WHO is WHO?: Alle Wettbewerbsbeiträge zum Nachlesen

  • Liebe Freundinnen und Freunde von www.autismusforumschweiz.ch


    Zum diesjährigen Welt-Autismus-Tag vom 2. April suchen wir möglichst viele PORTRAITS und GESCHICHTEN von Menschen mit Autismus und ihren Angehörigen. Dies aus allen Perspektiven: BETROFFENE — ANGEHÖRIGE — FREUNDE — UMFELD. Beschreibt Euch, Eure Familie, Eure Freunde — Eure Lebenssituation oder ein besonderes Erlebnis. Wir freuen uns auf viele Beiträge und die Gelegenheit, von Euch allen zu lesen. Wettbewerbsbedingungen lesen


    WHO is WHO? Jeder einzelne Beitrag zählt!


    Herzliche Grüsse,


    Euer Vorstand von Autismus Forum Schweiz
    Nicole Ulrich-Neidhardt, Thomas Girsberger, Nikola Bellofatto, Thomas Ulrich, Edith Vogt-Hörler



  • Der Wettbewerbsbeitrag stammt von unserem jüngeren Sohn:


    "Ich heisse R. und bin bald 9 Jahre alt. Mein grosser Bruder ist autistisch. Das finde ich gut, weil er immer Sachen macht, die ich auch gern mache. Zum Beispiel spielt er gerne Spiele auf Mamis Handy. Dann kann ich ihm dabei zuschauen und ihm Tipps geben.


    Wir machen zusammen viele Lego-Filme. Mit den Legos bauen wir zuerst eine Landschaft und stellen Figuren rein. Dann fotografieren wir sie. Jedes Mal verschieben wir die Figuren ein bisschen und machen ein Foto. Das machen wir viele Male, und am Schluss gibt es einen Film daraus.


    Manchmal nervt mich mein Bruder auch. Wenn ich mich zum Beispiel verletze, erzählt er es allen. Das habe ich nicht gern. Es stört mich auch, dass mein Bruder immer Roary schauen will und ich nicht. Roary ist ein kleiner, roter Rennwagen. Den findet er cool.


    Gestern waren wir am See. Mein Bruder und ich gingen zusammen auf Schatzsuche. Wir ruderten zu einem kleinen Strand und sammelten Muscheln. Auf dem Rückweg fanden wir eine tote Krabbe. Und am Ufer lag ein toter Schwan. Den nahmen wir nicht mit.


    Es war ein richtig schöner Tag!"

  • Vom Autismusverlag


    Bücher, Bücher, Bücher!


    Noch vor zwei Jahren wäre ich nicht im Traum auf die Idee gekommen, einmal in einem Verlag zu arbeiten. Nun gehöre ich bereits seit rund einem halben Jahr zum Autismusverlag.


    Bücher bedeuteten mir schon immer sehr viel, besonders jene, welche ich lesen konnte. Dafür, dass für mich noch mehr Bücher lesbar werden, sorgt in unserem Verlag ein Übersetzer; wir sind sehr froh um ihn und ebenso stolz!


    Selbstverständlich hat unser Verlag weitere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Jede Person hat besondere Aufgaben, alle helfen aber auch dort, wo es gerade nötig ist. So kann es vorkommen, dass der Chef Ringe von Ringbüchern presst oder eifrig aufschreibt, wie viele Exemplare eines Buches oder Heftes wir gerade gedruckt haben. Ich bin sehr glücklich, dass er die Zahlen so liebt, denn meine besonderen Talente liegen nicht gerade in diesem Bereich. Ich halte mich aus der ganzen Buchhaltung so weit wie möglich raus, ganz vermeiden lassen sich Kontakte jedoch nicht…


    Zahlen spielen aber auch in anderen Zusammenhängen eine wichtige Rolle. Eines Tages stand ich nichts ahnend im Büro, als unser Chef uns wieder einmal eine der kurzen Mitteilungen machen wollte. So eine kleine Nebensächlichkeit. Würde auch zwischen Tür und Angel gehen. Hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, hätte ich mich vorsorglich hingesetzt. Seine Mitteilung begann völlig harmlos:


    „Ich habe euch noch eine gute Nachricht zu verkünden“. Selber hatte ich keine Vorstellung davon, was nun kommen könnte. Er sprach weiter: „Wir haben den Auftrag, 200 Bücher herzustellen, französische Bücher.“ Allein die Anzahl „zweihundert“ war für mich schon ausserordentlich beeindruckend; eine unvorstellbare Menge.
    Normalerweise stellte ich ungefähr fünf Bücher pro Tag her, nach meinen damaligen Begriffen eine gute Menge. Vorsichtig erkundigte ich mich: „Wie lange haben wir Zeit?“ Die Antwort kam prompt und schonungslos: „Einen Monat.“ Mir blieb der Mund offen, ich legte hin, was ich gerade in den Händen gehalten hatte und bekam weiche Knie. All meine Zwei- und Dreisatztechnik half mir nicht mehr weiter. Diese Aufgabe war unlösbar. Wenn jetzt jemand erwartet hätte, dass ich in Jubel ausbrechen würde, sah er sich ziemlich getäuscht. Die Frage meines Gegenübers auf mein Verhalten hin war sehr einfach: „Was ist los?“. Mir fiel die Antwort bedeutend schwerer, verschiedene Gedanken gingen durch meinen Kopf.
    Meine Reaktion war wohl in seinen Augen daneben. Ich hingegen konnte mir nicht erklären, wie er denken konnte, ich müsste begeistert sein. Hatte er vielleicht gar nicht gerechnet? Ich würde nicht plötzlich eine wesentlich grössere Menge herstellen können, meine Arme würden diese Kraftübung nicht mitmachen. Selbst wenn ich jedes Wochenende arbeiten würde, ginge die Rechnung in meinen Augen nicht auf. Endlich konnte ich meine Antwort anbringen: „Das geht gar nicht! Das schaffe ich nie!“

