Hat unser Sohn Autismus?

  • Hallo Community
    Wir haben einen achtjährigen Sohn, welcher uns und den Lehrpersonen ziemlich viel abverlangt. Weil jetzt die Diagnose Autismus im Raum steht habe ich mich hier angemeldet, damit ich von euch eure Meinungen hören bzw. lesen kann. Wenn es nicht unbedingt sein muss möchte ich mich nicht einfach so der Diagnose kampflos entgegenstellen, da ich meinem Sohn auch und vor allem für das spätere Leben nicht Steine in den Weg legen möchte ohne andere Meinungen dazu gehört zu haben. Deshalb bitte ich dringend um eure Ansichten. Aber der Reihe nach:
    Unser Sohn, Silvio, war schon immer sehr starrköpfig und stur. Wenn ihm was nicht passt macht er einfach nicht mit und verweigert jegliche Zusammenarbeit. Das fing schon im Vorschulalter, sogar schon vor der Spielgruppe, an. Dauernd mussten wir ihn "zwingen", hinzugehen. Wenn er dann dort ankam wollte er die Schuhe nicht ausziehen und quengelte, er wolle nicht mitspielen. Natürlich musste er trotzdem. Er hat sich dann vielfach mit sich selber beschäftigt ohne zB. in den Kreis zu sitzen oder gemeinsam mit den anderen Kindern zu spielen. Er hatte schon damals immer sein "Sonderzügli". Spielen mit anderen Kindern oder Personen die er nicht gut kennt fällt ihm schwer. Auch hatte er von Anfang an gewisse motorische Mankos. Deshalb ist er die letzten zwei Jahre pro Woche einmal in einer psychomotorischen Behandlung gewesen, wo dann auch eine psychologische Abklärung "empfohlen" wurde. Diese begnügte sich aber dann in vier, fünf Sitzungen à eine Stunde wo ein IQ-Test gemacht wurde (normal).
    Nach dem Kindergarten, den er zwei Jahre lang besuchte und wo die gleichen Sturheits-Schwierigkeiten auftraten wurde er eingeschult.
    Auch dort machte er dieselben Kapriolen, verweigerte die Zusammenarbeit und lernte nur einen Bruchteil dessen was verlangt wurde. Auch dort wurden Sonderzüglein gefahren bzw. er wurde zeitweise aus der Klasse genommen und separat "unterrichtet". Manche Fächer verweigerte er rigoros und durfte dann einfach etwas zB. malen, während die anderen Kids sich dem Lehrstoff widmeten. Durch seine Sturheit kam er immer mit seinem "persönlichen Lehrplan" durch. Natürlich ist er jetzt schulisch nicht an einem Punkt, wo er in die zweite Klasse gehen könnte, er wird wiederholen müssen...
    Dann stand ein Wohnortwechsel an, welchen wir zum Anlass nahmen, ihn zu ermuntern, sein Tun zu hinterfragen und endlich das zu machen was von den Lehrpersonen gefordert wurde. Sonst müsse er in eine Sonderschule gehen. Das schien ihn aber gar nicht sonderlich zu interessieren und am neuen Wohnort hat sich dann überhaupt nichts geändert. Das ging sogar soweit, dass er das "Badifäscht" diesen Sommer, wo die ganze Schule in einer Badi lustige Wasserspiele geplant hatte, vollständig verweigerte. Daraufhin und nachdem er der Lehrerin "Scheisslehrerin" gesagt hat, beschlossen wir, ihn tagsüber zur Abklärung in die KPS Kriens zu geben. Abends kommt er nach Hause, morgens wird er abgeholt, jeweils per Taxi.
    Dort ist er jetzt die letzten 10 Wochen gewesen. Und jetzt konfrontieren uns die Leute dort mit der Diagnose "Autismus" und raten uns, ihn in eine spezielle schulische Einrichtung zu geben, wo individuell auf ihn eingegangen werden kann.
    Das macht mich total fertig. Ich bin einfach der Meinung, dass er ein sturer Bock ist und sich seines Handelns Konsequenzen gar nicht bewusst ist. Ich will ihm seine Zukunft nicht verbauen. Sonst ist er ein ganz Lieber, ausser wenn er aufstehen muss und in die Schule gehen muss. Oder wenn er abends zu Bett muss. Oder wenn wir oder Lehrpersonen irgendwas von ihm verlangen, was ihm nicht passt. Aber sonst: keine sprachlichen Defizite, keine zwanghaften Bewegungen, wenig Berührungsängste, kein fehlender Augenkontakt. Er ist einfach ein sturer Kerl der sich nicht gern was befehlen lässt.
    Was meint ihr? Was soll ich tun? Sollen wir uns einfach institutionalisieren lassen, die Diagnose Autismus akzeptieren oder können wir gegensteuern? Wir möchten doch nur das Beste für unser Kind. Und meiner Meinung nach ist es vielfach nicht das Beste, wenn irgendwelche Institute entscheiden was das Beste ist (Arbeitsbeschaffung)...
    Danke für eure Inputs, Ansichten, Erfahrungen, Meinungen und Vorschläge.
    Silvio

  • Wir haben einen achtjährigen Sohn, welcher uns und den Lehrpersonen ziemlich viel abverlangt.


    Ihr scheint ihm auch eine Menge abzuverlangen.


    Zitat

    Weil jetzt die Diagnose Autismus im Raum steht habe ich mich hier angemeldet, damit ich von euch eure Meinungen hören bzw. lesen kann.


    Also hier kommt nun mal meine Meinung dazu, ich habe selbst das Asperger-Syndrom und habe einen Sohn im gleichen Alter wie du.


