Geeignete Wohnforman für autistische Menschen

  • Ich suche Eltern, Geschwister und sonstige BetreuerInnen von erwachsenen autistischen Menschen im Raum Nordwestschweiz, welche sich für der Behinderung angepasste Wohnformen interessieren.
    Mein 26 jähriger autistischer Sohn (Kanner-Autismus) hat grosse Schwierigkeiten in seiner WG. Die Gruppe ist zu gross (6 BewohnerInnen), zu laut und die meisten sind keine Fussgänger. Er äussert mittels Schreiben am Computer, dass er am liebsten allein mit Assistenz oder einem weiteren Autisten (auch mit Assistenz) wohnen möchte. Er wünscht sich Weiterbildung, würde gerne einen Beruf haben.
    Es geht ihm immer wieder so schlecht, dass er sich teilweise massiv selbst verletzt und deshalb öfters in die psychiatrische Notfallstation aufgenommen werden muss. Dort wird er dann sediert, was auch nicht immer klappt, da er auf einige Medikamente paradox reagiert oder Nebenwirkungen auftreten, wie stundenlanges Marschieren müssen, angetrieben sein. Die Aerzte dort kennen sich mit Autismus nicht aus.
    Wir sind seit Monaten auf der Suche nach einer bestehenden Wohnform, welche seinen Bedürfnissen gerecht würde und können nichts finden. Ich bekomme immer wieder zu hören, dass es sich um eine "Marktlücke" handele, Autisten (Kanner-Autisten) passten in keine bestehende WG rein.
    Es geht also darum, selbst eine solche Wohnform zu gestalten, überhaupt den Bedarf bei der IV, den politischen Behörden anzumelden und durchzusetzen.
    Inzwischen wird vieles für autistische Kinder und Jugendliche getan aber sobald sie erwachsen sind, ist da nur noch gähnende Leere. Dabei fristen auch Autisten die längste Zeit ihres Lebens als Erwachsene und ihr Bedürfnis nach Lernen, Bewegung und Therapie endet nicht mit dem vollendeten 18. Lebensjahr.
    Deshalb suche ich Eltern, Geschwister und sonstige BetreuerInnen, welche sich für erwachsene Menschen mit Autismus engagieren wollen und würde mich freuen, wenn Sie mit mir per Mail Kontakt aufnehmen würden. (estriebel@datacomm.ch)

  • Hallo Eva


    Wir hatten schon einmal telefonischen Kontakt miteinander. Nun habe ich Deine Nachricht hier im Forum gelesen und wollte fragen, wie die Situation inzwischen bei Euch aussieht.


    Ich hätte grosses Interesse, eine betreute Wohnform zu gründen.


    Herzliche Grüsse


    Claudia

  • Der grosse Fehler ist, dass man autistische erwachsene Menschen, nach der halt allereinfachsten Methode, einfach in eine Wohngruppe mit körperlichen, geistigen oder mehrfach behinderten Menschen zuteilt.
    Mit einer Prävalenz (= Häufigkeit) von immerhin 1:100 sollte es eigentlich kein Problem sein, Wohneinrichtungen speziell für autistische Menschen zu entwickeln.
    Autistische Personen haben eben ganz andere Bedürfnisse und Vorlieben als neurotypische behinderte Menschen beziehungsweise Bewohnerinnen und Bewohner.

  • Leider machten wir schon mehrmals die Erfahrung von Einweisung in die Psychiatrie oder Wohngruppe mit Geistig und Körperlich Behinderten. War natürlich alles zum Scheitern verurteilt.
    In der Psychiatrie wird mit Medis ruhig gestellt… meistens werden diese nicht vertragen oder wirken kontraproduktiv. Es ist für Betroffene erschreckend, wie wenig Ahnung und Empathie in der Fachwelt vorhanden ist.
    Bei jeder neuen Fachperson fangen wir von vorne an zu erklären, dass so wie’s in ihren Köpfen tickt im Alltag für schwerer autistische Menschen eben nicht funktioniert. Die Erwartungen der Fachwelt sind einfach zu hoch.

    Wir stehen wieder auf Messers Schneide – neuer Arzt – neue Medikation seit knapp 4 Wochen und schon sollte alles funktionieren.
    Leider sind die Erfahrungen meines Sohnes nicht ohne Folgen geblieben. Er vertraut keiner Fachperson mehr. Sobald es nicht so läuft wie vorgestellt, beginnt die Fachwelt mit der Überlegung/Drohung von Freiheitsentzug und Eiweisung bis hin zur Verwahrung.

    Mein Sohn kämpft mit starken Aggressionen, wenn er mit den Alltagsproblemen nicht klar kommt. Sein Gewitter im Kopf ist in akut Situationen nicht zu steuern, was natürlich fatale Folgen haben kann. Keine Therapie oder Medikation bringt die nötige Abhilfe.
    Ich bin die einzig konstante Person die einfach durchhalten muss. Die Fachwelt ist überfordert und ist schnell mit dem Spruch; wir haben die nötigen Ressourcen nicht. Klar, als Mutter ist es zumutbar rund um die Uhr zu funktionieren, für die Fachwelt gilt das nicht.

    Ich frage nicht mehr um Hilfe, weil die Erfahrung zeigt – die gibt es für Erwachsene schwerer Betroffene Autisten/ADHS’ler nicht.