Wie helfen, wenn jemand ASS bei sich nicht akzeptiert

  • Hallo zusammen
    meine 14 jährige Tochter hat ASS schon vor ein paar Jahren diagnostiziert bekommen. Zu Hause ist das auch klar ersichtlich. Gegen aussen wirkt sie sportlich und schulisch erfolgreich, jedoch ein wenig schüchtern und zickig. Probleme gibt es dann, wenn sie in unerwartete Situationen kommt. Zum Beispiel ein Klassenlager. Sie hat extrem Angst davor. Sie akzeptiert jedoch nicht, dass sie ASS hat. Sie möchte alles gleich haben wie die anderen. So ist es praktisch unmöglich, ihr zu helfen. Die Lehrpersonen sind zwar informiert, merken jedoch nicht, wie schwer ihr dies fällt, da sie nach aussen immer alles herunterspielt. Seit Tagen spricht sie davon, dass sie nicht ins Lager möchte. Wenn ich ihr dann vorschlage, sie krankschreiben zu lassen, will sie es nicht.
    Hat jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht?
    Danke für Eure Antwort

  • Hat deine Tochter Angst vor dem 'ungeplanten' Ablauf im Klassenlager? Vielleicht könnte es ihr in diesem Fall helfen, wenn die Lehrer ihr in etwa sagen könnten was sie machen werden und/oder wie der Tagesablauf aussehen wird. Mir hilft es auch heute noch in unbekannten Situationen (zB Ferien) Tagebuch zu schreiben um danach zu sehen was gut und was nicht so gut gelaufen ist. Zudem gibt das auch meiner Therapeutin eine Möglichkeit mir objektives Feedback zu geben.
    kann deine Tochter sagen was ihr Angst macht?

  • Liebe Emma
    Danke für deine Antwort. Sie sagt, dass sie vor allem Angst hat vor den Kindern, die sie nicht kennt. Sie kennt ihre Klasse zu wenig gut und dazu kommen noch zwei Parallelklassen, die Jugendlichen daraus machen ihr vor allem Angst. Das mit dem Tagebuch fände ich gut. Ich denke, sie kann dies jedoch noch nicht schriftlich machen, vielleicht hilft es ihr aber, es mir zu erzählen. Leider verweigert sie jegliche Therapie, da sie die nicht für nötig hält.

  • Aufnahme auf Tonband (Wie so ein diktaphon) oder zeichnen? Ich finde dass weniger oft mehr ist, also auch ein Konzentrat wie 'zu viele fremde Menschen aber schöne Steine am Wegrand' kann mir helfen.
    Ka viele unbekannte Menschen können sehr viel Stress verursachen. Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, an einzelnen Aktivitäten nicht teilzunehmen, so als Kompromiss.

  • Hallo
    Eigentlich finde ich es sehr mutig von deiner Tocher, dass sie es versuchen möchte, mit ins Lager zu fahren. Und ich würde versuchen, sie dabei zu unterstützen. Mit 14 können sich viele Kinder nicht akzeptieren. Sie muss sich selber und ihre Grenzen erst noch besser kennenlernen. Und ausprobieren ist der beste Weg, finde ich.
    Damit es ihr einfacher fällt kann sie ein Tagebuch führen, wie beteits vorgeschlagen und/oder ihr überlegt euch einen Plan B. Also was für Möglichkeiten gibt es, wenn es ihr dann doch nicht gefällt. Krankschreiben ist zwar eine Variante, sie ist aber sehr persönlich. Sie müsste ja dann vor ihren Freundinnen zugeben, dass es ihr nicht gut geht. Vielleicht wäre eine Ausrede wie 'die Oma ist schwer krank und sie möchte ihre Enkelin nochmals sehen' eine einfachere Erklärung, warum sie früher aus dem Lager gehen muss. Einfach als Notlösung, falls Tagebuch usw. nicht ausreicht.
    Liebe Grüsse und viel Erfolg

  • Für autistische Menschen können Lager durchaus problematisch sein, weil sie dort anscheinend oder auch tatsächlich weniger Rückzugsmöglichkeiten haben, man ist ja andauernd im Klassenverband 'integriert'.
    Dies kann eher zu Reizüberflutungen führen.
    Die Angst ist daher nicht unberechtigt.


    Ein zweiter Punkt ist, dass bei uns in der Schweiz die 'autistische Kultur', das Ergebnis der autistischen Wahrnehmung, immer noch nicht überall voll anerkannt ist.


    Wenn ein autistisches Kind nicht an Gesellschaftspielen teilnehmen möchte, ist dies von den Betreuern und der Lehrerschaft zwingend zu akzeptieren.
    Ballspiele an den Klassenlagern beispielsweise sind für die allermeisten autistischen Kindern ein Gräuel.