Beiträge von Atoba

    Hallo alle

    Mein Sohn (9, mit ASS) besucht seit dem Sommer die HPS, davor hat er eine spezielle Tagesschule besucht, in der Kinder mit ADHS, ASS, Traumata, Hochintelligenz... waren. Diese Schule war zwar toll, aber der Schwerpunkt lag eindeutig im Schulischen, weniger im Praktischen. Mein Sohn musste die Schule wechseln, weil er in den 2 Jahren, in denen er dort war, einfach nicht lesen und schreiben gelernt hat und die LehrerInnen fachlich an ihre Grenzen kamen. Sie meinten, die HPS sei wahrscheinlich die bessere Schule für ihn. Der Wechsel verlief gut, er geht da gerne hin, sein Verhalten hat sich in der Schule gebessert. Früher wurde er oft aggressiv, in der HPS beschränkt sich das bis jetzt auf wenige Episoden, die auch nicht so gravierend waren. Von daher alles gut. Aber trotzdem beschäftigt es mich sehr, dass er einfach nicht lesen und schreiben lernt. Er kennt die einzelnen Buchstaben, aber er kann sie nicht aneinander reihen und versteht auch prinzipiell nicht wirklich das Konzept, dass diese Zeichen und Wörter irgendetwas bedeuten sollen und etwas mit seiner Umwelt zu tun haben. Dass man also zB. einen Baum nicht nur in echt oder auf einem Bild sehen und erkennen kann, sondern auch, wenn man das Wort Baum liest.

    Vielleicht etwas zu seiner Vorgeschichte: er hat sehr früh gesprochen (bevor er laufen konnte). Er konnte sehr früh viele Wörter und sich gut ausdrücken. Mittlerweile ist dies aber nicht mehr so. Er hat im Vergleich zu anderen 9-jährigen einen eher kleinen Wortschatz und versteht auch vieles, was man ihm sagt, nicht wirklich. Wenn er einen Film schaut oder eine Geschichte hört, merke ich immer wieder, dass er mit dem Inhalt völlig überfordert ist. Ich führe das darauf zurück, dass er bis jetzt nicht lesen und schreiben gelernt hat und er somit auch sonst schulisch so gut wie nichts gelernt hat. Andere in seinem Alter haben ein viel grösseres Wissen als er. Seine Interessen sind durch sein ASS auch ziemlich eingeschränkt, er interessiert sich wenig für das, was um ihn herum so passiert. Ihn interessiert Musik und sonst wenig. Etwas durch Anstrengung (entweder des Kopfes oder des Körpers) zu erreichen, ist für ihn ebenfalls sehr unattraktiv. So spielt er zwar Schlagzeug, übt aber nie. Er spielt, ja, aber nur nach Gefühl und nach Lust und Laune. Noten lesen kann er nicht, das geht in dieselbe Richtung wie das Lesen und Schreiben, das ist viel zu abstrakt für ihn.

    Meine Angst ist einfach, dass er es nie lernen wird. Und ich aber das Gefühl habe, dass er nicht so viel unintelligenter ist als andere. Er kann Zusammenhänge begreifen, er kann sich Dinge merken (er kennt unzählige Instrumente, kann sie am Klang erkennen, konnte sich da die Namen nach einmal hören merken). Er kann es einfach nicht bei Dingen, die ihn nicht interessieren. Und die er nicht erfassen kann, wie die geschriebene Sprache. Gleichzeitig merke ich, dass er gerne lesen und schreiben lernen würde. Er verzweifelt selber daran, dass er es nicht kann und leider hat er auch schon etwas resigniert.

    Kennt jemand von euch andere als die gängigen Methoden, um lesen und schreiben zu lernen? Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Manchmal habe ich das Gefühl, dass zwischen meinem Sohn, der die HPS besuchen muss, und einem Kind, das die Regelklasse besucht, nur der Unterschied besteht, dass er bis anhin das System Schriftsprache nicht begriffen hat. Im Denken wäre er bereit für sehr vieles, aber die Form, wie bei uns Inhalt vermittelt wird, ist für ihn ein Buch mit sieben Siegeln.

    Es wäre schön, wenn jemand Tipps hätte oder eigene Erfahrungen! Danke vielmals!

