut wie ich, das merke ich immer wieder.


    Liebe Grüsse Melanie

  • Liebe Melandi, ich habe einen Sohn der Autist ist und erkenne Uns haargenau wieder..wenn Du sonst noch Fragen hast bitte kontaktiere mich. Mir hat es sehr gutgetan zu wissen dass wir nicht alleine sind...liebe Grüsse