Hallo Ostwind
Deine Geschichte hat mich irgendwie beschäftigt. Ich möchte dir jetzt unsere erzählen und dann noch die einer Bekannten.
Unser Sohn hat die Diagnose Asperger. In der 4 Klasse ist er bei der Schuluntersuchung mit dem Gehör aufgefallen. Wir mussten das bei einem Ohrenarzt abklären lassen. Fazit Mittelschwerhörig! Der Ohrenarzt hat uns gesagt, wir machen keine Hörgeräte, da das bei Kindern (den anderen) schlecht ankommt. 2 Jahre später habe ich mir eine Zweitmeinung bei einem speziellen Ohrenarzt für Kinder (hatte keine Ahnung, dass es das auch gibt) eingeholt. Der sagte uns, sofort Hörgeräte anschaffen. Ihr Kind hat einen Verlust von ca. 30%. Mit den Hörgeräten hat unser Sohn etwa 80% seiner Aggressionen verloren. Alles was du in der Schule nicht hörst, musst du schauen.
Seit dieser Sache glaube ich nicht mehr immer alles, was mir erzählt wird. ich habe wieder gelernt, auf mein Bauchgefühl zu hören und das dann auch durchzuziehen. Die Ärzte lieben mich dafür nicht wirklich. Es muss aber für mein Kind und mich stimmen.
Die Sprache ist wie eine Melodie. Die Buchstaben haben alle ihre eigenen Frequenzen. Je nach Hörbehinderung fehlen einem mehr oder weniger Buchstaben. Es gibt einen Lückentext, den würden wir auch nicht verstehen. Ich habe dazu in einem Prospekt zwei gute Abbildungen gefunden (könnte ich dir ev. mailen). Mein Mann (hat seit 3 Jahren ein Hörgerät) schwer Schwerhörig sagt mir heute immer, "ich habe die Leute sprechen hören aber nicht verstanden". Wenn du die anderen nicht verstehst, ziehst du dich zurück.
Unsere Odyssee mit der Hörbehinderung unseres Sohnes habe ich einer Bekannten erzählt. Ihr heute erwachsener Sohn hat die Diagnosen ASS und geistige Behinderung. Sie hatte immer das Gefühl nicht richtig beraten zu sein. Mit diesen Diagnosen ist der Stempel drauf und die Schublade zu. Weitere Abklärungen waren mit dieser Diagnose für die Ärzte nicht mehr nötig. Nach unserem Gespräch hat sie ihren Sohn wieder zu einer Gehörabklärung angemeldet. Heute hat er Hörgeräte. Nach einer Ein- und Angewöhnungszeit trägt er die Geräte. Er schaue einem jetzt auf den Mund, weil er hört, wo die Sprache herkommt. Er artikuliere jetzt seine Wörter und seine Sprache sei deutlicher und besser geworden. Es sind kleine Fortschritte aber er macht welche.
Du sagst etwas in deinem Text, dass mich aufhorchen liess.
"aber gar nicht versteht"
Du bist mit deiner Aussage vielleicht gar nicht so falsch, bloss die Sichtweise ist nicht ganz richtig.
Unser Sohn besucht heute eine Schule für Hörbehinderte Kinder. Seit er da ist, ist er für mich nicht mehr so "autistisch" weil die hörbehinderten Kinder vieles machen, das wir vorher bei ihm dem Autismus zugeordnet haben.
Ich möchte dir auf keinen Fall zu nahe treten und eure Diagnosen anzweifeln. Manchmal muss man bloss noch in einer anderen Richtung suchen. Ich hoffe deine Tochter findet ihren Platz in der Gesellschaft und du bist mit dem, was ihr habt glücklich. Wir würden doch für unsere Kinder um die Welt laufen, wenn wir ihnen damit helfen könnten.
Ganz einen schönen Tag und einen lieben Gruss wünscht
Jris