Beiträge von Lumpi

    Hallo


    Beim Lesen des Beitrags ging mit einen Moment der Begriff Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung) (AVWS) durch den Kopf.

    Weisst Du, ob das bei der Logopädie ein Thema war oder vielleicht sogar abgeklärt wurde?


    Ich bin selbst von AVWS betroffen, erkenne mich in Deiner Beschreibung teilweise wieder, wie ich als Kind grosse Probleme mit den Verstehen von gesprochenen Texten hatte.

    Hallo


    Ich meine, eine der Ursachen, weshalb man Autisten öfters/oft die Fähigkeit für Empathie abspricht beruht darauf, weil man früher aus der Aussenperspektive (beobachtend) zum Schluss kam, dass sich Autisten nicht in anderen Menschen und deren Bewusstseinsvorgänge hineinversetzen könnten (ToM, Theory of Mind, eine kurze Erklärung -> hier ).


    Jeder Mensch ist der Empathie fähig. Der eine mehr, der andere weniger.

    Viele Faktoren können die Empathiefähigkeit zudem situativ stark beeinflussen.


    Beispiel:

    Kann man von einem Börsenbroker in der Situation Empathie erwarten, wenn er sieht, wie seine Aktien alle gleichzeitig massivst an Wert verlieren?

    Ich denke, nein, kann man nicht.


    Die Umwelt kann für Autisten eine grosse Herausforderung sein. (Zu)viele Reize, soziale Interaktionen, Herausforderungen. Das kann bzw. hat oft auch Auswirkungen auf viele Bereiche, unter anderem eben auch die Empathiefähigkeit bzw. diese dann auch entsprechend nach aussen signalisieren zu können.


    Ob man Empathie (wirklich) erlernen kann?

    Allgemein: Durch beobachten, analysieren, Rückschlüsse ziehen, selbst versuchen, erfolgreich sein/scheitern lernen Menschen, egal ob Autist oder Nichtautist.


    Die Mehrzahl der Autisten, mit denen ich verkehre sind sehr gute Beobachter, sie analysieren meist auf der Sachebene und ziehen aus diesem Prozess ihre Schlüsse.

    Durch ihre Art, manchmal schnörkellos und geradeaus ihre Meinung zu sagen (die sozialen Regeln "missachten"), fallen sie zuweilen auf und werden schnell als gefühlslos/taktlos/empathielos eingestuft.

    Dabei erlebe ich sie als sehr empathisch.



    Einiges an Lesestoff:

    - Erlebniswelten (von einer Autistin)

    - The double empathy problem

    - People with Autism Can Read Emotions, Feel Empathy

    - Empirical Failures of the Claim That Autistic People Lack a Theory of Mind

    Hallo 1974


    Zuerst einmal: ich wünsche Dir und Deiner Familie eine möglichst schnelle und die bestmögliche Unterstützung und viel Kraft. Deine Beschreibung hat mich ziemlich erschüttert und so manches, was in jedem von euch vorgeht lässt sich nur erahnen.


    Vieles wurde schon geschrieben. Ich wüsste nicht, was ich Dir noch zusätzlich als Hilfsmöglichkeit bzw. -Angebot empfehlen könnte.

    Ich hatte selbst in den 90ern sehr gute Erfahrungen mit Pro Infirmis und ihrer Unterstützung gemacht.

    Zu der KESB hört(e) man in den Medien viele negative Dinge, was zu einer verzerrten Wahrnehmung führen kann. Von der positiven Arbeit der KESB - Unterstützung von Familien - liest man leider viel zu selten. Denke, das sollte man (sich) immer wieder in Erinnerung rufen.


    Zu

    Zitat

    Hinzu kommen die Demütigungen vom Staat. Er akzeptiert die Diagnosen von Dr. Girsberger nicht und lässt nur "eigene" Diagnosen gelten.

    Vergleichbares hatte ich leider schon mehrmals von Deutschland gehört. Manche Behörden sollen Autismusdiagnosen selbst von Fachstellen anzweifeln.


    Gruss

    Lumpi

    Hallo Atoba


    Zu CBD kann ich nichts (Asperger Syndrom + ADHS) nicht schreiben.

    Hatte es zwar einige Male versucht, aber zumindest keine Verbesserung/Linderung feststellen können.