    Zitat

    Wenn es nicht unbedingt sein muss möchte ich mich nicht einfach so der Diagnose kampflos entgegenstellen, da ich meinem Sohn auch und vor allem für das spätere Leben nicht Steine in den Weg legen möchte...


    Warum ist das etwas, gegen das man ankämpfen muss?


    Zitat

    ... war schon immer sehr starrköpfig und stur. Wenn ihm was nicht passt macht er einfach nicht mit


    Wenn es sich um Dinge handelt, die für mich keinen Sinn ergeben, mache ich auch nicht mit. Da gibt es nun zwei Möglichkeiten:
    1. Er ist noch zu jung oder zu anders, um den Sinn, den du siehst, auch zu sehen.
    2. Es ergibt tatsächlich keinen Sinn, obwohl du davon ausgehst.


    Zitat

    ... und verweigert jegliche Zusammenarbeit. Das fing schon im Vorschulalter, sogar schon vor der Spielgruppe, an.


    Im Grunde ist das bei allen Kleinkindern erstmal normal so sobald ihr Ich begint sich zu entwickeln, nur dass die allermeisten schnell durch ihre Eltern bzw ihre Umgebung den üblichen Normen entsprechend "erzogen" bzw umgeformt werden. Wer sich nicht umformen lässt bzw anpasst, macht mit dem Widerstand einfach weiter.


    Zitat

    Dauernd mussten wir ihn "zwingen", hinzugehen.


    Warum? War es denn wichtig, dass er dahin geht?


    Zitat

    Wenn er dann dort ankam wollte er die Schuhe nicht ausziehen und quengelte, er wolle nicht mitspielen. Natürlich musste er trotzdem.


    Warum musst er trotzdem? Meinst hingehen oder Schuhe ausziehen?
    Der ursächliche Anlass ist ja, dass ihr ihn gezwungen habt bzw dorthin geschleppt habt, da hätte ich nach einem solch respektlosen Umgang mir gegenüber auch jedem der mir mir zu nahe kommt ans Bein gepinkelt.


    Zitat

    Dann stand ein Wohnortwechsel an, welchen wir zum Anlass nahmen, ihn zu ermuntern, sein Tun zu hinterfragen und endlich das zu machen was von den Lehrpersonen gefordert wurde.


    Hat dich schon jemals jemand ermuntert, dein Tun zu hinterfragen?


    Zitat

    Sonst müsse er in eine Sonderschule gehen. Das schien ihn aber gar nicht sonderlich zu interessieren und am neuen Wohnort hat sich dann überhaupt nichts geändert.


    Das wundert mich nicht. Woher sollte er erstens den Unterschied kennen oder die "Konsequenzen" absehen können, die ein solches Stigma bedeutet (es ist auch heute immer noch ein Stigma, und zwar übrigens unter anderem auch wegen Leuten wie dir).


    Zitat

    Das ging sogar soweit, dass er das "Badifäscht" diesen Sommer, wo die ganze Schule in einer Badi lustige Wasserspiele geplant hatte, vollständig verweigerte.


    Lustige Wasserspiele? Ja es soll viele Menschen geben die sich über "lustige Wasserspiele" freuen. Zum Glück sind nicht alle Menschen gleich. Wenn ihn das nicht interessiert oder sogar mühsam für ihn ist wegen dem Lärm und dem Leutegewusel, dann bitte: warum um Himmels willen sollte er dorthin gehen? Weil du selbst sowas lustig findest?


    Zitat

    Daraufhin und nachdem er der Lehrerin "Scheisslehrerin" gesagt hat, beschlossen wir, ihn tagsüber zur Abklärung in die KPS Kriens zu geben.


    Tja, ist nicht schön so etwas zu irgendjemanden zu sagen... aber: wenn ich mich in den armen Kerl herein versetze und mir vorstelle, in welchem Umfeld er lebt, dann wundert mich eher, dass es so lange gedauert hat, bis er mit solchen Aktionen herausrückt.


    Zitat

    Dort ist er jetzt die letzten 10 Wochen gewesen. Und jetzt konfrontieren uns die Leute dort mit der Diagnose "Autismus" und raten uns, ihn in eine spezielle schulische Einrichtung zu geben, wo individuell auf ihn eingegangen werden kann.


    Da freu ich mich für ihn, es besteht doch noch Hoffnung, dass diese Herumgeschraube und die Versche, ihn in eine Norm zu pressen, langsma mal aufhören und wirklich individuell auf ihn eingegangen werden kann. Da kannst hoffentlich sogar du mithelfen (siehe oben bei "sein eigenes Tun hinterfragen").


    Zitat

    Das macht mich total fertig. Ich bin einfach der Meinung, dass er ein sturer Bock ist und sich seines Handelns Konsequenzen gar nicht bewusst ist.


    Das scheint mir irgendwie ein Widerspruch. Wenn sich dessen nicht bewusst ist, wie kannst du das dann als "stur" interpretieren? Das setzt doch eine gewisse Reflexionsfähigkeit über das eigene Tun und Handeln voraus.


    Zitat

    Ich will ihm seine Zukunft nicht verbauen. Sonst ist er ein ganz Lieber, ausser wenn er aufstehen muss und in die Schule gehen muss. Oder wenn er abends zu Bett muss. Oder wenn wir oder Lehrpersonen irgendwas von ihm verlangen, was ihm nicht passt.


    "Lieb" bedeute für dich anscheinend: Befehle ohne Hinterfragen zu befolgen, nicht widersprechen, keine eigene Meinung haben, sich anpassen und ja keinen Ärger machen.
    Ich kenne das, in meiner Familie bzw dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, wird dieser Begriff auch so verwendet... nach all den Jahren, wo ich nun selbst Vater bin und dort hin komme zu Besuch, kommt mir immer noch die Galle hoch, wenn ich sehe wie respektlos der Umgang mit Kindern teilweise immer noch ist.


