home schooling/ Hausunterricht

  • Hallo Community!
    Nach 4 Tagen in der neuen Oberstufe ( Privatgymnasium, Kleinklasse ) wurde die Schulung unseres 13j. Sohnes vorgestern in gegenseitigem Einverständnis aufgelöst und es steht die schulpflegerische Lösung in der Sonderschule an.
    Alternativ bin ich (wieder einmal) über homeschooling oder Hausunterricht als Alternative "gestolpert".
    Die gesellschaftlich geforderte Anpassung an eine Institution mit Bildungsziel " Sozialisation des Kindes" ist nach unseren Erfahrungen zunehmend fragwürdig geworden, da sie einseitig die Anpassung des Kindes mit Asperger fordert und eine zunehmende zero-Toleranz für Andersartigkeit vermittelt. Die normotypen Hänseleien, weil er anders ist, die seine Privatsphäre überschreitenden und für ihn bedrohlichen Handlungen der Mitschüler, die in den strukturlosen Zeiten ( Pausen, Kantine, Umkleide) ohne pädagogische Führung in der Institution Schule stattfinden, werden höchstwahrscheinlich auch in der Sonderschule weiter gehen, da sie zur Gruppendynamik gehören und eine lückenlose Begleitung unrealistisch ist und eine (auch Asperger-) adäquate Aufarbeitung von Konflikten ( auch als Entwicklung vom System Klasse, Schule) nicht vorgesehen ist.
    Unser Sohn konnte in den letzten Jahren lernen, zu sagen, dass er das nicht möchte und sich zurück ziehen. Leider wurde dies nicht respektiert und es kam zu einem Wutausbruch, was natürlich nicht akzeptabel ist und weiterhin ein Verbesserungsziel, aber ein längerer Prozess ist.
    Da viele Asperger mit zunehmender Reife eine kognitive Lösung für ihre sozialen Interaktionsprobleme finden, ist für uns wichtig, dass er in der Zwischenzeit nicht weiter traumatisiert und marginalisiert wird, sondern seinen Bildungsinteressen wie jedes andere Kind nachgehen darf. In der Sonderschule würde er zudem das Sonderschulzeugnis bekommen, was ihn auf eine Schiene bringt, die ihn weiter marginalisiert.


    Hat jemand Erfahrung mit home schooling oder kennt jemanden damit?
    In unserem Kanton (ZH) muss es anscheinend jemand mit Lehrerausbildung sein und evtl. ist es nicht in der Oberstufe zulässig. Ich habe keine, würde es mir für die meisten Fächer zutrauen, die Schulung selber zu übernehmen, ausser für Mathe, so dass ich dort punktuell eine Lehrperson bräuchte. Wie wird die Überprüfung der Bildungsziele gehandhabt?
    Unser Sohn zieht diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht, weil ihn die sozialen Interaktionserfahrungen (nicht nur) in den 4 Tagen sehr belastet haben und er einem erneuten Schulschnuppern angespannt entgegen steht.
    Wir würden in Betracht ziehen, in benachbarte Kantone ( AG, TG, SG, SZ, BL, BS) zu zügeln, wenn wir dort home schooling, von den Behörden relativ ungestört, ohne grössere Auflagen machen könnten.
    Vielen Dank für Rückmeldungen!

  • Ich kann dir später evtl noch mehr dazu schreiben wenn ich mehr Luft habe, aber hier mal nur soviel:


    In ZH kannst du diese Option vergessen in deiner Situation (ohne Lehrpatent), der Aargau dagegen ist das Paradies für Homeschooler, gefolgt von Bern (allerdings musst du in Bern eine Lehrperson finden, die dich offiziell betreut).


    Kennst du www.bildungzuhause.ch ? Solange du nicht Freilernen machen möchtest, wäre das die erste Adresse für dich für Infos, Vernetzung und Unterstützung. Am 10.September ist übrigens das jährliche Treffen (Bildungs- und Sporttag, dort könntest du dich prima austauschen mit anderen Homeschoolern).