    Nun versuchte er mich zu beruhigen: „Du brauchst nicht alles alleine zu schaffen, wir helfen dir dabei.“ Diese Botschaft vermochte meine Bedenken kaum aus der Welt zu schaffen. In meinen Augen war es nicht wirklich Aufgabe eines Chefs, Bücher herzustellen. Wann sollte er überhaupt Zeit dazu haben? Er sah mir wohl meine Zweifel an, denn er doppelte nach: „Wirklich, ich werde helfen beim Bücher herstellen! Wir schaffen das!“


    Ich habe ja sehr viel Vertrauen in meinen Vorgesetzten, doch beim besten Willen: in dieser Angelegenheit blieb ich auf Grund meiner Berechnungen und Einschätzungen misstrauisch!


    Als endlich alle Daten und Materialien bei uns eingetroffen waren, konnten wir mit dem Herstellen der Bücher beginnen. Ich hatte noch gehofft, dass wir die nötigen Unterlagen früher bekommen würden, doch da war mit allem Nachfragen meinerseits nichts zu machen. Ich versuchte nun meine Leistung zu steigern, dies schätzten meine Arme zunächst gar nicht. Meine Befürchtungen wuchsen. Doch ich bekam Unterstützung, gleich zweifach: durch meinen Chef und durch die Präsidentin des Verlags! Nun begann auch der Bücherberg zu wachsen. Ich beteiligte mich fleissig daran; nun war ich im Schnitt bei zehn Büchern pro Tag angelangt. Irgendwann war die Hälfte hergestellt. Ich blieb vorsichtig, noch gab es meinen Berechnungen zu Folge keine endgültige Sicherheit. Schliesslich waren 170 Stück geschafft – und es blieb noch eine ganze Menge von Tagen. Allmählich konnte ich mich entspannen, ja, wir würden es schaffen! Kaum zu glauben, noch weit vor dem eigentlichen Termin, waren über 200 Bücher gedruckt und mit Ringen versehen!


    Meine Erleichterung war riesig. Beim nächsten Grossauftrag werde ich hoffentlich gelassen bleiben!

  • Von Mirjana, 13 Jahre


    Die Überraschung


    Es war genau 12.30, als es klingelte. Also eigentlich war es eher ein scheppern als ein klingeln so dass es richtig nervte und weh in den Ohren tat-so empfand es jedenfalls Mara. Kurz nach dem klingeln schwang das grosse Schultor auf und alle Kinder der Baumallee Primarschule rannten hinaus.


    Es war ein drängen und schupfen, hier sagte mal ein Ranzen einem Kopf hallo und da brüllte mal einer jemandem ins Ohr. Hätte man etwas Zerbrechliches im Ranzen, so fand es jedenfalls Mara,wäre dieses Etwas danach sicher nicht mehr so ganz wie vorher! Während die anderen Kinder fröhlich hinaus rannten, es war Wochenende, schlurfte Mara missmutig aus dem Schulhaus.


    Normalerweise hätte sie sich genau so wie die anderen auf das Wochenende gefreut, aber es war nicht wie normalerweise! Normalerweise hatte Mara, wie die meisten anderen Schüler auch, irgendetwas vor, worauf sie sich freute. Aber dieses Wochenende war es nicht so. Ihre beste Freundin Louisa war weg, ihre Cousine hatte sich schon mit jemandem anders verabredet, im Kino lief nichts Besonderes, in dieser Kinderradio Sendung namens Kolibri, die einen Wettbewerb
    gemacht hatten, hatte bestimmt schon jemand anderes gewonnen und fürs Barbie spielen mit ihrer kleinen Schwester fühlte sie sich mit ihren zwölf Jahren zu alt. Kurz gesagt: es war ihr stink langweilig!!!


    Nach einer weile, dachte sie, sie würde ihre Mutter mal kurz fragen, was es zum Mittagessen geben würde. Also holte sie ihr „Steinzeit“ Handy hervor und schrieb:


    Hi :-)
    ich bins Mara :-)
    was gibt’s zu futtern?????


    P.s ist Pia zum Mittagessen da?? Hdgdl!!!


    Mehr:

  • Wie die meisten Dinge im Leben, hatte die Erfahrung, mit einem autistischen Bruder aufzuwachsen, positive und negative Seiten. Ich möchte zum Welt-Autismus-Tag einen positiven Aspekt besonders beleuchten: Meine Fähigkeit, genau zu beobachten.


    Meist reagierte mein Bruder auf "nicht-beobachtbare" Auslöser mit "nicht-beobachtbaren" Vorzeichen "plötzlich" mit Aggressivität bzw. bei genauer Betrachtung auf "kaum wahrnehmbare" Auslöser mit "kaum sichtbaren" Vorzeichen "schliesslich" mit Aggressivität.


    In meinem heutigen Beruf als Psychotherapeutin hilft mir das genaue Beobachten und der Versuch, in die autistische Wahrnehmung einzutauchen, um sowohl Betroffene als auch deren Umfeld beraten und Hilfestellungen anbieten zu können. Bisweilen ist es schwierig, die Übersetzungsarbeit zwischen dem Menschen mit Autismus und Nicht-Betroffenen zu leisten. Aber immer wieder gelingt es auch!

  • Irgendwie war Philippos, mein zweiter Sohn, anders als mein erster. Er reagierte nie auf seinen Namen, aber schien ein zufriedenes Baby zu sein. Am liebsten wollte er mit dem Tragetuch getragen werden. Ich dachte oft an meine Schwangerschaft, ob das Mittel gegen der Übelkeit (Protonenhemmer), das mir schon ab der neuen Schwangerschaftswoche verschrieben wurde, seinen Beitrag geleistet hat. Oder war es die leichte Plazentalösung vor der Geburt?


