Arbeitsgruppe Schule und Integration

  • Liebe Forumsteilnehmer


    Ich bin die Mutter eines 7jährigen Sohnes mit ASD und einer 4jährigen neurotypischen Tochter. Wir wohnen im Kreis 5 in Zürich, und sind seit August 2009 Teil des Integrativen Sonderschulung. Da mein Sohn erst diagnostiziert wurde, als er schon in der Grundstufe war, war es nie eine Frage, ihn in eine Sonderschule zu schicken, sondern er wurde von Anfang an integriert beschult. Die Ergebnisse waren unterschiedlich und wir merkten, dass es viel Aufwands seitens der Eltern bedarf, um eine erfolgreiche Integration zu gewährleisten.


    Diese Erfahrungen möchte ich gerne mit anderen teilen und wenn möglich eine Art schulkreisübergreifende Arbeitsgruppe Stadt Zürich gründen. Meine Idee wäre, Erfahrungen auszutauschen, aber auch eine Pressure Group bilden zu können, um bei den Schulleitern und Behörden mehr Stimme zu haben und vermehrt proaktiv statt reaktiv agieren zu können. Die Idee wäre, mit der Zeit das entsprechende Know-how an die Schule abgeben zu können und/oder Strukturen zu verlangen, damit künftige Eltern nicht einen so enormen Aufwand für die Integration ihrer ASD-Kinder haben müssen.


    Ausserdem würde ich Material zur Verfügung stellen wollen, das bei Schulwechseln helfen könnte, bei sozialen Problemen, Social Stories etc. falls Bedarf besteht. Ich beziehe viel Material aus dem angelsächsischen Raum, das ich gerne übersetzen werde.


    Ich bin froh um Ideen, Beiträge, Meinungen zu diesem Thema, und auch ob überhaupt Bedarf an so einer Gruppe bestehen würde.


    Herzliche Grüsse an alle!
    Karin Athanasiou

  • Ich begleite im Kanton TG im Moment 2 , ab Sommer 3 IS mit Kindern mit ASS in Kooperation eines HPZ (ist bei uns im Kanton zwingend notwendig, um eine IS zu begleiten), habe aber die Freiheit, die Lehrkräfte vor Ort soviel fachliche Unterstützung geben zu können wie nötig. Ausserdem haben wir im Kanton TG es in diesen Fällen geschafft, die restriktive "Vergabe" von 6 Lektionen Schulischer Heilpädagoggik so zu verändern, dass wir eine Unterrichtsassistentin vor Ort zur Verfügung haben und eben ich den fachlichen Support für Lehrkraft und Unterrichtsassistentin leiste. Die ist aber bisher noch "einzel (v)erhandelbare" Sache - ich wünsche mir ein Konzept für den Kanton!


    Angela Ernst - Autismustherapeutin

  • Liebe Frau Athanasiou


    Wir sind in einer sehr ähnlichen Situation wie Ihre Familie. Unser 7-jähriger Sohn (atyp. Autist) geht z. Z. in die 2. Grundstufe (integrative Sonderschulung), unser jüngerer Sohn (neurotypisch) kommt im Sommer in die 1. Grundstufe. Ich persönlich würde einen Austausch betreffend Schulsituation begrüssen, damit wir gegenseitig von unseren Erfahrungen profitieren können. Auch wir haben inzwischen viele Materialien gesammelt, die auch für andere Familien nützlich sein könnten.


    Wir wohnen etwas ausserhalb der Stadt Zürich - aber eine von Ihnen vorgeschlagene Arbeitsgruppe kann ja durchaus auch für Familien in anderen Gemeinden hilfreich sein.