  • Herzlichen Dank für die wertvollen Infos, ducksoup- ich bin am Anfang meiner heutigen Recherche auch auf den link gestosssen und werde baldmöglichst weitersurfen, wenn ich mehr Luft habe :D und werde mich wg Teilnahme am 10.9. erkundigen.
    Danke auch für Dein Angebot weiterer Infos- ich hab ja einstweilen mal was zum Kauen..

  • Hallo Community
    Zum Homeschooling im Kt.ZH:
    Man kann sein Kind/ seine Kinder ein Jahr lang während der gesamten obligatorischen Schulzeit ( Kiga bis 3.Sek) ohne Lehrerdiplom zu Hause unterrichten. Das ist nur melde- nicht bewilligungspflichtig. Danach ist eine diplomierte Lehrperson notwendig.
    Die Aufsicht der Privatschulen im Volksschulamt ist sehr freundlich und informativ.
    Wir hatten Bedenken, dass die Schulpflege, welche Sonderschulbedürftigkeit festgestellt hatte, wegen der obligatorischen Schulpflicht Handhabe hätte, das Kind im Schnellverfahren irgendeiner weit entfernten Sonderschule mit freiem Platz zu zuweisen, ohne dass wir uns erst mal vom Schock des Rausschmisses erholen und geordnet selber nach einer guten Anschlusslösung suchen können. Da wir bereits im 2. Schuljahr vor derselben Situation standen und unseren Sohn damals 2 Monate im homeschooling hatten, stehen uns jetzt noch 10 Monate zu. Selbst die obligatorischen Schulbücher haben wir jetzt kostenlos bestellen können, sie stehen jedem Schulkind zu, auch denen, die zu Hause geschult werden. Also vorerst kein Umzug nötig, was Ressourcen spart.

  • Das ist aber super zu hören...obwohl...ist das nicht ein Ding der Unmöglichkeit, sein Kind selber zu unterrichten? ich bin schon nach 30 min. Instrument üben mit ihm komplett am Rand...aber ich lese hier auch gerade mit das mir die Tage meines Sohnes in seiner Klasse gezählt vorkommen...

  • Ich kann dir später evtl noch mehr dazu schreiben wenn ich mehr Luft habe, aber hier mal nur soviel:


    In ZH kannst du diese Option vergessen in deiner Situation (ohne Lehrpatent), der Aargau dagegen ist das Paradies für Homeschooler, gefolgt von Bern (allerdings musst du in Bern eine Lehrperson finden, die dich offiziell betreut).


    Kennst du www.bildungzuhause.ch ? Solange du nicht Freilernen machen möchtest, wäre das die erste Adresse für dich für Infos, Vernetzung und Unterstützung. Am 10.September ist übrigens das jährliche Treffen (Bildungs- und Sporttag, dort könntest du dich prima austauschen mit anderen Homeschoolern).


    Ist eine tolle webseite, die animiert und inspiriert. Ich geh auch zum Treffen am 10.9.
    Aber ehrlich- als mein Sohn in der 2. Klasse bei mir im homeschooling gemeldet war, hab ich auch das Handtuch gestreckt und ihn gern in die 3x3 Schule abgegeben- erst seit der Vorbereitung auf die Gymiprüfung hat das Lernen mit ihm auch mal Spass gemacht.

  • Hallo zusammen


    Mich würde interessieren, ob jemand die Erfahrung gemacht hat, dass die Kinder in der Schule noch etwas anderes als den eigentlichen Schulstoff gelernt haben (oder auch ihr selber, als ihr Kinder wart). Oft hört oder liest man ja, dass der Schulbesuch auch wichtig für das Sozialverhalten der Kinder sei. Ich mache aber die Erfahrung, dass Schule vor allem Stress bedeutet. In erster Linie für die Kinder aber auch für die Eltern. Als Beispiel: Die Tochter unserer Nachbarn ist 10 Jahre alt. Sie kommt in der Schule eigentlich gut mit, ist aber nicht besonders sportlich. Von den Lehrern wird sie und die Mutter unter Druck gesetzt, dass sie doch jetzt endlich schwimmen lernen muss usw. Deswegen geht sie jetzt auch nicht mehr wirklich gerne in die Schule.