    Als er mit zwei Jahren den beginnenden Spracherwerb plötzlich komplett verlor, begannen wir stutzing zu werden. Die Kommunikation zu ihm war schwierieg und der Kindergarten hat uns darauf hingewiesen, dass das Kind in eine Integrationsgruppe gehen sollte, um besser gefördert zu werden.


    In der Integrationsgruppe begann das Kind mit viel Liebe, Geduld und Kompetenz aufzublühen.


    Als die Diagnose Austismus kam, war es uns klar warum er anders war.


    Die intensiven Therapien in Form von Ergo- Logo- und Musiktherapie haben mit drei Jahren begonnen. Wir hatten das Glück von unserem Kinderarzt ein kompetentes Team empfohlen zu bekommen. Wir haben auch das Glück, dass wir in der Großstadt und nicht im Land wohnen, da das Therapieangebot in der Stadt sehr groß ist.


    Um seine Hyperaktivität zu dämpfen sind wir auf die Idee gekommen, das heilpädagogische Voltigieren kennenzulernen.


    Die Arbeit vom Verein Pferde Stärken und die Kompetenz vom Team hat uns sehr überzeugt. Philippos entwickelt sich prächtig und begann mit sieben die ersten Sätze zu sagen. Er reitet am liebsten auf Nawajo. Wir sind überzeugt, dass er durch die Therapie am Pferd ruhiger und konzentrierter geworden ist.



    Obwohl wir keine Prognosen machen können, sind wir optimistisch. Mit seinen achteinhalb Jahren beginnt er jetzt zu kommunizieren und Kinder zum Spielen auffordern. Jeder Tag ist anders, mit seinen Höhen und Tiefen. Und er kann vor allem seine Freude zeigen. Aber wir bekommen tolle Unterstützung von der Autistenhilfe Wien, die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen und gleichzeitig seine Lehrerinnen unterstützen.


    Philippos besucht eine Integrationsschule und beginnt zu lesen und schreiben.


    Am Abend schläft er am besten mit seiner schweren Decke. So kann er nach vielen Jahren endlich tief schlafen. Zur Entspannung braucht er seine mathematische Übungen, wo er vor dem Einschlafen am liebsten komplizierte Divisionen und Multiplikationen macht.


    Ich bin auf meine Kinder, so unterschiedlich sie sind, sehr stolz!

  • Das Leben macht oft eigenartige Kurven. Ich erzähle Ihnen wie ich mit dem Thema Autismus in Berührung kam.
    Ich bin fast 70 Jahre alt. Seit 20 Jahren betreue ich durch den Entlastungsdienst behinderte Kinder, um die Eltern zu entlasten.
    Vor ca. 15 Jahren betreute ich ein stark betroffenes autistisches Kind. Damals war mir das Krankheitsbild Autismus völlig fremd und unbekannt. Mit einem strengen Pflichtenheft und genauen Anleitungen von der Mutter machte ich mich an die schwierige Aufgabe das Kind zu betreuen. Ich hatte echt Angst vor dem ersten Einsatz. Doch über die Musik fand ich recht schnell einen guten Zugang zu dem Kind. Weil mich die Besonderheiten des Kindes sehr beschäftigten, kaufte ich mir viele Fachliteratur, um mich besser in das Kind einfühlen zu können, und um mir ein besseres Bild seines Verhaltens zu verschaffen. Von den Eltern erhielt ich die Erlaubnis an Therapien teilzunehmen und auch den Schulunterricht zu besuchen. Das verhalf mir einiges in meine Betreuungsstunden einfliessen zu lassen.
    Im Laufe der Jahre machte ich auch mit anderen autistischen Jugendlichen Erfahrungen. Das Thema liess mich nie mehr ganz los.
    Was aber vor 3 1/2 Jahren passierte, entbehrt jeder Logik. Unser 6. Enkelkind wurde geboren.Es entwickelte sich Anfangs normal. Doch so nach dem 5. Monat merkten wir immer mehr das etwas nicht stimmte. Er schaute uns zwar offen in die Augen und lachte auch viel. Mit der Zeit wurden seine Auffälligkeiten immer offensichtlicher. Durch meine Erfahrung beobachtete ich seine Entwicklung genauer. immer mehr viel auf das er auf Ansprache nicht reagierte und nicht plauderte und nicht mit dem Finger zeigte. Das liess alle meine Alarmglocken läuten. Doch der Kinderarzt beruhigte die Mutter noch mit 18 Mt. es sei alles normal, sie solle in einem halben Jahr wieder kommen.
    Zum Glück nahm unsere Tochter das Zepter selbst in die Hand. Deswegen erhielten wir relativ früh die Diagnose frühkindlicher Autismus. somit konnte auch früh mit Therapien begonnen werden. Heute nach 3 1/2 Jahren zeigt sich die Störung als sehr schwerwiegend. Trotz den vielen Therapiestunden bleibt der Fortschritt minimal und unsere Geduld wird stets aufs neue gefordert.
    Es ist ein steiniger Weg. Die Eltern müssen soviel selber organisieren und bezahlen. Die Fachstellen sind hoffnungslos überlastet. Es fehlt überall an genügenden Fachleuten, und die, die es gibt sind ausgelastet.
    Für mich ist es schon etwas ganz anderes wenn man ein fremdes Kind betreut oder wenn es das Eigene ist. Die Betroffenheit ist gross, und ich kann es bis heute nicht verstehen, warum ausgerechnet Autismus, mit dem ich mich schon Jahre zuvor auseinandersetzte. Im Leben sind die Pfade oft verschlungen.
    Jetzt geht es einfach darum die Eltern zu unterstützen und entlasten wo es möglich ist. Den Kleinen lieben wir von ganzem Herzen, und nehmen ihn an so wie er ist.
    Ich würde mir nur noch für die Eltern ein Netz autismusspezifischer Fachleute wünschen, die sie tatkräftig begleiten und unterstützen würden.