    Danke für Ihren Input und beste Grüsse
    Kiaora

  • sehr geehrte frau athanasiou


    ich bin mutter eines 7 jahre alten jungens mit ass (asperger).
    unser sohn besucht das 2. kindergartenjahr im regelkindergarten mit is.
    als er vom 1. ins 2. kindergartenjahr kam und nun morgens 4 und nicht mehr 3 lektionen hatte, ging zu hause plötzlich nichts mehr. unser sohn verweigerte das anziehen , frühstück essen, reagierte nach dem kindi sehr gereizt , jede kleinste mithilfe wurde ihm zu viel und er schlief sehr schlecht.
    dank des beratungsteams der sonderschule,das die kindergärtnerinnen berät, darf er jetzt wieder um 9 uhr in den kindi. jetzt geht es ihm wieder gut. er zieht sich wieder selber an, isst , hilft mit und erledigt seine ämtli und kann wieder viel besser schlafen. wir denken, dass die 4 stunden eine zu grosse anstrengung und reizüberflutung für ihn waren. da er alles perfekt machen will , merkte man ihm im kindi nichts an. aus diesem grunde drängten die kindergärtnerinnen immer wieder,er müsse doch um 8 uhr kommen. mit dem beratungsteam einigten wir uns dann auf vorerst einen morgen um 8uhr die anderen tage um 9 uhr.
    sorge bereitet uns nun die schule, da unser sohn dann immer um 8 uhr zur schule muss.
    von einer anderen schule in jona wissen wir von einem ähnlichen fall. dort durften die eltern immer wenn sie zeichen der überreizung spürten einen halben tag auszeit nehmen (telefon an die lehrerin reichte). so eine lösung würden wir uns ebenfalls wünschen.
    nur wie überzeugen wir die lehrperson davon? (Wegen der zeitlichen überlastung haben wir uns für die einführungsklasse entschieden.)


    weiss jemand von ähnlichen situationen? und wüsste einen rat?


    liebe grüsse


    claudia

  • Liebe Claudia


    ob man eine Lehrperson überzeugen kann, hängt in meiner Erfahrung vor allem davon ab, ob eine Lehrperson offen gegenüber Kindern mit Verhaltensmustern ist, die der Lehrer aus eigener Erfahrung noch nie angetroffen hat. M.a.W. es hängt völlig vom dem Lehrer ab und kann nicht vorhergesagt werden.


    Aus Deinen Zeilen schliesse ich, dass Dein Sohn ein Verhaltensmuster hat, in dem er sich in der Schule so gut wie nur möglich zusammenreisst um alles möglichst gut zu machen - mit dem Folge, dass nur zuhause seine Ueberbelastung sichtbar wird (und dies dafür umso deutlicher). Bei unserem Sohn war dies extrem der Fall. Einem Lehrer eine solche Situation näher zu bringen ist nicht einfach: Aus der Perspektive des Lehrers die Eltern einfach übertreiben, da es ja in der Schule wunderbar klappt.


    Vielleicht hilft die Tatsache, dass dies in der Literatur beschrieben ist (verweise z.B. auf den Abschnitt über Dr. Jekyll and Mr. Hyde in Tony Attwood's Buch).


    Gruss


    Christoph

  • Liebe Claudia
    Unser ASS-Sohn ist inzwischen 12 und besucht als integrierter Sonderschüler die 6. Klasse. Sein Verhalten sieht genau so aus wie das Ihres Sohnes (unter grösster Anstrengung perfekt in der Schule, und zuhause ist dann "die Luft raus").
    Zweimal im Jahr findet eine "grosse Runde" mit Lehrpersonen, Schulpsychologin, Heilpädagogin, Schulinspektor und der für die Integration verantwortlichen Person statt. Dabei werden Fragen wie die der möglichen Entlastung diskutiert. Auch unser Sohn wird von einigen Lektionen entlastet, obwohl die Lehrkräfte wie bei Ihnen das Problem nicht wirklich verstehen können (... die Eltern können halt nicht umgehen mit dem Kind...)
    Hauptsache, es funktioniert. Aber dafür braucht es natürlich den ISS-Status ("integrierter Sonderschüler").

  • Liebe Frau Athanasiou


    Wahrscheinlich gibt es mehr Integrationsmodelle als Kantone in der Schweiz. Bei uns im Kanton Bern findet seit diesem Schuljahr (2009/10) ein Versuchsprojekt statt. Mit diesem Projekt will man beweisen, dass ein Kind mit einer autistischen Spektrumsstörung, wie Asperger und HFA mit Unterstützung, besser in der Regelschule als in einer Sonderschule beschult werden kann.


