Beiträge von Moira

    gizmo: Die anerkannten Autismuszentren und Diagnosestellen in der Schweiz sind sehr wohl auf dem neusten Stand der Wissenschaft. Ich bin erstaunt, wie du auf eine so absurde Idee kommst. Ich nehme an, dass du irgendwo an eine hinterwäldlerische Person geraten bist, die dich abgeklärt haben muss, die jedoch nicht mit den offiziellen Stellen assoziiert ist. Schade, dass du eine solche Erfahrung machen musstest.
    Da ich im Autismusbereich arbeite, weiss ich, dass deine verallgemeinernde Aussage so nicht gerechtfertigt ist.

    Ich habe die Diagnose erst Ende 40 erhalten. Als Erwachsene, als Frau ;-)
    Ja, Mädchen und Frauen können selbst für Fachleute manchmal kaum erkennbar sein - oder sie erhalten viele andere Diagnosen, nur nicht Autismus...
    Entgegen Cellos Meinung kann es jedoch in gewissen Situationen sinnvoll sein, wenn die Umgebung vom Autismus weiss. So können Missverständnisse vermieden werden oder müssen nicht in einem Fiasko enden. Es ist jedoch sinnvoll, sich zu überlegen, wo und wann eine Diagnose mitgeteilt wird und mit welchen Hoffnungen / Erwartungen dies verbunden ist.
    Eine Abklärung im erwachsenen Alter kann vieles bewirken - von Erleichterung, (Er-)Klärung bis zu völligen Erschütterung.
    Für eine Abklärung würde sprechen, wenn der Leidensdruck (zu) gross wird oder sich immer wieder ähnlich gelagerte Stolpersteine zum Beispiel in der Arbeit / in einer Partnerschaft ergeben, die sich nicht wirklich klären lassen.

    Die Unterstützung durch die IV kann eine Hilfe sein bei der Lehrstellensuche.
    Ich würde jedoch darauf achten, dass jemand dabei ist, der Erfahrung hat im Umgang mit jugendlichen Autisten.
    Ansonsten könnten die Berufsabklärungsgespräche zu sehr von Clichées bestimmt werden oder die etwas andere Art, auf Fragen zu antworten, könnten in eine ungewollte Richtung führen.
    Für die spätere Berufstätigkeit ist es sicher von Vorteil, wenn jetzt schon ein "Fall" eröffnet wird. Längerfristig zeigt sich oft, dass AutistInnen manchmal (finanzielle) Unterstützung brauchen in ihrer Berufstätigkeit, da die Belastungen zu gross werden oder ein Jobcoaching durch die IV den Erhalt einer Stelle sichern können.

    Gibt es in deinem Kanton keine Schulleitung im Schulhaus?
    Zuerst die Lehrerin nochmals ansprechen und auf die Empfehlung von Seiten der Abklärungsstelle hinweisen (Hausaufgaben, Entlastung etc.). Sollte dies nichts bringen, müsste unbedingt die Schulleitung oder Schulpflege informiert werden.


    Es ist zudem im Ermessen der Schulpflege, so wie Pink Panther antönte, zusätzliche heilpädagogische Stunden oder Stunden für eine Klassenassistenz zu sprechen. Da es ja nur noch bis zu den Sommerferien ist, sollte dies auch für eine allenfalls kleinere Schulgemeinde verkraftbar sein. Du kannst auch nötigenfalls auf die Behindertenkonvention verweisen, welche die Schweiz unterschrieben hat. Darin ist das Recht auf Bildung in einem angepassten Rahmen verbürgt. (Doch möglicherweise seid ihr als Eltern auch schon ziemlich belastet durch alles, was nur verständlich wäre und so jede zusätzliche Anstrengung vielleicht im Moment nicht mehr drin liegt.)


    Wird der Druck für deinen Sohn zu gross, lass ihn bitte für eine unbestimmte Zeit vorerst von deinem Kinderarzt krank schreiben. Druck von Aussen, Spannungen von Aussen, erhöhen die innere Belastung sehr und können zu einem Zusammenbruch führen, so wie es ja bereits geschehen ist mit der Woche, wo er in der Schule fehlte. Lass dir in dieser Zeit die Aufgaben entweder durch ein anderes Kind seiner Klasse oder von der Lehrerin geben, so dass dein Sohn dennoch etwas weiter arbeiten kann - einfach im Moment zu Hause.