  • Liebe Leser


    Mein Sohn verfasste diesen Aufsatz mit Hilfe seiner Heilpädagogin vor ca. einem Jahr. Er diente dazu, seinen Mitschülern von sich zu erzählen. Damit sie ihn etwas besser verstehen und kennenlernen können. Auch damit sie ihm mit weniger Vorurteilen begegnen. Es berührte mich sehr zu erfahren, wie er gelernt hat sich und die anderen zu beobachten. Mein Sohn gab mir die Erlaubnis seinen Aufsatz zu veröffentlichen.



    Autist HFA, 16 Jahre
    Autist


    Ich sage zu der Verkäuferin: ich bin Autist. Was heisst das?
    Ich bin anders als andere Kinder. Ich habe gerne meine Ruhe. Ich spiele gar nicht gerne draussen mit anderen Kindern. Draussen weiss ich gar nicht, was ich machen soll. Wenn es laut ist und wild und wenn es viele Menschen hat, dann macht mir das Stress. Ich habe deshalb nicht gerne Feste.
    Turnhallengestürm ist für mich ein Albtraum. Ich habe gerne Ordnung. Die Sachen sollten immer genau gleich verräumt sein. Ich denke gerne. Ich habe viele spezielle Interessen, auch andere als die meisten Kinder. Manchmal sage ich die gleichen Sachen, nämlich dann, wenn es mich speziell interessiert.
    Was bedeutet Autist sein für mich:
    Autismus ist keine Krankheit. Ich bin ein Mensch. Mein Gehirn ist anders aufgebaut, als das der meisten Menschen (oder als das der Neurotypischen). Was den Unterschied macht, weiss ich nicht genau. Ein Arzt erklärte mir vor ein paar Jahren, dass mein Gehirn, die Eindrücke von aussen, anders verarbeitet, als bei den meisten Menschen.
    Ich mag keinen Körperkontakt. Wenn ich berührt werde, fühlt sich dies auf meiner Haut ganz „eklig“ an. Auch in der Familie habe ich es nicht so gerne, berührt zu werden. Ich verkrampfe mich schnell.
    Geräusche erschrecken mich. Darum werde ich in den grösseren Einkaufläden unruhig. Ich habe den Eindruck, dass ich intensiver Gerüche wahrnehme, als andere Menschen. Parfums, Lotionen empfinde ich als Gestank. Aus diesem Grund sage ich öfters. Es stinkt etwas. In den Städten ist der Geruch kaum auszuhalten, ich habe oft den Eindruck, dass ich nicht mehr atmen kann.
    Autismus ist eine Art Behinderung. Darum habe ich Mühe mit meiner Selbständigkeit. Es war für mich sehr schwierig, über den Fussgängerstreifen zu gehen, wenn Autos kommen. Ich hätte gerne eine Ampel im Dorf. Wenn ich nicht handeln kann, stört mich das. Das ist lästig. Es ist aber schon viel besser geworden. Wenn in meinem Umfeld Stress aufkommt und ich etwas rasch machen soll, blockiert mich das und ich kann gar nichts mehr tun.
    Autismus hat auch schöne Seiten. Ich kann meinen Gedanken nachhängen, ich kann logisch denken, Muster kann ich rasch erkennen. Ich bin geschickt beim Gamen. Ich kann Gegenstände reparieren. Ich sehe Fehler, die andere Menschen nicht sehen. Ich erzähle gern von dem, was mich im Augenblick interessiert. Davon bekomme ich nicht genug, darum bin ich genervt, wenn ich beim Erzählen unterbrochen werde. Ich habe Mühe zu verstehen, dass das die Anderen nicht genauso interessiert.
    Ich bin sehr ehrlich und Gerechtigkeit bedeutet mir viel. Ich bin auch friedlich, wenn andere streiten, habe ich das nicht gern. Es gibt viel Ungerechtigkeit auf der Welt, das ist traurig und schlecht. Die Menschen sind oft verwirrend für mich.
    Als Autist geniesse ich meine Zeit für mich. Ich sitze gerne auf meinem Stuhl, dort mache ich es mir gemütlich und es entspannt mich. Auf meinem Stuhl game ich, lese ich, schaue aus dem Fenster, spiele Hero Factory, ich schaue auf meinen Game Boy, ich träume und denke mir etwas aus.

  • Liebe Teilnehmer vom Autismus Forum Schweiz


    Gerne möchte ich meinen Artikel, den ich vorletztes Jahr für die ZEIT geschrieben habe, für den Wettbewerb einreichen. Es ist ein Portrait über meine beste Freundin Sara und mich. Wir haben uns hochschwanger im Geburtsvorbereitungskurs kennengelernt. Nach der Geburt unserer beiden Söhne, gingen unsere Leben so unterschiedliche Wege. Saras Sohn hat eine Autismusspektrumsstörung, mein Kind ist "hundsnormal". Was dies für uns beide bedeutet, habe ich in diesem Text festgehalten. Viele werden Sara bereits kennen. Sie ist die Gründerin von "Begegnung verbindet".


    Vielen Dank fürs Lesen. Kafi Freitag


    "Ist das normal?"

  • Liebe Freundinnen und Freunde von http://www.autismusforumschweiz.ch


    Vor einigen Jahren erhielt unser Sohn mit Autismus ein kleines Paket von seinem Götti per Post zugesandt. Es erreichte uns irgendwann in unserem Alltag, der erheblich geprägt war durch seine Besonderheiten. Die Postsendung enthielt ein T-Shirt mit einer Aufschrift, die sich tief in mein Herz eingeprägt hat: «Wältmeischter». Genau so sehe ich meinen Sohn.


