Posts by Lilie

    Liebe bscmom


    Ich finde es gut, dass Du so ein heikles Thema anspricht, das wahrscheinlich in vielen Familien vorkommt.

    Bei meinem Vater war es genau gleich, es war allerdings zu der Zeit ein Tabuthema. In der Familie konnten wir es nicht in den Griff bekommen. Es führte auch zu Konflikten. Es wurde immer mehr gekauft, viele Dinge brauchten wir gar nicht, bzw. Lebensmittel konnten wir nicht immer rechtzeitig essen. Weggeben wollte er kaum etwas. Sobald im Familienleben die nötigen Anschaffungen getätigt sind, wurde es eher zu einer Belastung. Auch, da nach der Pensionierung mehr Zeit zur Verfügung steht, Günstiges und Reduziertes zu suchen. Das Kaufverhalten ging nicht "von selbst weg", wurde eher mehr. Später habe ich gelesen, dass es eine Verbindung zwischen Autismus und Messie-Syndrom gibt. Ich habe auch gelesen, dass jeder Sache, die man kauft, eine tiefere Sehnsucht zugrunde liegt. Z.B. wer viele Schreibwaren, Glückwunschkarten usw. kauft, wünscht sich Kontakte, Briefe zu erhalten, bedeutsam zu sein. Käufe für die Familie sind vielleicht auf dem Wunsch gegründet, für die Familie zu sorgen. Die tiefere Bedeutung ist wohl für jeden anders. Wie schön, dass Dein Mann bereit ist, etwas zu verändern. Das ist schon so viel. Vielleicht hilft es, zu schauen, ob hauptsächlich bestimmte Gegenstände gekauft werden. Wenn man die Bedeutung erkannt ist, kann man einen Weg suchen, die Sehnsucht anders als durch Käufe zu erfüllen. Rückblickend würde ich doch empfehlen, die eigenen Grenzen zu definieren (Platz und Geld). Wenn der Leidensdruck zu gross wird oder ihr selbst nicht weiterkommt, gibt es vielleicht geeignete fachliche Unterstützung. Ich wünsche euch auf jeden Fall, dass Ihr einen guten Umgang mit der Schnäppchenjägerei finden könnt.


    Herzliche Grüsse, Lilie

    Liebe Fenja


    Auch als NT war es für mich vor allem in früheren Jahren schwierig, Grenzüberschreitungen als solche zu erkennen und rechtzeitig zu beenden. Ich wollte "niemandem Unrecht tun", der es vielleicht nur freundschaftlich meinte. Das führte auch dazu, dass ich mich in Situationen wiederfand, die ich so nicht wollte. Ich habe erfahren, dass es vielen jungen Frauen so geht. Mir hat der Rat einer älteren Frau geholfen. Sie sagte mir: Das was für Dich eine Grenzüberschreitung ist, ist es auch. D.h. das eigene subjektive Erleben als Massstab nehmen. Und dann die Situation beenden. Wie Du eine unangenehme Situation beendest, kannst Du ja vielleicht vorher einüben, die Situationen ähneln sich ja irgendwie. Und dann bist Du vorbereitet. Eine verbale Reaktion sollte kurz und verständlich sein. Z.B. "ich möchte nicht, dass du deinen Arm um mich legst". Bei Bedarf wiederholen (wie eine Schallplatte mit Sprung), ohne in Erklärungen und Rechtfertigungen auszuufern. Man kann sich zwar blöd vorkommen, wenn man immer das Gleiche wiederholt, doch ich habe herausgefunden, dass es wirkt und es dem anderen ziemlich schnell zu mühsam wird. Bei Erklärungen kommen Gegenargumente und am Schluss kann es sein, dass Du verwirrt oder verunsichert wirst. Es ist gut, wenn Deine eingeübte Reaktion auf eine übergriffige Situation zu dir passt, so dass Du sie im Bedarfsfall einsetzen kannst. Eine hilfreiche Reaktion, die nicht einmal Worte braucht ist oft, aus der Situation hinausgehen (räumliche Distanz, weggehen, sich abwenden). Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt und das hilft Dir etwas weiter

    Lieber 1974


    Ja, ich habe Deinen langen Text gelesen und bin sehr berührt von Deiner Offenheit, mit der Du Deine Situation beschreibst. Hast Du schon einmal Kontakt mit einer Autismus-Fachstelle oder Selbsthilfegruppe gehabt? Du könntest dort Adressen von kompetenten Fachpersonen erhalten und auch Erfahrungen von anderen Betroffenen hören.


    Ich wünsche Dir sehr, dass Du bald Hilfe findest und Du Dich auch deiner Familie gegenüber öffnen kannst. Den ersten Schritt hast Du ja mit deiner ausführlichen Formulierung in diesem Forum schon getan.

    Rein intuitiv würde ich die WG ebenfalls wechseln. Die bisherige WG hat gemäss Deinen Schilderungen doch einige energieraubende Faktoren. Eine 3er-WG mit einem Pärchen, wo sie sich mit beiden gut versteht, verspricht doch ein Zuhause, wo sie sich wohl fühlt und auch mal zurückziehen kann. Vielleicht könntest Du das Paar ja auch kennenlernen, um Deine Tochter bei der Entscheidung zu unterstützen.

    Hoi Nirak


    Wir haben die Diagnose unserer Tochter auch erst seit kurzem. Mir hat es geholfen, in eine regionale Elterngruppe zu gehen. Dort konnte ich Eltern in ähnlicher Situation kennenlernen, die auch verstanden, wovon ich rede. Es hilft mir, zu sehen, wie andere Familien damit umgehen und dass es durchaus Perspektiven gibt. In der Elterngruppe habe ich auch weitere Namen/Adressen usw. mitbekommen.

    Ich wünsche Euch, dass Ihr die richtigen Stellen und Personen findet.