    Zitat

    Er ist einfach ein sturer Kerl der sich nicht gern was befehlen lässt.


    Warum sollte man sich denn etwas befehlen lassen?


    Zitat

    Was meint ihr? Was soll ich tun? Sollen wir uns einfach institutionalisieren lassen, die Diagnose Autismus akzeptieren oder können wir gegensteuern?


    Warum empfindet du eine Diagnose als "sich institutionalisieren lassen"?


    Zitat

    Wir möchten doch nur das Beste für unser Kind.


    Das hoffe ich doch.. und ich glaub dir das sogar auch.
    Bitte nicht falsch verstehen, aber: sogar die Leute bis ca zur Mitte des letzten Jahrhunderts haben ihre Kinder auf übelste geprügelt, WEIL sie sie geliebt haben und das Beste für sie wollten, weil sie dachten das sei gut für sie.

  • Hallo Silvio


    Ich hoffe ducksoup hat dir nicht gerade die Lust am Forum vermiest.


    Eure Geschichte tönt ähnlich wie unsere. Unser Sohn ist nicht ein ganz so grosser Verweigerer und in der Schule, wenn er mit dem Kopf auf dem Pult gelegen hat, hat er dennoch zugehört und alles mitgekriegt.
    Auch wir haben unser Kind zu verschiedenem gezwungen, denn das Leben ist keine "Rosinenpickerei". Er ist flexibler geworden und das hilft ihm, durchs Leben zu kommen. In einer Familie müssen alle aufeinander Rücksicht nehmen. Da können sich nicht immer nur die NTs den Autisten anpassen.
    Die Diagnose ist weiter nicht schlimm. Euer Sohn kriegt Hilfe in der Schule. Es muss ja nicht gleich eine Sonderschule sein. Wenn's passt, ist eine Integration in einer Regelklasse immer noch das Beste. Wem du die Diagnose weitergibst, ist ja euch überlassen.
    Ich glaube sowieso, dass du dich mit dem Thema auseinander gesetzt hast und im Innern bereits ahnst, dass das der Weg für euch ist. Sonst hättest du dich nicht hier im Forum gemeldet. Sobald die Diagnose steht und die Verarbeitung durch ist, ist das Ganze nicht mehr ganz soooo schlimm, wie im Moment. Egal was für eine Diagnose ihr auch kriegt. Es brauchen alle Zeit, um sich mit etwas Neuem zurecht zu finden.


    Viel Kraft wünsche ich dir
    Jris


    @ducksoup
    Du hast bei deinem Beitrag keine einzige positive Antwort gegeben. Bist du wirklich der Meinung, dass man einem 8 jährigen Kind immer seinen Willen durchgehen lassen muss und Silvio in seiner Familie so leiden muss?

  • @ducksoup
    Eigentlich erwartete ich hier eine Antwort auf die Frage, ob unser Sohn autistisch ist und nicht Anfeindungen, Mutmassungen, Unterstellungen und Beleidigungen.
    Aber es sei Dir verziehen; die eigene Realität verunmöglicht wohl eine normale Kommunikation mit Dir.


    @Jris
    Danke für Deine Antwort. Leider sieht es so aus, dass Silvio wohl nicht mehr in die "Regelklasse" wird gehen können, da die Lehrpersonen dort scheinbar nicht so flexibel sind, dass er die Unterstützung bekommt, die er bräuchte, um irgendwie mit den anderen Kindern mitzuhalten. Und das liegt eindeutig an seiner Verweigerungshaltung, mit der er ja bis jetzt sehr gut gefahren ist. Irgendwie verstehe ich ja die Lehrpersonen dass es so nicht geht. Und andererseits sträube ich mich gegen die kritiklose Übernahme der Diagnose Autismus. Er ist doch sonst ein normaler Junge, also sollte er doch mit acht Jahren irgendwie den Ernst der Situation zumindest im Ansatz erkennen können und seine Verweigerungen aufgeben. Ich denke schon, dass er das könnte; aber wieso macht er es nicht? Mir geht es einfach darum, dass er eine "normale" schulische und persönliche Entwicklung durchmachen darf bzw. soll - ohne Benachteiligungen aufgrund Fehlentscheiden von psychologischen Gutachtern und kritikloser Übernahme dieser Gutachten durch uns Eltern. Ohne Einschränkungen in seinem späteren Leben aufgrund Fehlentscheiden, die wir als Eltern einfach gutgeheissen haben. Deshalb hab ich mich hier angemeldet. Weil ich nicht weiss, ob diese Diagnose realistisch ist und weil die Konsequenzen daraus für unseren Sohn weitreichend sein werden.
    Danke für Deine Zeilen, Jris.

  • Ich habe dir in meinem Post einige Fragen gestellt, meistens Warum-Fragen, für mich zum Verstehen eie du auf solche Aussagen kommst und für dich um deine Grundansichten hinterfragen zu können.
    Magst du ein paar davon beantworten?
    Mir geht es nicht darum dich zu beleidigen (welchen Sinn hätte das?). Meine Grundaussage bzw "Antwort" auf deine Frage besteht darin, dass du schauen könntest oder solltest, welche deiner Ansichten einen Beitrag zu den Problemen mit (und für!) deinen Sohn leisten, anstatt ihm alles in die Schuhe zu schieben.

  • Jris, nein ich bin nicht der Meinung dass Kind alles sagen und machen darf was es will, sondern unsere Aufgabe als Erwachsene ist es, sie darin zu begleiten, jene schmerzhaften Grenzerfahrungen ( wenn etwas nicht geht oder man nicht darf etc) durchzustehen und ihnen liebevoll beizustehen. Das ist etwas anderes als sie von oben herab zu dressieren bis sie endlich einsehen oder zähneknirschend klein beigeben, dass das Leben "halt keine Rosinenpickerei" ist.
    Siehst du den Unterschied?

