Beiträge von Fallaetsche

    Hallo Alle,


    was mir beim durchlesen der Beiträge auffällt ist, dass "die Eltern" von den "Kindern" etwas verlangen. Ich verlange von dir:"Verstehe mich!!!" gefälligst. Mir tun die kleinen Kinderseelen leid, welche nicht verstehen können oder eben eine "andere" Sprache sprechen. Es steht ausser Frage, dass man sich auf das Niveau vom Kind "herab" begibt. Dass man Kindern immer in die Augen schaut. Alle Kinder ignorieren das, was die Mutter aus der Küche herausruft, wenn man gerae Fernsehen schaut. Pff, das man das überhaupt erwähnen muss. Traurig. Nächster Grundsatz: Es wird nicht die Person kritisiert, sondern nur das Verhalten. Und natürlich kann man nur ie Zukunft änern. (ohhh, in welcher Welt leben wir eigentlich....) sorry, ich muss aufhören sonst krieg ich nen Fön.

    Liebe(r) Jaywalker
    Was du beschreibst war zumindest in meiner Jugend leider überhaupt nicht selbstverständlich. Hatte kürzlich "Kinderjahre" von Remo Largo wiedermal in der Hand, wenn ich mich recht erinnere, beschreibt er darin wunderbar die Erziehungsmethoden der vorletzten Jahrhundertwernde, welche bei uns noch bis in die 70er- und 80er-Jahre praktiziert wurden. Stichwort: Kleine Kinder schreien lassen, sonst werden sie verzogen usw. Toleranz für nicht zuhören bzw. Anweisungen nicht verstehen und nicht verletztende Kritik waren unbekannt. Meine Schulzeit war deshalb auch die Hölle, bis ich mit dem Gymi fertig war (ein hoher IQ ist auch ein Fluch, wenn man den Erwartungen nicht gerecht werden kann). 3 Stunden jede Woche Blossstellen im Turnunterricht und Mobbing schon ab der Primarschule gehörte auch zur Normalität und war nicht die Ausnahme. In der Sekundarschule liefen Sachen, da würde heute die Polizei kommen. Im Gymi war das Mobbing nur etwas subtiler. Alles frei nach dem Motto von Nietzsche: "Was dich nicht umbringt macht dich härter." Ich bin tatsächlich ziemlich hart geworden, habe dabei allerdigns auch einige bleibende Schäden davon: Meine mittlerweilen chronische Depression, samt abgebrochenem Suizidversuch in der Volksschule, nahm damals ihren Anfang und meine Angststörung auch. Aber sonst geht es mir gut. :thumbsup:

    Ich konnte als Asperger ein Studium absolvieren, bin also nicht allzu tief im Spektrum, möchte aber trotzdem bzw. kann gerade deswegen vielleicht etwas aus "Innensicht" beitragen.

    Zu diesen Einsichten bin ich heute mit rund 50 Jahren gekommen, und wäre sehr froh gewesen, wenn mir jemand als Kind erklärt hätte, was da bei mir anders läuft:


    - Während meiner Schulzeit verstand ich rein verbal oft nicht, was der Lehrer sagte bzw. mir Anweisungen von meiner Mutter nicht merken. Gesprochenes geht bei mir einfach bei einem Ohr rein und beim anderen raus - ich hatte es aber schon gehört, der Sinn der Worte mochte sich mir einfach nicht sofort erschliessen, weil ich mit anderem beschäftigt war.


    - Die dauraus resultierenden dauernden Ermahnungen hatten damals mein Selbstwertgefühl ruiniert (das Mobbing an der Schule war auch nicht hilfreich) und hat mich auch nachhaltig traumatisiert und u.a. wohl zu meiner chronischen Depression geführt. Ich habe erst nach Jahren gelernt mit Kritik fertig zu werden, ohne dass es gleich zu einem Shutdown kommt.


    - Ich musste die Schulstunden abhocken und mir den Stoff selbst anhand der Bücher erarbeiten. Wo es kein gescheites Buch gab war ich aufgeschmissen, so z.B. in Mathematik (20 bis 30% der ASS-Betroffenen haben ja Probleme mit Mathe entgegen dem Chliche).



    Konkrete Anregungen, welche bisher glaublich noch nicht erwähnt wurden:


    - Suchen Sie zumindest initial Augenkontakt und ermöglichen Sie, dass Ihnen von den Lippen abgelesen werden kann. Bei mir dringt man nur so wirklich zu mir durch. Wichtig ist auch, dass die betroffene Person von der momentanen Beschäftigung ablässt. Autisten sind möglicherweise ziemlich unfähig zu Multitasking (habe das Autofahren deswegen aufgegeben).


    - Wenn eine Aufgabe nicht erwartungsgemäss ausgeführt wird, würde ich auf jegliches vorwurfsvolles Vokabular verzichten, also keine Begriffe wie "auch noch", "schon wieder" etc. verwenden, sodern das nicht Erledigte einfach nochmals wie eine neue Aufgabe stellen. Bitte kein Moralisieren: Es ist als geborener Perfektionist an sich schon erniedrigend genug, immerwieder sich selbst korriegeren bzw. nacharbeiten zu müssen. Wie oft hatte ich mir von Eltern und Lehrern anhören müssen, ich solle mir doch mehr Mühe geben, ich sei faul, schludrig usw.! Mir kommte heute noch die Galle hoch, wenn ich nur daran denke.


    - Verwenden Sie für Zeitangaben geschreiben die Form "9.30" und gesprochen "neun Uhr dreissig" statt "halbzehn". Die vorgeschlagenen Termini sind linear aufgebaut, d.h. nach der Stunde folgen die zusätzlichen Minuten. Bei der Form "halbzehn" ist "zehn" bereits nach dem Termin und die Gefahr gross, dass die halbe Stunde nicht abgezogen, sondern drangehängt wird, womit aus "9.30" fälschlicherweise "10.30" wird.


    - Falls gar keine Schulbücher vorhanden sind, fragen Sie den Lehrer, was er unter den gegebenen Umständen doch empfehlen könnte. Falls dieser aber einen "Mist" abgegeben hat, fragen Sie jemand anderen, der das Fach unterrichtet.


    Auch wenn diese Anregungen nicht direkt bei Ihem Kind umsetzbar sein sollten, hoffe ich, dass Sie vielleicht etwas daraus mitnehmen können.