Wir haben einen achtjährigen Sohn, welcher uns und den Lehrpersonen ziemlich viel abverlangt.
Ihr scheint ihm auch eine Menge abzuverlangen.
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Weil jetzt die Diagnose Autismus im Raum steht habe ich mich hier angemeldet, damit ich von euch eure Meinungen hören bzw. lesen kann.
Also hier kommt nun mal meine Meinung dazu, ich habe selbst das Asperger-Syndrom und habe einen Sohn im gleichen Alter wie du.
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Wenn es nicht unbedingt sein muss möchte ich mich nicht einfach so der Diagnose kampflos entgegenstellen, da ich meinem Sohn auch und vor allem für das spätere Leben nicht Steine in den Weg legen möchte...
Warum ist das etwas, gegen das man ankämpfen muss?
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... war schon immer sehr starrköpfig und stur. Wenn ihm was nicht passt macht er einfach nicht mit
Wenn es sich um Dinge handelt, die für mich keinen Sinn ergeben, mache ich auch nicht mit. Da gibt es nun zwei Möglichkeiten:
1. Er ist noch zu jung oder zu anders, um den Sinn, den du siehst, auch zu sehen.
2. Es ergibt tatsächlich keinen Sinn, obwohl du davon ausgehst.
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... und verweigert jegliche Zusammenarbeit. Das fing schon im Vorschulalter, sogar schon vor der Spielgruppe, an.
Im Grunde ist das bei allen Kleinkindern erstmal normal so sobald ihr Ich begint sich zu entwickeln, nur dass die allermeisten schnell durch ihre Eltern bzw ihre Umgebung den üblichen Normen entsprechend "erzogen" bzw umgeformt werden. Wer sich nicht umformen lässt bzw anpasst, macht mit dem Widerstand einfach weiter.
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Dauernd mussten wir ihn "zwingen", hinzugehen.
Warum? War es denn wichtig, dass er dahin geht?
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Wenn er dann dort ankam wollte er die Schuhe nicht ausziehen und quengelte, er wolle nicht mitspielen. Natürlich musste er trotzdem.
Warum musst er trotzdem? Meinst hingehen oder Schuhe ausziehen?
Der ursächliche Anlass ist ja, dass ihr ihn gezwungen habt bzw dorthin geschleppt habt, da hätte ich nach einem solch respektlosen Umgang mir gegenüber auch jedem der mir mir zu nahe kommt ans Bein gepinkelt.
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Dann stand ein Wohnortwechsel an, welchen wir zum Anlass nahmen, ihn zu ermuntern, sein Tun zu hinterfragen und endlich das zu machen was von den Lehrpersonen gefordert wurde.
Hat dich schon jemals jemand ermuntert, dein Tun zu hinterfragen?
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Sonst müsse er in eine Sonderschule gehen. Das schien ihn aber gar nicht sonderlich zu interessieren und am neuen Wohnort hat sich dann überhaupt nichts geändert.
Das wundert mich nicht. Woher sollte er erstens den Unterschied kennen oder die "Konsequenzen" absehen können, die ein solches Stigma bedeutet (es ist auch heute immer noch ein Stigma, und zwar übrigens unter anderem auch wegen Leuten wie dir).
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Das ging sogar soweit, dass er das "Badifäscht" diesen Sommer, wo die ganze Schule in einer Badi lustige Wasserspiele geplant hatte, vollständig verweigerte.
Lustige Wasserspiele? Ja es soll viele Menschen geben die sich über "lustige Wasserspiele" freuen. Zum Glück sind nicht alle Menschen gleich. Wenn ihn das nicht interessiert oder sogar mühsam für ihn ist wegen dem Lärm und dem Leutegewusel, dann bitte: warum um Himmels willen sollte er dorthin gehen? Weil du selbst sowas lustig findest?
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Daraufhin und nachdem er der Lehrerin "Scheisslehrerin" gesagt hat, beschlossen wir, ihn tagsüber zur Abklärung in die KPS Kriens zu geben.
Tja, ist nicht schön so etwas zu irgendjemanden zu sagen... aber: wenn ich mich in den armen Kerl herein versetze und mir vorstelle, in welchem Umfeld er lebt, dann wundert mich eher, dass es so lange gedauert hat, bis er mit solchen Aktionen herausrückt.
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Dort ist er jetzt die letzten 10 Wochen gewesen. Und jetzt konfrontieren uns die Leute dort mit der Diagnose "Autismus" und raten uns, ihn in eine spezielle schulische Einrichtung zu geben, wo individuell auf ihn eingegangen werden kann.
Da freu ich mich für ihn, es besteht doch noch Hoffnung, dass diese Herumgeschraube und die Versche, ihn in eine Norm zu pressen, langsma mal aufhören und wirklich individuell auf ihn eingegangen werden kann. Da kannst hoffentlich sogar du mithelfen (siehe oben bei "sein eigenes Tun hinterfragen").
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Das macht mich total fertig. Ich bin einfach der Meinung, dass er ein sturer Bock ist und sich seines Handelns Konsequenzen gar nicht bewusst ist.
Das scheint mir irgendwie ein Widerspruch. Wenn sich dessen nicht bewusst ist, wie kannst du das dann als "stur" interpretieren? Das setzt doch eine gewisse Reflexionsfähigkeit über das eigene Tun und Handeln voraus.
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Ich will ihm seine Zukunft nicht verbauen. Sonst ist er ein ganz Lieber, ausser wenn er aufstehen muss und in die Schule gehen muss. Oder wenn er abends zu Bett muss. Oder wenn wir oder Lehrpersonen irgendwas von ihm verlangen, was ihm nicht passt.
"Lieb" bedeute für dich anscheinend: Befehle ohne Hinterfragen zu befolgen, nicht widersprechen, keine eigene Meinung haben, sich anpassen und ja keinen Ärger machen.
Ich kenne das, in meiner Familie bzw dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, wird dieser Begriff auch so verwendet... nach all den Jahren, wo ich nun selbst Vater bin und dort hin komme zu Besuch, kommt mir immer noch die Galle hoch, wenn ich sehe wie respektlos der Umgang mit Kindern teilweise immer noch ist.
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Er ist einfach ein sturer Kerl der sich nicht gern was befehlen lässt.
Warum sollte man sich denn etwas befehlen lassen?
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Was meint ihr? Was soll ich tun? Sollen wir uns einfach institutionalisieren lassen, die Diagnose Autismus akzeptieren oder können wir gegensteuern?
Warum empfindet du eine Diagnose als "sich institutionalisieren lassen"?
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Wir möchten doch nur das Beste für unser Kind.
Das hoffe ich doch.. und ich glaub dir das sogar auch.
Bitte nicht falsch verstehen, aber: sogar die Leute bis ca zur Mitte des letzten Jahrhunderts haben ihre Kinder auf übelste geprügelt, WEIL sie sie geliebt haben und das Beste für sie wollten, weil sie dachten das sei gut für sie.