    Was geschieht wenn Aspies psychisch krank werden?


    Wie äussert sich dies?
    Könnte es sein, dass sich ein solcher Zustand unterscheidet von einem ähnlichen bei neurotypischen Menschen?
    Wie reagiert die Umwelt?
    Welche Unterstützungen stehen zur Verfügung?
    Und welche Erfahrungen wurden damit gemacht?
    Was wäre vielleicht unterstützender gewesen, was hätte es anders gebraucht?
    Oder was funktionierte gut?


    Da medizinische und therapeutische Unterstützung oft erschwert sein können im Kontakt mit einem psychisch kranken Aspie, stellt sich die Frage, woran es liegt und wie diesem Umstand besser begegnet werden könnte.
    So suche ich nun Menschen mit einer Autismusdiagnose (Aspergersyndrom, HFA), welche Erfahrungen mit der Psychiatrie (Klinik, KIZ etc.) und / oder psychiatrisch / psychotherapeutischer Begleitung haben, für ein Interview. Wenn möglich, möchte ich daraus einen Bericht erstellen, der entsprechenden Stellen zur Verfügung gestellt werden soll / kann.


    Wenn du Interesse hast, an einem solchen Interview teilzunehmen (alle deine Angaben werden selbstverständlich anonymisiert), melde dich doch bitte mit einer PN bei mir.
    Vielen Dank!

    Gerade bei Frauen wird viel eher die Diagnose Borderlinestörung gestellt mit der emotionalen Instabilität.
    Da auch bei ASS abrupte Stimmungsschwankungen vorkommen, entsteht häufig ein ähnliches Bild. Doch die Hintergründe sind unterschiedlich und relevant für eine genaue Diagnose und entsprechenden Massnahmen / Therapien / Unterstützung.
    Bei ASS geschieht es eher auf Grund einer präventiv physiologischen Reaktion, die sich in einem overload äussern kann (Wutausbrüche, Rückzug, Wegrennen, Schlagen, veränderte Mimik etc.). Dahinter versteckt sich Angst, Unsicherheit und Stress, welche in einer anderen Weise verarbeitet werden und sich äussern.
    Mit "emotionaler Instabilität" werden verschiedene Kriterien verbunden, die sich auf das Selbstbild, die Beziehungsgestaltung, den Umgang mit Frust / Belohnung, süchtigem Verhalten um Leere auszuhalten usw. bezieht. Der Hintergrund dafür liegt tendenziell in traumatischen (Kindheits-)Erfahrungen.

    Die Gefahr einer Gewichtszunahme besteht wirklich.
    Unterstützung dabei bieten kann eine Ernährungsberatung - kann manchmal über die Zusatzversicherungen der KK abgerechnet werden, wenn eine Verordnung eines Arztes / einer Ärztin vorliegt.
    Es könnte ein Versuch wert sein...

    Leider gibt es - so viel ich weiss - noch immer keine spezialisierte Station für erwachsene Autisten in einer Klinik. LEIDER!
    Seit Jahren bin ich auf der Suche und habe vieles in der Psychiatrie erfahren und ausprobiert. Leider oft nicht zu meinem Besten...
    Wieso ich selber nicht einen solchen Ort aufbaue, wurde ich des öfteren schon gefragt. Die Idee ist gut. Doch leider fehlte mir bis anhin die Kraft dazu.

    Ich versuchte einige Zeit CBD, u. a. um Angstzustände zu mildern oder erträglicher zu machen. Ich habe es in verschiedenen Dosen ausprobiert. Doch leider funktionierte es bei mir nicht. Ich weiss jedoch von anderen, die mit CBD sich ruhiger fühlen und es z. B. nehmen, bevor sie einkaufen gehen, mit dem Bus fahren oder an eine Sitzung müssen. Sie beschreiben die Wirkung so, als wenn die vielen Eindrücke und Reize weniger stark wahrgenommen werden und dadurch weniger Stress und Angst entsteht.