    Wir haben zwei Söhne mit HFA (12 und 17 Jahre). Der Ältere hatte Glück und wurde normal in die Regelschule eingeschult. Seine autistische Störung wurde erst mit 13 Jahren erkannt. Seine Schulzeit war begleitet von massiven Lernproblemen. Warum er den Schulstoff äusserst selten mitbekam, war mir ein Rätsel! Jedoch arbeitete er gutwillig praktisch den gesamten Schulstoff zu Hause mit mir nach. Bis und mit 4. Schuljahr gelang dies problemlos. Ab der 5. Klasse scheiterte er massiv im Französischunterricht, der zu Hause nachzuholende Schulstoff wurde von Schuljahr zu Schuljahr umfangreicher. Mit einer Begleitung, wie man diese heute den autistischen Kindern zur Verfügung stellt, wären ihm viele Frustationen und Lehrläufe erspart geblieben. Jedoch von der sozialen Anpassung her, konnte er extrem von seinen Mitschülern profitieren. Noch heute will er möglichst nicht auffallen, in der Öffentlichkeit wird er als "Normal" wahrgenommen, wenn die Mitmenschen von seinem Autismus erfahren, sind die meisten überrascht. Er hat zwar einen etwas eigenartigen Sprachstil, ein spezielles Gangbild - dies haben aber viele sogenannt "Normale" auch. Wenn sein Autismus bekannt gewesen wäre, wäre es wahrscheinlich sehr schwierig gewesen, ihn im Regelschulbereich zu behalten, normalerweise wäre eine Überweisung in die Sonderschule (HPS) erfolgt.


    Der Jüngere hatte weniger Glück, er wurde in eine Sonderschule (Internat) eingeschult. Zum Zeitpunkt der Einschulung war bei ihm kaum aktive Sprache vorhanden, die Diagnose Autismus noch 3 Jahre entfernt. Nach einem Jahr Sonderschulung verweigerte er den Schulunterricht völlig. Ûberforderung/Unterforderung wir und die Heilpädagogen/Lehrer waren uns völlig uneinig! Der Jüngere zog seine Verweigerungshaltung noch 3 Jahre durch. Schulstoff lernte er nur zu Hause mit uns Eltern. Das soziale Verhalten wurde schlimmer, normale Kinder als Vorbilder fehlten. Unser ehemals sehr liebes, fügsames Kind, wurde immer aggressiver und trauriger. Nun kam der Hoffnungsschimmer: viele Abklärungen führten zur Diagnose: HFA und damit auch die Frage nach einer Integration in die Regelschule beim Wohnort.


    Wir hatten Glück, unser Kind wurde in das Pilotprojekt aufgenommen und die Schulleitung bei unserem Wohnort gab grünes Licht. Der Klassenlehrer äusserte vor dem Start des Projektes noch seine Bedenken, wegen dem, dass man das Kind, nun nach dem geschützten Rahmen in ein "Haifischbecken" schmeisst. Nun wir waren zuversichtlich, wir wussten, dass unserem Sohn, eher die vorherige Schulsituation wie ein "Haifischbecken" vorkam. Kinder, die er nicht einschätzen konnte, da sie ihr Verhalten noch weniger steuern konnten als er selbst, überforderten ihn völlig.


    Nun ist bald das erste Schuljahr bei uns in der Gemeinde vorbei. Unser Sohn hat extreme Fortschritte gemacht, nicht nur vom Schulstoff her, auch in der sozialen Anpassung ist ihm vieles gelungen! Er geniesst die Schule, das Zusammensein mit den anderen Kindern, er würde gerne mit ihnen abmachen, getraut sich aber noch nicht sie darauf anzusprechen. Er hält den ganzen Schultag in der Schule aus. Er hat gelernt, dass Lernen in die Schulstunde zu verlagern. Er hat fast keine Ausfälle mehr (Schreien, Bücher zu Boden schmeissen etc.). Er ist heute ein absolut glückliches und zufriedenes Kind. Natürlich benötigt er immer noch viele Stunden die Begleitung seiner Integrationstherapeutin, ohne diese ginge es momentan noch nicht.