    Hallo, wir haben die Entschädigung nach Ablauf einfach weiter beantragt und erhielten dann einen Fragebogen, den wir ausfüllen mussten, um den derzeitigen Zustand zu beurteilen. Bis jetzt haben wir nichts gehört, da aber das Geld wieder gekommen ist, läuft die HE jetzt somit wohl weiter. Unser Sohn ist erst 9, aber meines Erachtens gibt es keinen Grund, die HE bei Teenagern nicht zu gewähren, auch wenn er keine Pflege im herkömmlichen Sinn benötigt. Er beansprucht doch mehr Zeit und Fürsorge als andere in selben Alter. Auch "Kontrolle" ist Pflege und beansprucht Zeit und zeigt seine "Hilfebedürftigkeit".

    Viel Glück!

    Atoba

    Hallo Tabeli

    Die Hilflosententschädigung, die ich meine, ist ein monatlich fixer Betrag, den wir als Angehörige bekommen, da unser Sohn zu einem gewissen Grad hilflos ist und wir ja seine Betreuung übernehmen. Diesen kann man, wie du sagst, beantragen, wenn bis zum 6. Geburtstag eine Diagnose oder der Verdacht auf eine Diagnose dokumentiert ist. Wenn ihr diesen Betrag trotzdem bekommt, dann habt ihr eine sehr verständnisvolle, entgegenkommende IV (was natürlich toll ist, aber sicher die Ausnahme). Therapien sind eine andere Sache, die bekommen wir noch obendrauf bezahlt. Alles, was mit dem Autismus zusammenhängt zahlt die IV (zB Ergotherapie aufgrund des Autismus), alles andere die KK.

    Darum rate ich Minou, auf jeden Fall den Verdacht auf ASS dokumentieren zu lassen oder eben gleich die Abklärung zu machen. Klar, es ist "nur" Geld, aber es kann echt helfen, da es auch Therapien gibt, die keine IV und keine KK zahlen, die sehr teuer sind und je nach Fall hilfreich sein können (Musiktherapie, Reittherapie,...). Wir hätten die Möglichkeit für solche Therapien nicht ohne die Hilflosenentschädigung.

    Liebe Grüsse

    Atoba

    Hallo Minou

    Unser Sohn wurde abgeklärt mit 4 Jahren, was ja auch recht früh ist. Ich habe die Abklärung selber zwar als recht langwierig, aber nie als belastend oder unangenehm empfunden. Zu jeder Zeit wurden wir gut informiert und wurde unser Sohn gut behandelt. Zweieinhalb ist tatsächlich früh. Aber zu lange warten würde ich auch nicht. Wir bekommen für unseren Sohn Hilflosenentschädigung, die wir nicht bekämen, wenn er später die Diagnose bekommen hätte (ich glaube, das Höchstalter liegt dafür bei 5 Jahren). Das bedeutet aber keineswegs, dass er jetzt für den Rest seines Lebens als IV- Fall gilt und davon irgendwelche Nachteile hätte. Bezüglich Wahlrecht, Sorgerecht etc. musst du dir keine Sorgen machen, AutisInnen haben genau die gleichen Rechte wie alle anderen auch, ausser sie sind so beeinträchtigt, dass sie einen Vormund brauchen.

    Mir persönlich hat es geholfen, eine Diagnose für unser Kind zu haben. Ich konnte mich ab da viel besser auf ihn einstellen, habe mich eingelesen, wir sind regelmässig mit dem KJPD in Kontakt, wenn Fragen oder Probleme auftauchen. Auch die Kommunikation mit Institutionen wie der Schule, Kindergarten, Hort wurde für mich einfacher. Ich weiss nicht, wie das bei dir ist, aber ich spürte lange eine grosse Last und hatte Schuldgefühle, weil ich dachte, unser Sohn zeige gewisse Verhaltensweisen, weil wir ihn schlecht erziehen (dies wurde uns auch vom Umfeld sowie von Wildfremden suggeriert). Ich lag Nächte lang wach und habe mich immer und immer wieder hinterfragt, was ich falsch mache. Mit der Diagnose fielen diese negativen, selbstentwertenden Gefühle von mir ab, was sich sehr positiv auf unseren Sohn ausgewirkt hat, denn er nimmt jede Gefühlsregung von den Erwachsenen um ihn herum wahr und ist davon schnell überfordert. Es ist bei so kleinen Kindern auch üblich, einen Test nach ein paar Jahren zu wiederholen, um eben zu vermeiden, dass ein "falsches" Ergebnis ein Leben lang anhaftet. Verlieren können du und dein Kind nichts durch eine Abklärung. Aber ein wenig warten würde bei euch auf jeden Fall noch drin liegen, wenn du ein schlechtes Gefühl dabei hast.

