Hallo...
Vielleicht sollte ich noch anmerken, dass es in meinem Leben schon diverse Vorfälle gab, in denen ich Aussagen meines Gegenübers (obwohl akustisch wie auch schriftlich verständlich) nicht verstanden bzw. falsch interpretiert habe.
Das kann ein Anzeichen für ASS sein, muss es aber nicht. Auch viele "normale" Menschen haben ihre lieben Schwierigkeiten mit dem falsch verstehen oder falsch interpretieren. Sarkamus und Ironie versteht längst nicht jeder Mensch, auf der anderen Seite gibt es Autisten, die Sarkasmus und Ironie sehr gut verstehen und vorallem selbst auch oft anwenden.
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Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich beim Autismus-Spektrum-Quotient-Test des Autism Research Center bei http://autismus-kultur.de/test…rger-test-erwachsene.html eine Punktzahl von 39 hatte. Wobei gesagt wird, dass die meisten Menschen im Autismus-Spektrum 32 und mehr Punkte erzielen.
Diese Tests sind sogenannte "Screening-Tests". Damit wird geschaut, ob jemand autismustypische Aufälligkeiten aufweisen könnte. Sie haben nur insofern eine Aussagekraft, das man ASS ausschliessen kann oder das jemand "genug" viele autistische Auffälligkeiten aufweist, die man näher prüfen kann/sollte.
Wie sehr solche Tests "daneben" hauen können, zeigte sich beispielsweise bei mir.
Während der Diagnose durfte ich den AQ-Test ausfüllen und kam auf 46 Punkte. Das würde alleine anhand der Punktezahl laienhaft betrachtet für eine starke ASS-Prägung sprechen.
Nach der Diagnose erhielt ich das Resultat schriftlich, darin wird Asperger bejaht, allerdings "nur" in einer leichten Ausprägung.
Sprich, all die Tests (aq, eq_sq, ados usw) geben für sich genommen nur Hinweise, daraus aber irgend etwas ableiten zu wollen, wäre grob fahrlässig.
Nur eine professionelle Diagnose kann Dir ein zuverlässiges Resultat ermöglichen.
Falls Du eine professionelle Diagnose durchführen lassen möchtest, würde ich, weil auch ich in Heimen untergebracht war. überlegen, das/die Heim(e) anzufragen, ob noch Unterlagen über DIch vorhanden sind. Diese können für eine Diagnose unter Umständen sehr sinnvoll sein. Umso mehr, wenn Du keinen Kontakt mehr zu Deinen Eltern haben solltest.
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Gemäss diesem Test bestünde also die Möglichkeit, dass ich mich irgendwo im Autismus-Spektrum (Asperger-Syndrom) befinde.
Oder seh ich da etwas komplett falsch?
Er schliesst eine Form von Autismus zumindest nicht komplett aus.
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Nun frage ich mich, ob all das was ich erzählt habe, die Lebensgeschichte eines Aspies darstellt.
Es gibt nicht den "Aspie" als Prototyp. Jeder Mensch mit Asperger ist einzigartig, wie es eben jeder "normale" Mensch auch ist. Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen und jeder Aspie hat seine eigene Lebensgeschichte, die vielleicht, aber nur vielleicht, gewisse Schnittmengen mit den Lebensgeschichten anderer Aspies aufweist.
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Würde es Sinn machen, mich gezielt von einem Spezialisten darauf analysieren zu lassen, in der Hoffnung eine Diagnose auf Asperger-Syndrom zu erhalten?
Bei einer Autismusdiagnose geht es nicht nur darum, Autismus generell und eine Form des Autismus zu identifizieren, sondern auch darum, mögliche Begleiterscheinungen (paranoid, schizoid, anankastisch, Soziophobie usw) zu bestimmen oder auszuschliessen.
Manche psychischen Erkrankungen weisen eine Überschneidung zu ASS auf, manche "ASS-typischen" Dinge finden sich auch in psychischen Erkrankungen wieder.
Auch diese Punkte werden bei einer Diagnose meiner Meinung nach berücksichtigt, abgeklärt und differenziert betrachtet.
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Es geht mir beileibe nicht darum, den armen Mann zu markieren. Aber ich möchte endlich wissen wer ich bin und wie ich mir selbst helfen kann.
Verständlich.
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Ich möchte endlich so behandelt werden, wie es mir zusteht und von meinen Mitmenschen verstanden werden.