    Liebe Sina


    Das Thema Freizeit ist wirklich ein spannendes Gebiet - auch bei autistischen Menschen.
    Gerne würde ich dir antworten können auf deine Frage. Kannst du vielleicht deine Frage etwas einschränken oder erwähnen in welchem Zusammenhang du deine Nachforschungen machst? Wie z. B. Kinder, Jugendliche, Erwachsene, in einer Institution lebend, wo im Spektrum würdest du dein Augenmerk hinwenden, ob du meinst, wie und womit die Freizeit verbracht wird, welche Bedeutung autistische Menschen der Freizeit oder freien Zeit beimessen im Gegensatz zu Arbeit / Schule usw., wie Freizeit gestaltet oder wie frei Freizeit sein soll oder muss und wieso, welche Konsequenzen damit verbunden sind, oder geht es um die gängigen Klischés in Bezug auf autistische Interessen, gesundheitspolitische Aspekte usw... :-)
    Eine wissenschaftliche "Definition" zu autistischer Freizeit wirst du nicht finden ;-) Doch eine Annäherung an einen oder mehrere Aspekte davon wird sicher eine spannende Auseinandersetzung und Diskussion bringen!
    Übringens wenn du genügend Zeit hast, lohnt es sich vielleicht einige Biografien von autistischen Menschen zu lesen. Da findest du immer wieder Hinweise und Beschreibungen, wie es ihnen mit ihrer Freizeit geht.


    Da hast du ein noch recht wenig erforschtes Gebiet gewählt, das in Zukunft sicher - und hoffentlich - immer mehr Beachtung finden wird. Danke für dein Engagement und alles Gute dabei!!!

    Fritz: Dein Weg durch die HPS war nicht leicht und der Wechsel an eine reguläre Oberstufe ein schwer erkämpfter Schritt (wie du früher beschrieben hast). Doch das war vor sehr vielen Jahren. Bitte vermische nicht deine Erlebnisse und gewiss auch traumatischen Erfahrungen aus dem damaligen Schulsystem mit dem heutigen.
    Es ist nicht für alle autistischen Kinder die beste Lösung, wenn sie in einer Regelklasse integriert werden (müssen). Es kann auch eine Überforderung sein. Und dies ist nicht stigmatisierend gemeint sondern in dem Sinne, dass das Kind Anrecht auf eine angepasste Bildung hat, was vielleicht auch im Rahmen einer Einzelbeschulung, in einer Kleinschule, spezialisierten Schule, Privatschule, in einem Internat, einer HPS usw. sein kann. Das Kind soll im Zentrum dieser Entscheidungen stehen. Ein "Integrations-Muss" ist ein falsch verstandener Ansatz für eine bestmögliche Bildungschance!


    Benji: Der Lehrplan 21 stellt wirklich eine zusätzliche Hürde dar für ASS-SchülerInnen und Lehrpersonen mit den offeneren Lehrformen. Was mich etwas verwundert, ist, dass du schreibst, dass es auch noch einen anderen Jugendlichen an der Oberstufe geben wird mit zugesagten heilpädagogischen Stunden und dass die Schulleitung dies anscheinend (?) nicht als Chance sieht. Denn so hätte sie eigentlich bereits 14 Stunden zusammen (was einer 50% Stelle einer Heilpädagogin, eines Heilpädagogen entspricht). Das würde auch heissen, dass bereits die Hälfte der wöchentlichen Stunden gedeckt wären für beide Jugendlichen in derselben Klasse. Ich kenne einige Schulgemeinden, die so handeln und sehr gute Erfahrungen demit machen. Vielleicht lohnt es sich, nochmals mit der Schulleitung der Oberstufe zu sprechen?

