Hallo zusammen
Mich würde interessieren, ob jemand die Erfahrung gemacht hat, dass die Kinder in der Schule noch etwas anderes als den eigentlichen Schulstoff gelernt haben (oder auch ihr selber, als ihr Kinder wart). Oft hört oder liest man ja, dass der Schulbesuch auch wichtig für das Sozialverhalten der Kinder sei. Ich mache aber die Erfahrung, dass Schule vor allem Stress bedeutet. In erster Linie für die Kinder aber auch für die Eltern. Als Beispiel: Die Tochter unserer Nachbarn ist 10 Jahre alt. Sie kommt in der Schule eigentlich gut mit, ist aber nicht besonders sportlich. Von den Lehrern wird sie und die Mutter unter Druck gesetzt, dass sie doch jetzt endlich schwimmen lernen muss usw. Deswegen geht sie jetzt auch nicht mehr wirklich gerne in die Schule.
Oder auch als ich noch zur Schule ging, war es für mich eigentlich nur eine riesen Belastung. Mit dem Schulstoff kam ich zwar meistens gut mit, aber das ganze Drumherum stresste mich extrem. Was macht man z.B. während der Pause? Wie muss man sich verhalten, damit die anderen einen nett finden? Ständig ändernde Strukturen der
Schulstunden (Projektarbeiten, Lernwerkstätte usw.), alle paar Monate wurde wieder die Sitzordnung verändert, für die einen Stunden musste man in andere Räume wechseln. Lange Zeit hatte ich auch grosse Mühe damit, mir zu merken, wann welche Stunde dran war, welche Bücher man dazu bereit haben musste usw. Oft war ich überrascht, dass schon Schulschluss war. Also im Grossen und Ganze war die Schulzeit für mich eigentlich nur ein riesen Chaos, das man irgendwie überstehen musste. Weil ich aber eben mit dem Schulstoff mitkam, fiel das niemandem wirklich auf. Freunde hatte ich nicht wirklich. Jedenfalls nie lange. In dem ganzen Durcheinander schaffte ich es nicht, Kontakte aufrechtzuerhalten. Und mir war auch überhaupt nicht klar, wie das gehen sollte. Gleichzeitig merkte ich aber durchaus, dass das bei den anderen Kindern nicht so war. Die trafen sich nachmittags noch zum Spielen, luden sich zu Geburtstagspartys ein usw. In der Pause spielten sie zusammen. Ich stand meistens daneben. Und wenn das zehn Jahre lang so läuft, ist das nicht gerade förderlich für das Selbstbewusstsein.
Aber auch bei den anderen Kindern, hatte ich nicht das Gefühl, dass sie jetzt neben dem Schulstoff irgendetwas wichtiges in der Schule gelernt hätten. Die meisten hatten ja noch Hobbys (Vereine, Chor, Pfadi usw.) und dort hatten sie ihre eigentlichen Freunde. Für solche Aktivitäten fehlte mir die Energie. Ich war jeweils nur froh, wenn ich zu Hause schnell die Hausaufgaben erledigen konnte und dann nichts mehr tun musste. Nun finde ich aber Hobbys eigentlich etwas sehr wichtiges, gerade auch für Kinder. Dort hat man die Gelegenheit Andere zu treffen, die die gleichen Interessen haben und ich habe das Gefühl an solchen Orten entstehen eher Freundschaften. Zudem ändern sich die Gruppen mehr als in der Schule. Dort bleiben die Klassen über Jahre die gleichen und Strukturen und Rollenverteilungen sind festgefahren. Es ist sehr schwierig dort eine zweite, dritte oder vierte Chance zu erhalten.
Mich würde nun interessieren, was ihr für Erfahrungen damit gemacht habt. Dies weil unsere Tochter eigentlich im Sommer in den Kindergarten müsste, wir uns aber überlegen, sie zu Hause zu unterrichten. Sie geht jetzt in die Spielgruppe und das läuft soweit eigentlich gut. Wobei gut heisst, dass sie gerne hingeht und nicht stört. Sie geht gerne dorthin, weil sie die Spielgruppenleiterin sehr mag. Mit den anderen Kindern spielt sie eigentlich nicht oft. Meistens ist sie für sich alleine, was ja auch in Ordnung ist. Aber eben sie lernt dadurch, dass sie in der Spielgruppe ist, wie man sich mit andern Kindern verhalten soll.
Den Schulstoff zu Hause zu erarbeiten finde ich persönlich jetzt vor allem für die ersten Jahre kein Problem, vor allem wenn ich bedenke, dass man ja eh von den Eltern erwartet, dass sie täglich mit den Kindern die Hausaufgaben machen. Und wenn ihr der ganze Stress von der Schule erspart bleibt, kann sie stattdessen ihren Hobbys nachgehen und dort in Kontakt mit anderen Kindern sein.
Liebe Grüsse