    Und das bedeutet nicht, dass wir unseren Sohn immer durch eine rosarote Brille betrachten und mit allem, was er tut, einverstanden sind. Aber jeder Mensch braucht Anerkennung. Unser Sohn bekommt zu Hause gleich die doppelte Portion davon. Damit kompensieren wir den Teil der Anerkennung, die Menschen mit Autismus in unserer Gesellschaft einfach oft nicht erfahren dürfen.


    Friedrich Rittelmeyer (1872 - 1938), ein deutscher Theologe, hat gesagt: «Das Beste in jedem Menschen möchtest du so gern ans Licht rufen? Das wirst du unfehlbar durch Anerkennung und Vertrauen.» Daran halten wir uns.


    Unser Sohn ist in der Zwischenzeit ein junger Mann geworden und das T-Shirt natürlich viel zu klein. «Wältmeischer» ist er und das bleibt er auch, ganz ohne Bedingungen!


    Alles Gute Euch allen zum diesjährigen Welt-Autismus-Tag!


    Herzliche Grüsse,
    Nicole Ulrich-Neidhardt



    PS: Unser «Wältmeischter» war übrigens schon sehr früh äusserst selbständig und hat beim Haare schneiden gleich selbst ein bisschen nachgeholfen.



  • Mein Name ist Aleksander und einige Forenbesucher kennen mich sicher von meinen „quergedachten“ Blogbeiträgen die ich hier regelmäßig vorstelle und verlinke. Aber wie kam es eigentlich dazu dass ich über Autismus schreibe? Und was ist mittlerweile passiert? Das ist es was ich euch in diesem Who is Who Beitrag gerne erzählen möchte.


    Die Diagnose Autismus die ich vor wenigen Jahren bekommen habe war einerseits eine Erleichterung für mich, andererseits aber auch etwas das mich erst einmal belastet hat. Nachdem mir dann auch noch eine Rehamaßnahme abgelehnt worden ist eben weil ich Autist bin musste so einiges raus. Ich fing an, in einem Blog eines anderen Autisten, über meinen Frust zu schreiben. Da ich noch aus der Schulzeit das Gefühl hatte nicht wirklich schreiben zu können, war es eigentlich gar nicht geplant dass ich länger schreibe. Und dazu kommt: Wer wollte schon lesen was ich da verzapfte?


    Dachte ich zumindest. Aber es kam anders. Meine Beiträge wurden positiver aber blieben kritisch. Ich kam in Kontakt mit anderen Autisten und Angehörigen. Eine Leserin, Mutter eines autistischen Kindes, fragte immer wieder nach. Sie war interessiert und stellte mir Fragen über meinen Autismus die ich mir selbst noch nie gestellt hatte. So kam es, dass ich mich immer mehr mit meinem Autismus beschäftigte und versuchte zu erkennen: Was ist nun „Autismus“ an mir und was ist anders? Ich schrieb und schrieb, sie fragte nach und so kam ich immer zu neuen Aspekten über die ich nachdenken musste und schreiben wollte.


    Das Schöne dabei ist: Ich habe im Laufe der Zeit meinen eigenen Autismus verstanden und auch Frieden mit ihm geschlossen. Quasi nebenbei habe ich, wenn ich dem Feedback der Leser vertrauen darf, sehr anschaulich beschrieben was Autismus sein kann.


    Aus einem mit Frust geschriebenen Blogpost in einem anderen Blog sind mittlerweile ein eigener Blog, das Manuskript für ein Buch und eine berufliche Perspektive für mich geworden. Seit Kurzem arbeite ich als Social Consultant im Bereich Autismus und informiere über Autismus aus Sicht eines Autisten. Ich informiere, kläre auf und bilde Menschen die mit Autisten arbeiten weiter. Meine erste Chance dafür habe ich übrigens in der Schweiz bekommen. Ich bin gespannt welche Herausforderungen ich dieses Jahr noch bekommen werde und wie sich die Idee Autismus auch aus der „Innensicht“ eines Autisten zu vermitteln verbreitet. Es ist eine tolle Chance mehr über Autismus zu erfahren und der Bedarf besteht. Drückt mir die Daumen das ich so etwas bewegen kann.

  • An meinem 33. Geburtstag erhielten wir die Autismusdiagnose unseres damals vierjährigen Sohnes. Mit einem Schlag wurde unsere Welt auf den Kopf gestellt. Plötzlich war unser Sohn nicht mehr einfach stur, impulsiv, etwas spät in der Entwicklung: Er war jetzt autistisch. Punkt.


    Die Diagnose war keine Erleichterung, sondern ein Schock. Wohl weil wir die Diagnose relativ früh erhielten und für seine Besonderheiten stets eine Erklärung gefunden hatten. Den sprachlichen Entwicklungsrückstand schoben wir auf die Zweisprachigkeit in unserer Familie, das störrische Verhalten auf das Trotzalter und die Geburt des jüngeren Bruders. Steckte er dem weinenden Brüderchen den Nuggi in den Mund, lobten wir ihn für seine Fürsorglichkeit. Eigentlich wusste ich aber, ohne dass ich es offen eingestanden hätte, dass ihn der schreiende Bruder schlicht störte und er seine Ruhe haben wollte.


    In den ersten Wochen nach der Diagnose konnte ich meinen Sohn kaum anschauen, ohne zu denken: „Er ist autistisch!“ Die Trauer war unbeschreiblich. Ich weinte so sehr, dass ich mir eine Rippe brach. Bei jeder Bewegung erinnerte mich die schmerzende Rippe an mein schmerzendes Herz.


