Interessantes Thema
Ich bin absolut darauf angewiesen, dass ich einen Internetanschluss nutzen kann. Denn das Internet ist fast ausschliesslich die einzige Möglichkeit, irgendwelche Kontakte herstellen zu können.
Ich brauche auch das Internet, um Informationen einzuholen oder Termine beim Coiffeur usw. zu vereinbaren, weil ich Telefonieren einfach schrecklich finde, das mache ich ja nur wenn es sich nicht vermeiden lässt oder ich lasse meinen Mann anrufen.
Ich lebe seit 2.5 Jahren hier und habe mit noch keinem anderen Menschen (mit einer einzigen wirklich sehr schönen Ausnahme) ausserhalb derjenigen Personen, die irgendwie mit meiner direkten Familie und mit meiner Arbeit zu tun haben, persönliche Gespräche geführt. Das Maximum sind sehr seltene oberflächliche kurze Gespräche mit Nachbarn, meist ist da aber mein Mann dabei und das wird von ihm inszeniert und gelenkt, d.h. ich reagiere nur auf seine Aussagen. Von selbst spreche ich keine Nachbarn an.
Wenn ich also Sehnsucht nach einem „Gespräch“ habe, dann muss ich über das Internet gehen und selbst da gelingt es mir ja (siehe meinen eigenen Thread) nicht, diese Kontakte zu halten.
Ich habe eine Selbsthilfegruppe genannt bekommen (eigentlich ging es da um meinen Sohn (AS)), aber mir ist es nicht möglich, eine Kontaktperson anzurufen oder gar dorthin zu gehen. Ich wüsste gar nicht, wie ich mein Anliegen formulieren sollte, dabei bin ich sprachlich und schriftlich wirklich sehr gut gebildet – ich kann das nur nicht auf meine persönlichen Anliegen umsetzen.
Ich benötige ebenfalls ganz viel Zeit für mich alleine, um mit dem ganzen Alltagsstress zurechtkommen zu können. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ich generell nichts mit anderen Menschen zu tun haben möchte und nicht nach draussen gehen möchte. Ich bin eigentlich ein sehr neugieriger, an vielen Dingen interessierter, fröhlicher und belesener Mensch. Ich mag es, neue Gegenden zu erkunden, das Umfeld zu beobachten, ich mag Museen und Zoos uvm. und würde da gerne viel öfter hingehen. Aber das ganze Drumherum ist sehr anstrengend für mich, ich benötige dann wieder vermehrt Zeit, mich zu regenerieren, sodass ich schon von vornherein gar nichts mehr unternehme, weil ich keine Zeit zum Regenerien habe. Die Menschenmassen am Bahnhof, im Zug, oder an anderen Orten, ja selbst in den Einkaufsläden stressen mich extrem.
Es gab Phasen, da hab ich in längeren Warteschlangen schon Panikattacken bekommen und mich nur mit Mühe an einer Wasserflasche „festgehalten“, um das durchzustehen. Das geht momentan glücklicherweise besser.
Wie Nic so treffend beschreibt „my home is my castle“ - das kann ich zu 100 % unterschreiben.
Mein Zuhause gibt mir Sicherheit, Regelmässigkeit und Ordnung – meine Ordnung, die mir niemand verändern kann. Eine solche Struktur kann ich nirgends sonst dauerhaft erhalten, nicht einmal an meinem eigenen Arbeitsplatz.
Zuhause kann ich zur Ruhe kommen, abschalten, alles so ausführen, wie es für mich richtig ist, ohne unter Druck zu geraten.
Wenn in meinem Zuhause täglich andere Leute auftauchen würden (also abgesehen von meinem Mann und meinen Söhnen), wäre meine Ordnung massiv gestört. Auch das Telefon empfinde ich als extrem störend. Das wäre eine grosse Belastung für mich. Deshalb muss mein Zuhause meine gesicherte Burg bleiben. Ich öffne die Tore gerne, aber nur wenn ich mich darauf vorbereiten kann.
Nachvollziehen kann das tatsächlich kaum jemand. Damit habe ich schon sehr viele Leute verjagt, vielleicht verletzt... weiss ich nicht.
Meine Familie kennt das nicht anders von mir, mein Sohn empfindet genauso, ist sogar noch extremer als ich. Aber ansonsten ernte ich da wirklich nur Verständnislosigkeit.
Frust und Wutgefühle habe ich auch oft mir selbst gegenüber. Ich denke, dass ich doch irgendwann mal besser mit all dem zurechtkommen müsste.
Familienfeste (ich habe keine Familie, das betrifft meine Schwiegerfamilie) fanden meist ohne mich statt und wenn, dann blieb ich hochgradig nervös und angespannt (innere Unruhe äussert sich dann in motorischer Unruhe) zappelnd auf meinem Platz sitzen, konnte kaum Gesprächen folgen aufgrund meiner Kommunikationsproblematik oder ich hielt mich draussen auf, auch wegen meinem Sohn, der solche Versammlungen gar nicht vertragen kann und dann entsprechend extrem gestresst war.
Das betrifft auch Betriebsausflüge/-feste, Schulungen, andere Treffen mit mehren Personen.
Ich ärgere mich in solchen Situationen masslos über mich selbst, frage mich, weshalb ich nicht in der Lage bin, mich da wie alle anderen zu verhalten.
Ich schliesse mich deiner Frage an:
WARUM ist das so?
WARUM lässt sich das nicht eines Tages besser meistern?