    Wir wünschen uns, dass auch andere Eltern mit ihren Kindern die Chance bekommen, ihr Kind integriert zu beschulen. Klar ist dies eine teure Lösung, doch ich vermute, dass die Internatlösung für unseren Sohn vorher auch nicht billiger war. Wenn ich auf die Fortschritte unserer Söhne achte, vermute ich, dass langfristig diese Lösung für die Gesellschaft billiger kommt. Wir können momentan noch nicht absehen, ob und wie viel Couching unsere Söhne im Erwachsenenleben noch benötigen werden. Wir haben gelernt, dass es nichts bringt allzuviel im voraus zu planen, die Zeit wird es uns zeigen.


    Wir sind gespannt auf ihre Entwicklung und freuen uns sie auf ihrem Weg zu begleiten!


    Liebe Grüsse Monica

  • Liebe Monica


    Ich bin auch aus dem kanton Bern und wir integrieren unser Kind in eine "normale" Privatschule. Die begleitung trägt zu 100% meine Frau!!!


    Weiss Du was wir für rechtlixche Möglichkeiten oder Chanchen haben, damit entweder ein kostenbeitrag und/oder eine teilweise Begelitung bezahlt würde?
    Hast Du uns somnst noch Tips?


    LG
    Vater

  • Lieber Vater


    Soviel ich weiss, wird die Begleitung nur in der öffentlichen Regelschule bezahlt. Leider muss man sich entscheiden, ob man die freie Wahl der Schulform will, also eine Privatschule, die vom Konzept her vielleicht besser auf sein Kind zugeschnitten ist und so leider auch mit der Konsequenz, dass auch die heilpädagogische Begleitung/Assistenz selbst finanziert werden muss. Die GES (Gesundheits- und Fürsorgedirektion Kanton Bern) ist zuständig für die Bewilligung der Unterstützungslektionen. Die Nathalie Stiftung ist Anlaufstelle für die integrative Schulung.


    Ich erlebe die öffentliche Schule jedoch jetzt bei unserem jüngeren Sohn als sehr flexibel! Hilfsmittel, die für Autismus geeignet sind wie (Bildkarten, Prompts, Timer u.v.m.) werden durch die Integrationstherapeutin eingesetzt. Mir als Mutter fehlen diese Kenntnisse, ich hätte unserem Sohn in einer Privatschule diese Mittel (wegen Unkenntnis) nicht zur Verfügung stellen können. Zum jetztigen Zeitpunkt und mit diesen Ressourcen, die der Schule zur Verfügung steht, ist meiner Ansicht nach , die Förderung in der Regelschule besser gewährleistet.


    An eurer Stelle würde ich mit dem GES, der Erziehungsdirektion und der Nathalie Stiftung in Kontakt treten und abklären, ob es auf irgendeinem Weg, Hilfe geben kann. Leider kann ich nicht weiterhelfen. Viel Glück!


    Liebe Grüsse Monica

  • Liebe monica


    Besten Dank für Deine Antwort.


    Das Probl der Unterstützungslektionen ist, dass diese zumindest bis vor kurzem nicht zu 100% gemacht wurden. laube maximal 6 Stunden waren es. Unsere Tochter braucht aber noch eine 100%ige Unterstützung.


    Die allenfalls bessere Förderung in der öffentlichen Regelschule gegenüber iener privaten Regelschule ist davon abhängig, inweiweit der Wille (nicht nur die allfällige Pflicht) zur integration bei der lehrperson und der schulbehörde da ist und inwieweit das Elternteil Kenntnisse bezüglich Unterstützung hat. Aufgrund der ABA Ausbildung ist bei uns letzteres vorhanden, ersteres ist sehr fragwürtig und der Fakt der beschränkten Unterstützungslektionen haben uns bewogen, eine bestimmte zahlbare private Regelschule zu wählen.


    Wenn Du mehr über den Stand weisst, danke ich für Deine Mitteilung schon jetzt.