    Randnotiz: Hatte vor einiger Zeit mit THC-reichem Cannabis Versuche gemacht. Für mich war/ist das nichts, weil es meine Wahrnehmung noch zusätzlich verstärkte - was ich extrem belastend und keinesfalls entspannend empfand. Ich tauschte mich auch mit anderen Autisten dazu aus, viele machten ähnliche Erfahrungen wie ich. Aber wenige schreiben auch, das ihnen das wirklich helfen würde.


    Darf ich fragen, mit welcher Dosierung ihr bei Ritalin begonnen habt?


    Ich frage deshalb, weil ich letztes Jahr auch mit Ritalin begonnen hatte und während dem Lesen von Erfahrungsberichten von Eltern, die ihrem Kind Ritalin gaben teilweise sehr erschrank.

    Ich bin um die 120 kg schwer und fing mit 5 mg Ritalin (ohne Langzeitwirkung, also nicht LA) an. Die festgestellten Auswirkungen empfand ich heftig. Vorallem das Anfluten (der "Kick" wie manche schreiben würden) fand ich sehr stark und unangenehm, die Stunden nach Ende der Wirkzeit des Ritalins teilweise heftig. Meine Stimmung war oft nicht sehr stabil.


    Manche Erfahrungsberichte von Eltern formulierten, dass sie ihrem Kind von Anfang an 10 mg (oder sogar 20 mg) gaben.

    Mir drängte und drängt sich die Frage auf, ob die Person, welche Ritalin jeweils in diesen hohen Dosen verschrieb, wirklich weiss was sie damit anstellt und verursacht.

    Eine Bekannte von mir, Bloggerin, Autistin mit ADHS schrieb dazu, dass man nicht nur mit Ritalin in geringstmöglicher Dosis anfangen sollte und die Dosierung nur in kleinen Schritten und mit zeitlichem Abstand steigern soll, um eine (zu) starke Überdosierung zu vermeiden. Das brauche viel Zeit und Geduld. Sie schrieb auch, das nicht jeder Ritalin vertrage. Das halte ich persönlich für einen guten Ansatz.


    Hoffe Du findest eine gute Lösung für Deinen Sohn.

    Es macht mich sehr traurig, wenn Ich diese Entwicklung von Greta zurückblickend betrachte.

    Ja?

    Hast Du denn die Entwicklung von Greta wirklich von Anfang an mitverfolgt oder urteilst Du von weiter Entfernung?

    Hint: ich spiele darauf an, wer wen im Hause Thunberg von der Wichtigkeit des Umweltschutzes überzeugte.


    Heute ist sie ein eigenes eingetragenes Markenzeichen Unternehmen etc. Und wehe man benutzt ein Fähnchen von ihr dann wird es richtig teuer. Wenn es nicht durch Sie, ihr Unternehmen im Vorfeld genehmigt wurde.


    Spannend.


    Vor diesem Schritt warf man ihr vor, andere würden auf den "Greta-Zug" aufspringen und Geld verdienen. Markenschutz verhindert genau dies und nun wird ihr das zum Vorwurf gemacht?

    Ehrlich.... Wenn man nur meckern und verurteilen will, dann soll man das auch so kennzeichnen und nicht als Faktum hinzustellen versuchen.

    Hallo Fritz


    Autisten befinden sich oft ausserhalb einer von der Gesellschaft definierten Norm - was Autisten dann dazu bringt zu maskieren.


    Alles, was sich nicht innerhalb dieser willkürlich definierten "Norm" befindet fällt auf und leider wertet man "unnorme" Menschen schnell ab und schliesst sie aus.

    Die Frage ist, wieviel dieses "Normdenkens" durch Sozialisierung (z.B. durch die Eltern) stattfindet und wieviel davon genetisch in uns verankert ist und Menschen deshalb so handeln lässt.


    Menschen sind auf soziale Kontakte angewiesen, ohne diese Kontakte fehlt ihnen etwas, es kann sie sogar (psychisch) krank machen.

    Das geht auch einigen Autisten, mit denen ich mich austausche und auch mir so... Es fehlt einfach etwas.

    Obwohl das Abstand viele Vorteile hat (z.B. auf der Strasse und in den Geschäften nicht mehr angerempelt werden, die Entschleunigung auf der Strasse/in den Geschäften), merke ich nach zwei Wochen Homeoffice, dass mir der Kontakt zu einer Mitarbeiterin, mit der ich sonst die 9 Uhr und 15 Uhr Pause verbringe, fehlt.

