Diagnose erhalten

  • Hallo zusammen
    Ich bin neu hier im Forum und hoffe meinen Beitrag am richtigen Ort zu erstellen… Ich möchte wissen, wie bei euch die Diagnose Asperger Syndrom/Autismus erstellt wurde. Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Wie habt ihr das erlebt?


    Schon seit über zehn Jahren vermute ich, dass ich das Asperger Syndrom habe. Damals habe ich mich sehr intensiv mit dem Thema Asperger und Autismus beschäftigt und ich habe mich in Vielem wieder erkannt. Als Kind war ich sehr oft völlig überfordert. Ich kann mich erinnern, dass ich ewig lange gebraucht habe, bis ich verstanden habe, was Pausen in der Schule bedeuten. Bei jedem Klingeln dacht ich, ich könnte jetzt nach Hause gehen. Da die anderen Kinder dann blieben, blieb ich halt auch. Lange hatte ich ein schlechtes Zeitgefühl und überhaupt keinen Plan, was in der Schule wann passieren würde. Alle anderen Kinder schienen das zu wissen, ich schwamm irgendwie mit. Oft sass ich mit meinen ganzen Sachen (Schulranzen, Jacken, Turnsachen) auf der Bank und realisiert, dass wohl erst Pause und noch nicht Zeit zum nach Hause gehen war. Freunde fand eigentlich nie wirklich. Die ganzen Erwartungen und Anforderungen überforderten mich. So war ich meistens alleine oder mit einem anderen Mädchen zusammen, das auch eher eine Aussenseiterin war. In Turnen war (und bin) ich immer sehr schlecht. Mir fehlte jegliche Koordination und das heillose Durcheinander in der Turnhalle fand ich absolut unübersichtlich. Zu Hause war ich oft sehr abweisend und aggressiv. Ich hielt all die Gespräche nicht aus oder wusste auch nicht, was ich sagen sollte.
    Das sind nur ein paar Beispiele. Insgesamt war die ganze Schulzeit für mich sehr anstrengend und schmerzhaft. Nach oder während einer längeren depressiven Phase als Jugendliche, habe ich langsam gelernt, mich so zu akzeptieren, wie ich bin und habe in vielen Bereichen Wege gefunden, wie ich meine Defizite kompensieren kann.


    Auch heute habe ich noch die eine oder andere Schwierigkeit (ich habe nicht viele Freunde, also eigentlich nur einen, es fällt mir schwer, über Gefühle zu sprechen, in unerwarteten Situationen, bin ich überfordert und reagiere oft unangemessen, ich habe Probleme damit, neue Leute kennenzulernen usw.), aber im Grossen und Ganzen geht es mir gut. Ich bin 28, habe seit über sieben Jahren einen wundervollen Partner, zwei Kinder eine Arbeit und vor kurzem habe ich mein Studium abgeschlossen. Soweit so gut.


    Nun möchte ich aber abklären lassen, ob ich tatsächlich Asperger Syndrom habe. Warum? Bisher ging es ja auch ohne und ich sah auch keinen Grund, das abklären zu lassen. Nun geht es mir aber im Job nicht besonders gut. Bis vor einem Jahr, hatte ich eine Arbeit, die mir sehr gut gefiel, diese wurde mir dann aber leider gekündigt. Und auf die Schnelle habe ich nur einen Job in einem Callcenter gefunden. Auf der einen Seite ist mir die meiste Zeit des Tages nur langweilig, auf der anderen Seite, bin ich abends dann doch völlig ausgelaugt. Mir fehlt die Kraft, eine andere Arbeit zu suchen. Ab und zu schreibe ich Bewerbungen, aber ich kann kaum unterscheiden, welche Jobs geeignet wären und welche nicht. Es fällt mir schwer, die Stellenanzeigen zu verstehen. Das heisst, ich würde Hilfe bei der Jobsuche brauchen. Und dann kommt noch ein weiterer Grund dazu, warum ich eine Diagnose möchte: Ich vermute, dass auch meine Tochter Asperger hat. Und ich möchte, dass sie allenfalls benötigte Hilfe erhalten kann. Doch bevor ich sie von einem Arzt zum nächsten schleppe, möchte ich für mich Klarheit.
    Im Internet habe ich einige Tests gemacht, welche eindeutig auf Asperger hindeuten, aber eine richtige Diagnose kann das ja nicht ersetzen.


    Wie war das bei euch? Wie lange hat es gedauert, bis ihr eine Antwort hattet? An welche Stellen kann man sich wenden? Ich habe eine riesen Angst vor ewigen Gesprächen und Tests….
    Mein bester (und einziger) Freund ist selber Asperger Autist und ich habe auch schon oft mit ihm darüber gesprochen. Doch bei ihm hat die Diagnosestellung leider sehr lange gedauert und war mit vielen Rückschlägen und Schwierigkeiten verbunden. Das macht mir leider nicht wirklich Mut…

    Ich freue mich auf eure Kommentare :)


    Liebe Grüsse an alle

  • Hallo Pinguin


    Ich bin nicht selber betroffen, aber mein Sohn (15). Die Abklärung ging bei uns relativ schnell (nachdem wir die Wartezeit überstanden hatten). Ich würde sagen, innerhalb von ca. 2 Monaten.


    Wie gesagt, ich kann nicht aus eigener Erfahrung sprechen, denke aber dennoch, dass es sinnvoll ist abzuklären. Ansonsten hast Du das konstant im Kopf und bist Dir nie ganz sicher. Und gerade, wenn Du es noch bei Deiner Tochter vermutest macht es ja doppelt Sinn.


    Ich wünsche Dir auf Deinem Weg alles Gute


    Liebe Grüsse
    Patch