Geschwisterproblematik

  • Abweisendes Verhalten
    Hallo Forenleser


    Wir hatten sehr viele positive Reaktionen auf den Artikel über Amy . Es gab auch mehrere Personen, die uns mitteilten, dass der Artikel wie aus ihrem Leben geschrieben sei. Dies tut gut zu wissen, dass man nicht alleine ist, obwohl ich mich trotzdem oft so fühle ;(


    Meine grösste Sorge ist momentan nicht Amy, sondern unser gesunder Sohn Fynn, welcher im Februar 6 Jahre wird.
    Amys Verhalten ihm gegenüber wird immer extremer! Momentan erträgt sie nicht einmal die gleichzeitige Anwesenheit von ihm im Badezimmer, obwohl dieses sehr gross ist! Auch stört sie bereits, wenn das Pyjama von Fynn neben ihrem liegt. Sie kann dies nicht ertragen. Flippt dann aus und wird sehr aggressiv :cursing: Sie weisst Fynn ab und sagt ihm auch immer : er störe und er soll sie in Ruhe lassen!!! Dies tut Fynn und auch mir stets sehr weh im Herzen.


    Gestern hat Fynn von einem Freund ein Freundschaftsbuch erhalten zum Reinschreiben.
    Habe es mit ihm zusammen ausgefüllt, da er ja noch nicht Schreiben kann. Eine Frage war, was sein grösster Wunsch sei. Darauf antwortete er wie eine Kugel aus dem Rohr: Er wünsche sich, dass Amy nicht mehr behindert sei und dass sie ihn nicht mehr beisse und schlage. Auch hätte er lieber eine andere Schwester!!!! ?( :( :(


    Was kann ich auf so etwas antworten??? Es macht mich sehr traurig und nachdenklich!
    Weiss oft nicht, was ich Fynn antworten soll. Sage ihm immer, dass Amy einfach "Anderst" sei und dass wir sie nehmen müssen wie sie sei! Und dass wir ihn genauso lieben wie Amy!
    Denke aber, dass er dies in seinem Alter nicht richtig verstehen kann..??!!


    Ist jemand in der selben Situation oder weiss jemand, was ich Fynn sagen soll?
    Habe manchmal das Gefühl, dass Fynn einen Schaden von Amy hat, wenn er immer so zurückgewiesen wird!


    Auch in der HPS sagen die Lehrer, dass sich Amy verändert habe und viel extremer geworden sei was Nähe und Berührungen angehe!
    Weiss jemand an was das liegen kann?


    Danke für deine Antwort :)


    Liebe Grüsse
    Esther

  • Liebe Esther


    Schon lange wollte ich dir antworten und kam aber nie dazu. Schon als ich den Artikel über Amy gelesen habe, dachte ich mir: genauso ist es bei uns...und nun berichtest du hier genau von den Geschwisterproblemen die wir auch haben. Unser jüngerer Sohn ist sechs und muss viel einstecken und zurückstecken. Ich versuche so gut es sein Alter zulässt mit ihm offen zu reden...erkläre und versuche immer wieder Zeiten mit ihm alleine zu sein, damit Fragen auch Raum finden und ich die Zeit habe in Ruhe auf ihn einzugehen. Von AutismusSchweiz gibt es eine Broschüre für Geschwister eigentlich ab ca. 8 Jahren aber ich merke wie mein Sohn schon vieles daraus versteht...Autismus ist bei uns zu Hause einfach immer wieder ein Thema...auch habe ich meinem Sohn schon das Gehirn erklärt wie es funktioniert ( natürlich auf eine sehr einfache Art) und was wir vermuten bei seinem Bruder anders ist und was gleich.
    Was uns auch sehr hilft, dass wir seit einem Jahr immer mal wieder ein Wochenende nur mit dem Jüngsten alleine sind. Der Grosse ist dann in einem Entlastungsheim. Für uns ein sehr schwerer Schritt aber im Nachhinein sehr wichtig und richtig für uns alle. Seitdem hat sich die Lage etwas entspannt ...Auch bei uns werden Gewisse Verhaltensweisen, Ängste, Zwänge und Gewalttätigkeit eher schlimmer, andere sind verschwunden und er hat in gewissen Bereichen grosse Fortschritte gemacht. Mir hilft es sehr mich regelmässig mit Fachleuten für Autismus und mit anderen Eltern auszutauschen.
    Aber die Situation bleibt schwierig und angespannt...ich merke beiden Kindern gerecht zu werden wird immer eine grosse Herausforderung bleiben und trotzdem halten die Zwei auch oft richtig zusammen und haben sich sehr gern...ich spüre wie sehr sie gegenseitig von einander lernen, diese Erfahrung macht ihre Beziehung auch besonders.


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und falls du mal Lust auf einen Austausch hast, einfach melden! Ich bin nicht so die grosse Schreiberin, telefoniere und Treffe mich aber sehr gerne
    Herzlich, Sara

  • Liebe Sara


    Habe mich sehr über deine Antwort gefreut!! 8o
    Danke für die hilfreichen Inputs. :thumbsup:


    Es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine ist!


    Wir sind momentan daran, bei der IV den Assistenzbeitrag zu beantragen, damit wir auch mal öftrers alleine Zeit mit unserem Sohn verbringen können. Haben gespürt, dass nun die Zeit dafür gekommen ist!!!! Obwohl ich etwas Mühe habe Amy abzugeben, da sie sehr auf mich fixiert ist und auch sagt, dass sie nur bei uns sein möchte!!


    Nochmlas herzlichen Dank und ich melde mich gerne bei dir für ein Treffen. Es wäre interessant Euch kennenzulernen, da unsere Kinder im selben Alter sind!


    Lieber Gruss
    Esther :)


  • Ich habe dir doch eine Mail geschrieben? Hast du die nicht bekommen?
    :(

  • Für mich war es immer wichtig zu wissen, dass sowohl ich als auch meine Eltern und Geschwister uns den Autismus meines einen Bruders am liebsten weggewünscht hätten. Das hat nichts damit zu tun, dass ich meinen Bruder nicht liebte und es immer noch tue, sondern dass ich sehr gerne mit ihm in Kommunikation getreten wäre-mehr (und weniger aggressiv) als er es zugelassen hat.


    Für mich war es auch sehr wichtig, dass ich diese Wünsche offen äussern konnte und mich auch mit den Schuldgefühlen, die aufgrund solcher Gedanken entstehen, nicht alleine fühlte.


    Alles Gute!


    Edith