Warum werde ich immer wieder vergessen?

  • Hallo
    Mir passiert das immer wieder, dass ich offenbar für Andere unsichtbar bin. Als Beispiel: Ich arbeitete in einem kleinen Team von vier Personen (ich inkl.). Zwei davon waren miteinander verwandt. Eines Tages haben sie sich darüber unterhalten, dass sie ins Kino gehen wollen. Zuerst dachte ich, ok die Zwei sind Cousins und wollen etwas zusammen unternehmen. Da ist kein Platz für Andere. Doch dann fragten sie den anderen Teamkolegen, ob er auch mitkommen wolle. Warum mich nicht? Ich war im gleichen Raum, es war allen klar, dass ich alles gehört hatte. Zu mir sagte niemand auch nur ein Wort.


    Ein anderes Beispiel: An einer anderen Arbeitsstelle arbeitete ich mit mehreren Frauen zusammen. Mit einigen habe ich mich ganz gut verstanden. Wir unterhielten uns in den Pausen oder nach der Arbeit oft. Es war lustig und sowohl ich, als auch die Anderen erzählten auch Privates. Als ich dort aufgehört habe zu arbeiten, sagten einige es sei sehr schade und wir würden uns auf jeden Fall wieder sehen. Zu zwei hatte ich noch kurz Kontakt, aber nur weil ich mich gemeldet habe. Von Anderen kommt nichts.


    Oder dann werden alle Alle im Team Einladungen für ein Fest verteilt und ich werde einfach komentarlos weggelassen. Nicht ein Mal irgend ein doofer Spruch. Und den Anderen fällt es nicht ein Mal auf.


    Ich frage mich wirklich, was ich falsch mache. Smaltalk finde ich zwar nicht sehr sinnvoll, kann es aber inzwischen ganz gut. Ich erzähle von mir, höre aber auch gerne zu, wenn der Andere erzählt. Ich stelle auch Fragen, damit Gespräche weitergehen. Die meisten Menschen scheinen gerne mit mir zu reden. Das hat mir auch mein Partner bestätigt.
    Auch finde ich oft gemeinsame Interessen, über die man sich unterhalten kann (die Kinder, die Haustiere, die Arbeit, das Haus, das Studium, Urlaub usw. je nach Gesprächspartner halt).


    Hat jemand auch solche Erfahrungen gemacht? Oder habt ihr Tips?
    Wäre echt froh, wenn ich wüsste woran es liegt....

  • Hallo Pinguin


    Das tut mir sehr leid. Natürlich kann ich auch nur mutmassen, woran es liegen könnte... Denn es gibt verschiedene Möglichkeiten, von Mobbing bis Fehleinschätzung. Fehleinschätzung, dass man glaubt, dass eher ruhigere Personen gar nicht an solchen Aktivitäten teilnehmen möchten. Aber ehrlich gesagt, ist das nicht okay. Zumindest einladen müsste man jemanden, selbst wenn er dann ablehnt.


    Am besten wäre natürlich, wenn man die betreffenden Personen direkt darauf ansprechen könnte. Aber das ist gar nicht so einfach...
    War das Fest, bei welchem alle im Team eingeladen wurden, etwas privates oder etwas von der Firma aus?
    Vielleicht wäre es auch sinnvoll, in solch einem Moment mit dem Chef zu sprechen (in der Hoffnung, dass er Verständnis und Fingerspitzengefühl hat). Denn solch ein Thema sollte angesprochen werden. Und unter Umständen wäre es einfacher, wenn ein Chef das Team darauf anspricht, was der Grund für das Nichteinladen ist. Denn wenn es in Richtung Mobbing geht, sollte es im Interesse des Chefs sein, dies umgehend und unmissverständlich zu unterbinden.


    Aber guter Rat ist teuer... Ich kann Dir nur Kraft und Mut zu wünschen, dass Du diese Erlebnisse gut verdaust und geduldig mit dem Leben bist, bis Menschen kommen, die Dich zu schätzen wissen...