  • @ducksoup
    Warum sollte ich Deine Fragen beantworten? Du hast dir ja deine Meinung bereits beim Lesen meines ersten Posts gemacht. Mir geht es in erster Linie darum, die Fremd-Diagnose "Autismus" zu hinterfragen und sie nicht von vorneherein als gegeben hinzunehmen. Dir hingegen geht es scheinbar nur darum, unsere Erziehung in Frage zu stellen. Notabene natürlich ohne den geringsten Schimmer zu haben, wie wir unsere Kinder erziehen.
    Also werde ich nicht weiter auf deinen diffamierenden Post eingehen. Ich wüsste nicht, weshalb ich mich Dir gegenüber rechtfertigen sollte.

  • ducksoup


    Ich verstehe den Unterschied, da ich das mit der Diagnose unseres Sohnes alles erleben durfte. Ich war vorher mit meinem Latein auch am Ende und habe eher "dressiert". Heute gehen wir die Erziehung unseres Sohnes anders an. Darum bin ich auch froh über eine Diagnose und dass wir die Abklärung haben machen lassen.
    Diese Eltern sind aber neu mit Autismus konfrontiert und das wünscht sich keiner für seine Kinder. Damit muss man zuerst klarkommen und um das zu verarbeiten sind sie wohl im Forum gelandet.


    Silvio


    Du schreibst: "die Konsequenzen sind weitreichend." Das ist so, wenn die Diagnose gestellt wird. Silvio wird in der Schule die Hilfe bekommen, die er braucht. Egal in welcher Schule auch immer. Er kriegt aber keinen Stempel auf die Stirn, damit man ihm sein "Anderssein" von weitem ansieht. Er bleibt euer Sohn, den ihr liebt.
    Für euren Sohn wird es anders werden, denn sein Umfeld wird umdenken müssen. Er kriegt Hilfe, die er dringend benötigt. Daraus ergibt sich wahrscheinlich weniger Verweigerung und es wird für ihn besser werden.
    Für euch bedeutet die Diagnose ganz klar Mehrarbeit. Ihr werdet für das Recht eures Sohnes kämpfen müssen und auch Hilfe einfordern können. Ohne läuft es weiter so schräg, wie jetzt. Ihr werdet auch lernen, nein zu sagen, wenn es für euren Sohn besser ist, wie beim nächsten Badifescht.


    Kauft euch doch erst einmal ein Buch von Tony Atwood. Wenn du in den Beispielen darin deinen Sohn erkennen kannst, ist wohl eine Abklärung nicht ganz falsch. Ich verstehe deine Ängste. Ich wollte das für unseren Sohn auch nicht. Wir haben aber, ausser der Mehrarbeit für mich und meinen Haaren auf den Zähnen, mit der Diagnose das Richtige für unser Kind gemacht.


    Das Forum ist übrigens eine gute Sache. Man findet viel Gutes, solches das einem zu denken und Umdenken anregt.


    Wünsche euch einen schönen Tag
    Jris

  • Hallo Silvio


    Wir haben zwei Jungs mit Asperger, und bevor wir für sie die Diagnosen bekamen, wussten wir nicht mehr weiter. Auch wir fragten uns, weshalb die Jungs manchmal so stur sind, wir litten an den Streitigkeiten, die sich daraus dauernd ergaben und wir brauchten dringend eine Lösung für die Schulverweigerung des einen Jungen.
    Seit wir wissen, dass sie eine ASS haben, und wir uns beraten lassen und immer mehr im Thema auskennen, hat sich die Situation merklich entspannt. Wir verstehen unsere Kinder besser, wir können sie immer besser unterstützen und begleiten und - wie Jris gesagt hat - haben gelernt, auch für sie Nein zu sagen und ein Nein von ihnen zu akzeptieren, wie z.B. bei einem Badifäscht, ihnen aber auch Regeln und Grenzen zu setzen.
    Unser Alltag ist immer noch herausfordernd, aber nicht mehr so angespannt wie vor der Diagnose.


    Ich wünsche Dir ein gutes Wochenende
    Noa

  • Hallo Silvio
    Ob dein Sohn Autist ist oder nicht, kann ich dir nicht sagen. Ich kenne ihn ja nicht und ich bin keine Fachperson. Eine Diagnose auf Grund von einer Beschreibung zu bestätigen oder zu widerlegen finde ich schwierig.
    Die von dir beschriebenen Verhaltensweisen können absolut zu einem autistischen Kind passen, genau so gut aber zu einem nicht-autistischen.
    Entscheidend erscheint mir, dass ihr euch ja entschlossen habt, ihn psychologisch abklären zu lassen. Das heisst für mich, sein Verhalten war für euch, die Schule oder für ihn selbst wohl nicht mehr tragbar. Durch die Abklärung habt ihr auf eine Lösung gehofft. Nun haben sich Fachleute eine Meinung gebildet und eine Diagnose gestellt. Die kann richtig oder falsch sein. Wichtig ist jetzt, was ihr damit macht.
    Wenn ihr den Ärzten vertraut, wäre es für mich logisch, jetzt ihren Ratschlägen zum weiteren Vorgehen zu folgen.
    Wenn ihr denkt, dass sie falsch liegen oder nicht sicher seid, würde ich eine Zweitmeinung einholen und mich gleichzeitig selber weiter über Autismus informieren.