    So oder so denke für den Abklärungstip bei der Nataliestiftung


    LG
    Vater

  • Hallo zusammen


    Mindestens im Kanton ZH besteht die Regel: Integration vor Separation (Volksschulgesetz). Jedes Kind hat nach der BV (Bundesverfasssung) Anspruch auf eine unentgeltliche Beschulung. Das Behindertengleichstellungsgesezt besagt, dass niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden darf.


    Damit ist für alle Kinder eine geeignete schulische Lösung zu finden. Dies ist die Aufgabe der Schulgemeinden. Was ist geeignet? Was ein Kind braucht, wissen die Eltern am besten. Auf sie wird aber zuletzt (wenn überhaupt) gehört. In der Regel enthalten die Abklärungsberichte entsprechende Empfehlungen; bei einer Diagnose ASS ist i.d.R. eine 100%-ige Begleitung (mindestens in der Anfangsphase) angezeig.


    Das Verwaltungsgericht des Kt. ZH hat in einem Entscheid vom 7.2.2007 (Entsheid-Nr. VB.2006.00450) festgehalten, rein finanzielle Interessen genügten nicht, einem Kind die notwendigen Begleitstunden abzusprechen. Der Entscheid erging noch unter altem Recht, ist aber in den wesentlichen Punkten auch auf das heute geltende Volksschulgesetz anwendbar.


    Eine Sonderschulung kommt die Gemeinden in aller Regel finanziell teurer zu stehen, als eine Begleitung in der Regelklasse (ab diesem oder nächstem Jahr müssen nämlich auch noch die Transportkosten vom Wohnort zur Schule von den Gemeinden übernommen werden, bisher hat der Kanton diese Kosten bezahlt).
    Entsprechendes Know-how bezügl. Begleitung ist heute in Schriftform genügend vorhanden und kann u.a. über Autismus Schweiz bezogen werden. So z.B. die Schrift über die schulische Begleitung von Kindern mit dem Asperger-Syndrom.


    Wie immer steht und fällt das Gelingen einer solchen Integration mit den daran beteiligten Personen. Schulleitung, Lehr- und Begleitperson, Kostenträger und Eltern (ev. noch Therapeuten) müssen zusammenarbeiten. Das ist zeitaufwändig. Die Synergien verbleiben aber der öffentlichen Regelschule, und im Endeffekt kommt es günstiger so geeignet zu integrieren als zu separieren.


    Auch eine Sonderschule muss geeignet sein. Ein Kind mit einem hohen IQ gehört je nachdem nicht in eine heilpädagog. Schule. Alle ASS-Kinder profitieren von einem möglichst normalen Umfeld; je nachdem brauchen sie, um dem Regeluntericht zu folgen und v.a. auch um soziale Kontakte zu knüpfen mehr oder weniger Unterstüzung.


    Allen Betroffenen kann ich nur raten, die Regelschule nicht von diesem Problem (wenn möglich) zu befreien. Diese ist wie gesagt verantwortlich für eine geeignete Lösung. Die Gefahr besteht, dass die Kinder - wenn sie nicht fachgerecht betreut sind - leiden und ein unangepasstes / depressives Verhalten an den Tag legen. Damit ist m.E. erwiesen, dass die Lösung nicht geeignet ist.


    Lehrpersonen und Schulleiter brauchen ein fachliches Coaching; die Eltern darin zu unterstützen, ein entsprechendes Coaching "aufzutreiben" sehe ich auch ein Stück weit als die Aufgabe der Abklärungsstellen (KJPD) und nicht etwa der (befangenen und in aller Regel auf dem Gebiet des Autismus nicht immer bewanderten) Schulpsychologen. Ein solches Coaching hat den Vorteil, dass die Eltern gegenüber der Schule ein wenig aus der Schusslinie genommen werden, und nicht immer sie als die motzenden und besserwisserischen (inkompetenten!) Intervenierer auftreten müssen.


    Utopisch? Finde ich ganz und gar nicht.


    Allen viel Kraft und Durchhaltewillen, es lohnt sich, für uns alle als Gesellschaft.