    Alles Gute und viel Glück weiterhin!

    Atoba

    Hallo


    Hat jemand von euch Erfahrung mit CBD- Öl oder Kapseln? Wenn ja, wie dosiert ihr? Unser Sohn ist 8 Jahre alt und hat ASS und ADHS. Risperdal und Ritalin haben wir ausprobiert. Die Medikamente helfen teilweise (Risperdal), aber wir wollen unser Kind nicht mit so starken Medikamenten jahrelang behandeln. Ritalin macht ihn leider aggressiv und depressiv. Kommt alos auch nicht infrage. Deshalb würden wir gerne einen Versuch mit CBD machen, nur leider hat unsere Kinderärztin damit null Erfahrung.

    Danke!

    Hallo 1974


    Du brauchst Hilfe von Fachpersonen- hast du schon mit welchen gesprochen? Gegen depressive Verstimmungen, Angstzustände, Panik gibt es Medikamente und Therapien. Natürlich klingt das vielleicht erstmal nach Symptombekämpfung. Aber so, wie du deinen Zustand gerade beschreibst, muss erstmal geschaut werden, dass du wieder eine Perspektive siehst und eine minimale Freude am Leben zurück gewinnst. Wenn du wieder stabiler bist, kann mit der Ursachenbekämpfung begonnen werden. Es gibt bestimmt in eurer Nähe PsychiaterInnen, die Erfahrungen mit Autismus haben.

    Du bist deinen Kindern das beste Vorbild, wenn du dir helfen lässt und möglichst offen, auch mit deiner Frau und je nach Alter der Kinder auch mit ihnen, über deine Probleme sprichst.

    Bitte hol dir Hilfe. Auch ein Klinikaufenthalt, bei dem man mal alle alltäglichen Pflichten vergessen kann und sich und seine Gedanke wieder ordnen kann, ist vielleicht eine Möglichkeit. Ich hoffe, dass du meinen Rat beherzigst.


    Alles Beste

    Hallo Ela


    Hast du unterdessen eigene Erfahrungen gemacht mit der Davis- Methode? Ich habe unseren Sohn bei einer Davis- Beraterin hier bei uns in der Stadt angemeldet und bin sehr gespannt... Falls du schon was berichten kannst, würde mich das sehr interessieren. Ansonsten melde ich mich dann mit unseren Erfahrungen!


    LG

    Atoba

    Ich finde auch, du musst unbedingt mit einer Ärztin oder einem Arzt reden und sagen, dass du es absetzen willst. Dazu hast du das Recht. Wenn dann sie oder er mit deiner Mutter spricht, ist sie vielleicht eher bereit, es auszuprobieren. Ich habe auch das Gefühl, dass in der Beziehung zu deiner Familie Vieles belastend ist für dich (und für die anderen vielleicht auch?). Eine Familientherapie könnte da helfen.

    Welche ärztliche Betreuung hast du? Wir sind mit unserem Kind beim KJPD, das gibt es in allen Kantonen. Da kannst du glaube ich auch alleine mal hingehen und um einen Termin bitten oder um eine Beratung.

    Es gibt viele gute ausgebildete Personen, die dir und deiner Familie helfen und beistehen können. Du solltest unbedingt deine Überlegungen und Probleme mit so jemandem besprechen!

    Alles Gute!

    Liebe alle, danke für eure Rückmeldungen und Erfahrungen! Wir geben seit 1 Woche Ritalin Long Acting, das wirkt langsamer und macht ein Depot über den Tag, das dann ausgeschüttet wird und abends sich langsam ganz leert. Seit er das nimmt, geht es deutlich besser. der Rebound- Effekt hat sich auch verringert. Soweit, so gut.