    Liebe Grüsse
    Patch

  • Danke für deine Antwort.


    Mobbing war es eher nicht, würde ich sagen. Das ist ja das Verwirrende: Es sind alle nett und 'normal' zu mir. Ich unterhalte mich jeden Tag mit ihnen und denke, ich verstehe mich gut mit ihnen und plötzlich passiert wieder so etwas. Wenn sie immer komisch, unfreundlich oder abweisend wären, würde ich es wenigstens verstehen. Aber so...


    Gut ja ich bin wohl eher ruhig und jetzt nicht so die Draufgängerin, vielleicht schätzen einige mich so ein, dass ich nirgends hin mit will. Aber ist es nicht normal dann wenigstens zu fragen? Ist ja nicht so, dass sie mich schon x-mal gefragt hätten und ich wäre nie mit.
    Vielleicht schätze ich ja alle falsch ein?! Woran erkenne ich, dass jemand mich mag?


    Ein Beispiel das mir noch eingefallen ist, wäre mein Geburtstag. Ausser meiner Mutter und meiner Schwester meldet sich niemand bei mir. Meinem Partner schreibt die halbe Verwandtschaft und meist noch ein paar Kollegen eine kurze Sms oder ruft an. Bei der Arbeit sehe ich auch, wie es bei den Geburtstagen ist. Alle gratulieren rsp. bekommen Anrufe, Sms usw. Und ich melde mich ja jeweils an den Geburtstagen oder an meinem bringe ich etwas mit (dafür haben sich dann natürlich schon paar bedankt und sie haben mir dann auch gratuliert logischerweise).


    Das Fest war privat. Es war so eine Art um zehn Jahre verspätetes Hochzeitsfest. Zuerst hatte ich gedacht, sie hat nur diejenigen eingeladen, die sie damals schon kannte (das war einer aus dem Team). Das wäre ja ok gewesen. Dann habe ich aber mitbekommen, dass alle eingeladen waren ausser mir, sogar ein Kolege den sie nur flüchtig kannte.


    Ja das mit die Leute direkt fragen ist nicht so meine Stärke... Das traue ich mich fast nie. Eigentlich habe ich es nur ein Mal getan und es hat nichts gebracht, es wurde nur schlimmer. Ich fühlte mich wie der letzte Idiot, weil ich gesagt hatte, dass mich etwas belastet und traurig macht. Die Situation hat sich nicht geändert und die anderen meinten nur, sie seien schon überrascht, dass ich das so sehe. Und sie würden es nicht verstehen. Wahrscheinlich habe ich es falsch angestellt und das Falsche gesagt oder getan. Keine Ahnung.

  • Hallo Pinguin


    Schwierig, verstehe Dich sehr gut... Das ist schon sehr enttäuschend und eben so überhaupt nicht nachvollziehbar. Gerade das mit dem Geburtstag ist auch für mich nicht verständlich..
    Vielleicht kannst Du mal, so nebenbei, erwähnen, dass Du z.B. auch gerne wieder mal ins Kino gehen würdest... so als Wink mit dem Zaunpfahl. Aber ob das wirklich hilft?


    Wissen Deine Arbeitskollegen von dem ASS? Vielleicht sollte man da ansetzen.. dass Du zwar anders bist in gewissen Dingen, aber eben genau so in vielen Bereichen gleich!


    Liebe Grüsse
    Patch

  • Hallo Pinguin


    Bei mir ist es an den Geburtstagen manchmal ähnlich. Jene von denen ich etwas erwarte, melden sich nicht und andere, von denen ich nicht damit gerechnet hätte, gratulieren mir. Da ich zu den "Normalen" gehöre und mir solches "Vergessen werden" auch schon passiert ist, hat es sicher nichts mit dem ASS zu tun.