    Auch die Kommunikation ist für mich erschwert... Ich mag nicht gerne telefonieren oder per Chat/Videochat Informationen austauschen, ich persönlich bevorzuge den direkten Kontakt, auch wenn dieser anstrengend ist.


    Sprich: Menschen fällt es unheimlich schwer, soziale Kontakte mit körperlicher Nähe zu vermeiden. Sie könnten ja per Skype, Hangout, Whatsapp & co sogar Videochats führen, aber es fehlt ihnen etwas.... Die Nähe, die Vertrautheit und Verbundenheit zu anderen Menschen.



    Ich würde bei/mit Nichtautisten anders argumentieren...


    Ihnen wird jetzt per Vorgabe physische Distanz zu anderen Menschen aufgezwungen.

    Sie merken, wie mühsam und anstrengend das Einhalten dieser Vorgaben ist und wie schwer es ihnen fällt und welche Auswirkungen das auf sie hat - bis hin zu (Sprichwort) "Mir fällt Zuhause die Decke auf den Kopf".


    Autisten haben sehr oft Probleme mit vielen Menschen/vielen sozialen Interaktionen/vielen Reizen oder eben genau den Dingen, die jetzt wegen dem Coronavirus den Nichtautisten versagt bleiben.


    Daran sollte man später Nichtautisten erinnern... Was ihnen während der Zeit des Coronavirus fehlte und für viele Autisten im normalen Alltag gleichzeitig eine enorme Herausforderung darstellt und sie dazu bringt sich zurück zu ziehen bis hin zur Selbstisolation.


    Es ist wichtig, Verständnis bei Nichtautisten für Autisten zu entwickeln. Das ist durch die derzeitige Situation möglich, denn sie wird sich tief und nachhaltig in jeden Menschen einbrennen. Man wird sich auch Jahre später noch an diese Zeit erinnern.

    Ich möchte einmal beschreiben wie das bei mir war und wo ich nun stehe.


    Ich kam mit knapp 8 Jahren wegen starken Verhaltensauffälligkeiten in ein dafür ausgerichtetes Kinderheim. Nach diversen Untersuchungen (psychologische, medizinische) und Diagnostiken stand fest: ADHS und AWVS, teilweise sozial nicht angepasst, extrem stark ausgeprägte Wahrnehmung von akustischen und visuellen Reizen, grosse Probleme mit Berührungen.

    Das war in den frühen 80ern.


    Mit anderen Kindern konnte ich bis auf meinen Zimmerkameraden gar nicht.... Interessant erschien mir wenn dann nur der Kontakt zu erwachsenen Menschen, also Lehrern und Erziehern.


    Spätestens mit dem Einsetzen der Pubertät setzte ein ganz bestimmter Prozess bei mir ein. Vorher wusste ich nur: ich bin anders als nahezu alle anderen Menschen - genauer: nahezu alle anderen Menschen sind anders als ich - und bis zu diesem Zeitpunkt waren Menschen für mich ein "Buch mit sieben Siegeln" (Redewendung). Ich verstand sie nicht, ich verstand nicht, weshalb sie so agierten wie sie agierten, ich verstand auch nicht, weshalb ich oft entweder das Ziel ihrer Boshaftigkeiten war (heute Mobbing) oder nicht ernst genommen wurde.


    Aber... Mich interessierte das Verhalten von Menschen. Ich wollte verstehen, wie und warum sie so kommunizierten wie sie es taten, verbal wie auch nonverbal.

    Je mehr und länger ich Menschen und ihr Verhalten beobachtete und analysierte, umso mehr konnte ich ich Vorgehen erkennen, vorausberechnen, was als nächsten kommt aber vorallem, und das ist vermutlich der wichtigste Punkt: ich lernte ihr Verhalten nachzuahmen, sich ihnen anzupassen.

    Ich war und blieb zwar ein Aussenseiter, aber ich wurde selbstsicherer im Umgang mit anderen Menschen, ich konnte sie immer besser imitieren und ihre Art zu sein nachvollziehen und vorausberechnen.

    Ausserdem lernte ich, besser mit den akustischen und visuellen Reizen umzugehen.


    Mit knapp 22 Jahren war ich nahezu unauffällig / "normal".