    In jedem Fall würde ich versuchen, mich von irgendwelchen Idealvostellungen zu lösen, denen dein Kind entsprechen muss. Das ist sehr schwierig, das weiss ich auch, denn man will ja nur das Beste für seine Kinder. Das Problem ist einfach, dass jeder Mensch anders ist und wir daher nur zu einem kleinen Teil wissen können, was wirklich das Beste ist für unsere Kinder. Je mehr wir ihnen zu höhren desto eher werden wir es verstehen. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob ein Kind autistisch ist oder nicht.


    Liebe Grüsse und ein schönes Wochenende!

  • @Silvio Dein Eingangspost hat mich gestern stark aufgewühlt und einiges an altem Schmerz und Trauer in mir wieder zum Leben erweckt. Dafür dass dies so ist, also dass Texte mich so bewegen können, kannst du nichts denn es liegt nicht an dir, meine Gefühle sind ja in meiner Verantwortung. Daher war auch meine erste Reaktion ziemlich überzogen, ich habe den vielen Mist den ich erlebt habe quasi voll auf dich projeziert. Dafür möchte ich dich um Entschuldigung bitten.

    Ansonsten möchte ich unterstreichen was die anderen zuvor geschrieben haben. Am besten mehr über das Thema an sich herausfinden (mal den Attwood lesen) und eine zweite Meinung zu deinem Sohn einholen, und hier und anderswo Erfahrungsberichte sammeln zum schauen, ob deine Angst vor einer "Institutionalisierung" realistisch oder unbegründet ist. Ich vermute sie ist unbegründet, habe aber leider keine eigene Erfahrung dazu (Mein Sohn scheint deinem zwar sehr ähnlich zu sein, wurde aber bisher nicht abgeklärt weil nicht dringend nötig, er geht nicht in die die Volksschule).


    Eines kann ich vielleicht noch beisteuern: Lass dir nicht einreden dass Autisten und NTs zwei separate Arten von Lebewesen seien, die grundsätzlich unterschiedlich funktionieren. Alle Menschen sind einerseits sich ähnlich und andererseits einzigartig - jeder hat seine Eigenheiten, Stärken und Schwächen. Diagnosen wie Autisimus oder anderes (ADS etc) sind einfach grobe Kategorien, deren Grenzen im Grunde beliebig sind. Es wird einfach definiert, wenn du in so und so vielen Feldern man keine, wenige, viele, starke Schwierigkeiten hast, das zusammen zählt in verschiedenen Untergruppen, und es überschreitet einen nach willkürlich bzw nach praktischen Gesichtspunkten definierten Grenzwert, dann spricht man von ASS. Das heisst nicht dass alle ASSler so sind, und auch nicht dass alle sogenannten NTs (die unter dem Grenzwert bleiben, aber eben genauso ihre diversen Rucksäcke zu schleppen haben) grundlegend anders seien.
    Falls dein Sohn die Diagnose Autismus tatsächlich bekommt, und auch Zweitmeinungen das unterstützen, dann nimm dies als Chance für ein Entwicklung hin zum besseren gegenseitigen Kennenlernen und Verstehen. Ich glaube, es kann euch dadurch praktisch nur besser gehen als bisher. (Ist aber auch nur eine Vermutung, die ich nicht belegen kann, aber die Posts der anderen User hier wie z.B Jris deuten darauf hin).


    Aloha

  • Danke für eure Antworten. Irgendwie ist man doch hoffnungslos überfordert, wenn man solch eine Diagnose des eigenen Sohnes bekommt. Insbesondere weil es überhaupt keine familiäre Vorbelastung gibt rechnet man doch nicht damit, dass die Sturheit des eigenen Kindes in Autismus begründet sein soll.
    Ich habe mich in den letzten Tagen seit wir die Diagnose bekamen stark mit dem Thema Autismus beschäftigt. Habe zwar noch keine Bücher darüber gelesen, aber im Internet wohl Dutzende Seiten abgegrast nach Informationen, Tests und Hintergrundwissen. Bezüglich Tests hab ich auch mal so einen Asperger-Online-Test gemacht, welcher aber eindeutig negativ ausgefallen ist. Scheinbar zeigt sich ja die Krankheit vielfach bereits im Kleinkind- und Vorschulalter - mal mehr und mal weniger. Unser Sohn jedoch war einfach schon immer sehr stur und starrköpfig. Die ganzen anderen Begleiterscheinungen treffen auf ihn überhaupt nicht oder wenn doch dann nur sehr geringfügig zu.
    Deshalb bin ich weiterhin der Meinung, dass ich noch mehr dazulernen muss und dass ich unbedingt den Draht, die goldenen Verbindung zum geistigen Silvio, intensivieren muss, um ihn und seine Verhaltensweisen besser zu verstehen. Er ist noch so kindlich für sein Alter, da ist es auch immer schwierig, mit ihm ein "vernünftiges" Gespräch zu führen. Er hat andere Dinge im Kopf als das Problem "Diagnose Autismus". Schon das Krankheitsbild ihm näherzubringen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Er würde es nicht verstehen, denn für ihn ist das einfach normal.
    Klar wird er in jedem Fall die schulische und persönliche Unterstützung bekommen die er braucht. Andererseits ist er, wenn wir jetzt falsch entscheiden, in seinem späteren Leben gebrandmarkt und wird uns vielleicht nie verzeihen, dass wir das taten was wir werden tun müssen. Das macht mir Angst und bereitet mir schlaflose Nächte.
    Danke für euer Mitgefühl. Es hilft, sich mit anderen auszutauschen die ähnliche Erfahrungen bereits hinter sich haben. Ich bin dankbar für Links zu Fragebögen und Autismus-Tests, welche wir mit unserem Sohn ausfüllen können um mehr Klarheit in den Sumpf der Vermutungen und Fremddiagnosen zu bringen.
    ducksoup: Du hast mich mit Deinen Worten sehr gekränkt und verletzt. Aber ich wusste, dass da von deiner Seite her mehr dahinter steckt. Ich wollte auch deshalb nicht auf Deine Provokationen eingehen.
    Ich nehme ich Deine Entschuldigung an.

