Beiträge von Paddy

    Ich bin Autist und zeige oftmals ein anderes Verhalten, weil ich anders wahrnehme, anders denke und deshalb anders funktioniere als neurotypische Menschen. Deshalb kann ich viele ihrer Erwartungen nicht immer auf die ihnen entsprechende und gewünschte Weise erfüllen, so gerne ich das meistens tun möchte.


    Doch warum kriege ich keine Arbeit und muss um sie betteln, wo ich das, was ich kann, viel besser tue als die meisten andern? Wie lange muss ich noch büssen, für dass ich bloss die Wahrheit sage und so bin, wie ich bin. Warum werde ich meistens ignoriert, wo auch ich einen Nutzen bringen kann und ich doch auch nützen möchte? Woher nehmen die Anderen das Recht mir sagen zu müssen, was ich tun soll und zu tun habe, wo meine Fähigkeiten doch längst bewiesen sind und ich auch weiss, was mir so viel schwerer fällt als ihnen selbst?


    Was habe ich in dieser Gesellschaft noch für eine Möglichkeit zu überleben, wenn ich mich nicht vom Sozialamt knebeln lassen will, um den Rest meines Lebens in einer Zwangsjacke zu verbringen, deren Fesseln keinerlei Entwicklung mehr erlauben und meine intrinsische Motivation - für deren Umsetzung ich lebe - ersticken lassen, auf dass ich in jeder Beziehung bald verrecke? Warum will man mir keine andere Chance geben, als weiter nur ein Kostenfaktor zu sein? Will man mich unter der Brücke krepieren sehen, oder dazu nötigen, mein Überleben gar auf kriminelle Weise sicherzustellen?


    In was für einer Gesellschaft bin ich da verdammt zu leben? Wie lange schaffe ich es noch?


    Das fragt sich ein 59-jähriger Mensch, welcher endlich seine Diagnose gekriegt hat. Ja, ein Mensch, der sich als Junge schon gefragt hat, warum er so anders ist und unsichtbar, warum er weder ernst noch für voll genommen wurde, er trotz aller Bemühungen immer wieder gescheitert und jetzt ganz am Ende ist – ohne Chance, ohne Perspektive, ohne Hoffnung, nicht weil er nicht mehr will, sondern weil er noch immer nicht tun darf, was er wirklich kann und wofür er lebt.