    Ich ging manchmal mit einer Person, mit der ich in der Ausbildung war, in die Stadt in den Ausgang. Ich interagierte mit Menschen, tauschte mich mit ihnen aus. Nur Smalltalk war damals für mich immer noch ein Problem.

    Laute Geräusche und Blitzlichter von Einsatzfahrzeugen (Polizei, Feuerwehr, Krankenwagen) waren immer noch zuviel für mich, aber sonst... Knallgeräusche erschreckten mich, mehr aber auch nicht.


    Mit 35 Jahren begann etwas, was bis heute andauert. Es ist eine Mischung aus "ich werde immer feinfühliger" und "ich verlerne zusehends Kompensationsmechanismen und -strategien".

    Es war und ist ein schleichender Prozess.

    Intuitiv Menschen verstehen konnte ich nie. Aber ich konnte mit dem Wissensschatz der Erfahrung und Logik diese mir fehlende/nicht ausreichend vorhandene Intuition nachbilden.


    Aber.... Ich begann mit 35 Jahren erst nur manchmal, mit zunehmendem Alter aber immer öfters mit meiner auf Erfahrung und Logik basierenden "Intuition" daneben zu liegen. Bis dahin konnte mich fast niemand "auf den Arm nehmen" (Redewendung).

    Ebenso konnte und kann ich immer mehr zunehmend nicht mehr mit den akustischen und visuellen Reizen umgehen, sie überfordern mich immer mehr.

    Auch soziale Interaktionen fallen mir immer schwerer. Ich weiss hier aber nicht, ob es an mir liegt oder dem immer stärker werdenden Unvermögen anderer Menschen, eine Diskussion mit Respekt (der anderen Person gegenüber) und Argumenten zu führen. Meinem Eindruck zufolge finde ich soziale Interaktionen immer mühsamer, nerviger, aber öfters auch als Zeitverschwendung.


    Ja... Nur wusste ich bis zur Autismusverdachtsäusserung mit knapp über 40 Jahren nichts von diesem einsetztenden Prozess bzw. nahm ich diesen Prozess als solchen nicht so wahr. Ich merkte nur: es ändert sich etwas. Ich werde unruhiger, ermüde über den Tag immer eher, habe weniger Kraft.

    Mehr aber auch nicht.


    Kurz vor Beginn der Autismusdiagnostik bekam ich die Unterlagen aus oben genanntem Kinderheim. Von den damaligen Diagnosen ADHS und AWVS wusste ich nichts. Aber ich erinnere mich an viele Tests, einige IQ-Tests, viele Untersuchungen unter anderem auch ein EEG.

    Als ich diese Unterlagen durchlas sprangen mir viele Beschreibungen entgegen, die man so dem Asperger-Syndrom zuschreiben würde. Damals jedoch begann sich Lorna Wing gerade mit der Arbeit von Hans Asperger zu beschäftigen.

    Für das damalige Bild eines Autisten war ich wohl schlicht "zu normal".

    Ich tausche mich seit knapp drei Jahren über das Internet mit anderen Autisten aller Altersgruppen aus.

    Interessant dabei ist, dass in der Altersgruppe, die wie ich erst mit knapp über 40 Jahren ihre Diagnose erhielten, sich unsere Geschichten erschreckend oft sehr ähnlich sind.

    Auffällig als Kind, gelernt sich anzupassen, ab 35-40 Jahren immer grösser werdende Probleme, Diagnostik und Diagnose "Autismus" (meist Asperger-Syndrom, manchmal atypischer Autismus).


    Ich halte es für fatal formulieren zu wollen, man könne seinen Autismus "verlernen".

    Man kann vielleicht(!) lernen besser damit umzugehen, Strategien zu entwickeln, um sich beispielsweise nicht fortwährend zuvielen Reizen auszusetzen.

    Aber: ist man Autist, wird man es sein Leben lang sein. Egal wie gut man mit seinem Autismus umzugehen weiss und kann.


    Solltest Du marco gelernt haben mit Deinem Autismus umzugehen ist das toll.

    Das kenne ich so ja auch irgendwie von mir.

    Daraus aber ableiten zu wollen, dass man seinen Autismus* "verlernen" könne ist gefährlich.

    Gefährlich für Autisten, gefährlich für deren Angehörigen, weil sie sich so unter Umständen falsche Hoffnungen machen könnten.

