Unser Sohn (15 J.) trifft sich gerne mit Freunden. Wenn er abmachen will, ruft er seine ehemaligen Klassenkameraden bei uns im Dorf an, bis er jemanden findet, der Zeit und Lust hat. Am liebsten geht er mit ihnen Velo fahren, zum Beispiel im Wald auf dem Vita Parcours, weil es ihm Spass macht, über Wurzeln und im Dreck zu fahren (mit uns Eltern auf den regulären Velowegen ist es bedeutend langweiliger…).
In den Weihnachtsferien hat er mit einem ehemaligen Schulfreund bei uns zu Hause abgemacht, wusste aber nicht so genau, was sie spielen sollten. Der Freund hatte jedoch vorgesorgt: Nach einer Runde Velofahren holte er das Spiel „Was bin ich?“ hervor und spielte es geduldig mit unserem Sohn — und wies ihn auch mal freundschaftlich zurecht, wenn er sich nicht an die Regeln hielt.
Ich hatte mich derweil in den oberen Stock zurückgezogen, hörte die beiden lachen und sich necken. Nach einem Zvieri führte der Freund dann sein Weihnachtsgeschenk vor: eine Drohne. Unser Sohn war begeistert und durfte sie sogar mal selber steuern. (Der Wunsch für das nächste Geburtstagsgeschenk war geboren…)
Was braucht es, damit ein solch positives Zusammensein möglich ist?
Von unserem Sohn ist Mut und Selbstvertrauen gefordert - er muss den Mut haben, seine Freunde zu kontaktieren, auch Absagen hinzunehmen und ein anderes Mal wieder anzurufen oder ein SMS zu schreiben. Es braucht zudem Flexibilität — eine grosse Herausforderung für ihn —, um auf Spielideen des Gegenübers einzugehen und von den eigenen Plänen abzuweichen.
Vom Freund ist Offenheit, Geduld und Humor gefragt, und auch das Wissen, dass er nicht bei allen von unserem Sohn geplanten Aktivitäten mitmachen muss, wenn er nicht möchte — ein „Nein“ soll auch möglich sein.
Allgemein hilft es uns sehr, wenn wir offen über die Bedürfnisse unseres Sohnes informieren. Damit nehmen wir uns einerseits selbst den Druck weg, dass unser Sohn möglichst „normal“ und „unauffällig“ rüberkommen soll. Das ist entlastend für die ganze Familie.
Anderseits können wir unser Umfeld informieren, was unserem Sohn am besten hilft, welche Situationen schwierig sind für ihn etc. Bei Einladungen beispielsweise wissen wir gerne im Voraus, was es zu essen gibt, wer sonst noch eingeladen ist, wie lange der Apéro dauert und wann der Hauptgang beginnt etc. Oder wir können darauf hinweisen, dass unser Sohn gerne einen Stuhl für sich „reserviert“, auf den sich niemand sonst setzen darf — denn es gibt ihm Sicherheit, einen festen Platz für sich zu haben. So können wir ein Stück weit dafür sorgen, dass die Sozialkontakte für unseren Sohn positiv verlaufen und er sich auf weitere Besuche, Einladungen etc. freut.
Wir treffen in unserem Bekannten- und Freundschaftskreis auf viel Goodwill, Verständnis und Rücksichtnahme — gerade weil wir (so glaube ich jedenfalls) durch die offene Information den anderen die Möglichkeit geben, auf unseren Sohn einzugehen. Es gibt aber natürlich immer wieder schwierige Situationen, sei es aufgrund kurzfristiger Planänderungen, unerwarteter Situationen, zu viel Trubel oder weil wir Eltern uns nicht getraut haben, die Bedürfnisse unseres Sohnes genügend klar anzumelden. Aber wir bleiben dran… denn auch als Familie möchten wir unser Sozialleben weiter pflegen!