  • Hallo Silvio
    Ich kann Deine Zweifel sehr gut verstehen. Manchmal denke ich immer noch, unser Sohn ist normaler als "die anderen", das sind die Sternstunden und der leichte Zweifel an der Diagnose, manchmal bin ich am Verzweifeln, was er gestern noch "verstanden" haben mag, ist heute wieder "das Problem".. Eine Achterbahn der Gefühle- nur nicht verrückt werden!
    Was wäre anders, wenn Euer Sohn "rehabilitiert" wäre mit keiner spezifischen Diagnose wie ASS?
    Bei uns war das so, dass unser heute 13j Sohn 8j. die Diagnose einer einfachen Aufmerksamkeitsstörung bekam, kurz darauf hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens und vor zwei Jahren die Aspergerdiagnose.
    Wir haben eine Schulodyssee hinter uns wie manche andere auch und stehen auch momentan gerade an.
    Tatsache ist, dass Diagnosen, die, wie bereits erwähnt wurde, nur grobe kategoriale Annäherungen sind und daher nur ein bestmöglicher Erklärungsversuch für die Abbildung der "Wirklichkeit" sein können, auch den Zugang geben zu Systemen, die hilfreich sein können, namentlich: die Übernahme der Heilungskosten bei Geburtsgebrechen, eventuelle Hilflosenentschädigung bei nicht entwicklungsgemässem Mehraufwand sowie Assistenzbeiträge oder gar ein Assistenzhund sowie in der Schulpflege muss aufgrund dieser Diagnose abgeklärt werden, wie Euer Kind angemessen ( nicht optimal!) geschult werden kann (ob das dann umsetzbar ist oder tatsächlich finanziert wird). Die Diagnose kann zur Euphorie ( endlich eine Erklärung, ein Ansatz) oder zur Verunsicherung bis Depression (auch beim Kind) oder zu Wut etc. führen. Sie ermöglicht auch, jenseits der eigenen bisherigen Erklärungsmodelle Ansätze zu entwickeln, die mehr Entwicklung zulassen als "Dressur". Bei uns war das alles so, bis zur ASS-Diagnose habe ich mehr "gerudert" ( obschon ich Verhaltenstherapeutin bin), die Erfolge stellten sich nicht wirklich ein. Gerade jemandem vom Spektrum kann ich am besten unterstützen, wenn ich versuche, möglichst konsequent, aber dennoch flexibel zu sein ( das ist kein Widerspruch), weil deren ( und nicht nur deren) Erlebnishorizont anders sein könnte als meiner. Es bleibt eine Gradwanderung zwischen Forderung und Flexibilität.
    Zur Stigmatisierungs- und Sonderschulangst ( die ich teile): Er wird ohnehin stigmatisiert durch sein Verhalten, nicht durch eine Diagnose. In den kommunalen Sonderschulen und den Privatschulen mit heilpädagogischem Angebot hat es meist mehr Verständnis für und fachlich adäquaten Umgang mit den spezifischen Problemen der Kinder, das aber auch mit Grenzen und es hat oft einen kleineren Rahmen und besseren Betreuungsschlüssel, wovon Euer Sohn profitieren und sein Potential realisieren könnte. Sind sie schulpflegerisch zugewiesen, können die Kinder auch nicht so leicht "rausgeschmissen" werden wie bei reinen Privatschulen, weil die Schulpflege als Behörde den Auftrag gegeben hat und sich die aufnehmenden Schulen gut überlegen, ob das verhebt. Jede Schule würde in der Regel nur vorerst für ein Jahr bewilligt, weil das Ziel immer die Reintegration ist, also müsst ihr weniger Angst haben, dass Euer Sohn behördlich auf immer und ewig auf der speziellen Schule bleibt und wenn doch, vielleicht stellt sich das Im Verlauf als förderlicherer Weg heraus.
    Ob Ihr als Eltern einen unverzeihlichen Fehler macht, der Euch mal vorgeworfen werden könnte?
    Das kann mit oder ohne Diagnose, mit oder ohne spezielle schulischen Massnahmen der Fall sein.
    Wichtig ist, dass Ihr zu Eurem Kind steht, wie es ist, es braucht gerade jetzt Eure ganze Liebe und Zuwendung, auch wenn es, weil auch seine ganze Welt zusammenfällt, vielleicht noch schwieriger als sonst zu handeln ist.
    Falls Euch die Diagnose Sinn macht, steht dazu. Es ist nicht einfach, sich eingestehen zu müssen, dass man ein behindertes Kind haben könnte, aber es könnte auch einen Schutz für das Kind darstellen. Und es ist etwas sehr Privates- Ihr und Euer Sohn entscheidet, wer das Vertrauen verdient, darüber zu informiert werden. Und- es gibt Entwicklungsspielraum, das sehe ich täglich als Therapeutin, das motiviert mich ungemein, die Diagnose sagt noch nichts über die Funktionsfähigkeit und die Stärken eines Betroffenen aus. Aber Ihr werdet Euch in Geduld üben müssen ( ist nicht meine Stärke), Euch über kleine Erfolge freuen und immer wieder Hoffnung und Inspiration schöpfen ( hoffentlich kommt das nicht als Gesülze rüber).
    Viel Kraft und Ausdauer!

