Beiträge von Moira

    Für eine Abklärung brauchst du nicht unbedingt eine Überweisung. Sie ist jedoch hilfreich. du findest die entsprechenden Stellen / Fachpersonen, welche eine Autismusabklärung durchführen auf der Liste der Adressen geordnet nach Kantonen bei autismus.ch. Die Wartezeiten bewegen sich im Erwachsenenbereich zwischen 3 - 10 Monaten. Findet die Abklärung bei einer ärztlichen Fachperson statt, übernimmt die KK über die Grundversicherung die Kosten (Selbstbehalt / Franchise bleibt). Es gibt aber auch nichtärztliche Fachpersonen, die in Zusammenarbeit mit Ärzten eine Abklärung durchführen. Deren Anteil müsste selber bezahlt werden und entspricht je nach Umfang der Abklärung den Kosten, die auch einer KK gestellt würden (ca. 1000 - 1500.- Fr.).

    Erschreckend und für mich nicht nachvollziehbar dieser Entscheid der Stadt Zürich.

    Eine Weiterbildung für die Regelklassenlehrpersonen und SHPs in der Regelschule ist sehr begrüssenswert. Doch Tatsache bleibt, dass viele autistische Kinder mit einem durchschnittlichen oder höheren IQ auf eine umfangreichere Unterstützung angewiesen sind, als dies eine Lehrperson in ihrem eh schon überfrachteten Auftrag leisten kann.

    Die Integration mit den momentanen Ressourcen funktioniert ja leider oft schon nicht. Fallen diese auch noch weg, werden noch mehr autistische Kinder durchs Netz fallen und damit auch ihre Familien.

    Lieber Fritz
    Das waren deine schlimmen und schrecklichen Erfahrungen vor einer langen Zeit, welche dich geprägt haben.
    Ich bin froh, dass ich immer wieder erfahren darf, dass die heutigen Steiner-Schulen oft einen guten Zugang zu autistischen Kindern finden. Dass auch sie manchmal an Grenzen stossen, hat dann meistens mehr mit systemischen Hürden zu tun, wie in den meisten anderen Schulen auch...

    Es gibt im Kanton Zürich (begrenzte) Möglichkeiten für mehr IF-Stunden oder der Umwandlung von SHP-Stunden in Klassenassistenzstunden (Verhältnis 1:3). Der Weg führt über Schulleitung und SPD und muss letztlich von der Schulpflege genehmigt werden. Doch je nach (Kreis-)Schulpflege gestaltet sich dies sehr schwierig...


    Wichtig wäre, wenn dein Sohn den Status eines ISR (intergrierte Sonderschulung in der Verantwortung der Regelschule) erhalten würde. Dies muss mit einem ärztlichen Attest einer anerkannten Fachstelle für Autismus (z.B: KJPP) und dem SPD ausgehandelt werden. Doch wahrscheinlich ist das Kontingent an IF im Schulkreis (wie in den meisten Schulkreisen der Stadt Zürich leider) bereits mehr als ausgeschöpft, so dass sie keine Ressourcen mehr haben. Dennoch würde sich ein erneuter Gang zum SPD lohnen allenfalls im Hinblick auf das nächste Schuljahr. Ich nehme an, das habt ihr alles schon unternommen und kommt doch nicht weiter.


    Zudem wäre es vielleicht eine Überlegung wert, ob es nicht eine Anmeldung an eine HPS geben könnte für ein ISS (integrierte Sonderschulung in der Verantwortung der Sonderschule). Dies hätte den Vorteil, dass dein Sohn in der Regelschule bleiben könnte, jedoch mehr SHP- und Klassenassistenzstunden erhalten würde. Auch da ist das Kontingent sehr tief, doch vielleicht könnte es reichen.


    Ausserdem stehen jedem Kind im Kanton Zürich 2 WL (Wochenlektionen) B&U Beratung und Unterstützung zur Verfügung. Diese Massnahme muss jedoch über die Schulleitung von der Schulpflege mit einem Kostendach / einer kurzfristigen Festlegung von Stunden für max. 1 Jahr verfügt werden (und ist tendenziell teuer, aber schlussendlich gewinnbringend). B&U muss jedoch von einer anerkannten Fachstelle / anerkannten Fachperson eingekauft werden.
    Dafür gibt es beim VSA eine Liste. B&U kommen dann zum Zuge, wenn in einer Schule das spezifische heilpädagogische Wissen (noch) nicht vorhanden ist, oder wenn es z.B. um eine Zweitmeinung vor einer Separation geht. Im Vordergrund steht die Schulung der Lehrpersonen und die Expertise über mögliche schulinterne (nonkonforme) Ressourcen und deren Nutzung.