    LG, Lynn

  • Meiner Erfahrung nach ist es häufig Glückssache, ob eine gute Integration gelingt oder nicht. Wir haben das Glück, dass unser Sohn bei uns in der Schule in die Einschulungsklasse gehen darf (was eigentlich im Integrationsprojekt so nicht vorgesehen ist), dass unsere Schule überhaupt noch eine solche Klasse führt und nicht abgeschafft hat wie an vielen anderen Orten (das 1. Schuljahr dauert 2 Jahre, danach kommt das Kind in die 2. Regelklasse). Weiterhin haben wir das Glück eine sehr engagierte Heilpädagogin zu haben, die sehr an das Potential unseres Sohnes glaubt, dass die Lehrerin die Integration gut findet und mit der Heilpädagogin sehr gut zusammenarbeitet.
    Ich höre häufig von anderen Fällen: Lehrpersonen, die das Kind ablehnen und nicht bereit sind, es zu integrieren, Heilpädagoginnen, die von der Lehrkraft nicht akzeptiert werden, Kinder, die von der Klasse separiert werden und von der HP im Schulhauskeller unterrichtet werden, bis hin zu Schulverweisen sogar bei Erstklässlern etc. Es kommt sehr darauf an, wie die Schulleitung und die Lehrkräfte eingestellt sind, ob die Chemie zwischen Lehrkraft und HP stimmt; wie die anderen Eltern eingestellt sind etc. Auf diesem Gebiet gibt es noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Ich wünsche allen viel Glück und dass sie an die richtigen Leute geraten!


    Nischi

  • hallo zusammen


    "acwitzig" hat eine Datei angehängt in einem Thema von ihr: "Häufig gebrauchte Hilsfmittel für Schüler mit dem Asperger-Syndrom". Ich habe diese Datei heruntergeladen und mitgenommen zu einem Gespräch in der Schule. Wir haben diverses von diesen Hilfsmitteln umgesetzt und staunen, wie gut es funktioniert!


    Nun gut, vorausgesetzt, Ihr habt auch Lehrer/Heilpädagogen, die Hilfeleistung bieten wollen und bereit sind, dem Kind und seinem Umfeld ein möglichst gutes Schulklima zu bieten.


    Unbedingt lesen und ausprobieren!


    Liebe Grüsse


    kilian02

  • Hallo an alle,


    bin rein zufällig hier im Forum gelandet und fand die Idee der Arbeitsgruppe sehr interessant.
    Wir wohnen noch in Deutschland, haben aber vor in einem Jahr nach Zürich umzuziehen(aus beruflichen Gründen..).
    Unser "grosser Kleiner" ist 6 J. alt und wurde vor halbem Jahr an Asperger diagnostiziert. Hier macht er Ergo wegen der Feinmotorik und der Koordination und hat auch angefangen an eine Verhaltenstherapie so in eine Spielgruppe mit Vorschülern mitzumachen. Nebenbei besucht er sehr gerne eine Psychomotorikgruppe. Er gehört zu den High Function. Autism. und wird hier im Sept. ganz regulär eingeschult auch ohne Begleithilfe, (laut Kinderpsych. ....braucht er keine da er leicht autist. geprägt ist.)
    Nichts desto trotz wissen wir nun da es hier in D. diese Hilfsmöglichkeit des Schulbegleiters gibt.


    Zu der Schweiz und insbesonderem zu Zürich weiss ich noch gar nichts, und wollte mich hier mal vor ab erkundigen wie es dort bei euch aussieht...Werden Asperger Autisten in der Schule integriert ? Sind die Lehrer voreingenommen? Wo gibt es in Zürich Angebote zur Ergo, Psychomotorik...etc? Eine gute Kinderpsychologin? Was zahlen da die Kassen?
    Und zu guter Letzt...welche Schulen sind gut? Wir denken da an die Internationale Schule...aber die ist teuer...aber auch eine gute Privatschule die nicht voreingenommen ist gegenüber Asperger Autisten wäre uns auch recht, es sei denn ihr kennt eine gute Volksschule in Zürich die Erfahrung mit Asperger hat.