    Oder auch als ich noch zur Schule ging, war es für mich eigentlich nur eine riesen Belastung. Mit dem Schulstoff kam ich zwar meistens gut mit, aber das ganze Drumherum stresste mich extrem. Was macht man z.B. während der Pause? Wie muss man sich verhalten, damit die anderen einen nett finden? Ständig ändernde Strukturen der
    Schulstunden (Projektarbeiten, Lernwerkstätte usw.), alle paar Monate wurde wieder die Sitzordnung verändert, für die einen Stunden musste man in andere Räume wechseln. Lange Zeit hatte ich auch grosse Mühe damit, mir zu merken, wann welche Stunde dran war, welche Bücher man dazu bereit haben musste usw. Oft war ich überrascht, dass schon Schulschluss war. Also im Grossen und Ganze war die Schulzeit für mich eigentlich nur ein riesen Chaos, das man irgendwie überstehen musste. Weil ich aber eben mit dem Schulstoff mitkam, fiel das niemandem wirklich auf. Freunde hatte ich nicht wirklich. Jedenfalls nie lange. In dem ganzen Durcheinander schaffte ich es nicht, Kontakte aufrechtzuerhalten. Und mir war auch überhaupt nicht klar, wie das gehen sollte. Gleichzeitig merkte ich aber durchaus, dass das bei den anderen Kindern nicht so war. Die trafen sich nachmittags noch zum Spielen, luden sich zu Geburtstagspartys ein usw. In der Pause spielten sie zusammen. Ich stand meistens daneben. Und wenn das zehn Jahre lang so läuft, ist das nicht gerade förderlich für das Selbstbewusstsein.


    Aber auch bei den anderen Kindern, hatte ich nicht das Gefühl, dass sie jetzt neben dem Schulstoff irgendetwas wichtiges in der Schule gelernt hätten. Die meisten hatten ja noch Hobbys (Vereine, Chor, Pfadi usw.) und dort hatten sie ihre eigentlichen Freunde. Für solche Aktivitäten fehlte mir die Energie. Ich war jeweils nur froh, wenn ich zu Hause schnell die Hausaufgaben erledigen konnte und dann nichts mehr tun musste. Nun finde ich aber Hobbys eigentlich etwas sehr wichtiges, gerade auch für Kinder. Dort hat man die Gelegenheit Andere zu treffen, die die gleichen Interessen haben und ich habe das Gefühl an solchen Orten entstehen eher Freundschaften. Zudem ändern sich die Gruppen mehr als in der Schule. Dort bleiben die Klassen über Jahre die gleichen und Strukturen und Rollenverteilungen sind festgefahren. Es ist sehr schwierig dort eine zweite, dritte oder vierte Chance zu erhalten.


    Mich würde nun interessieren, was ihr für Erfahrungen damit gemacht habt. Dies weil unsere Tochter eigentlich im Sommer in den Kindergarten müsste, wir uns aber überlegen, sie zu Hause zu unterrichten. Sie geht jetzt in die Spielgruppe und das läuft soweit eigentlich gut. Wobei gut heisst, dass sie gerne hingeht und nicht stört. Sie geht gerne dorthin, weil sie die Spielgruppenleiterin sehr mag. Mit den anderen Kindern spielt sie eigentlich nicht oft. Meistens ist sie für sich alleine, was ja auch in Ordnung ist. Aber eben sie lernt dadurch, dass sie in der Spielgruppe ist, wie man sich mit andern Kindern verhalten soll.


    Den Schulstoff zu Hause zu erarbeiten finde ich persönlich jetzt vor allem für die ersten Jahre kein Problem, vor allem wenn ich bedenke, dass man ja eh von den Eltern erwartet, dass sie täglich mit den Kindern die Hausaufgaben machen. Und wenn ihr der ganze Stress von der Schule erspart bleibt, kann sie stattdessen ihren Hobbys nachgehen und dort in Kontakt mit anderen Kindern sein.