    Ich habe das Gefühl, dass unsere Gesellschaft sehr oberflächlich geworden ist. Man verletzt jemanden und merkt es nicht einmal. Man entschuldigt sich auch nicht mehr für ein Fehlverhalten. Der Umgang mit anderen Menschen ist anders geworden. Wenn jemand beim einkaufen neben mir niesen muss, sage ich Gesundheit. Meist bin ich aber die einzige, die so reagiert. Durch meine beiden Kinder ist mir auch aufgefallen, dass der Respekt vor den Menschen und ihren persönlichen Sachen verloren geht. Der Wandel in unserer Gesellschaft hat für mich nicht nur positive Seiten. Wir müssen wieder lernen, toleranter zu sein. Die Erwartungen an die Anderen zurückzuschrauben.


    Seit ich mich mit dem Thema ASS beschäftigen muss und darf, habe ich bei mir schon vieles ändern müssen. Einiges geht einfacher, bei anderem habe ich mehr Mühe. Ich versuche nicht nur bei unserem Sohn nicht alles zu persönlich zu nehmen, sondern dehne das auf alle aus. Es ist nicht immer einfach und auch ich suche manchmal die Fehler bei mir, wenn ich wieder einmal übergangen wurde.


    Ich umgebe mich nur noch mit Menschen, die mir gut tun und mich so akzeptieren, wie ich bin und gerne mit mir Zeit verbringen. Der Kreis ist aber sehr klein geworden. Ich habe aufgehört, mich zu fragen, warum das so ist. So kann ich meine positive Energie für mich nutzen und investiere sie nicht in etwas, dass ich nicht ändern kann.


    Ich sehe ASS als Chance an, unsere Gesellschaft wieder in eine andere Bahn zu lenken. Wir sind jetzt gefragt, um dieses Thema unter die Leute zu bringen, damit sich die Akzeptanz für das "anders sein" wieder ändert. Schliesslich sind wir alle auf unsere Art "anders" Eben nicht 0815


    Da du die Leute, die dich vergessen, nicht direkt ansprechen kannst, versuch es nicht negativ auf dich zu ziehen. Sie sind vielleicht auf ihre Art anders und können auch nicht aus ihrer Haut. Zum Glück ist keiner PERFKT. ;)


    Ganz liebe Grüsse


    Jris

  • Ich kenne dieses Thema auch sehr gut. Früher, als ich noch gearbeitet habe, wurde ich nach einer gewissen Zeit auch einfach übersehen. Dieses Phänomen geschah an all meinen Arbeitsplätzen, was mich immer wunderte. Man warf mir jedes Mal mangelnde Teamfähigkeit vor, obwohl ich aus meiner Sicht gut in einem Team arbeiten konnte - im professionellen Bereich fand ich, dass es keine Probleme gab.


    Mich störten vor allem die feierabendlichen oder gar Wochenend - Aktivitäten wie mal eben einen trinken gehen und die "Männerthemen" - oder so schön fachlich ausgedrückt: Sozialkompetenz. Wenn man darunter versteht, dass die Männer, wenn sie sich bereits mehrer Biere hinter die Binde gekippt haben und dann über die Frauen herziehen oder herumposaunen, was sie alle für Rambos seien, dann verzichte ich liebend gern darauf und lasse mir das Prädikat "inkompetent" gerne anhängen. Da ich da nicht mitreden konnte und nicht wollte, wurde ich von "teamfördernden Massnahmen" ausgeschlossen.


    Damals wusste ich noch nichts von meinem ASS und ich war erst ziemlich verunsichert, was sich mit der Zeit aber legte, indem ich mir sagte, ok, dann eben nicht - was mir dann wiederum als Arroganz attestiert wurde ...