    Letzte Woche wurde er nun wieder vom SPD abgeklärt, und heute war das Gespräch mit der Schule und dem SPD. Und, na ja, es kam so wie befürchtet. Er schnitt überall ausser im sprachlichen Bereich sehr schlecht ab, und der SPD sowie die jetzige Schule, die an sich wirklich toll ist, sind der Meinung, dass wir die HPS zumindest in Betracht ziehen sollten.

    Unser Sohn sieht einfach bis jetzt noch keinen Sinn darin, lesen, schreiben und rechnen zu lernen. Und wir wissen ja alle, wie schwierig es bei ASS Kindern ist, sie zu etwas zu bewegen, worin sie keinen Sinn und keinen unmittelbaren Nutzen sehen. Nur, es ist bei ihm so, dass er sehr wohl sieht, dass alle um ihn herum in der Schule viel besser mitkommen, Neues lernen und Fortschritte machen- nur er nicht. Und da sagt die Schule zurecht, dass das für Milo mit der Zeit zu immer mehr Frust und Druck führt. Ich habe manchmal das Gefühl, dass sein Denken einfach grundsätzlich völlig anders funktioniert. Er kannte mit drei Jahren alle Orchester- Instrumente und hat sie auch am Klang erkannt. Jetzt, mit 8 Jahren, kann er sich noch nicht mal merken, wie das A aussieht, oder begreifen, dass Zwei plus Zwei Vier ergibt. Er versteht diese Systeme schlicht nicht. Dass diese abstrakten Ziffern und Symbole auf dem Blatt irgendetwas mit der Realität um ihn herum zu tun haben könnten, ist für ihn unbegreiflich.

    Die Hausaufgaben haben wir im Moment "abbestellt", das ist bei der Schule auch überhaupt kein Problem. Er kann auch später gebracht werden am Morgen, denn er schläft seit dem Ritalin oft erst nach 23 Uhr ein. Die Schule ist wirklich eigentlich toll und wir würden es sehr schade finden, wenn er wechseln müsste. Aber wir sehen auch die Gründe ein, die uns genannt wurden. Wir gehen uns die HPS nun so schnell wie möglich anschauen und hoffen, dass wir einen Eindruck kriegen, ob Milo da gut aufgehoben wäre.

    Und ja, wir hoffen, das sich die Auswirkungen des Ritalin auch bald schulisch zeigen... dann kann er vielleicht doch bleiben.

    Wir hoffen das beste.

    Unser Sohn Milo (mit ASS und ADS) bekommt seit ein paar Wochen Ritalin. Anfangs war die Wirkung gut, ab einer bestimmten Dosis hatte er plötzlich sehr oft emotionale Ausbrüche. Traurigkeit und Wut konnte er fast nicht mehr zügeln. Es wurde dann zwischenzeitlich wieder besser, jetzt ist es aber wieder schlimmer geworden. Er hat mehrmahls täglich gewalttätige Ausbrüche mit schlagen, treten, Sachen schmeissen, fluchen etc. In der Schule beruhigt er sich wohl meistens bald wieder, zuhause ist es die Hölle. Er kommt aus der Wut und der Gewalt fast nicht mehr heraus, es geht stundenlang. Das einzige was ihm dann hilft ist Filme schauen. Aber wir wollen ihn doch nicht ständig vor den Computer setzen.

    Die Dosis haben wir erhöht, weil er mit der niederen Dosis zwar viel mehr erzählt hat und irgendwie fassbarer wurde, konzentrtionsmässig und schulisch hatte sich aber nichts verbessert. Er ist in der 2. Klasse, kann aber weder Rechnen noch Schreiben noch Lesen. Einige Buchstaben und Zahlen erkennt er. Er hat praktisch null Motivation, etwas zu lernen, er denkt, er kann das sowieso nie und er sieht auch die Vorteile nicht wirklich, die Lesen und Schreiben ihm bringen könnten.

    Er hat wirklich massive Probleme mit Konzentration. Hausaufgaben laufen meistens so ab: zuerst dauert schon minutenlang, bis er überhaupt mal auf das Blatt oder ins Heft schaut. Er redet dies und das, setzt sich um, singt was vor sich hin, lenkt ab etc. Dann kann er sich höchstens etwa 1 Minute am Stück konzentrieren und nur , wenn jemand neben ihm sitzt und ihm hilft. Danach geht es wieder los mit Ablenken, Rumalbern etc. Wir kriegen deshalb auch oft Streit, weil das auf die Dauer fast nicht auszuhalten ist, v.a. da sich auch fast null Erfolg zeigt.