    Fragen über Fragen....jede Antwort ist willkommen auch mit PM


    An den Moderatoren hier im Forum...wenn mein Beitrag hier unpassend gepostet ist bitte ich um Entschuldigung!


    Bitte um Rat




    Danke euch


    lG


    Fotini :)

  • Mit grossem Interesse habe ich die verschiedenen Meldungen zum Thema Schule und Integration in diesem Forum gelesen. Selbstverständlich sind auch wir gut orientiert über die Art und Weise, wie Inegration in einer Schulgemeinde funktionieren soll. Aus unserer Erfahrung können wir aber feststellen, dass Integration im öffentlichen Schulsystem in Gänzen mit Separation zu tun hat. Unser Sohn besucht den zweiten Kindergarten "integrativ". Da unser Kind neben dem Asperger Syndrom weitere Körperbehinderungen hat, bei guter kognitiver Entwicklung, war für uns immer klar, dass Sonderschulmassnahmen in Betracht gezogen werden müssen. Die Schule wünschte eine integrative Lösung in der Regelschule. Dank einer bewundernswert interessierten und hervorragenden Kindergärtnerin haben wir diese Zeit überstanden. Dennoch, seit bald zwei Jahren weint und schreit unser Kind jeden Morgen, wenn es in den Chindsgi muss. Überfordert von der grossen Gruppe, vom Lärm, Reizüberflutung etc.. Schlussendlich besucht unser Kind nun während ca. 8 Stunden in der Woche den Kindergarten. Die Klasse hat einen Waldtag pro Woche, diesen kann unser Kind nicht alleine bewältigen es muss zu Hause bleiben, ausser ich bringe es mit dem Auto in den Wald und hole es eineinhalb Stunden später wieder ab. Die Kinder gehen auf die Schulreise, unser Kind muss zu Hause bleiben, die Kinder gehen in den Zoo, unser Kind muss zu Hause bleiben. Im Turnen ist es zu gefährlich, unser Kind muss zu Hause bleiben. Die Liste könnte ich beinahe endlos fortsetzten. Abgesehen von vielen motorischen Anforderungen im Chindsgi-Alltag, welche unseren Sohn immer an Grenzen bringen und viel Frust hinterlassen. Bei uns in der Gemeinde wird Integration gross geschrieben. Dies ohne einen ausgebildeten Heilpädagogen / Heilpädagogin, welcher / welche nur ein Minimum an Zeit zur Verfügung stehen würde, geschweige denn von einer echten heilpädagogischen Betreuung. Unser Kind erkrankte im Alter von zweieinhalb Jahren (neben dem Asperger Syndrom) seither bekommen wir jedes Jahr eine neue IV-Verfügung da neue Erkrankungen auftreten. Nach der Diagnose ASS im letzten Sommer erlaubte mir die Schule eine andere Lösung zu suchen, da sie keine Integration anbieten könne.


    Für diesen Sommer haben wir nun eine wirklich gute sonderpädagogische Schule für unseren Sohn gefunden, in welcher er individuell gefördert wird. Dafür sind wir sehr dankbar, auch der Schulgemeinde / Gemeinde, wir erachetn es keineswegs als Selbstverständlichkeit, dass Schulkosten übernommen werden.


    Wir sind sehr für Integration, doch sollte immer abgewogen werden, wie sinnvoll Integration für das einzelne Kind ist.

  • Unsere Familie befindet sich in einer ganz ähnlichen Situation: Unser bald 8jähriger hat nun die Diagnose: Asperger-Verdacht, gleichzeitig Hochbegabung (wir haben auch noch eine 4jährige Tochter). Die Schulschwierigkeiten des Sohnes haben bereits im Kindergarten (in Frankreich) mit 3 Jahren begonnen. Eskaliert ist die Situation nach unserem Umzug nach Zürich. Wir überlegen nun, welche Beschulung am besten für ihn wäre. Das Angebot ist gut, aber nicht ganz übersichtlich. Von daher wäre ich sehr an einem Austausch über die Zürcher Möglichkeiten interessiert (Wir wohnen im Kreis 2).