    Wie auch immer, ich wollte mit der Zeit gar nicht mehr wissen, was da zwischen meinen Arbeitskollegen so alles lief, ich brauchte es nicht. Das Analysieren des Verhaltens der anderen würde ich aufgeben. Das habe ich auch versucht und bin nie auf eine einschlägige Diagnose gekommen. Aber ich war nicht unglücklich darüber, dass ich keiner von dieser Art Mann war. :)


    Heute halte ich es so wie Iris - ich umgebe mich nur noch mit Menschen, die mir gut tun, was ziemlich einfach ist, da ich keiner Arbeit mehr nachgehe und somit auch die oben erwähnten Probleme so nicht mehr relevant sind.


    Was du aus meiner Sicht tun kannst, ist, dass du dich so annimmst, wie du bist und deinen eigenen Weg gehst. Ich habe mir damals einfach gesagt, dass ich die anderen nicht brauche und das hat ganz gut geklappt. Wenn man über mich getuschelt hat, dann habe ich das nicht zur Kenntnis genommen. Ich finde, wir sind wertvoll und uns selbst genug, so dass wir auf die anderen verzichten können. Lieber weniger Kontakt und dafür qualitativ wertvoll als viel und nichts als Banalitäten. So sehe und handhabe ich das für mich und ich fahre nicht schlecht damit.


    Du machst nichts falsch, du bist du und das ist gut so. :thumbup:

  • Liebe pinguin...ich kann mir auch gut vorstellen, dass es mit einer gewissen oberflächlichkeit zu tun hat. Oder, aber das ist so schwierig aus der ferne zu beurteilen, mit etwas, was du möglicherweise bei den kollegInnen auslöst? Bei meinen beiden ass söhnen habe ich die erfahrung gemacht, dass ihre direktheit sogar erwachsene menschen einfach verunsichert. Sie sind gute beobachter, es entgeht ihnen wenig und zu allerletzt, wenn jemand nicht autentisch ist...und genau das glaube ich, versuchen viele menschen zu umgehen, dieses durchschaut werden. Im eigenen umfeld spüren wir eher, dass die meisten leute einfach extrem mit sich selbst und ihrer jeweiligen lebenssituation beschäftigt sind und sich dann eher weniger um kontakte kümmern. Ich selber habe mein umfeld stark dezidiert sozusagen, wie bereits erwähnt wurde. Aber dass dies bei der arbeit ist, das finde ich schon sehr unsozial unkollegial bis unsensibel bis bösartig. Die idee, mit einem oder einer vorgesetzten darüber zu sprechen finde ich total gut...natürlich nicht im anklagenden sinne sondern einfach aus neugierde heraus... Mir fällt auf...blabla...und da würde mich eine weitere wahrnehmung dazu interessieren...blabla...keine ahnung, so ungefähr. Ja, gell, alles immer so viel einfacher gesagt als getan:-o dass das traurig macht und verunsichert kann ich verstehen, aber zum glück scheinst du familie etc zu haben, die dich sehr wohl sieht...Kopf hoch<3

  • Ich möchte zum Thema "mit einem oder einer Vorgesetzten darüber sprechen" aus meiner Erfahrung etwas anfügen. Als bei mir der Verdacht - noch nicht die Diagnose ! - des ASS im Raum stand, wurde mir empfohlen, möglichst mein gesamtes Umfeld in den Prozess mit einzubeziehen, also auch meine ArbeitskollegInnen - inkl. meine Vorgesetzte. Ich dachte, das wäre eine gute Idee, damit bestehende Schwierigkeiten am ( neuen ) Arbeitsplatz - ich befand mich noch immer in der Einarbeitsphase - vielleicht erstens besser verstanden und zweitens behoben werden könnten. Resultat daraus war, dass man mir umgehend gekündigt hat. Ich habe die Begründung hier im Forum schon verschiedentlich erwähnt, aber in diesem Zusammenhang hier möchte ich sie noch ein Mal ausdrücklich als Mahnmal anführen: "Mit Behinderten wollen wir nichts zu tun haben".