    Wir sind langsam ziemlich verzweifelt. Er muss evtl. die Schule wechseln deswegen und in die heilpädagogische Schule. Meiner Meinung nach gehört er da nicht hin, er hat keine geistige Behinderung. Denken und kombinieren kann er, aber diese Systeme "Rechnen" und "Lesen" versteht er einfach nicht. Er ist ziemlich entwicklungsverzögert und wir hoffen, dass er bald den Knopf auftut und die Motivation kommt. Aber die Schule (eine tolle Schule, speziell für Kinder mit anderer Wahrnehmung, Traumata, speziellen Bedürfnissen...) macht das halt nicht mehr lange mit. Sie haben einfach das Gefühl, dass sie ihm schulisch nicht helfen können. Er hat deswegen auch überhaupt kein Selbstvertrauen, er hat oft Ohnmachtsgefühle und fühlt sich anderen unterlegen. Er ist auch nicht stark oder schnell oder gut im Fussball oder so. Das, was er gut kann (er ist musikalisch, spielt Schlagzeug, ausserdem zeichnet er sehr speziell und schön) zählt in dem Alter unter seinen Schulkameraden nicht besonders viel und er verliert leider auch mehr und mehr das Interesse daran.

    Manchmal weiss ich nicht mehr weiter, an anderen Tagen zeigt sich eine klitzekleine Verbesserung, entweder im Verhalten oder schulisch, und daran klammern wir uns dann wieder. Ich kann auch nicht mit Sicherheit sagen, dass die Gewaltausbrüche vom Ritalin sind. Er hatte diese auch in der Vergangenheit schon, nur wurde dies mit der Zeit etwas besser und nun ist es wieder massiv schlimmer geworden.

    Wir stellen bald um auf Ritalin LA (long acting) und erhoffen uns davon Besserung. Was habt ihr denn für Erfahrungen mit Nebenwirkungen von Ritalin? Oder überhaupt mit dem Medikament? Und mit schulischem "Versagen" eurer Kinder?

    Liebe Grüsse und danke

    Hallo!

    Euer Problem kennen wir nur allzu gut. Unser Sohn ist mittlerweile 8, und es ist leider immer noch so, dass er uns und andere beschimpft. Phasenweise ist es besser, dann wieder schlechter. Ich habe gelernt, es weitestgehend zu ignorieren, denn empörtes Reagieren, Verbieten, etc. haben nicht geholfen. Zuhause ist dies kein Problem, unter Leuten kann es ganz schön nervenaufreibend sein.

    Zuerst gilt es heraus zu finden, in welchen Situationen euer Sohn beschimpft. Ist es Wut, Verzweiflung, will er testen, wie die Leute reagieren? Diese Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen, ist dann natürlich am Effektivsten (wenn auch nicht immer möglich, klar!).

    Mit Bekannten würde ich das Thema besprechen und sie bitten, die Schimpfworte zu ignorieren. Und bei Fremden habe ich die Erfahrung gemacht, dass es am besten ist, sich höflich bei den Leuten zu entschuldigen, die euer Sohn beschimpft, und so ruhig wie möglich zu bleiben. Je mehr innere Ruhe und Stärke ihr ausstrahlt, desto beruhigender ist das auch für das Kind. Nicht darauf eingehen, das Thema wechseln, das Kind auf irgend etwas aufmerksam machen, ablenken, sanfter Körperkontakt, wenn er das mag.

    Später, wenn die Situation vorüber ist und die Stimmung wieder gut, reden wir dann immer mal wieder mit unserem Sohn über die Wörter, die er benutzt. Wir erklären ihm , was sie bedeuten und warum wir nicht wollen, dass er sie benutzt. Wir erlauben ihm, wütend zu sein und uns dies auch mitzuteilen, aber sachlich (bspw. ist "ihr nervt mich!" erlaubt, nicht aber "ihr Arschlöcher").