    Ausser unseren Eltern informierten wir zu diesem Zeitpunkt niemanden. Es tat zu sehr weh, wir wollten die Privatsphäre unseres Sohnes schützen – und wir wollten zuerst selbst mehr über Autismus erfahren, bevor wir Fragen von anderen beantworten mussten.


    Nach einigen Wochen hielt der Aktivismus Einzug. Internet sei Dank recherchierten wir, besuchten Vorträge, begannen Therapien, ein Elterntraining, bannten Milch und Gluten aus der Ernährung. Aus der heutigen Distanz betrachtet, wollten wir die Kontrolle über unser Leben wieder übernehmen.


    Und wir erzielten Fortschritte: Unser Sohn wurde viel fröhlicher, flexibler, offener. Was genau geholfen hatte, war schwer zu sagen. Das morgendliche Ankleiden – zuvor ein stundenlanger Kampf – ging plötzlich problemlos. Das Kind, das sich über Jahre geweigert hatte, einen Stift auch nur in die Hand zu nehmen, begann leidenschaftlich zu malen – ausschliesslich in seiner Lieblingsfarbe Rot, passend zum Lieblingsthema Feuerwehr. Der Verbrauch an roten Farbstiften stieg drastisch. Und die Freude von uns Eltern war unvorstellbar: Ein Globibuch wurde rot „ausgemalt“ - die wilden roten Kritzeleien schienen uns das Schönste, was wir je gesehen hatten!


    Heute ist unser Sohn elf Jahre alt. In unserem Leben hat sich eine neue Normalität ergeben. Wir informieren unser Umfeld offen über die Besonderheiten unseres Sohnes. Die meisten können gut umgehen damit. Wir haben neue Freundschaften geschlossen und auch einige Kontakte aufgegeben. Wir haben verschiedene Therapien abgebrochen und unser Autismusnetzwerk erweitert. Sämtliche Abweichungen von der Alltagsroutine sind nach wie vor eine Herausforderung, seien es Ausflüge, der Besuch beim Coiffeur oder das Anziehen eines neuen T-Shirts. Auch das Dauerthema Schule sorgt häufig für Spannungen. Und manchmal drohen die Sorgen um die Zukunft unseres Sohnes überhand zu nehmen.


    Aber wenn ich mein Kind heute ansehe, sehe ich in erster Linie einen wunderbaren, sensiblen, kreativen und humorvollen Jungen. Er hat viele Talente. Er zeichnet leidenschaftlich gerne. Er erfindet Geschichten. Er schreibt Tagebuch und telefoniert gerne. Er interessiert sich für Gefühle – seine und unsere - und sagt von sich selbst, er lerne gerne neue Wörter kennen. Und: Er bringt alle, die ihn kennen, zum Strahlen.

  • Von Dominic


    Guten Tag


    Mein Name ist Dominic, 20 Jahre alt. Ich bin noch nicht erwachsen, aber auch kein homogenes Kind mehr. Ich konnte glücklicherweise die normale Schule besuchen. Einziges Hindernis war, dass ich nicht ohne Begleitung gehen konnte. Die Heilpädagoginnen, die mich begleiteten waren unterschiedlich und nicht alle gleich kompetent. Mein Glück ist unter anderem die Frau welche ohne Scheu mich immer bis und mit heute unterstützt. Sie war immer da ohne je die Nerven zu hundertprozent zu verlieren. Hilfe konnte sie immer wieder komplett holen, wenn ich in der Klemme und ungeduldig war. Ziemlich früh schon war sie meine erste Lehrerin und sie war immer streng und konsequent. Im Ernstfall holt sie mich runter vom hohen Ross in die Realität.


    Tief im Innersten komme ich noch nicht klar mit mir, aber es geht immer besser. Wahrheitshalber muss ich sagen, ich bin und bleibe autistisch, aber ich komme immer besser klar mit der Umwelt, die nicht autistisch ist. Ein Hindernis für mich ist die Tatsache, dass ich immer jemanden brauche, der mich unterstützt und motiviert, sonst läuft bei mir nichts.


    Wir sind zuhause zu dritt und meine Eltern führen ein Hotel. Trotzdem setzen sie sich immer für mich ein. Sie unterstützen mich und holen mich immer wieder aus meiner autistischen Welt heraus. Einfach ist es für die Familie nicht, mich zu haben, aber sie lieben mich alle und akzeptieren mich. Sie loben mich, wenn ich gut bin.


    Im ohnmächtigen Leben eines unguten Autistenlebens bin ich gefangen und kann nicht tun wie ich möchte. Ich lebe in einem Heim zusammen mit geistig Behinderten. Ich arbeite in der Beschäftigungsgruppe und ich bin da der einzige für den die Arbeit dort unter seinem intellektuellen Niveau ist. Ich würde gerne eine Lehre machen. Unterstützt werden aber von der Gesellschaft nur Leute, die später ihren Lebensunterhalt sowohl zuverlässig wie auch selbständig verdienen können.


    Ich pompiger und klumpiger Kerl versuche nun ein Buch zu schreiben. Tollerweise werde ich von meiner guten Stützerin für kompetent genug betrachtet und sie will mir helfen es zu veröffentlichen.


    Kommoderweise mochten mich komplett immer alle Menschen gut mit denen ich bis heute zu tun hatte. Trotz meiner Behinderung liebe ich das leben. Richtig erwachsen werde ich wohl nie, aber doch bin ich immer zuversichtlich.

  • Von sanna68


    …und doch bleibend anders,


    dass unser Erstgeborener in seiner Entwicklung eher langsam voranschritt, hat mich nicht beunruhigt- von Beginn weg hab ich mir vorgenommen bei dieser Tabellenvergleicherei nicht mitzumachen, und jedem Kind seine Zeit zuzugestehen. Als er kurz vor Geburt seines Bruders mit 21 Mt noch nicht laufen wollte, wurde er mit sanftem Druck dazu gezwungen, anderes war uns nicht so wichtig. Selbstverständlich hat es mich aber sehr gefreut als er genau an seinem 3.Geburtstag zum ersten mal „Mami“ sagte. Aber deswegen beunruhigt sein?