    Anzumerken ist, dass es sich bei diesem Arbeitgeber um eine Gemeindeverwaltung handelt, die selbst die Möglichkeit eines Coachings nicht annehmen wollte. Zu gross sei der Imageschaden, den die Verwaltung erleiden könnte, wenn bekannt würde, dass ich "geistig behindert" sei. Man muss also enorm Acht geben, mit wem man worüber redet. Unter den gesundheitlichen Folgen dieser Konsquenz leide ich noch heute.


    Ich kann nur Pinguin nur wünschen, dass sich so etwas, falls ein "outing" eine Option ist, nicht wiederholen wird. Wehren kann man sich gegen solche psychische Gewalt nicht, man ist Opfer einer Weltanschauung, in der Andersartigkeiten - nicht Behinderungen - vielerorts nicht geduldet werden, sei es aus Angst - wie auch immer diese aussehen mag - sowie aus Bequemlichkeit, sein Weltbild möglichst nicht erweitern zu wollen, frei nach dem Motto: Was einmal war wird immer sein. Wir leben mit dauernden Neuerungen in technischen Belangen - ohne Probleme - immer der neuste PC, immer das neuste Smartphone, immer das neuste Auto = alles paletti, man ist schliesslich up to date. Aber im Umgang mit Menschen, die nicht ins normative Schema passen, da hinkt man hinterher, weil man damit nicht glänzen kann. Ich finde diesen Umstand traurig und oft auch entwürdigend.


    Oft werden die positiven Aspekte des ASS hervorgehoben - schön und auch richtig. Aber - so frage ich die Welt - wen interessieren diese??? Wer gibt mir eine Chance, meine positiven Aspekte einbringen zu können?


    Fazit: man prüfe genau, wem gegenüber man sich zu erkennen gibt. Manchmal ist Schweigen besser als Reden...

  • Lieber regenbogen, das ist ja allerhand, was du bei dieser gemeindeverwaltung erleben musstest, krass! Das war doch sicher nicht rechtens? Ich meine, dass das moralisch ethisch ungeheuerlich ist versteht sich von selbst. Eigentlich meinte ich auch, mit chefIn sprechen gute idee, aber dazu brauchts ja nicht ein outing, gar nicht. Eher dachtebich anzusprechen, dass man nicht nachvollziehen kann weshalb man "übersehen" wird...da muss man nicht gleich ne ass schlussfolgern. Jedenfalls wünsche ich dir regenbogen, dass dir so etwas nie mehr begegnet...wir werden in bezug auf unsere ass buben auch immer wieder mit solch eindimensionalen welt- und menschenbilder konfrontiert, das ist schmerzlich und nicht zuletzt auch etwas beängstigend...

  • Grundsätzlich finde ich die Variante, sich nur mit wenigen, dafür einem gut gesinnten Menschen zu umgeben. Mein Problem besteht oft darin, diese Menschen zu erkennen. Es gibt meinen Partner und meinen besten Freund. Bei ihnen weiss ich, was sie von mir denken und dass sie mich so nehmen wie ich bin. Das ist sehr schön und wertvoll.
    Bei allen anderen bin ich mir nie sicher.


    Bei mir besteht momentan auch erst der Verdacht auf Asperger. Bin jetzt zur Abklärung angemeldet. Und für mich stellt sich auch die Frage, wem ich davon erzähle. Am liebsten würde ich es natürlich allen sagen und dann nur positive Reaktionen erhalten. Aber das wird wohl kaum der Fall sein. Die 'Auswahl' wird wohl schwierig, vor allem weil ich ja offenbar viele falsch einschätze...
    Am Arbeitsplatz denke ich nicht, dass ich etwas sagen werde. Ich habe dort erst angefangen und ich fürchte, man würde mir auch kündigen, wenn sie davon wüssten. Ausserdem arbeiten ausser mir nur drei Personen da und jeder ist mehr für sich. Ein 'richtiges' Team gibt es also nicht und daher hoffe ich, dass gemeinsame Aktivitäten eher selten vorkommen. Ausserdem bin ich die einzige Frau da und das macht es irgendwie auch einfacher. Mit den komischen Männerthemen werde ich in Ruhe gelassen und es gibt auch keine nervigen Frauenthemen, wie Kleider, Einkaufen oder Beziehungsprobleme :D

