Hallo ich heiße Victoria Egyptien und bin Abiturientin in Belgien,
ich habe meine Facharbeit über Autismus geschrieben.
Meine zu beantwortende Frage war, ob Autismus durch Medikamente heilbar ist. Auf das Thema bin ich gekommen, da ich selbst in meiner Schulzeit mit Autisten in der Klasse war und ich mich sehr für diese vielfältige Krankheit interessiere. Nun muss ich nächste Woche meine Facharbeit verteidigen und brauche dafür Ihre Hilfe.. Mein Problem ist, dass ich keinen ausführlichen Beispielfall im Internet finde. Ich benötige eine ausführliche Erklärung über das an Autismus erkrankte Kind und über seine medikamentöse Behandlung. Vielleicht erklären Sie sich ja bereit mir dabei zu helfen.
Mit freundlichen Grüßen Victoria Egyptien.
Autismus und Medikamnte :Facharbeit des allgemeinbildenden Unterrichts am Königlichen Athenäum Eupen
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Hallo Victoria Egyptien,
Weil ich selber autistisch bin und sehr viele weitere autistische Menschen (autismusgruppe winterthur) kenne, weiss ich, dass hier zu Lande etliche Psychiater allzu schnell zum Medikament 'Temesta' greifen, was alles andere als unproblematisch ist. 'Temesta' mach schnell jemand sogar körperlich abhängig und kann in Verbindung mit Alkoholkonsum zu unberechenbaren Reaktion führen.
Wenn nebst Autismus auch noch ADHS dazukommt, wird immer noch oftmals auch 'Ritalin' verabreicht.
Ich selber nehme 'Sertraline' ein, dieses Medikament ist ein leichter Stimmungsaufheller (Antidepressiva) und macht gar nicht abhängig. Gut wahrscheinlich ist es auch weniger invasiv als beispielsweise 'Temesta'.
Ich meine, in Selbsthilfegruppen zu gehen, ist die bessere Therapie als zu viele Medikamente einnehmen zu müssen.
Weiter meine ich auch, jeglicher Meltdown zu unterbinden, wäre auch sinnlos. -
@ Victoria: Autismus ist nicht heilbar, da es eine genetische Komponente dazu gibt.
Was sich hingegen (ver-)ändern lässt, sind die Umfeldbedingungen, damit die Auswirkungen eines autistischen Verhaltens sich weniger beeinträchtigend oder gar behindernd äussern und Entwicklung möglich wird.
Medikamente werden dann eingesetzt, wenn die Symptome die Anpassung erschweren, zu Leiden (des eigenen oder im Kontakt mit anderen) führen oder eine stets mögliche Entwicklung einschränken oder verunmöglichen. So gibt es kein spezifisches Autismusmedikament. Als Symptombekämpfung kommen Medikamente zum Einsatz bei Depressionen, (Auto-)Aggressivität, Hyper- oder Hypoaktivität, Schlafstörungen, Ängsten, Zwängen etc. Insofern lassen sich nur Einzelfallbeschreibungen finden ;-), was jedoch genau so viel wert sein kann, da sie Hinweise geben können, was bei jemanden gewirkt hat - oder eben nicht. (Und Ritalin wird erst nach eingehenden Überlegungen verabreicht...)Fritz: Weisst du, was ein Meltdown ist? Hast du jemals schon einen erlebt?
Ich bezweifle es, wenn du schreibst, dass jeglicher Meltdown zu unterbinden, sinnlos sei.
Wenn es nicht möglich ist, für einen Autisten einen genügend grossen Schutz z. B. in der Reizwahrnehmung zu erarbeiten (mit Anpassungen in seiner Lebenswelt, im Erlernen von Strategien und eines Stressmanagements, Unterstützung durch andere Menschen usw.) können Medikamente helfen, dass overloads seltener oder nicht mehr zu einem meltdown führen. Die Lebensqualität kann dadurch beträchtlich verbessert werden. Denn ein Meltdown wirft den ganzen Menschen, psychisch und physisch, aus allem heraus. Der Zustand ähnelt einem Supergau im Hirn, dem man machtlos ausgeliefert ist. Die Erholungszeit danach ist lange, die Auswirkungen in den Interaktionen meistens belastend und das Selbstwertgefühl oft einmal mehr stark angeschlagen. Etwas, das man seinem ärgsten Feind nicht wünschen mag!
Zu Selbsthilfegruppen: Für die einen mag dies eine positive Wirkung haben, für andere können Selbsthilfegruppen zum Horror werden. Auch da: Autisten sind genauso individuell wie alle Menschen und brauchen individuelle Lösungen, die nicht gegeneinander ausgespielt werden sollen.