Immer wieder höre ich von Coaching für leistungsschwache Schüler und Schülerinnen, was ich ja auch sehr begrüsse. Leider muss ich aber hierbei feststellen, dass bei den zu Unterstützenden sich meistens um Menschen mit (exotischen) Migrationshintergrund handelt. Für Menschen mit Behinderungen oder gar mit Autismus/Asperger-Syndrom gibt es kaum derartige Angebote und Möglichkeiten. Da hinkt unsere Schweiz, die sich gerne als sehr sozial eigenlobt, sehr stark den Skandinavischen Länder, insbesondere Schweden, sehr fest hinterher.
Was meint ihr zu meinem Statement?
Habt ihr auch schon ähnliches feststellen müssen?
Eure Kommentare und Stellungsnahmen würde mich noch sehr interessieren. . . .

Coaching nur für Menschen mit Migrationshintergrund hier in der Schweiz?
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Hallo Fritz,
ich sehe das ebenso wie du. Als es mir mal so richtig schlecht ging, ist mir rausgerutscht, dass ich besser dran wäre, wenn ich einer mit Migrationshintergrund wäre. Oder als Süchtiger dastünde. Man muss gar nicht so weit suchen. Es reicht schon, Alkoholiker zu sein und die gibt es ja bei uns im eigenen Land. Bei solchen Fällen ist man schnell mit Re-Integration zur Stelle, aber als AS? Ich sei selber schuld, dass ich AS sei, so die Antwort einer Stelle, die sich mit meinem Fall beschäftigt hat.
Hallo? Sobald ich mich "outen" muss, ist, egal wo, die Sache gelaufen. Hilfe! Das ist ein geistig Behinderter! Nichts wie weg! ( Leider kann ich an dieser Stelle keine Karikatur einfügen, wäre, wäre die Sache nicht so ernst, bestimmt amüsant ).
Hilfe ist von keiner Seite zu erwarten. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. So oder so ähnlich habe ich schon Antworten einkassiert. Nicht gerade sehr aufbauend. Es ist ein Traum, der hoffentlich bald mal keiner mehr sein wird, dass man auch als halt nicht so konformer Mensch akzeptiert und angenommen wird, dem man dieselben Chancen gibt, wie den sogenannt Normalen.Es gibt zwar das Gesetz zur Gleichstellung Behinderter, aber davon habe ich noch nichts zu spüren bekommen. Macht es sich nur gut, wenn man als Staat etwas in der Richtung vorweisen kann? Wie, so frage ich immer wieder, steht es denn bitte schön mit der Umsetzung? Ich hätte sehr gerne ein Coaching, welches mir ein einigermassen normales Leben ermöglichen würde. Wir sind ja keine Bekloppten oder so, sondern Menschen mit gewissen, sagen wir mal Vorzügen, aber deshalb noch lange kein Auffüllmaterial für den Rand der Gesellschaft. Vielleicht sollte ich auswandern, eine andere Sprache lernen und dann wieder herkommen und um Aufnahme bitten, wäre auch eine Alternative. Das klingt jetzt hart und brutal denjenigen gegenüber, denen es wirklich schlecht geht, aber wer kümmert sich um die Leute im eigenen Land?
Dies meine Stellungnahme zu deinem Beitrag.
Regenbogen
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Da hast du vollkommen recht 'Regenbogen'. Ja bei den Alkoholikern und Junkies hat man stets Verständnis und finanzielle Mitteln.
Kettenrauchen, obwohl tödlich, wird als gesellschaftsfähig während Autismus als gestört empfunden wird. -
Ich denke es sollten die Menschen Hilfe bekommen die sie brauchen. Wo sie herkommen sollte keine Rolle spielen. Ausserdem gibt es auch Autisten mit Migrationshintergrund. Man sollte auch nicht eine Beeinträchtigung oder Krankheit gegen die andere aufwiegen. Es gibt sehr viele Krankheiten, Süchte, Behinderungen und Beeinträchtigungen. Sie alle haben eine eigene komplexe Soziologie und Geschichte. Sie lassen sich nicht auf diese Weise miteinander wertend vergleichen. Es geht auch nicht darum, dass Autisten für Autisten kämpfen, Süchtige für Süchtige, Behinderte für Behinderte usw. Die Menschen sollten sich gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft einsetzten in der man den Menschen hilft. Nicht weil sie Schweizer, Autisten oder Alkoholiker sind. Sondern weil sie Hilfe benötigen.