    Es gibt im Kanton Zürich schon Tageskliniken des KJPP. Sie haben unterdessen auch Erfahrung mit ASS. Stationär gibt es in der psychiatrischen Klinik Schlosstal in Winterthur eine Abteilung für Jugendliche.
    Doch grundsätzlich, liegt nicht eine schwere Depression, Selbstgefährdung oder wie oben erwähnt eine allfällige Neuseinstellung etwaiger Medikamente vor, würde ich eher von einem "externen" stationären Rahmen abraten.
    Inwieweit kann das Internat auf Anpassungen eingehen oder Unterstützung in der Freizeitgestaltung anbieten?
    Ausgehend von der beschriebenen Situation erscheint sie mir nicht untypisch für einen pubertierenden Jugendlichen, die Heftigkeit durch ASS ebenso. Die Schere in der emotionalen und sozialen Entwicklung macht sich in diesem Alter immer deutlicher spür- und erfahrbar, was zu (wahnsinnigen) Spannungen führen kann. Ausgehend davon könnte vielleicht eine Assistenz in der Freizeit unterstützend sein. Wenn möglich ein junger Mann, der mit ihm regelmässig etwas abmacht und unternimmt oder ihn begleitet bei manchen Freizeitaktivitäten mit den anderen Mitschülern.
    Vielleicht braucht es auch (was ja vielleicht bereits geschehen ist) eine Aufklärung für die anderen Mitschüler, was für ihn Freundschaften und Vereinbarungen, was ihm die soziale Anerkennung bedeutet. Und dass er mehr Verbindlichkeiten und Verlässlichkeiten braucht als andere Jugendliche in diesem Alter sie untereinander pflegen. Eine regelmässige Badmintonrunde einmal in der Woche? Auch könnte es sich vielleicht lohnen, über Mobbing zu sprechen und die Erfahrungen, die dein Sohn diesbezüglich wahrscheinlich schon gemacht hat. Und er deswegen auch viel schneller darauf reagiert und ausrasten kann.
    Wenn dein Sohn sich wohlfühlt im Internat, dann ist das viel Wert und bietet sicher den besten Boden für eine weitere positive Entwicklung. Auch ist es ein mutiger, gesunder und altersentsprechender Aspekt, wenn dein Sohn sich selber zutraut, in einem Internat zu leben. Er zeugt von den Wünschen unter seinesgleichen (peergroup) zu sein und von einer normalen Ablösungstendenz. Gerade letzteres ist öfters bei Autisten eher ein schwieriges und oft langwieriges Thema. Umso mehr sollten seine Autonomiebestrebungen förderlich unterstützt werden! Klar, braucht er auch eine engmaschige, therapeutische oder sozialpädagogische Begleitung, um mit all den zusätzlichen Wirren in der Pubertät einen Umgang zu finden, der weder ihm noch jemand anderem schadet. Doch ich würde, wenn möglich, nicht so schnell einem stationären Klinikaufenthalt zustimmen (wieder ein Wechsel, neue Leute, wieder das Gefühl, ausgeschlossen und nicht verstanden zu werden und deshalb fortgeschickt zu werden.) Die (Selbst-)Stigmatisierung würde zur Entlastung anderer eine neue Kerbe erhalten. Und ist es das wert? In einem Alter, wo sich die Jugendlichen sowieso "neu" erfinden müssen?
    Vielleicht braucht es auch noch eine Art Wiedergutmachung seitens deines Sohnes für die Schläge? Ich verstehe schon, dass er seine Handlungen in einem Zustand von totaler emotionaler Überforderung und Verletzung nicht mehr im Griff hatte. Eine Wiedergutmachung und Erkkärung, wie so eine überschiessende Reaktion entsteht, könnte wieder eine Verbindung ermöglichen.
    Ich wünsche euch, dass ihr mit dem Internat nochmals in Gespräch kommen könnt.

    Ist eine Beeinträchtigung irgend einer Art bereits vor dem Studium bekannt, hilft die an jeder Uni und Fachhochschule zuständige Stelle für barrierefreies Studieren gerne bei den nötigen Formalitäten weiter.
    Tritt eine Einschränkung erst während des Studiums auf oder wird erst dann in ihrer vollen Tragweite erkannt, ergeben sich manchmal für Studierende Hürden. MentorInnen und DozentInnen, welche die Studierenden begleiten, kennen manchmal die nötigen Schritte nicht, wie es zu einem Nachteilsausgleich kommen kann. An grösseren Unis ist jedoch glücklicherweise die oben genannte Fachstelle meistens bei den Lehrbeauftragten bekannt. Es ist jedoch ratsam zu wissen, dass die entsprechenden Amtswege einige Zeit in Anspruch nehmen und sich dadurch vielleicht Nachweisleistungen oder Prüfungen verschieben können.