    Praktisch kann er dies noch nicht wirklich umsetzen, aber wir sind überzeugt, dass es trotzdem sinnvoll ist, mit ihm über die Beschimpfungen zu reden und ihn zu motivieren, sich anders auszudrücken. Steter Tropfen höhlt den Stein, hoffen wir.


    Auch das andere Problem kennen wir gut, das hat sich bei uns aber sehr stark gebessert. Unser Sohn geht einmal die Woche in die Ergotherapie, die dahingehend viel bewegt hat. Gut funktionieren bei uns zum Beispiel auch Hörspiele. Und klare Ansagen, schon früh genug ("heute muss ich dann und dann ein wichtiges Telefonat führen. Was willst du in dieser Zeit gerne machen? Etwas malen? Und dazu was gutes Essen? Ok. Ich berichte dir danach, wie das Telefonat gelaufen ist." - so in der Art). Ich habe versucht, seine "eigene Zeit" attraktiv zu gestalten. Und ihm aufzuzeigen, dass es toll ist, wenn die anderen nicht immer wissen, was man gerade so macht. Dass das eigene Zimmer ein schönes, geheimes Revier sein kann (oder eine Ecke in einem Zimmer, in der man eine Höhle, ein Zelt o.ä. gebaut hat, nur für ihn).

    Irgendwann braucht es dann diese Ansagen und Absprachen nicht mehr, im besten Falle.


    Viel Kraft und Freude mit Euren Kindern weiterhin!

    Hoi Ylvie

    Unser Sohn hat auch mit 4 Jahren einen IQ- Test machen müssen. Wir haben den Test überhaupt nicht als "schlimm" empfunden, und das Ergebnis ist eigentlich völlig irrelevant. Ich meine, falls ihr Angst habt, dass ein schlechtes Resultat rauskommt. Ausserdem merken die TesterInnen schon, ob das Kind sich auf die Aufgabe einlässt oder nicht, und vermerken das dementsprechend. Zumindest bei uns im KJPD (übrigens auch TG) war das so. Ich würde den Test einfach machen lassen, ist keine grosse Sache. Das interessiert später weder Kindergarten noch Schule, wie euer Sohn bei diesem Test abgeschnitten hat.

    Wenn ihr eurer HP aber grundsätzlich nicht traut, ist das natürlich eine andere Geschichte. Dann würde ich versuchen, sie zu wechseln. Vertrauen und gute Zusammenarbeit ist das A und O bei solchen Dingen, das merken wir bei unserem Sohn immer deutlicher.

    Viel Glück bei allem, was noch kommt!

    Hallo Papageifisch


    Bei unserem Sohn wurde ein EEG gemacht. Wir hatten ebenfalls Mühe, mit seinen Wutausbrüchen noch klar zu kommen. Es wurde gemacht, um eine bestimmte Form von Epilepsie auszuschliessen bzw. einen neurologischen Grund für die Wutausbrüche. Haben es im Ostschweizer Kinderspital gemacht, sehr kompetentes, kinderfreundliches Personal. Es ging sehr gut, obschon wir anfangs Bedenken hatten, ob unser Sohn das mit sich machen lässt. Er hatte dann zwar nichts Neurologisches, aber ich war froh, dies ausgeschlossen zu haben. Würde es machen an eurer Stelle, ist ja nichts mit irgendwelchen Nebenwirkungen. Es muss glaube ich auch gemacht werden, wenn im Raum steht, ob das Kind Medikamente bekommen soll. Dann werden umfassende Untersuchungen gemacht um sicherzugehen, dass das Kind nicht an etwas ganz anderem leidet und falsch behandelt wird.
    Ich hoffe, ich konnte helfen.