    Gefährlich, weil die Allgemeinheit denkt, man können Autismus verlernen, wegtherapieren, verschwinden lassen und müsse deshalb auch weniger Geld und Bemühungen in Bereiche stecken, die Autisten tangieren.

    Es könnte auch ein fatales Signal sein, wenn es um das Thema echte Inklusion geht.


    * Du nennst es "verlernbarer Egozentrik", aber mit direktem Bezug zu Autismus.

    Interessanterweise erscheint mir keine der Autisten, mit denen ich mich seit bald drei Jahren über das Internet austausche, als Egozentriker oder "in sich gekehrter Mensch". Ganz im Gegenteil, nahezu alle, mit denen ich mich austausche erscheinen mir als introvertierte, sehr nachdenkliche und vorallem sehr sozial denkende Menschen, die für andere da sind und auch mal ihre Belange hinten anstellen. Sie ecken vielleicht zuweilen durch ihre direkte Schreibweise ohne Schnörkel und ohne Einhaltung sozialer "Spielregeln" an, sie werden deshalb manchmal missverstanden und als "unsozialer Hobel" wahrgenommen, aber mehr auch nicht.

    Manche von ihnen schreiben sehr selten etwas, manche von ihnen schreiben viel.

    Egozentrisch, histrionisch oder extrovertiert veranlagt, all diese Attribute könnte ich niemanden dieser Gruppe zuordnen.



    Wie ist es heute bei mir?

    Heute ist es so, das ein Einkauf in einem Geschäft für mich extrem ermüdend ist... All die Geräusche, Lichter, Menschen, Eindrücke und Reize Das ist zuviel für mich, es überfordert mich.

    Dennoch kaufe ich ein, auch wenn ich mich danach immer öfters hinlegen muss. Ich nenne es "Training".


    Ich arbeite(te) immer auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt und nicht in einer "geschützten" Umgebung. Vieles nervte mich über die ganze Zeit gesehen, aber die letzten Jahre waren diesbezüglich ganz schlimm. Auch das Verhalten von immer mehr Arbeitskollegen ist für mich zunehmend eine Herausforderung.

    Aus diesem Grunde habe ich im Geschäft zum Beispiel auch nie etwas für den Kühlschrank und/oder die Mikrowelle dabei. Dinge die im Kühlschrank vor sich hin verrotten, Mikrowellengeräte, die aussehen, als wäre in ihnen Essen explodiert und dennoch wurden sie nicht gereinigt...


    Als Kind hatte ich einen Dauertinnitus.

    Als Erwachsener war er weg.

    Seit bald vier Jahren ist er wieder mein ständiger Begleiter. Oft nehme ich ihn nicht wahr, aber in für mich stressigen Situationen wie eben einem Geschäft macht er sich stark bemerkbar und kann dann auch noch Tage später nerven.


    Als Kind war ich von selektivem Mutismus betroffen. Als Erwachsener hatte ich das nicht mehr... Bis vor etwa 4 Jahren. Ich weiss nicht, wie oft ich nun in den letzten vier Jahren wieder davon betroffen war, aber ich würde schätzen zwischen 15-20 Mal.


    Vor einem Jahr waren meine Frau und ich in einem Thermalbad. Es war Jagdzeit, ca. 500 Meter von uns entfernt wurde geschossen. Ich verkrampfte wegen den zwei Schussgeräuschen komplett während 30 Sekunden, war unfähig mich zu bewegen.

    So etwas kannte ich als Kind bei Knallgeräuschen, als Erwachener erschreckte ich "nur" oder hatte deswegen auch ab und zu sofort eine Migräneattacke.


    Mich kann man heute relativ einfach "auf den Arm nehmen", ich erkenne nicht mehr, wenn das jemand mit mir macht.


    Nun ich verlerne die erlernten Fähigkeiten immer mehr.

    Es ist nicht schön, es macht mir Angst. Wie weit schreitet dieser "Verfall" weiter voran?

    Aber ich kann nichts dagegen machen, so sehr ich mich auch anstrenge.

    Hallo GameMoviePortal


    Ich versuche Deine Fragen zu beantworten, aber bedenke, das ich in diesem Bereich kein Experte bin sondern nur meine Ansichten, meine wenigen(!) eigenen Erfahrungen und Meinung wiedergeben kann.


