Hallo zusammen,
bei meiner kleinen Tochter (2 Jahre und 4
Monate), wurde frühkindlicher Autismus festgestellt. Da ich mich vorher
nie mit diesem Thema auseinandergesetzt habe, hoffe ich, dass ihr mir
die eine oder andere Antwort auf meine Fragen geben könnt.
Wenn
ich mich im Internet über das sogenannte "Kanner-Syndrom -
Frühkinderlicher Autismus" einlese, werde ich fast verrückt. Wenn ich z.
B. Dinge lese wie, mein Kind wird vermutlich nie sprechen können oder
wenn, dann nur sehr schlecht oder, sie muss Lebenslang intensiv betreut
werden... Diese Aussagen machen mich wahnsinnig? Ist dies alles wirklich
so? Wird meine Tochter nie ein normales selbstständig schönes Leben
führen können?
Unsere Kleine wird wirklich jeden Tag extremer,
was ihr Verhalten angeht. Sie ist sehr aggressiv, kann stundenlang
schreien ohne sich zu beruhigen, sie schlägt und möchte das alles nach
ihrem Kopf geht. Sobald sie ihren Willen nicht bekommt, geht das ganze
wieder von vorne los. Sie isst mir fast nichts mehr, nur noch wenige
Sachen wie z. B. Pommes, Kartoffeln oder "Ihre" Nudeln mit "Ihrer"
Sauce, das wars. Sie akzeptiert nichts anderes, alles was früher kein
Problem war, stellt sich nun als absolute Herausforderung dar. Meine
Nerven liegen blank, wir können nichts unternehmen ohne angespannt zu
sein, jedesmal warten wir darauf, dass sie uns eine Szene macht. Ich hab
beinahe keine Möglichkeiten mehr sie mal einen Mittag abzugeben, sie
fängt immer mehr an hysterisch zu schreien, sodass ich das Gefühlt habe,
das niemandem zumuten zu können. Es wird wirklich immer intensiver.
Mein
Mann und ich kommen mit dieser Situation langsam nicht mehr klar. Wenn
sie abends schreit ohne sich zu beruhigen, und das über Stunden, dann
würde ich am liebsten meine Koffer packen und abhauen Ich weiss das
klingt mega schlimm, aber ich bin so verzweifelt. Mein Mann und ich
streiten uns viel und ich hab gar keine Nerven mehr, ihm irgendwie
zuzuhören wenn es um seinen Job geht oder sonstiges. Er hat z. B. auch
überhaupt keine Nerven, wenn unsere Kleine schreit, er nimmt dann
einfach seine Schlüssel und fährt weg, weil es damit nicht klar kommt.
Es ist wirklich anstrengend.
Alleine der Gedanke, dass das so
bleiben wird oder sogar noch schlimmer werden könnte, das bringt mich
zum verzweifeln. Ich wünsche mir nur das meine Tochter ein schönes
normales Leben führen kann, Kindergarten, Schule, später einen Beruf
erlernen, selbstständig Leben etc.
Das Schlimme ist, dass ich
ganz alleine dastehe, niemand kennt sich hier (Kanton SH) wirklich mit
dieser "Krankheit" aus, jeder hat so seine ganz eigene Meinung dazu,
aber wirklich brauchbares ist nicht dabei. Wie kann ich mein Kind z. B.
beruhigen wenn es diese stundenlangen Wutanfälle hat? Wie kann ich dem
vorbeugen? Was kann ich tun damit es meinem Kind gut geht? Wie nehme ich
meinem Kind diese ganzen Ängste? Wie bringe ich sie dazu, wieder normal
zu essen oder mal woanders zu übernachten?
Bitte versteht mich
nicht falsch, ich möchte wirklich für mein Kind da sein, aber meine
Nerven liegen einfach blank. Ich bin total überfordert mit dieser
Situation. Eigentlich wollten wir unsere Familie vergrössern, aber ich
glaube ich würde unserer Tochter und auch dem neuen Baby damit keinen
gefallen tun. Oder was habt ihr für Erfahrungen mit einem
Geschwisterchen für autistische Kinder?
Unsere Maus hat natürlich
auch super süsse Seiten, sie spielt gerne mit uns (halt auf ihre Art
und Weise). Sie lacht viel kann auch mal in ihrem Zimmer spielen, ohne
einen Mucks zu machen. Sie gibt mir auch mal hier und da einen Kuss wenn
ich sie darum bitte und sie Lust dazu hat. Oder lehnt sich an einem an
wenn man neben ihr sitzt (egal ob Mama, Papa, Oma, Opa oder auch mal
Fremde). Auch wenn sie andere Kinder sieht freut sie sich darüber. Sie
spielt nicht mit ihnen, ist aber gerne um sie herum und beobachtet sie.
Leider haut sie zur Zeit aber auch einfach so, aber das meint sie nicht
böse. Sie versteht einfach nicht, das man das nicht darf. Und das ist
natürlich schwer den anderen Eltern zu erklären. Ich bin hier langsam
absolutes Gesprächtsthema, da man unsere Kleine natürlich oft laut
schreien hört (und das über Stunden) oder man sieht das sie andere
einfach so haut, weil sie es eher als Spass ansieht... Und ich möchte
nicht immer mit ihr schimpfen, genau weil sie eben nicht weiss, dass sie
das nicht darf.
Wir haben in letzter Zeit auch kleine
Fortschritte gemacht, sie fängt immer mehr an zu babbeln (so wie andere
ca. mit 1 oder 1 1/2) und hat auch ihre eigenen Ausdrücke für gewisse
Dinge (welche ich auch verstehe, was sie damit meint). Aber diese kurzen
Glücksgefühle wenn sie dann doch mal ein Wort wie z. b. "heia"
(schlafen gehn) richtig nachbabbelt, werden durch ihre Wutanfälle dann
schnell wieder zerstört.
Ich könnte vermutlich noch ewig weiter
schreiben, aber ich halte mich nun mal zurück und warte erst mal, ob
jemand von euch evtl. die gleichen Erfahrungen gemacht hat oder gerade
macht und ob mir vielleicht auch jemand den einen oder anderen Rat geben
kann.
Liebe Grüsse
Melanie (Melandi)