    LG, Atoba

    Hallo Alexis72
    Die Frage ist doch, ob dein Bruder mit diesen Ängsten hadert und das Gefühl hat, sein Leben ziehe an ihm vorbei, oder ob dies nicht vielleicht eher dein Empfinden ist. Seine Unzufriedenheit, die du ja ansprichst, hat vielleicht andere Gründe. An der Fasnacht jemanden zum Teilhaben auffordern und dies mit ihm zu trainieren, würde ich nicht machen. Das ist nun vielleicht einfach nicht sein Ding (und so geht es ja auch vielen Nicht- Autisten, die lässt man ja dann damit auch in Ruhe...).
    Er hat eine andere Wahrnehmung als du. Wenn er sagt, es ist ihm zu laut, dann ist das nicht eine diffuse, unbegründete Angst, es ist seine Realität. Es tut ihm tatsächlich weh in den Ohren. Eine mögliche Lösung wäre da vielleicht ein Gehörschutz. Im Umgang mit meinem Sohn, der ebenfalls ein sehr empfindliches Gehör hat, bin ich zum Schluss gekommen, dass kreative und praktische Lösungen sinnvoller sind, als zu denken, er müsse das jetzt unbedingt so machen wie alle anderen.
    Ich glaube, grundsätzlich ist es gut, Menschen immer wieder zu ermuntern und zu ermutigen, über ihren Schatten zu springen, ob autistisch oder nicht. Aber niemals sollte man ihnen dabei das Gefühl geben, dass sie versagen, wenn sie es nicht tun oder nicht versuchen wollen. Dies könnte nämlich ebenso ein Auslöser für Unzufriedenheit sein: ständig das Gefühl zu haben, man sei "nicht normal" (was ja einfach bedeutet, nicht so wie der Durchschnitt), ständig zu denken, dass man in den Augen der anderen versagt.
    Bestimmt willst du dieses Gefühl deinem Bruder nicht vermitteln. Aber es kann sein, dass es sich bei ihm trotzdem so anfühlt, wenn du immer wieder versuchst, ihn zu etwas Bestimmtem zu animieren.

    Hallo Alexis72


    Ich denke, dein Bruder sollte in ein betreutes Wohnheim. Du musst deine Mutter davon überzeugen, irgendwie. Er wird da, wenn es ein gutes Wohnheim ist, auch gefördert und es gibt Verhaltenstrainings etc. Deine Mutter sollte ebenfalls ihre Depression behandeln lassen. Vielleicht kannst du sie mit dem Argument überzeugen, dass es für einen geistig behinderten Autisten sicher nicht gut ist, mit einer depressiven Mutter zusammen zu leben. Dass es also letztlich egoistisch von ihr ist, die Situation nicht ändern zu wollen. Und dass sich natürlich gleichzeitig auch für sie vieles zum Positiven ändern kann, wenn ihr was ändert.
    Evtl. kann man auch versuchsweise in ein betreutes Wohnheim, da kenne ich mich zu wenig aus. Aber von einem Versuch kannst du sie vielleicht besser überzeugen als von einer dauerhaften Lösung. Aber das, was du beschreibst ist kein Zustand und ihr braucht professionelle Hilfe.
    Viel Glück!

    Hallo allerseits
    wir haben mit unserem Sohn (6) ähnliche Probleme. Er wird sehr schnell aggressiv, hat seine Impulse überhaupt nicht unter Kontrolle, er schreit, wirft Sachen, schlägt, tritt... Das KJPD hat uns nun einen Ergotherapeuten empfohlen, zu dem unser Sohn gehen soll. Dieser Therapeut besucht Familien auch zuhause, um zu schauen, wie das Kind sich da verhält, im Alltag. Es gibt auch andere TherapeutInnen, die zu Familien nach Hause gehen (also nicht nur Ergo). Ich würde da im KJPD nachfragen, die haben in der Regel Tipps zu diesem Thema. Oder auch in einer Autismusberatung in eurer Nähe, die haben manchmal auch Leute, die zu den Familien nach Hause gehen.
    Ich bin jedenfalls sehr gespannt, ob das klappt, und wie der Therapeut dann mit unserem Sohn arbeitet, und ob er uns auch Ratschläge geben kann.

    Hallo Lumpi


    Ich denke nicht, dass du "lügen" musst. Wie du schreibst, hattest du schon Panikattacken. Ob der Grund für diese nun im Autismus liegen oder nicht, ist zweitrangig. Du hattest sie, und das zählt. Es gibt auch Menschen ohne Autismus, die unter Angst und Zwängen leiden und deshalb therapiert werden oder sogar arbeitsunfähig sind. Die kommen auch in die IV rein. Wenn nun jemand mit ASS unter solchen Symptomen leidet, hat er/sie das genau gleiche Recht, therapiert oder arbeitsunfähig geschrieben zu werden.
    Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute auf dem weiteren Weg!

    ein kleiner Nachtrag, Lumpi:
    Der Gesetzgeber macht das übrigens häufig: Zuerst steht eine allgemeine Regel da, weiter unten werden sämtliche Ausnahmen aufgelistet, und plötzlich Bedingungen zu dieser allgemeinen Regel gestellt. Das ist leider so und muss akzeptiert werden. Dann gilt das, was einschränkend dasteht, auch wenn es auf den 1. Blick widersprüchlich klingt.


