Beiträge von zeytin

    Hallo Cliodhnah


    Ich schreibe dir als Mutter eines ASS-Jungen.


    Mich freut es sehr, dass du dich so umfassend diesem Jungen annimmst und ihn im Kindergartenalltag unterstützt. Grundsätzlich möchte ich etwas zur Integration sagen. Bei einem solchen Jungen geht es meiner Meinung nach in erster Linie darum, Teilhabe zu ermöglichen, dort wo das für den Jungen möglich ist. Integration als Gleichschaltung verstanden, bei der man einige Dinge etwas anpasst, wird dem Jungen und der Sache nicht gerecht. Ich würde auch dafür plädieren, mit wenigen und kürzeren gemeinsamen Aktivitäten beginnen und langsam mehr aufbauen, als das Kind und das System zu überfordern.


    1. Die Aufklärung der Kinder finde ich sehr wertvoll. Häufig wird dann nicht von der Diagnose gesprochen, sondern vom Anders-Sein. Ich selbst fand folgendes Video eindrücklich: Erstaunliche Dinge geschehen - - Bing video . Die Kinder können in der Regel sehr gut mit der Andersartigkeit eines Kindes umgehen, wenn sie etwas verstehen, warum sie anders reagieren und wie sie damit umgehen können. Die Einteilung in die Gruppe der älteren Kinder könnte eine gewisse Erleichterung darstellen. Bei meinem Sohn lösten jüngere Kinder Verunsicherung aus, da ihre Reaktionen weniger durchschaubar waren. Der Junge mit ASS braucht unbedingt sein Spielzeug, das ihm nicht weggenommen werden darf. Das gibt ihm Sicherheit. Wissen die anderen Kinder darüber Bescheid, ist das kein Problem mehr.


    2. Der Morgen im Kindergarten ist für ein ASS-Kind sehr anstrengend und hat schon genug sozialen Input gegeben. Es braucht anschliessend unbedingt einen ruhigen, sicheren Ort, um sich regenerieren zu können. Von daher würde ich anfangs ein Einzelsetting beim Mittagessen bevorzugen. Kann er dann noch das von zuhause Mitgebrachte essen, gibt es ihm Sicherheit. Es kann auch helfen, wenn er immer den gleichen Platz mit dem gleichen Gegenüber hat. Mit der Zeit hat er ev. so viel Sicherheit, dass er auch anfangen kann, die Speisen vor Ort zu essen. Alle Forderungen, möglichst wenig Extrawürste zu haben, bringen nur Stress und entsprechen nicht der Realität eines ASS-Kindes. Es kann sich nicht anpassen, es ist mit Überleben beschäftigt.


    3. Da kann ich nicht viel dazu sagen. Ich könnte mir vorstellen, dass das Anregen für gemeinsames Spiel bereits eine Überforderung ist. Nur schon den Kindergartenmorgen mit allen Reizen und Abläufen zu überstehen, ist Herausforderung genug. Da braucht es gar keine zusätzliche Animation, das Spiel (wenn auch monoton) mit dem bevorzugten Spielzeug reicht vollkommen.


    Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen. Ich wünsche dir viel Freude mit dem Jungen und Durchsetzungsvermögen gegen die fixen Ideen von Integration.

    Bei meinem Sohn habe ich den dringenden Verdacht einer Pathological demand avoidance, eines spez. Profils des ASS. Weiss jemand, wo (in welcher Praxis, Institution, an welchem Ort) in der Schweiz diese Diagnose gestellt wird? Mir ist bewusst, dass sie nicht im ICD11 aufgelistet ist. Trotzdem ist es für die weiterführende Therapie für uns enorm wichtig, den Verdacht bestätigt zu bekommen. Herzlichen Dank für alle Hinweise, auch wenn diese über die Landesgrenzen hinausführen sollten.