  • @cassiopeia
    Gesülze? Nein, bestimmt nicht. Vielen Dank für Deine Worte. Das motiviert mich jetzt gerade, mal über den Horizont zu blicken und auch die guten Seiten einer "Sonderbehandlung in der Schule" zu erkennen. Natürlich stehen wir jederzeit hinter unserem Sohn, von Anfang an. Und alle Entscheidungen, die wir treffen, sollten zum Besten für ihn sein. Das war von allem Anfang an klar (sonst hätte ich mich ja kaum hier angemeldet).
    Irgendwie habe ich immer noch die Hoffnung, dass er es irgendwann erkennt, dass er sich "zusammenreissen" muss, dass er die Forderungen der Lehrpersonen (und auch unsere) erfüllen muss bzw. die Bereitschaft dazu entwickeln muss, diese zu erfüllen. Wenn er das nicht schafft werden wir den Weg mit der Spezialschule gehen müssen. Eine Privatschule kommt nicht in Frage, das würde unsere finanziellen Möglichkeiten bei weitem sprengen.
    Danke für Deine Worte, Cassiopeia.

  • Hallo Silvio,
    ich kann Dir nachfühlen. Die Zeit der Diagnose oder nicht Diagnose ist eine stürmische und belastende Zeit. Die Auseinandersetzung und das Akzeptieren braucht viel Kraft. Macht man sich dann aber auf den Weg und findet Lösungen für das Kind, tun sich viele Felder auf. Man trifft Eltern, denen es ähnlich geht, kann sich austauschen, fühlt sich dann auch verstanden und kann etwas aufatmen. Es wichtig, dass Ihr für Euren Sohn die bestmögliche schulische Lösung findet, vorallem dass er sich aufgehoben und akzeptiert fühlt. Dies wird ihm helfen, sich zu öffnen und auch kooperativer zu werden. Das mit dem "Zusammenreissen" ist ja ein auch bei uns ein Dauerthema, nur geht geht das "Zusammenreissen" mit diesen Voraussetzungen nicht so einfach. Unser Sohn sieht es jedenfalls oft anders und dafür kann er nichts. Dies zu Akzeptieren und damit umzugehen ist ein dauernder Seiltanz.
    Ich wünsche Dir viel positiven Power für die weiteren Schritte. Du wirst sehen, es tun sich auch viele ungeahnte positiven Kontakte auf. Alles Gute.
    Snoopy

  • Zusammenreissen? Wozu? Wofür?
    Lieber Silvio, ich verstehe schon, was du meinst. Doch bin ich mir wirklich nicht sicher, ob ein achtjähriges Kind die Tragweite für eine mehrjährige Perspektive über eine ganze Schulzeit schon erfassen kann - geschweige denn mit ASS. Dies meine ich nicht im stigmatisierenden Sinne sondern mit meiner Erfahrung, dass es da eine noch viel grössere Motivation für irgend eine Entscheidung braucht, als es schon bei neurotypischen Kindern (Menschen) benötigt. Und oft ist diese Motivation noch an eine vertrauensvolle Beziehung geknüpft, um überhaupt auf etwas Neues oder Unbekanntes eingehen zu können. Entstehen bei einer solchen Entscheidung noch Verwirrung, Druck, Unsicherheiten oder Widersprüchlichkeiten im Aussen ist vielfach schon der Weg eingeschränkt oder ganz versperrt.


    Noch ein anderer Gedanke, den ich als schulische Heilpädagogin öfters Eltern mit auf den Weg gebe: Grundsätzlich haben die Eltern die Verantwortung über solch tiefgreifende Entscheidungen wie das Einholen einer Diagnose, Wahl der Schule, Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Stellen. Sie dürfen und sollen diese nicht dem Kind überlassen oder sie ihm aufbürden, dazu ist es in diesem Alter einfach noch nicht fähig. Das heisst nicht, dass die Meinung des Kindes ausser Acht gelassen werden soll. Doch es soll nicht die Verantwortung dafür tragen.
    Entstehen solche Situationen dennoch, hadern die Eltern (verständlicherweise) meistens noch selber sehr und haben dabei (zu) wenig oder keine Unterstützung. Was leider meistens der Fall ist.

  • Das sieht sehr nach Autismus aus. Der bekannte Psychiater Professor Dr. Andreas Eckert hat anlässlich eines Referates gesagt, die Mehrheit der autistischen Menschen seien eben NICHT geistig behindert. Darum ist ein IQ im durchschnittlichen Bereich keinesfalls ein Ausschlusskriterium einer etwaigen Autismus-Diagnose.
    Meiner Meinung nach, ist eine sauber durchgeführte Diagnose für ein späteres Leben auf jeden Fall besser.
    Ich selber wurde nicht meinem Verstand entsprechend gefördert und konnte, nur dank meiner guten Intelligenz, trotzdem schliesslich in die Regelschule gehen. Den Schulstoff hierfür erlernte ich vollkommen autodidaktisch.
    Was das ziemliche Worst Case hierbei bedeutet, ist wenn man autistische Kinder anthroprosophisch unterrichten lässt. Die okkulte Lehre von Rudolf Steiner hindert ein autistisches Kind am lernen des Schulstoffes.
    Wenn man ein Kind unbedingt alternativ beschulen lassen möchte, gibt es immer noch die Montessori-Schulen.
    Mittlerweile gibt es gute Hilfs- und Lehrmittel speziell für autistische Kinder und Jugendliche.