    Und ich könnte mir vorstellen, dass man ab 21 bei der IV dann einfach andere Diagnosen verlangt, weil das Geburtsgebrechen nicht mehr zählt. Eben Depression, Angststörungen, etc. Auch wenn eine ASS zugrunde liegt, kann man ja meistens einen Grund für gewisse Verhaltensweisen angeben ("etwas macht mir Angst, deshalb mache ich das so und so"). Ich kann mir nicht vorstellen, dass die IV Erwachsene mit ASS einfach rausschmeisst.
    Und ich denke auch, dass, wenn du nun z.B. teilweise arbeitsunfähig bist wegen der ASS, du auch mit einer anderen Diagnose noch in die IV rein kommst. Einfach nicht mit ASS.
    Ich hoffe, ich konnte helfen!

    Hallo Lumpi
    Bei unserem Sohn wurde ASS als Geburtsgebrechen eingestuft (ist glaube ich immer so) und die IV zahlt. Unser Sohn war aber auch erst 4.5 Jahre alt bei der Diagnose. Es zählt aber, neben einer eindeutigen Diagnose, auch der Nachweis, dass die Eltern das Kind vor dem vollendeten 5. Lebensjahr abklären liessen, auch wenn damals die Diagnose noch nicht gestellt wurde. Ansonsten würden die abklärenden Stellen ja unter einem enormen Druck stehen, vorsorglich Diagnosen auszusprechen, wegen der IV.
    Dass der Anspruch mit 21 endet, ist mir neu, ich werde das mit unserem IV- Berater mal besprechen. Ich fände das extrem seltsam und ungerecht. Je nach Schweregrad der Erkrankung kann ein erwachsener ASSler niemals voll arbeiten und braucht weiterhin Unterstützung und Therapien. Dass ausgerechnet dann, wenn er/ sie vielleicht alleine wohnen will und alle Lebenskosten alleine zahlen soll, der Anspruch erlischt, ist ja geradezu paradox.
    Wenn du nun nicht vor deinem 5. Lebensjahr diagnostiziert/ abgeklärt wurdest, musst du alles über die KK laufen lassen. Im Falle einer Therapie würde ich dann einfach einen anderen Grund angeben, z.B. Depression, was ja oft eine Folge der ASS ist. Dann zahlt die Grundversicherung. Natürlich hast du da Selbstbehalt...
    Der Gesetzgeber hinkt bei Autismus tatsächlich hinterher. Vor allem, dass es so früh erkannt werden MUSS, ist sehr stossend und unverständlich. Das sagen auch die vom KJPD, die die Kinder abklären. Weiss jemand von euch, wie das bei ADS/ ADHS ist? Muss das auch so früh erkannt werden? Läuft das überhaupt über die IV? Viele mit ASS haben ja beides in der Diagnose.
    Frohes neues Jahr!
    Atoba

    Hallo Lumpi
    Ich bin genau deiner Meinung. Unser Sohn versteht oft gar nicht, wofür er denn nun sanktioniert wird, und das macht ihn noch unsicherer, dies wiederum führt zu noch mehr Aggression (die aus der puren Überforderung kommt). Wir wurden vom Schulleiter öfter gefragt, was wir denn konkret unternähmen gegen das "schlechte" ungewollte Benehmen unseres Kindes. Dann war/ bin ich immer etwas ratlos. Und kann nur immer wiederholen: wir müssen lernen, damit umzugehen, dass dieses Kind anders ist. Das ist unsere Aufgabe. Gelassenheit, eine gute Beziehung zum Kind aufbauen, schwierige Situationen frühzeitig zu entschärfen versuchen. Und, dem Alter des Kindes angemessen, mit dem Kind darüber reden, wenn die Situation vorbei ist und man eine ruhige Minute findet.