    Bezüglich der Übernahme der Kosten seitens der Schule für den Schulweg / Fahrdienst hat die Schule eine WEisung, dass Kinder so schnell als möglich, selbständig in die Schule gehen sollen (Kostendruck, zu knappe finanzielle Mittel). Hier hilft es oft, wenn ein ärztliches Zeugnis einer Fachstelle / Fachperson für Autismus vorliegt mit einer Begründung für den Fahrdienst (Risiko von overloads, Übergänge etc.). Manchmal kann der Fahrdienst dann wenigstens bis Ende der Unterstufe weitergeführt werden.


    Wenn du diesbezüglich noch mehr Informationen brauchst, darfst du mir gerne eine private Nachricht schicken.

    Eine Diagnose, falls sie gebraucht wird oder erklärend sein könnte, bei Mädchen ist definitiv schwieriger als bei Jungen. Und wie wir selber erfahren mussten, stellt dies sogar anerkannte Fachleute vor viele Fragen, leider.
    Unterdessen habe ich recht viel Erfahrung (in meiner Familie, eigene und aus meiner Arbeit) mit Mädchen und Frauen gewinnen können. Hochsensibel und hochbegabt sind mögliche Hinweise auf ein ASS. Und das beschriebene Verhalten deiner Tochter könnte durchaus auch in die Richtung gehen, besonders auch, wie du ihr Verhalten in der Schule und danach wieder zu Hause erwähnst. Nicht unüblich!


    In der Fachliteratur wird u.a. auch beschrieben, dass betroffene Mädchen, die schon früh auffallen, stärker betroffen sind - die autistischen Merkmale viel deutlicher erscheinen - als bei Jungen mit einem ähnlichen Funktionsniveau. Ein Erklärungsansatz für das verneinende Verhalten deiner Tochter, dass sie nicht gestritten habe, könnte sein, dass sie zwar gelernt hat mit Worten umzugehen und um deren Wirkung weiss, jedoch emotional und sozial noch nicht ganz so weit entwickelt ist wie das Sprachniveau vermuten lassen würde. Es könnte also durchaus sein, dass deine Tochter wirklich noch nicht weiss, was sie macht / bewirkt und wieso, einfach weil sie da noch viel jünger ist, möglicherweis sogar sehr viel jünger. Gerade Kinder von vier / fünf Jahren entdecken die Macht der Worte, provozieren lustvoll damit und merken, dass sie eine verbale Stärke entdeckt haben. Dahinter ist nicht eine böse Absicht sondern eher ein nötiger und natürlicher Entwicklungsschritt auf verschiedenen Ebenen. Könnte es sein, dass deine Tochter in diesem "Alter" steckt (vielleicht kennst du das ja noch von deinen anderen Kindern)?
    Wenn dem vielleicht so sein sollte, dann wäre es für sie unterstützend, wenn du / ihr ihrem emotionalen und sozialen Entwicklungsalter entsprechend "abholen" könntet. Je älter ein Kind aber ist, umso schwerer fällt es einem, es wie ein jüngeres zu behandeln. Da entstehen dann häufig auf beiden Seiten Spannungen... Eine Gratwanderung.
    Ich wünsche euch viel, viel Kraft auf eurem Weg - und möchte dir auch gratulieren, dass du so umsichtig dich um deine Kinder kümmern kannst!

    Der Bericht stützt sich auf eine Medienmitteilung von Bundesrat Berset ab
    https://www.edi.admin.ch/edi/d…en.html.msg-id-72537.html


    Mit den Frühfördermassnahmen ist nicht ABA gemeint.
    Die finanzielle Unterstützung der kostenintensiven Förderung (vor dem Kindergarteneintritt) würde an die wissenschaftlich begleiteten Programme in Zürich, im Tessin, in Genf, in BL und BS an den jeweiligen kinderpsychiatrischen Zentren ausgerichtet, welche in einem gemeinsamen und bereits längerdauernden Austausch stehen.


    Die Medienmitteilung ist ein Teilerfolg auf das Postulats von Claude Hêche
    https://www.newsd.admin.ch/new…age/attachments/39992.pdf


    Dass der Bundesrat nun explizit zu Autismus Stellung nahm und mit den Kantonen in die Verhandlung der Finanzierung ging, ist ein grosser - wenn auch längst nötiger - Schritt und kann als Anerkennung gewertet werden. Die (finanz-)politischen Diskussionen werden gewiss noch Jahre anhalten, und für die Betroffenen wird es noch länger keine Erleichterungen geben. Doch macht diese Stellungnahm Druck - und auch Hoffnung!


    Längerfristig werden noch viele Lebensbereiche von autistischen Menschen Beachtung finden müssen, da die Frühförderung erst der erste Stein in einem Fundament für ein so autonomes Leben wie möglich ist. Und ein erster Stein ist nun erkennbar!