  • Danke für eure Inputs, Anregungen und Meinungen. Mittlerweile haben viele externe und interne Abklärungen sowohl bei der momentanen Schule (Kinderpsychiatrische Therapiestation und Tagesklinik) als auch mittels Autismus-Fragebögen (sowohl seitens der Schulpersonen als auch durch uns ausgefüllt) ergeben dass bei unserem Sohn eine autistische Gegebenheit (ich schreibe absichtlich nicht "Störung") mit Einflüssen von ADS vorliegt.
    Im Moment laufen die Abklärungen, damit unser Liebling in eine Spezialschule in unserer Umgebung gehen kann, wo er individuell betreut wird. Auch haben wir irgendwie widerwillens eingewilligt, dass ihm versuchsweise Ritalin-Tabletten gegeben werden, damit er sich besser konzentrieren kann. Habt ihr denn Erfahrungen mit Ritalin? In zwei, drei Wochen wird er dann, so alles klappt, am neuen Ort zur Schule gehen können (Mariazell, Sursee). Wir wollen ihn aber natürlich trotzdem bei uns haben - er wird morgens bei uns abgeholt und abends wieder zu uns gebracht. Diese alternativen schulischen Angebote laufen jeweils für ein Jahr - dann wird wieder abgeklärt, ob er andernorts schulisch weiterbetreut werden kann. Wir hoffen einfach, dass wir das Richtige für ihn tun.

  • Hallo Silvio
    Ich war anfangs auch gegen Methylphenidat ( Inhaltsstoff von Ritalin und anderen Medis) oder MPH, aber ich musste dann abwägen, ob unser Sohn gleich von der Schule fliegt oder später ( auch eine "softe" Indikation zur Medieinstellung."ja, wenn er ADHS hat, da muss man doch was machen"..), leider hatten die Wogen bis dahin so hoch gekocht, dass wir noch in der Medikamenteneinstellungsphase das Misstrauensvotum seitens der Schule gestellt bekamen- wir hatten den Eindruck, dass in der emotional belastenden Situation das Ritalin nicht eindeutig evaluiert werden konnte - er weinte viel, klagte über Kopfweh und der Appetit blieb nach der Einnahme den ganzen Tag weg und in den 3 Monaten danach ohne Schule konnte ich auch nicht feststellen, ob es wirkte, weil ja der belastendste Faktor bzw. die Testsituation nicht mehr gegeben war, so dass ich Ritalin nicht weiter abgab. Die Einnahme war in der Ganztagesschule auch nicht zu machen- von: "wir geben keine Medikamente ab "bis "oh wir haben es vergessen.", erschwerte die Evaluation auch.
    In der anschliessenden privaten kleinen Schule fand die heilpädagogische erfahrene Lehrkraft es trotz schwieriger Situationen nicht notwendig, dass unser Sohn MPH einnahm. Erst als ich ziemlich erschöpft ein Freizeitlager in Norddeutschland für Kinder u Jugendliche mit ADHS und Aspergersyndrom buchte, riet mir die behandelnde Psychiaterin, es mit Concerta ( MPH als 12-Stünder-Dosis) zu versuchen. Der Freizeitlagerleiter nahm die Medikamente in Empfang und ich teilte ihm mit, dass unser Sohn erst seit einer Woche das Concerta erhalte und es noch nicht evaluiert sei. Gerne wollte er unseren Sohn beobachten und meinte, ich solle mir keine Sorgen machen, das ADHS sei kein Problem und wegen der Aspergersyndrom gebe er mir Rückmeldung..ich war von den Socken, dass er das so einfach behauptete. Er zuckte nur mit den Achseln, er habe soviel mit diesen Jugendlichen zu tun. Das zog dann zurück in der Schweiz die Autismusabklärung nach sich Zurück in der Schule wollte unser Sohn das Medikament beibehalten, weil er sich besser konzentrieren und besser emotional kontrollieren könne, obwohl wir Eltern und die Lehrerin nichts davon merken, ausser, dass der Appetit weg ist, was wir aber so lösen, dass das Frühstück und das späte Abendessen gewaltig sind. Mittags isst er nichts und zum Trinken muss er angehalten werden oder er mutiert abends zum Kamel. Und am Wochenende, an kurzen Schultagen und in den 13 Wochen Ferien nimmt er es nicht, weil dann seine Tagträume und Kreativität weg seien..
    Das Gute ist, dass er die Wirkung recht rasch spürt und es auch schnell wieder aus dem Körper draussen ist und vielleicht hat ja Euer Sohn auch seine eigene Meinung dazu, wenn er es probiert.
    Leicht fällt das niemandem- immerhin ist es ein Betäubungsmittel und für den Grenzübertritt sollte man immer eine ärztliche Bestätigung mit sich führen- aber wenn es einen Nutzen bringt, bis er selber Strategien entwickeln kann, wie er es ohne Medikamente schaffft und auch mal Erfolgserlebnisse hat..
    Ihr werdet sicher die Entscheidung gemeinsam fällen können, wenn ihr mehr Erfahrungswerte sammeln konntet.
    Alles Gute,
    Cassiopeia

  • @Fritz
    Ich weiss zwar nicht, wieso du der Meinung bist. dass Autisten in der Steiner Schule nicht gut aufgehoben sind, aber ich habe die gegenteilige Erfahrung gemacht. Mein Sohn durfte wegen seinem Verhalten bereits nach sechs Wochen den Kindergarten nicht besuchen, er war nicht mehr erwünscht. Danach folgte die Vorschule und danach stand von Behördenseite her ein Heim zur Diskussion, da ihn die Regelschule nicht haben wollte. Also habe ich ihn bei der Steiner Schule angemeldet. Und in der hat er nun diesen Sommer erfolgreich die zwölfte Klasse abgeschlossen. Erst vor wenigen Wochen bekam er nun die Diagnose hochfunktionaler Autismus. Zu spät für Förderungen im Kindesalter. Aber immerhin fand er in der Steiner Schule die Zeit, den Raum und das Verständnis, sich und seine Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
    Erzählst du mir, wie du zu deiner Meinung gekommen bist? Würde mich isehr nteressieren.
    Gruss, Mary