    Zuerst... Eine Angststörung kann wegen den Folgen/Auswirkungen von Autismus entstehen, wie zum Beispiel auch eine Depression als Komorbidität von Autismus in Frage kommen kann.


    Methylphenidat

    Ich mache gerade an mir - wenn ich das so salopp formulieren darf - "Feldversuche" mit Methylphenidat. Ich habe neben der Autismusdiagnose (Asperger-Syndrom) auch die Diagnose ADHS.

    Wichtig zu wissen ist, das Methylphenidat bei Menschen OHNE AD(H)S eine andere Wirkweise zeigt als bei Menschen mit AD(H)S. Menschen ohne AD(H)S werden dadurch bei höherer Dosierung aufgeputscht.

    Bei meinen "Feldversuchen" mit nur schon 10mg zeigen sich die erwünschten Wirkungen. Also: Gedanken besser fokussieren können, akustische und visuelle Reize immer noch wahrnehmen aber durch sie nicht mehr gestresst fühlen->selbst in der Stadt unter Menschen war ich relativ gut entspannt, aber das ist nur und meine eigene Erfahrung(!). Bei anderen ist die Wirkung oder wahrgenommene Wirkung vielleicht anders.


    Ich bekam relativ schnell eine Packung um erste Erfahrungen zu sammeln. Das liegt aber vorallem daran, das ich eine entsprechende Diagnose habe.


    Zusammengefasst:

    Vermutlich(!) wird das bei Dir der Grund sein, dass man Dir nicht einfach so ein Medikament mit Methylphenidat als Wirkstoff geben will. Du würdest zumindest starke Hinweise auf AD(H)S haben müssen, damit ein Arzt Dir ein entsprechendes Medikament - zumindest testweise - verschreibt.


    Bedenke bitte auch, dass selbst wenn Du ein entsprechendes Medikament bekommen würdest eine Angststörung dadurch nicht einfach so "verschwindet".


    Ich sehe Deinen Punkt wegen Teufelskreis "Erschöpfungsdepression->Angstörung->noch mehr Erschöpfungsdepression->noch mehr Angststörung" durchaus. Aber ich bin mir alles andere als sicher, ob Dir ein Medikament mit Methylphenidat wirklich helfen könnte diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

    Gerade in Deinem Fall wäre ein Psychiater an Deiner Seite notwändig, denn nur mit dem Medikament ohne entsprechende Therapie würdest Du die Probleme im besten Fall nur auf "die lange Bank" schieben. also weiter nach hinten verlagern, aber sie so nicht angehen.


    Wenn Du einen Eigenverdacht auf Autismus und/oder ADHS hast - so lese ich das aus Deinem Text hier heraus - UND Du so einen Leidensdruck (Erschöpfungsdepression als mögliche Komorbidität von Autismus, andere Dinge, z.B. Probleme im sozialen Bereich, Probleme mit sensorischer Wahrnehmung), dann solltest Du Dir überlegen eine Autismusdiagnostik anzustreben.

    Wie das bei Erwachsenen bezüglich AD(H)S-Diagnostik aussieht kann ich nicht sagen, das weiss ich leider selber nicht.


    Denke bei Deinen Überlegungen "soll ich eine Autismusdiagnostik anstreben" bitte daran, das viele Autismusdiagnostikstellen eine Wartezeit von 3-12 Monaten, manche noch mehr Wartezeit haben.

    Hallo Herbstsonne


    Ich hatte vor über einem Jahr in dieser Region für mich auch einen Psychologen/Psychiater gesucht.

    Gefunden hatte ich für mich leider niemanden mit Wissen um Autismus.


    Möglicherweise kann Dir Frau Fries weiterhelfen um einen Psychiater für Deinen Sohn zu finden.

    Katrin Fries

    Dipl. Heilpädagogin

    Autismuspädagogin KleineWege®

    Heusserstrasse 25

    8634 Hombrechtikon.

    Hallo


    Es gibt einige Selbsthilfegruppen rund um das Thema Autismus, sowohl von/mit/für Betroffene als auch für von/mit/für Eltern und zumindest ein Forum, das sich an Partner von Autisten richtet.


    Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Du schreiben würdest in welcher Ecke der Schweiz Du Zuhause bist damit man Dir konkrete Adressen zukommen lassen kann.


    Es gibt hier eine Liste mit Kontakten zu Selbsthilfegruppen, aber ich habe keine Ahnung wie aktuell diese Liste ist.

