Beiträge von Omega

    Grüezi Herr Glüer


    Ich habe Ihren Beitrag erst heute gesehen, darum meine späte Antwort. Leider habe ich, wieder einmal, keine Patentantwort für Sie. Was mir durch den Kopf ging: Könnte es auch sein, dass der Junge versucht, Kontakt mit dem anderen Kind aufzunehmen und mit ihm zu spielen, aber nicht weiss, wie er das anstellen soll? Der nächste Gedanke: Sandburgen kaputtmachen ist ein Verhalten bei Kleinkindern. Ist der Junge allenfalls emotional in solchen Situationen im Kleinkindalter (Stichwort: Entwicklungsverzögerung)? Was natürlich schwierig wäre, dem anderen Kind zu vermitteln. Es hätte vielleicht Verständnis dafür, wenn ein einjähriges Kleinkind die Sandburg kaputtmacht, aber zu erklären, dass ein Fünfjähriger das macht... Zumal man ja im Beisein des Fünfjährigen genau abwägen sollte, was man sagt, denn man möchte dem Kind ja nicht vermitteln, dass mit ihm etwas nicht stimmt.

    Ich würde darum erst einmal versuchen, solche Situationen vorauszusehen und das Kind abzulenken, wenn das möglich ist. Falls sich eine Gelegenheit bietet, das Kind anleiten, wie es konstruktiv mit dem anderen Kind spielen kann. Sofern das andere Kind das mitmacht und sich darauf einlässt.

    Guten Tag Herr Glüer


    Zu Ihrem Thema ist mir einiges durch den Kopf gegangen. Sie scheinen das Verhalten, was Sie als "Wut" bezeichnen, für ein bewusstes Fehlverhalten des Jungen zu halten. Zwischen einem unkontrollierbaren Meltdown und bewusstem Fehlverhalten gibt es jedoch noch eine ganze Menge Zwischentöne. Es ist durchaus möglich, dass die "Wut", wie Sie sie beschreiben, aus einer Reizüberflutung oder einer Überforderung resultiert und eben nicht kontrollierbar ist. Natürlich ist Schlagen kein gutes Verhalten und muss in andere Bahnen gelenkt werden, das nur zur Klarstellung. Die Frage ist für mich aber nicht, wie Sie das Verhalten am besten sanktionieren können, sondern warum der Junge zuschlägt. Er braucht bessere Bewältigungsstrategien für seinen Frust, die bekommt er aber nicht, indem er bestraft wird.

    Die erste Frage ist: Warum entsteht dieser Frust / diese Wut? Das ist nicht einfach Böswilligkeit oder ungezogenes Verhalten. Es hat immer einen Grund. Es kann auch sein, dass Sie selbst die Ursache setzen oder dazu beitragen, z.B. indem Sie seine körperliche Wohlfühldistanz unterschreiten (die grösser sein kann als bei neurotypischen Menschen), oder dass Sie zu viel mit ihm sprechen und er dadurch eine Reizüberflutung bekommt.

    Es ist durchaus möglich, dass der Junge in Ihren Übungsstunden so hart daran arbeitet, Ihre Erwartungen an ihn zu erfüllen, dass er am Ende so erschöpft ist, dass er sich nicht mehr kontrollieren kann. Wenn Sie ihn dann bestrafen und die Belohnung wegnehmen, bestrafen Sie ihn dafür, dass er so gut mitgearbeitet hat.

    Also als erstes die Frage, warum sich dieser Frust aufbaut. Vielleicht gibt es Dinge, die man verändern kann. Wenn Sie etwas von ihm verlangen, kann es sein, dass er zu wenig Zeit bekommt, um sich auf die Anforderungen einzustellen. Übergänge sind für Autisten schwierig. Gibt es etwas, das ihm den Übergang erleichtern könnte?

    Die zweite Frage ist: Kann man dem Jungen beibringen, seinen Frust anders abzureagieren, als Sie zu schlagen? Kann er z.B. lernen, als ersten Schritt stattdessen in ein Kissen zu schlagen?


    Und vergessen Sie bitte nicht, dass Autismus eine Entwicklungsverzögerung ist. Dass der Junge 9 Jahre alt ist, verbal ist und eine durchschnittliche Intelligenz hat, bedeutet nicht, dass er emotional ebenfalls 9 Jahre alt ist. Wenn er emotional noch wie ein Zweijähriger reagiert, dann würde das sein Schlagen erklären, er wäre aber kaum in der Lage, sein Verhalten zu reflektieren und anders zu handeln. Da würde eine Bestrafung nichts erreichen, ausser noch mehr Frust und Verzweiflung bei dem Kind auszulösen.