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Lieber/ liebe 1618033988
Das klingt im Grunde ja alles richtig, nur leider sieht die Realität anders aus. Helfen SOLLTE meines Erachtens ein Ausdruck von Menschlichkeit sein. Wenn man aber, wie ich es leider bereits mehrere Male am eigenen Leib erfahren musste, bereits am Boden liegt und hilfesuchend die Hand ausstreckt und dabei einfach ignoriert wird, dann bekommt dieses Wort Hilfe eine ganz andere Bedeutung, nämlich die, dass es sehr wohl eine Rolle spielt, wer - und ich meine jetzt weder Glaubenszugehörigkeit noch Nationalität etc. - da am Boden liegt. Dieses SOLLTE stört mich gewaltig, weil es nämlich nur die Ohnmacht der Gesellschaft gegenüber der Erkenntnis aufzeigt, dass Handlungsbedarf für JEDEN HIlfesuchenden bestünde, man sich aber selbst, wenn man sich der Notwendigkeit bewusst ist, helfen zu SOLLEN, sich nicht zu schade ist, die Hilfesuchenden noch zu kategorisieren. Wollen würden ja vielem nur wagen sich wenige, den ersten Schritt zu unternehmen. So wie ich das erlebe / denke, spielt da auch in den meisten Fällen der finanzielle Aspekt eine nicht unerhebliche Rolle.Ich bin nicht nur AS, sondern leide an verschiedenen, auch schwerwiegenden Krankheiten, anhand der Erfahrungen, die ich mit diesen machen musste und muss, ich weiss, wovon ich hier schreibe. Weder in diesen noch im Bereich AS wurde mir je konkret Hilfe geboten. Als letzte Option heisst es immer, alles sei psychosomatisch und ich dementsprechend selber schuld. Oder mal frei aus dem Herzen gesprochen: man lässt einen fallen wie eine heisse Kartoffel.
Solidarisch klingt gut, aber wo findet diese in der Realität statt? So sehr ich zumindest um Verständnis bitte, ich finde diese nicht. Aufeinander zugehen und sich die Hände reichen, ohne auf Krankheit, Herkunft oder welche Kategorisierung auch immer, das würde ich mir sehr wünschen.
Grundsätzlich frage ich mich, wie denn überhaupt geholfen werden soll - wieder dieses SOLLTE. An dieser Stelle wäre ein Coach, und damit komme ich zur Ausgangslage von Fritz, wirklich wünschenswert. Vielleicht sollte man den Mut aufbringen und eine solche Einrichtung, wenn nicht von Staats wegen, dann aus privater, solidarischer Initiative ins Leben rufen. Das wäre immerhin mal ein erster Schritt, oder???
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Was wären dann eure Vorstellungen von einem Coach ganz konkret? Nicht es sollte oder müsste. Wobei braucht ihr einen Coach?
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Für mich wäre, nur um ein Beispiel zu nennen, ein Coach beim Besuch von Ärzten wichtig. Oft geht es um Entscheidungen, deren Tragweite ich aufgrund meines verstärkten Aufwandes des Verstehens nicht schnell genug abschätzen kann. Oder auch im Umgang mit Behörden etc. Es gibt zwar die Möglichkeit über die Pro Infirmis, aber da muss die Beziehung, bzw. das Vertrauen in die entsprechende Person vorhanden sein, sonst klappt das nicht.
Mein Problem ist, um beim Thema Ärzte zu bleiben, die immer wieder von Neuem beginnende Erklärungsnotwendigkeit, was denn ASS überhaupt ist, und dass ICH einer bin. Man sieht mir die Andersartigkeit nicht an, weshalb die Ärzte sich schwer tun, wenn sie überhaupt eine Ahnung von ASS haben - was oft nicht der Fall ist - zumindest nicht im erforderlichen Umfang, mir meine Behinderung abzunehmen.Regenbogen
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Fritz: Zur Situation in der Schule kann ich wenig sagen, ausser dass es doch Schulpsychologen gibt, die man ansprechen kann. Wie weit das möglich ist, weiss ich nicht, das gab es zu meiner Schulzeit nicht. Wäre es vielleicht eine Möglichkeit, einen pensionierten Lehrer anzusprechen und um Hilfe zu bitten?! - Der oder die hat Zeit, und versteht, was in der Schule abläuft. Nur so eine Idee.
Regenbogen: Bei Arztbesuchen kannst du schriftliche Berichte anfordern, die du dann zu Hause recherchieren kannst, bis du sie verstehst. Du kannst auch jeweils eine Zweitmeinung einholen, dh einen andern Arzt besuchen, und dessen Meinung anhören. Du kannst dir immer Zeit zum Überlegen ausbedingen, bevor du dich für irgend etwas entscheidest, auch bevor du irgendwas schluckst, falls es darum gehen sollte. Heutzutage ist alles übers Internet abfragbar.Mach dir Notizen bei jedem Arztbesuch, während der Arzt spricht; wenns zu schnell geht, insistiere, dass er wiederholt, bis du es mindestens aufschreiben konntest. Stell Fragen, scheue dich nicht. Der Arzt bekommt ein Heidengeld für jede 5 Minuten, die er mit dir spricht.
Frag lieber nicht nach einer Begleitung, das könnte dann zu schnell so Richtung Vormund laufen. Ausser du nimmst dir jemanden aus deinem Bekanntenkreis als Begleitperson. Ich würd das allerdings nicht machen, weil du dann Verantwortung und Aufmerksamkeit abgibst. Machs lieber selbst. In der Folge kannst du dir dann Fachliteratur anschaffen, so wirst du mit der Zeit zum Experten deiner diversen Beschwerden....
Self-empowering heisst das. Nicht Verantwortung und damit auch Macht abgeben, selbst Verantwortung übernehmen!