    Hallo


    Ich möchte hier die Bundesverfassung zitieren:


    Artikel 8, Absatz 2

    Zitat

    Niemand darf diskriminiert werden, namentlich nicht wegen der Herkunft, der Rasse, des Geschlechts,

    des Alters, der Sprache, der sozialen Stellung, der Lebensform, der religiösen, weltanschaulichen

    oder politischen Überzeugung oder wegen einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung.


    Damit ist das Argument von Fritz weg vom Tisch und somit obsolet und die Differenzierung von Kindern mit ASS und "ohne Behinderung" und "mit Behinderung" an sich auch.

    Es gibt einen rechtlichen Anspruch.

    Hallo bigMaMa


    Es gäbe viele Möglichkeiten.

    Wir könnten:

    - einen Brief verfassen, den sich hier jeder herunterladen, ausdrucken, unterschreiben und einschicken kann (einfachste Methode)

    - Unterschriftenlisten wären aufwändiger im (technischen) Umgang


    bis hin zu versuchen, die Verantwortlichen der Stadt Zürich zu einem Gespräch zu bringen. Es wäre schon viel erreicht, wenn sie ihre Entscheidung noch mal überdenken würden. Wir wissen ja alle nicht, worauf ihre Entscheidung basiert, welche Informationen ihnen zur Verfügung standen. Es wäre falsch, auf sie zuzugehen und zu sagen, das ihre Entscheidung falsch ist (auch wenn wir das so sehen sollten), es wäre wichtig sie dazu zu bringen, ihre Entscheidung nochmal zu überdenken.


    Dies auch im Hinblick, das es irgendwann ja nicht nur um Menschen mit Autismus geht sondern potentiell auch um Menschen mit anderen Einschränkungen. Wenn man Stück für Stück überall und immer mehr den Sparstift ansetzt um kurzfristige Einsparungen zu erreichen oder Entwicklungen nicht beobachtet und rechtzeitig Gegensteuer gibt fällt das nur den jeweilig direkt Betroffenen und deren Angehörigen auf. Der Allgemeinheit, die ja nicht betroffen ist, fallen solche Entwicklungen und deren Konsequenzen ja nicht sehr auf.

    Dafür sollte ein Bewusstsein geschaffen werden, sowohl wie hier bei den Verantwortlichen der Stadt Zürich wie auch bei allen Menschen auch.


    Zitat

    Es ist u schlimm, aber ich glaube an einem Gespräch wären diese Leute vielleicht gar nicht interessiert? Oder doch? Die Idee ist nämlich grossartig...aber ich weiss auch nicht wo anfangen?


    Finde es schwer zu beurteilen, ob auf ihrer Seite überhaupt ein Interesse besteht...


    Die Ursache liegt laut dem Zeitungsartikel darin, das es zu wenig Fachpersonal bei der heilpädagogischen Schule (HPS) gibt.

    Die Frage ist, ob dies ein schleichender Prozess war, also immer weniger Mitarbeiter dort sind oder immer mehr Kinder Schulbegleitung benötigen und einfach niemandem auffiel, das die Personaldecke immer dünner wurde.

    Oder hat man diesen Effekt vielleicht sogar bemerkt, aber nicht gehandelt?


    Der Entscheid hat für mich etwas Absolutes. Sprich, man will gar nicht versuchen Gegensteuer in Form von mehr Fachpersonal zu geben sondern sucht die Alternative, Lehrern eine Schnellbleiche zu geben.


    Deshalb wären einige Stellen gefragt um eine breit abgestützte konstruktive Kritik und mögliche Lösung anzustreben:

    - Fachpersonen aus dem Bereich Autismus

    - Autismus CH

    - Fachpersonen von der heilpädagogischen Schule (HPS), sowohl Führungspersonen wie auch Fachpersonen direkt an der "Front"

    - Lehrerverband UND einzelne Lehrer, idealerweise sowohl "normale" Lehrer (nicht abwertend gemeint) wie auch Lehrer aus integrativen Klassen

    - idealerweise auch Menschen mit ASS


    Hmmm......

    Hallo bigMaMa


    Ich bin ehrlich gesagt hin- und hergerissen von Deinem Vorschlag und hatte auch lange überlegt, ob und wenn was ich antworten soll.