    Die Frage stellt sich für mich mehr im privaten Bereich. Natürlich bin ich da auch schon aufgefallen. Wirklich Probleme gibt es aber zum Glück nicht. Also müsste ich es ja auch niemandem sagen. Der einzige Grund es doch zu tun, ist meine Tochter. Sie ist mir in Vielem sehr ähnlich. Wenn bei meiner Abklärung, das rauskommt, was ich denke, werden wir es für sie auch abklären lassen. Ich möchte, dass sie die Hilfe bekommt, die sie benötigt. Sie soll nicht möglichst 'normal' werden, damit sie in irgend ein Schema passt. Aber sie soll dort Hilfe haben, wo sie es braucht. Z.B. ist sie motorisch nicht gerade geschickt und da könnte eine Physio-/Ergotherapie oder Ähnliches sicher helfen. Vor allem auch, weil es sie ärgert und traurig macht, wenn sie sieht, dass andere Kinder oder ihr kleiner Bruder Dinge können, die sie nicht kann.
    Der näheren Verwandschaft würde ich es erzählen, damit sie sie nicht ständig unter Druck setzen. Sie kann und will nun Mal nicht mit allen sprechen, ihnen die Hand geben und sie kann auch noch nicht wirklich zeichnen oder Laufrad fahren. Und das ist auch ok. Sie kann dafür andere Dinge. Und ich möchte, dass wenigstens die Omas usw. das respektieren.
    Daher habe ich auch überlegt von mir zu erzählen. So als 'positives Beispiel': Auch mit ASS kann man glücklich sein, arbeiten, in die Ferien fahren, eine Familie haben, studieren usw. Ist das eine doofe Idee?

  • Pinguin: Nein, das ist absolut keine doofe Idee! Ich finde, dass alle Menschen ein Recht auf ein glückliches Leben haben. Ich bin froh, dass du nicht unmittelbar "in Gefahr" an deinem Arbeitspatz bist. Wenn es nicht sein muss, dann würde ich es, falls es zu einer positiven Bewertung der Abklärung kommt, davon nichts sagen.


    Ich fahre zum Beispiel trotz ASS in die Ferien, ich habe eine Famillie und hatte bis vor ein paar Jahren sogar einen Job. Nur weil mich heute die Diagnose ASS vom Leben da draussen trennt, bin ich noch lange kein Ausserirdischer!


    Ich habe mir zum Thema "Falsch einschätzen" folgende Gedanken gemacht, die sogar mein Psychiater geteilt hat: ich schätze die Menschen nicht falsch ein, nein, sondern richtig! Richtig heisst, ich sehe hinter die Fassade, die viele nur zur Schau stellen, das bedeutet, sie spielen etwas vor, das sie gar nicht sind!


    Das hat mit der Reizempfindlichkeit zu tun, davon hast du bestimmt schon gehört oder gelesen. Wir ASS sind viel sensibler als die anderen, was bedeutet, dass wir zum Beispiel Wahrheiten erahnen, auch wenn der andere das Gegenteil sagt. Ich spüre, wenn jemand sagt, ich sei ein lieber Kollege und dabei denkt, dass er mich für ein A... hält. Ist jetzt ein bisschen krass, soll aber als Illustration dienen.