    Wenn du siehst, dass der Druck zu gross werden könnte, er jedoch weiterhin gerne ins Gymi geht, dann würde ich zuerst mit der Klassenlehrperson Kontakt aufnehmen (so machten wir es bei unserer Tochter). Die Klassenlehrperson kennt "ihre" Schule am besten und weiss, ob es allenfalls sinnvoll sein könnte, einen Nachteilsausgleich einzureichen. In diesem Zusammenhang würde sich dann auch die Frage nach einem möglichen Outing stellen.


    Meine Tochter konnte das erste Jahr im Langzeitgymi mit der Unterstützung der Klassenlehrperson gut überstehen. Unterdessen ist sie schon länger im Gymi und in ihrer momentanen Klasse geht es ihr gut, so dass wir im Moment keinen Nachteilsausgleich brauchen. Ich hatte jedoch im Einverständnis mit meiner Tochter mit der neuen Klassenlehrperson auch auf der Oberstufe zu Beginn ein Gespräch, das auch von Seiten der LP sehr geschätzt wurde.
    Es hat jedoch in ihrer Klasse ein Aspie-Junge, der einen Nachteilsausgleich hat und sich auch ganz klar outen wollte. Ein weiterer Junge, der auch betroffen sein könnte, ist in der Klasse gut integriert und mit seinen manchmal ausufernden Monologen bekannt und akzeptiert, da die Klasse auch sein Wissen schätzt.
    In der Unterstufen- wie nun in der Oberstufenklasse von meiner Tochter zeigt sich viel Verständnis für mögliche "Abweichungen". Doch dies ist natürlich auch immer mit den Lehrpersonen und dem Geist der Schule verbunden.


    Für viele Gymis sind Aspies eigentlich nichts Neues ;-) Manche Gymis haben sich auch schon mit dem Thema auseinandergesetzt. Oft ist auch eine schulpsychologische Beratung vor Ort und Ansprechpartner für die SchülerInnen als auch für die Eltern oder jemand von der Schulsozialarbeit bietet Sprechstunden an. Diese Personen wissen meistens sehr genau, wie es am Gymi läuft und können sehr behilflich sein - neben dem Rektorat.


    Wenn die Schule deines Sohnes noch zu wenig Wissen zu Autismus hat, und sie bereit wäre für einen Austausch auch auf didaktischer Ebene, dann könnte ich dir eine Fachperson dazu nennen.

    (Selektiver) Mutismus und Autismus können sehr nahe sein und phasenweise oder situationsbedingt auftreten. Manchmal ist es einfach unmöglich, die Worte, die alle da wären, die Anworten, die Fragen usw. auszusprechen, da es wie eine Mauer zwischen dem Innen und Aussen gibt. Es fühlt sich an, wie wenn man keine Ahnung mehr hat, wie die Worte nach aussen können. Ich kenne dies dann, wenn ich in einer Situation überfordert bin oder durch zu viele Eindrücke / Reize / Emotionen überlastet bin. Was mir hilft, ist, wenn ich mich zurückziehen kann oder wenn das Gegenüber ruhig bleiben kann, mir Sicherheit gibt, mir hilft, mich von dem Vielen ringsum abzugrenzen. Doch bin ich in den sprachlosen "Modus" gefallen, der einem Meltdown gleichgesetzt werden kann, braucht es Zeit, bis sich vieles in mir soweit beruhigt hat, dass ich wieder sprechen kann. Jeglicher Druck von aussen oder jede noch so gut gemeinte Erwartungshaltung können wiederum Stress erzeugen, was die Blockade nur erhöht.


    Da der Junge kognitiv stark zu sein scheint, könntest du ihn vielleicht in einem ruhigen Moment einmal darauf ansprechen, was er sich wünscht, wie sich jemand verhalten soll, wenn er nicht sprechen kann. Falls der Junge eine Lieblingsgeschichte / Lieblingsfigur hat, könnte auch eine Fantasiegeschichte dazu gemeinsam entstehen, wo du mit der Zeit auch die Sprachlosigkeit einfliessen lassen könntest. Über eine Geschichte es es manchmal einfacher, schwierige, belastende Themen aufzugreifen, da sie weniger Angst auslösen und grundsätzlich schon mehr (Verhaltens-)Möglichkeiten offen lassen.

    Gewiss, der Aufwand für eine Beantragung der HE ist hoch. Doch es lohnt sich wirklich. Vor allem, da du jetzt noch nicht weisst, was alles beim Eintritt in den Kindergarten und die Schule auf euch zukommt. Ich habe erst kürzlich die Erfahrung gemacht, dass bei der Hausabklärung die Person von der HE die Schwierigkeiten gut einschätzen konnte, gesehen hat, wieviel Aufwand die Begleitung und Anleitung im Alltag braucht. Und sie hatte es sich auch so notiert. Wenn du unsicher sein solltest bezüglich dem Hausbesuch z.B. darfst du jemanden von procap oder proinfirmis dabei haben. Diese Stellen können dich auch im Vornhinein beraten und unterstützen.