    Den Weg in Kindergarten, über eine mehrspurige Kreuzung inklusive Tram-und Busspuren, plus Rechtsabbieger und schmalem Trottoir, zusätzlich
    noch mit einem abgeklebten Auge wegen ungleicher Sehkraft, hat er in kurzer Zeit selbstständig bewältigt. Die Gruppensituation im Kiga war schon herausfordernder, der Lärm manchmal unerträglich (Ohren zugehalten) und in den Pausen sehr auf die Erwachsenen fokussiert.


    Was in Folge die erste Abklärungsetappe ausgelöst hat und uns mit der Diagnose „motorische Entwicklungsdefizite“ konfrontierte; nach längerem Hin-und her wurde uns heilpädagogische Frühförderung bei der Stiftung RGZ zugesprochen.


    Aufgrund seiner grossen Überforderung mit Gruppen, stimmten wir der Einschulung in eine Kleinklasse zu. Er hatte das Riesen Glück in eine absolute Ausnahme-Klasse zu kommen, mit 2 Schülern im „2.Jahrgang“ und ihm als einzigen „1.Jahrgang“. 3 Monate haben wir alle von diesem Geschenk profitiert, danach zog ein Umzug auch Schulwechsel mit sich, und er kam in eine „normale“ Kleinklasse mit 15 Kindern, was ihn zeitweise überfordert hat. Nach längeren Bürokratieschlaufen konnte er in die Psychomotorik, um die motorische Entwicklung weiter zu festigen.


    Der Eintritt in die Regelschule war eine grosse Erleichterung, das Schulhaus fast um die Ecke und alle drei Kinder nun in derselben Einheit. Er schaffte den ganzen 2.Klassstoff im ersten halben Jahr, wechselte in die 3.Klasse und kam so wieder zu seinem Jahrgang. Wobei die Unterschiede, was Interessen und Sozialverhalten betrifft, offensichtlich waren.


    Da er aber ein sehr umgängliches und freundliches Kind war (und ist), sich sehr gut mit seinen jüngeren Geschwistern verstand- überhaupt grundsätzlich sich entweder an die viel jüngeren, oder dann an die Erwachsenen hielt, nahm ich das nie als Hinweis auf Tieferliegendes wahr.


    Ab der 4. gab es grössere Herausforderungen, welche sich dank sehr engagierten und verständnisvollen Lehrern immer lösen liessen. Das drohende Klassenlager in der 5., respektive seine Reaktionen darauf, liessen mich aufhorchen.

    Recherchen führten mich zur Vermutung, dass unser Sohn möglicherweise ein Aspergerkind ist, über unsere Gruppenpraxis wurden wir unkompliziert und
    umgehend an die spezialisierte Abklärungsstelle des KJPD verwiesen, welche diese Vermutung zur Gewissheit werden liess. Die Diagnose empfinde ich als grosse Erleichterung, es ist eben nicht so „dass er sich nur ein bisschen blöd anstellt“, sondern da existiert eine andere Verarbeitung und das hat Konsequenzen. So wie ich von einem Rollstuhlfahrer nie im Leben Hochsprung fordern würde, hilft mir diese Diagnose, meine Forderungen seinen Möglichkeiten anzupassen, kann mir vor allem auch ein besseres Bild über seine gegebenen Möglichkeiten machen.


    Die Klassenlager der 5. und 6. hat er nicht besucht, das Klassenlager der 9. mit viel Ermutigung und Unterstützung geschafft. Der Projektwoche der 10. im
    Ausland wird er höchstwahrscheinlich nicht beiwohnen. So nehmen wir einen Schritt um den anderen, von aussen sieht alles nach „ fast normal“ aus; unser Sohn geht ans Gymi, erledigt alles selbstständig, und ist perfekt organisiert.

    Nach wie vor ist er auf jüngere Kinder oder Erwachsene fokussiert, hat keine Freundschaften zu Gleichaltrigen.


    Dank toller LehrerInnen (besonders Sport…!) und guten Klassenkameraden fühlt er sich in der Schule sehr wohl. Zu Gute kommt ihm auch seine Entwicklungsverzögerung von 2 Jahren, dh er ist gleich gross wie sein jüngerer Bruder, also wesentlich kleiner als seine Kollegen.


    Das sehe ich als grossen Bonus, da ihm rein schon von seiner körperlichen Erscheinung her, Ängste und Unsicherheiten mehr „abgenommen“ werden, als wenn er ein riesen Kasten wäre, der es dann nicht verträgt, wenn er ein bisschen geschubst wird.


    Die regelmässigen Gespräche mit seiner Psychiaterin sind ebenfalls eine unschätzbare Hilfe, sie unterstützen, federn ab und entlasten.


    Auch wenn ich mir ab und zu Gedanken über seine Zukunft mache; wir leben sehr gut mit seiner Diagnose, wobei anzufügen ist, dass er nicht von einer schweren Form betroffen ist, dann wäre wohl alles sehr anders.


    Aber ohne das es mit Sicherheit nicht so gut gehen würde, ist die Unterstützung und das Verständnis des Umfelds. Es sieht zwar alles so fast normal aus, ist aber eben doch sehr anders… .