    Was ist also zu tun? Es gibt nur einen Weg: sich 100% auf sein Gefühl verlassen - die anderen tun das ja auch! Nur weil uns ASS von den anderen etwas angedichtet wird, heisst das noch lange nicht, dass sie damit recht haben. ich kann dich also nur ermutigen, voll zu dir stehen und dich nicht von anderen verunsichern lassen. Was heisst denn schon normal? Ich fühle mich als normal, wie jeder andere auch. I


    ch will dir nicht weh tun, aber deine Tochter wird in ihr eigenes Schema passen, sich wahrscheinlich nie voll und ganz in die Welt der "Normalen" einordnen können, aber das ist ok. Meine ältere Tochter - sie ist 25 Jahre alt - hat auch ASS studiert Medizin und gehört zu den besten ihres Jahrgangs. ( Ich will damit nicht angeben, es geht nur darum zu zeigen, dass auch ASS gute Leistungen vollbringen können ).


    Wir, meine Frau und ich, haben unsere Tochter jahrelang ganz genau beobachtet und erkannt, was sie gerne tut und was nicht und so haben wir gemeinsam einen Weg gefunden, den sie gehen kann. Ich finde, jeder Mensch soll seinen Fähigkeiten entsprechend das tun dürfen und können, worin er oder sie seine/ ihre Stärken hat. Später wird niemand mehr fragen, ob meine Tochter ASS hat oder nicht. Vielleicht wird sie im privaten Umgang etwas andere Vorstellungen von ihrem Leben haben, aber das ist doch in Ordnung, nicht?


    bigMaMa: ja, ich hätte mit meiner Chefin auch nie darüber gesprochen, aber es ging nicht anders, es gab zu viele Probleme. Mein Arzt dachte halt, dass es helfen würde - war ein schwerwiegender und unvorhersehbarer Fehler, hätte aber ebenso gut auch das Gegenteil sein können. Das war so eine Art russisches Roulette. Leider war die Kündigung von Rechts wegen gültig, die schriftliche Formulierung lautete einfach: aus krankheitsbedingten Gründen blablabla. Das wurde alles genaustens unter die Lupe genommen. Der wahre Grund, den man mir mündlich mitteilte, der tat enorm weh, das war schlimmer als ein Beinbruch. Dieser eine Satz hat mein Leben völlig auf den Kopf gestellt.


    Aber schau, die Geschichte ging noch weiter: ich absolvierte im Zuge der Anerkennung durch die IV in einem Kompetenzzentrum für Menschen mit Autismus eine Umschulung und sogar die habe ich in den Sand gesetzt! Grund: ähnliche Vorkommisse mit den Vorgesetzten. Man hat mich auch dort nicht verstanden, nicht verstehen wollen, weil ich einfach in kein Schema passte! Siehe meine Ausführungen zu Pinguins Beitrag. Der Mechanismus ist derselbe. Resultat: die Übung wurde 2013 nach 1 1/2 Jahren abgebrochen und ich definitiv zum IV-Rentner. Wenn ich sogar an Menschen, die sich mit der Materie auskennen ( sollten ) scheitere, ja dann bin ich schon "anders" als der Rest der Welt. Aber nichts destotrotz: ich bin ich und das ist nicht zu ändern. Wer bestimmt, was normal und was nicht normal ist? Die Mehrheit, doch sind die wirklich alle normal???
    Einen schönen Abend euch beiden und viel Mut und Kraft für euren weiteren Weg. Es lohnt sich, den Kopf über Wasser zu halten. Wer sagt, dass das Leben einfach ist? Vielleicht ist es ja gerade so, dass das ASS eine ganz besondere Herausforderung ist um in diesem Leben zu wachsen. Ich glaube daran.

  • @ Regenbogen
    Vielen Dank für deinen interessanten Beitrag. Bitte entschuldige die späte Antwort! Bin einige Zeit leider nicht zum Schreiben gekommen.


    Zu meiner Tocher: Genau ich sehe es auch so, dass sie einfach sich selber sein soll. Eine Abklärung möchte ich bei ihr nur mache lassen, damit sie dort Hilfe bekommen kann, wo sie sie braucht und möchte. Als Beispiel: Sie möchte lernen mit dem Laufrad zu fahren. Sie ist jetzt 3,5 Jahre alt und kann es eigentlich noch nicht wirklich. Mich stört es nicht. Aber sie ärgert sich, wenn sie sieht, wie gut ihr zweijähriger Bruder fährt. Da denke ich, könnte eine Therapie helfen. Nicht damit sie in der Schule nicht auffällt o.ä. aber einfach für sie selber. Und auch damit sie von Anfang an lernt, dass es ok ist, um Hilfe zu fragen.