    Die Fähigkeit, Frust auszuhalten und sich besonnen zu verhalten, ist auch immer von der Tagesform abhängig und davon, was an dem Tag vorher schon alles passiert ist. Dass der Junge sein Verhalten manchmal kontrollieren kann, bedeutet nicht, dass er immer und in jeder Situation dazu in der Lage ist.

    Ich muss gestehen, dass ich Mayas Aufruf auch als suggestiv empfunden habe, ganz unabhängig davon, welche Partei / politische Richtung ich wähle oder nicht. Sie verknüpft die Aussage, Autisten seien ehrliche, logische etc. Menschen mit dem Aufruf, sozial und "grün" zu wählen. Das suggeriert nach meiner Meinung: Wer ehrlich, logisch etc. und damit autistisch ist, wählt "grün", und wer nicht "grün" wählt, zeigt damit, dass er nicht ehrlich, logisch etc. ist.


    Das ist mir auch aufgestossen, und daher kann ich die Empörung von F84.5 durchaus nachvollziehen. Und das, wie gesagt, unabhängig von meiner eigenen politischen Meinung.

    Liebe Forumsteilnehmer


    Mein Sohn wehrt sich sehr gegen das Haareschneiden. Er ist nonverbal und kann nicht äussern, warum es für ihn so schwierig ist. Der Coiffeursalon an sich oder die Coiffeuse scheinen nicht das Problem zu sein. Es darf ihm einfach die Schere nicht zu nah kommen. Habt ihr Tipps oder Ideen, woran das liegen könnte, und wie wir unseren Sohn dazu bringen können, sich die Haare schneiden zu lassen?

    Mir persönlich ist es egal, ob an den Bahnhöfen auch noch Musik gespielt wird oder nicht. Durch die Menschen dort ist es schon so unruhig, dass es auf Musik auch nicht mehr ankommt. Im übrigen schaue ich im öffentlichen Raum, wie ich mich selbst schützen kann, z.B. durch Kopfhörer. Das ist für mich ohne Probleme und ohne Aufwand möglich. Erst wenn ich meine Situation nicht mit vernünftigem Aufwand selbst verbessern kann, kümmere ich mich darum, etwas am öffentlichen Raum zu ändern.

    Sie zeigt keine Anzeichen für Stress, wenn sie wegläuft und sich versteckt, eigentlich wirkt sie im Gegenteil vorher ausgelassen und übermütig.


    Bist du dir ganz sicher? Ich frage deshalb, weil unser Sohn teilweise überdreht, wenn er Stress hat. Er lacht dann sehr viel, und wenn man ihn nicht kennt, kann man denken, dass er einfach fröhlich ist und spielt. Natürlich kann das bei deinem Kind anders sein, das kannst du als Mutter besser einschätzen als ich.


    Wenn es deinem Kind darum geht, zu spielen, dann würde ich vermutlich schauen, dass ich vor dem Einkaufen mit dem Kind bzw. beiden Kindern nach draussen gehe, damit sich die Kleine dort erst einmal bewegen kann. Dann ist sie beim Einkaufen vielleicht ruhiger, zumindest ist sie vorher ausreichend gelaufen, und dann ist es nicht so tragisch, wenn du sie beim Einkaufen in den Wagen oder einen Buggy setzt.


    Die Idee mit der Weste etc. finde ich gut. Damit hast du schon einige "Sicherungen" geschaffen, falls sie sich wirklich einmal gut versteckt.

    Kann deine Kleine denn sagen, warum sie wegläuft? Wenn sie von bestimmten Reizen überfordert ist, lässt sich das Problem vielleicht beheben. Wenn es die Geräusche sind, durch einen Pamir. Oder könntest du sie einfach in den Einkaufswagen setzen? Wenn sie nicht mehr in den Kindersitz passt, dann halt in den grossen Korb, auch wenn "man" das nicht macht. Es geht ja um den Schutz deiner Tochter. Bei unserem Sohn haben wir festgestellt, dass ein Rössligeschirr ihm Sicherheit gibt und er weniger überfordert ist, wenn wir unterwegs sind. Für den Fall, dass jemand eine dumme Bemerkung macht, würde ich mir vorher eine Antwort zurechtlegen. Oft habe ich auch einen Informationszettel über Autismus in meiner Handtasche, den ich im Notfall austeilen könnte.