  • Zum Weltautismustag möchte ich schreiben, dass es immer
    wieder einen Weg gibt, um sich am Leben zu beteiligen. Alles hängt von der
    eigenen Motivation ab und ist der Grund für einen guten und sicherlich schweren
    Weg, in die Gesellschaft. Auch bin ich immer sehr gestresst durch die Menschen
    und bin sehr gestresst von allem, was ich nicht richtig verstehe, aber ich
    lerne und will mich besser mehr anstrengen und ich möchte mehr verstehen und
    habe auch schon vieles verstanden. Aber nur langsam verstehe ich, wieso
    Menschen so reden und ich alles erst sortieren muss, was sie reden und ich
    merke, wie schwer es mir fällt, alles zu dekodieren und zu einem richtigen Bild
    zusammen zu fügen. Wenn ich etwas verstanden habe, bekomme ich Einsichten und
    bin froh darüber. Wenn ich etwas nicht verstehe, bin ich unruhig und habe große
    Schwierigkeiten mich auf anderes einzulassen. Ich muss dann so lange
    Erklärungen bekommen, bis ich es verstanden habe. Auch bin ich oft zu unruhig
    etwas von dem Erklärten aufzunehmen und bin zu gemein, mich zu beherrschen.
    Also muss ich immer vieles erklärt bekommen, bis ich es verstanden habe und
    damit wieder ein Stück weiter bin. Also frage ich mich, warum lerne ich so
    langsam und warum ist mein Gehirn anders als bei anderen? Auch denke ich
    darüber nach, ob ich mit meiner autistischen Behinderung jemals Anschluss
    bekomme, an die Gesellschaft, in der die Maßstäbe für einen Autisten kaum zu
    erreichen sind. Dennoch will ich mich bemühen und es immer wieder aufs Neue
    versuchen und bin sehr froh, einen richtigen Weg für mich gefunden zu haben.


    Ich treibe viel Sport und habe gute Gedanken, wenn ich mich
    anstrenge und habe sehr vieles, wenn ich Sport treibe, auch schon selber
    gedanklich, an Problemen lösen können. Allerdings bin ich immer noch auf
    Assistenz angewiesen und denke auch, dass ich die immer haben muss, damit einer
    wie ich am Leben teilhaben kann.


    Wenn Menschen mit Autismus mehr geschenkt bekommen, nämlich
    alles was wichtig ist, ihnen, um sich entwickeln zu können, auch zu geben, dann
    ist es auch möglich, einen richtigen Menschen aus ihnen zu machen. Und sie
    nicht als unerträglich in Einrichtungen abzugeben, damit alle es im Leben
    besser haben, nur der Autist muss mit der Behinderung leben, als wenn er kein
    Recht auf ein normales Leben hätte. Alles ist so schwierig für den Autisten und
    die Angehörigen. Also, wenn es möglich ist, dann fände ich es gut, allen in der
    Gesellschaft eine Chance zu geben und es für alle möglich zu machen, gemeinsam
    zu leben.


    Maximilian Plaßmann

  • ...denn je mehr wir unseren Sohn kennenlernen und mit "seiner Welt" in Berührung kommen, desto spannender und abenteuerlicher wird es.


    Ich möchte hier gerne einen Artikel verlinken, der im März 2013 veröffentlicht wurde. Ich habe für ein christliches Magazin ein bisschen aus unserem Alltag erzählt-
    eben aus christlicher Sicht betrachtet. Mit allen Hochs und Tiefs, die es eben mit sich bringt.


    Ich freue mich, Einblick in eure Leben zu bekommen und bin gespannt, welche Gemeinsamkeiten wir entdecken und welche insgeheimen Fragen geklärt werden können, einfach weil wir voneinander lesen.


    Viele Grüsse vom Hochrhein,
    Sabine Eckert.


    http://autismusundglaube.de/im…ikel/GehAufAugenhoehe.pdf

  • Wenn der Vater mit dem Sohne...


    Es hat etwas Zeit gebraucht, um meinen Weg zu meinem Sohn zu definieren, wobei der Weg nicht entscheidend ist, sondern der Sohn.

    Wenn wir zusammen ins Alpamare gehen, dann so, dass es ihm Spass macht. Oder wir gehen ins Kino die Filme anschauen, die ihn interessieren. Wir essen im Burger King, weil er dort so gerne hingeht. Und weil er die roten Gummibärchen am liebsten mag, esse ich eben all die anderen.


    Heute liebe ich es, im Alpamare wieder und wieder den Balla Balla und die Cobra runter zu sausen. Die paar blauen Flecken – was soll’s – wenn ich sehe, wie er mich unten erwartet, vor Freude zitternd und gespannt darauf, wie die Mimik in meinem Gesicht aussieht. Und ich habe entdeckt, dass alle Trickfilme heute so gemacht sind, dass auch die Erwachsenen ihren Spass daran haben. Alice im Wunderland übrigens wurde in der neusten Fassung gar nicht mehr als Märchen verfilmt, sondern als spannender Fantasy-Streifen (ich liebte schon immer Fantasy!). Die Fritten im Burger King sind nebenbei bei weitem die Besten und der Burger einfach genial. Und die wirklich guten Gummibärchen sind die Weissen... ehrlich!

  • Liebe Freundinnen und Freunde von http://www.autismusforumschweiz.ch


    Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern danken wir ganz herzlich für ihre Beiträge zum «WHO is WHO»-Wettbewerb anlässlich des Welt-Autismus-Tages 2014. Es hat uns allen sehr viel Freude bereitet, von Euch zu lesen. Wie angekündigt, haben wir gestern an unserer Vorstandssitzung die glückliche Gewinnerin gezogen.


    Es ist Ariadne. Herzliche Gratulation und viel Spass mit dem Amazon-Gutschein im Wert von 100 Franken!


    Beste Grüsse,


    Euer Vorstand von Autismus Forum Schweiz,
    Nicole Ulrich-Neidhardt, Thomas Girsberger, Nikola Bellofatto, Thomas Ulrich, Edith Vogt-Hörler