    Liebe Grüsse

  • Hallo Pinguin


    habe ich das richtig verstanden, eure Tochter würde (erst) in den KiGa kommen? Ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen, dass die Welt für mich im KiGa noch ziemlich in Ordnung war. Klar, auch da war ich Einzelgängerin. Aber der KiGa war immer extrem strukturiert und es gab so 'freie Zeiten' in denen man machen / spielen durfte, was man gerade wollte. Ich habe viel gemalt und @Legos zusammengebaut. Zudem
    habe ich (vielleicht auch erst im Nachhinein gemerk), wie wichtig der Schulweg für das erlernen der sozialen Kompetenzen war. Da waren dann auch nicht mehr so viele Kinder aufs mal sondern eins oder zwei und als übungsfeld war das super.
    In der spielgruppe war ich nicht. Hat irgendwie nicht funktioniert...:-)
    In der Schule war ich weiterhin Einzelgängerin und sozial über- und im Lernstoff unterfordert. Ich habe auch nicht verstanden, für was Pausen gut sind- ausser dafür, mich aus dem Konzept zu bringen und den Ablauf zu stören. Aber trotz allem, ich würde (mit ein paar Anpassungen) wieder in die reguläre Schule. Mit Anpassungen meine ich zB die Möglichkeit, mich in der Pause im Klassenzimmer aufhalten zu dürfen oder in die Bibliothek zu gehen.
    Um Pausen bitte zu dürfen und nicht blödsinn zu machen damit ich vor die Tür muss um so zu meiner gebrauchten Ruhe zu kommen.
    Ich weiss nicht, aber ich kenne ein paar Lehrer/-innnen die des sicher möglich gemacht hätten, wenn das den Kindern einen regulären und einigermassen ertragbaren Schulalltag ermöglicht hätte. Leider sind mittlerweile alle nicht mehr als Lehrer tätig!
    Es gibt ja je nach Gemeinde auch div. Klassengrössen und Unterrichtsphilosophien.
    Meiner Meinung nach sollte Home-Schooling die letzte Option sein.
    Mich denke ihr habt jetzt noch Zeit, euch umzuschauen nach einer geeigneten Schule (Regelschule, Integrative Schule, Montessori, Steinerschule, Privatschule...)
    Lasst euch Zeit und vielleicht zeigt sich im
    KiGa wie 'geeignet ' eine normale Schule ist oder auch nicht.
    Viel erfolg!

  • Liebe Emma
    Vielen Dank für deine Rückmeldung :-)
    Ja genau unsere Tochter soll nach den Sommerferien in den Kindergarten. Privatschulen haben wir auch überlegt und auch die eine angesehen. Nur geht das leider bei uns nicht, entweder die Schulen sind zu weit weg oder dann viel zu teuer. Das wäre je nach dem für mich/uns auch eine Alternative gewesen. Die haben da teilweise interessante Konzepte und ich denke, da ist es sicher ein Pluspunkt, wenn Kinder diese Schulen besuchen können. Dort kann man je nachdem wirklich auch Dinge lernen, die man sonst nicht lernen kann. Aber eben geht vorläufig nicht. Und bei der öffentlichen Schule fehlt wir halt irgendwie die Begründung, warum ich sie dorthin schicken soll. Für uns als Familie würde ein Kindergartenbesuch ziemlichen Stress bedeuten. Schon nur dass sie immer pünktlich da wäre und dann am Mittag pünktlich essen können, wäre wohl ständig ein Kampf. Dann noch Elternabende, Schulausflüge usw. Später dann mit einem müden Kind noch Hausaufgaben machen. Ich bin ganz deiner Meinung, dass man es mit einigen Anpassungen schon erträglich machen kann. Und die allermeisten werden die Schule schon überstehen. Nur weiss ich nicht, wozu es gut sein soll. Irgendwie sehe ich halt einfach kein wirkliches Argument für die Schule. Nur weil es alle so machen? Weil es 'normal' ist? Aber wenn man eine Privatschule besucht ist es ja auch nicht 'normal' oder? Erträglich ist zwar ok, aber ist es nicht schade, wenn die meiste Zeit der Kindheit nur erträglich ist?
    Liebe Grüsse