    Einerseits will ich sofort dabei sein, denn das ist ein enorm wichtiges Thema, welches jeden betrifft, der von einer Beeinträchtigung betroffen ist (wenn man schon bei ASS zwischen "mit" und "ohne" Behinderung differenzieren will könnte man dies künftig auch bei anderen Beeinträchtigungen machen). Mein starker Sinn für Gerechtigkeit spielt hier auch eine nicht unwesentliche Rolle.


    Ich wäre vielleicht mit Vorbereitung (wie die auch immer aussehen würde) bereit, aus Sicht eines Betroffenen (wesentliche Diagnosen Asperger, ADHS, auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitsungsstörung) an einer Gesprächsrunde im kleinen Kreis mit der Bildungsdirektion/Stadtrat teilzunehmen, damit sich diese Stellen ein Bild aus Sicht eines Betroffenen machen können, was es heisst "nicht behinderten" Menschen mit ASS Hilfe zu verweigern.

    Hätte ich diese Hilfe nicht im Kindesalter in Form von Therapien und teilweise auch Begleitpersonen bekommen, dann wäre ich heute nicht da wo ich bin (lebte mehrere Jahre selbstständig ohne fremde Hilfe, bin verheiratet, beruflich irgendwie auf meine Art erfolgreich usw).


    Auf der anderen Seite hege ich aber auch die Befürchtung, dass so mein Name an die Öffentlichkeit geraten könnte. Nur meine Frau, meine Familie und eine gute Freundin wissen von meinem Asperger, mein berufliches Umfeld gar nicht und das soll auch so bleiben.

    Ich finde es bedenklich, wenn man zwischen ASS "ohne Behinderung" und ASS "mit Behinderung" unterscheiden will.

    ASS an sich ist ein Spektrum, die Übergänge sind fliessend, wie bitte will man hier zwischen "ohne" und "mit" Behinderung unterscheiden?

    Man kann so auch einen Keil zwischen vermeintlich Kindern mit ASS "ohne Behinderung" und Kindern mit ASS und "Behinderung" bzw. deren Eltern und unterstützenden Stellen treiben. Diese Differenzierung ist in meinen Augen sehr gefährlich.


    Mir ist durchaus klar, das Kinder, die tiefer im Spektrum sind, mehr Hilfe und Zuwendung brauchen und benötigen.

    Aber, auch Kinder "ohne Behinderung" haben teilweise massive Einschränkungen unter anderem im sozialen Bereich und gerade im beruflichen Umfeld wird immer mehr - teilweise empfinde ich es als komplett übertrieben - auf die Teamfähigkeit eines potentiellen Mitarbeiters geschaut.


    Diesen Kindern "ohne Behinderung" aber mit ASS wird so die Hilfe und Chance genommen, die sie an sich benötigen.

    Die Lehrpersonen sind an sich schon oft mit der Zahl der Kinder sehr gut gefordert wenn nicht vielleicht auch überfordert. Wie sollen oder können sie den Fokus auf ein Kind mit ASS "ohne Behinderung" legen, ohne die anderen Schüler nicht zu sehr zu brüskieren? Dem Kind mit ASS aber "ohne Behinderung" könnte die restliche Klasse die zusätzliche Zuwendung der Lehrperson aus Unverständnis übel nehmen und DANN würde das Kind zusätzlich der Gefahr ausgesetzt sein, gemobbt zu werden. Daran wurde offenbar nicht einmal im Ansatz gedacht.


    Ich finde diese Entwicklung bedenklich. Einerseits macht die Forschung im Bereich ASS Fortschritte, neue Erkenntnisse und Ansätze zum Umgang mit ASS werden veröffentlicht, aber genau dort, wo diese Erkenntnisse und Ansätze am meisten von Nöten wären, in der Schule und im Schulalter, in dem Kinder mit ASS am ehesten Fortschritte machen können, genau dort wird diese notwändige Hilfe zusammengestrichen und somit die positive Entwicklung von betroffenen Schulkindern potentiell gefährdet.


    Wenn die liberal-links eingestellte Stadt Zürich schon so ein Zusammenstreichen einer sinnvollen Ausgabe ins Auge fasst, wie wird das auf dem eher konservativ ausgerichteten Land aufgenommen? In meinen Augen hat nur schon die Idee, dies in der Stadt so umsetzen wollen eine verheerende Signalwirkung Richtung Landbevölkerung.