    Es ist beeindruckend mit wievielen verschiedenen Personen und Settings dein Sohn bereits jetzt umgehen kann. Das ist überhaupt nicht selbverständlich. Wenn ihr den Eindruck habt, dass er mit all dem zur Zeit nicht überfordert ist, würde ich eher zum Sprachheilkindergarten tendieren, umso mehr, da es dort einen sehr guten und hohen Betreuungsschlüssel hat (was nicht überall in einem Sprachheilkindergarten der Fall ist). Und wie oben erwähnt, wird sich in den zwei Jahren KG zeigen, welche Schulform für die Primarschulstufe möglich sein könnte.
    Wenn ein Kind im Sprachheilkindergarten ist, wird fast von Beginn an bereits im Hintergrund daran gearbeitet, wie ein angepasstes Setting für die 1. Klasse aussehen könnte. Eine mögliche Integration in einer Regelklasse (ISR oder ISS im Kanton Zürich z.B.) wird so wahrscheinlicher als aus einer heilpädagogischen Schule, wo es tendenziell mehr gedankliche Hürden im System hat und teils abhängig davon ist, wie die Schullandschaft des Wohnortes / -kantons sich gestaltet...

    Hast du schon Kontakt mit dem Büro / der Beratungsstelle für barrierefreies Lernen an deiner Uni aufgenommen?
    Da geht es nicht nur um Nachteilsausgleich auch um Möglichkeiten dein Studium so anzupassen, dass es für dich (er)tragbar wird. Wenn sie selber das spezifische Wissen zu Autismus nicht haben, dann werden sie dich an eine entsprechende Fachperson weiterleiten. Gib bitte noch nicht auf!
    Studieren mit ASS kann um einiges anstrengender sein als ohne - ich habe auch studiert mit Anpassungen.
    Alles Gute!

    Es gibt eine Masterarbeit zum Thema "Autistische Lehrpersonen". Darin werden vier Lehrpersonen interviewt, die eine Asperger-Diagnose haben. Zudem kannst du darin eine Übersicht finden, wie es autistischen Erwachsenen in der Arbeitswelt ergeht, wo die Hürden liegen, aber auch welches Potential diese Menschen für ihren Beruf mitbringen.
    https://www.autismus.ch/upload…istische-Lehrpersonen.pdf


    Für direkte Anfragen an die Autorin findest du ihre Mailadresse bei Autismus Deutsche Schweiz:
    https://www.autismus.ch/adress…-beratungsstellen-11.html
    lea.gerstenkorn@wuestenblume.ch


    ...und: Es gibt mehr Aspies im Lehrberuf, als man denkt ;-)

    In der Schweiz werden die Diagnosen nach ICD-10 gestellt und entsprechend z.B. für die IV etc. genutzt.
    Ob DSM-5 oder ICD-10 (das nächstens durch die 11. Version abgelöst wird) in einem Land massgebender ist, hat meist historische Wurzeln. Keines der beiden Manuale konnte sich jedoch als DAS Wegweisende alleine durchsetzen...
    Ausgewiesene Abklärungsstellen benutzen schon heute die Diagnose Autismus Spektrum Störung mit einem Zusatz Aspergersyndrom.


    gizmo: Nur ein kleiner Hinweis: Google doch mal in der deutschsprachigen Fachliteratur die aktuellsten Schriften. Seit einigen (!) Jahren wird da fast ausschliesslich vom Autismus Spektrum gesprochen. Dass der Begriff Aspergersyndrom (noch immer) darin auftaucht, deutet auf die Übergangszeit der Begrifflichkeit hin und soll immer im entsprechenden Kontext gelesen und verstanden werden. Auch ist es wichtig zu wissen, an wen sich Artikel, News, Diskussionen etc. richten und welches Ziel dabei verfolgt wird. Es macht einen Unterschied, ob eine breite Öffentlichkeit angesprochen werden soll, deren Fachwissen mitaufgebaut werden muss oder ob es sich um eine Expertenrunde handelt.
    Zudem identifizieren sich doch recht viele Aspergerbetroffene mit dem Begriff "Aspie", der ihnen eine bisher ungeahnte Zugehörigkeit ermöglicht und positiv belegt ist! Einer der grössten Widerstände bei der allmählichen Aufgabe der Diagnose Aspergersymdrom zugungsten Autismus Spektrum Störung erwächst aus den Betroffenenreihen ;-)