Alkohol bei Autismus /Asperger ??

  • Hallo zusammen
    ich habe mich gefragt ,was Alkohol bei Aspergern auslöst ? ?( passiert das gleiche ,wie bei uns ? ;( oder erleben sie das ganze anders? werden sie lockerer oder noch zurück haltender? passiert überhaupt etwas ??? spüren sie sich besser ? oder gar nicht mehr?
    habt ihr erfahrungen gemacht ?
    vielen dank für eure rückmeldungen!
    ein schönes wochenende wünsche ich euch allen
    beatrice

  • Hallo Beatrice,


    Ich bin Asperger und geniesse ab und zu mal ein Glas guten Weines. Wie fühle ich mich danach? Erst einmal mal hört mein Gehirn auf, ständig auf Hochtouren zu laufen, was eine Wohltat darstellt. Ich werde lockerer, ruhiger und kann auch mal aus mir rauskommen. Ich bin immer erstaunt, dass es da 'ausserhalb' von meinem Dauerzustand des Angespanntseins so etwas wie Leichtigkeit gibt. Diese Ausflüge sind jedoch selten, weil ich mir der Gefahr des sich daran Gewöhnens bewusst bin. Zudem ist die Kombination Alkohol und Medikamente, die ich leider einnehmen muss, nicht zu unterschätzen. Doch solange es bei einem gelegentlichen Genuss bleibt, denke ich, dass davon keine Gefahr ausgeht.
    Fazit: aus meiner Sicht denke ich, dass es bei mir nicht anders verhält als bei Neurotypischen.


    Regenbogen

  • Ich werde lockerer, "sozialer" - also weniger wie ich selbst. Ab und zu ganz angenehm. Manchmal notwendig, um soziale Situationen meistern zu können. Die schwierigsten (d.h. informellen) sozialen Situationen sind meist auch die, wo Alkohol ohnehin getrunken wird und es nicht auffällt. Versuche aber trotzdem, mich von solchen Situationen fernzuhalten, wenn es irgendwie geht - Alkohol schaltet mein autistisches Bewusstsein also nicht einfach aus. Unter leichtem Alkoholeinfluss kann ich wohl noch weniger als sonst beeinflussen was ich sage, aber es kümmert mich weniger. Ich war noch nie betrunken, weiss also nicht was dann passieren würde.

  • Hallo:)


    Also ich konnte in den letzten Jahren in denen ich regelmässig bzw. wöchentlich auf Partys usw getrunken habe, ausgiebig beobachten wie genau sich meine denkweise verändert. Bei mir ist es so, dass ich auf jedenfall besser und flüssiger mit Menschen reden kann. Es funktioniert "normal" und einwandfrei. Ich kann auch meine Gedanken sehr viel besser in Worte fassen und könnte sehr lange mit Menschen auch über Wissenschaftiche Themen reden. Ich bringe es auch immer genau auf den Punkt.
    Ich erkläre mir das so, dass sich meine Wahrnehmung verschlechtert und somit werde ich von anderen Dingen nicht ununterbrochen abgelenkt. Auch von diversen Gedanken werde ich nicht abgelenkt und meinen Gefühlen die extrem viel Einfuss auf mein Verhalten haben. In Gesprächen kann ich nämlich sehr schnell abschweifen oder verliere den Faden. Mit Alkohol passiert mir das so gut wie gar nicht. Ich komme mir dann auch vom verhalten her sehr normal vor und kann Entscheidungen viel schneller treffen.
    Mir kam es auch lustigerweise immer so vor, als wären die meisten NT's die ich kenne in ihrem normalzustand immer leicht angetrunken, da sie sich so verhalten wie ich, wenn ich getrunken habe. :D


    Aber denke das ist auf jedenfall nicht bei jedem Asperger so. Hatte nämlich auch schon andere Erfahrungen mit einer Person mit Asperger die getrunke hat und danach fast nicht mehr richtig reden konnte und richtig "strange" wurde. Für mich war das eine schreckliche Erfahrung, das von aussen mit ansehen zu müssen.^^ Danach wollte keiner mehr mit ihm reden :/

  • vielen dank für eure antworten. das was ihr beschreibt ist mir auch aufgefallen : unser sohn war sowas von klar und locker drauf. aber irgendwie nicht er selber !?!?
    ich wollte einfach wissen ,wie es für euch ist , denn er konnte oder wollte es mir nicht sagen. nur eines : er wolle nicht mehr so viel trinken, es sei kein gutes gefühl gewesen am schluss .
    schönes wochenende und liebe grüsse
    beatrice

  • Ich trinke seit langer Zeit keinen Alkohol mehr. Vor Jahren einmal habe ich bei einer kleinen Einladung nach der Arbeit festgestellt, dass mich bereits das Riechen an einem geschwungenen/gestielten Weinglas (wo also Weindampf ein bisschen drinn gefangen war) schon für Momente leicht beschwipst machte.


    Ich führe das auf erhöhte Empfindlichkeit auf Grund der vorliegenden Reizfilterschwäche zurück. Regenbogen hat einen interessanten Input im Thread "Hausarztwechsel" zitiert, nämlich dass Asperger (und vermutlich auch Autisten generell) stärker auf Medikamente reagieren. Ich vermute, das gehört ins gleiche Kapitel. Bei mir stelle ich immer wieder fest, wie stark bestimmte Substanzen auf mich wirken. Vitamin C- Gaben zB fahren bei mir unwahrscheinlich ein. Wenn ich Vitamin C nach dem Mittagessen einnehme, kann ich abends lange nicht einschlafen. Dasselbe geschieht, falls ich an einem Empfang am Nachmittag oder bei einem späten Dessert etwas mit Koffein drinn erwische (ich trinke seit langer Zeit keinen Kaffee mehr).


    Eine ähnlliche Beobachtung machte ich früher bei der Einnahme von Blütenpollen, die bei mir stark aphrodisierend wirkten (im Klartext: Drang zu Ejakulation bei gleichzeitiger Enthaltsamkeit). Heutzutage spüre ich auch die Einnahme von Honig noch leicht so.