    Wegen dem falsch Einschätzen: Das kann ich gut nachvollziehen, dass man eher hinter die Fassade sieht als Autist. Dann ist es bei dir so, dass Leute nett zu dir sind, du aber weisst, dass es nicht so ist?
    Bei mir ist es mehr so, dass ich nicht einschätzen kann, wie wichtig ich jemandem bin. Ich habe mir das nach euren Beiträgen nochmals überlegt und festgestellt, dass es für mich wenige 'Kategorien' von Bekannten gibt:
    Familie - die sucht man sich nicht aus, die Regeln mit wie oft besuchen, anrufen usw. sind aber zemlich klar.


    Partner - er und meine Kinder sind die wichtigsten Menschen in meinem Leben.


    Bekannte - Menschen, die man kaum kennt und die auch nicht wirklich wichtig sind. Nachbarn, Arbeitskollegen usw. Bei diesen Menschen meldet man sich sehr selten oder gar nie.


    Freunde - waren auch ein Mal Bekannte, sind dann aber wichtiger geworden. Man spricht über Privates, sieht und hört sich oft usw.


    Ich glaube aber, dass es zwischen Bekannten und Freunden noch mehr Stufen gibt. Leider habe ich aber keine Ahnung welche und vor allem, weiss ich nicht, wie ich einschätzen soll, wie mich andere sehen.
    Als Beispiel: Vor drei Jahren haben wir unsere Tochter getauft. Ich habe alle eingeladen, die mir wichtig waren. Es gab aber einige, die sehr erstaunt ware, dass sie eingeladen wurden. Sie haben sich trotzdem gefreut und sind gekommen. Es hat mir aber doch gezeigt, dass ich dort die Beziehung zu mir falsch eingeschätzt hatte. Hat jemand einen Tip, wie man das ändern kann?

  • Ich habe nicht alles gelesen insofern könnte es sein dass es schon erwähnt wurde keine Ahnung.


    Ich vermute die Hauptursache liegt darin dass sich NTs besser Integrieren und ANSCHLUSS finden, obwohl du vielleicht gut mit den Menschen auskommst, kann es sein dass es noch zuwenig ist für eine Einladung.


    Viele Menschen mit Asperger wirken auf den gewöhnlichen Menschen als langweilig und dass macht eine Einladung eventuell auch einfach Unattraktiv.Es kommt erst zu einer Handlung wenn ein Gewinn entsteht, ein Treffen muss also der beteiligten Person spass machen dass man sie treffen möchte.Sollte man eine person unsymphatisch finden oder gar langweilig lädt man sie garnicht ein.Weil man dazu keine Lust hat und dass ist dass Entscheidende der Mensch tut was er möchte.


    Vielleicht solltest du öfters Gespräche mit deinen Arbeitskollegen/innen führen oder sie selbst einmal einladen ?
    Du solltest witzige und Interessante Gespräche führen.


    Man lädt Menschen erst dann ein wenn man es witzig mit Ihnen hat oder sie gut kennt.


    Alles gute


    Trojaa

  • Autismus ist gerade hier in der Schweiz immer noch kein wirklich gesellschaftliches Thema im grossen Gegensatz etwa zu Schweden.
    Ein Beispiel, die nationale Dachorganisation 'autismus schweiz' veranstaltete am Samstag, den 12. September 2015 auf dem Berner Waisenhausplatz einen grossen Jubiläumsanlass mit Ständerat Herrn Claude Hêche .
    Die Presse berichtet gar nichts über dieses zweifellos schönes Fest !!!