Eine allfällig positive Diagnose wird erst einmal nichts ändern, Deine Mitmenschen werden Dich deswegen nicht automatisch besser verstehen, selbst wenn Du ihnen die Diagnose sagen solltest. Im allgemeinen können die wenigsten mit "ASS" oder "Asperger" etwas anfangen. Vielleicht hatten sie möglicherweise "Rain man" gesehen und sich dadurch ein völlig falsches Bild eines Menschen mit ASS zurecht gelegt? Es gibt eben nicht DEN Autisten, jeder ist einzigartig und die Einzigartigkeit zeigt sich eben auch in den Dingen, mit denen man selbst nicht gut zurecht kommt. Das kann von Autist zu Autist komplett unterschiedlich sein.
Aber ich verstehe Deine Wünsche und auch Hoffnungen sehr gut.
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Ich möchte meine Stärken und meine Schwächen kundtun können.
Was hindert Dich daran, es heute schon zu tun, auch ohne Diagnose?
Beispiel: in unserer Firma findet jedes Jahr ein Firmenfest im Dezember statt. Ich war all die Jahre noch nie dabei, einfach deshalb, weil ich viele Menschen auf "einem Haufen" (Redewendung) und den Lärm nicht ertrage.
Vor der Diagnose lehnte ich es jedesmal ab, daran teilzunehmen und denjenigen, die nachfragten, warum ich nicht teilnehmen wolle sagte ich "Ich mag nicht viele Leute auf einem Haufen" oder "Habe ich schon etwas anderes vor".
Jetzt mit der Diagnose wird sich die Antwort nicht ändern... Ich muss meine Nichtteilnahme ja nicht mit "Ich habe Asperger - geht nicht" begründen, ich kann weiterhin sagen "Ich mag nicht viele Leute auf einem Haufen". Es ist weiterhin eine ehrliche Antwort.
Denn: würde ich sagen "Ich habe Asperger"... Dann würden viele Fragen kommen. Die könnte ich zwar beantworten, aber ganz ehrlich... Es interessiert die wenigsten Menschen wirklich, welche Probleme und Umstände man hat, wenn man in einem Raum zusammen mit 50-60 Menschen "eingepfercht" ist und die Reize kaum bis gar nicht aushalten kann sondern am liebsten nur flüchten will. Es ist für Aussenstehende auch wohl sehr schwer, das wirklich auch nur im Ansatz nachvollziehen und verstehen zu können.
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Und vor allem möchte ich meine Selbstzweifel ablegen dürfen.
Das verstehe ich sehr gut.... Ich hatte vor der Diagnose starke Selbstzweifel. Aber: auch nach der Diagnose sind diese nicht verschwunden oder zurückgegangen, sie haben sich "nur" thematisch etwas verschoben.
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Bin ich da auf dem richtigen Weg?
Wenn Du den Verdacht hast, Du könntest ein Aspie sein und Du erkennst Dich in vielen Selbstbeschreibungen der Aspies wieder, dann würde ich eine Diagnose durchführen lassen um Sicherheit zu erlangen.
Ob Du Dich vor der Diagnose noch genauer über ASS und allfällige Komorbitäten informierst, bleibt Dir überlassen. Wenn Du Dich als eher leicht beeinflussbar einschätzen solltest, dann solltest Du Dir vielleicht überlegen, ob Du Dich noch mehr über ASS informieren willst. Möglicherweise, wenn Du eher leicht beeinflussbar sein solltest, könntest Du z.B. die Tests bei der Diagnose unwillkürlich "ASS-stärker" ausfüllen, als Du es eigentlich wärst.
Falls es für Dich "böse" oder DIch angreifend rüberkommen sollte, was ich geschrieben hatte... Das war/ist nicht meine Absicht oder Intention.
Ich erkenne mich in Deiner Beschreibung "etwas über Asperger gelesen, ich seh Übereinstimmungen, habe ich es auch?" ein wenig wieder, auch wenn die Vorzeichen bei mir andere waren.
Ich kann Dir nur empfehlen: geh das Thema so sachlich wie möglich an, hab Deinen Verdacht, das ist in Ordnung und hilft Dir, zu einer Diagnose(stelle) zu kommen, aber versuche keine Selbstdiagnose an Dir.... Betrache es als Möglichkeit, dass Du ASS/Asperger haben könntest, fixier Dich aber nicht darauf.
Edit: Hier hat es eine Liste mit Diagnosestellen in und um Zürich, explizit auch für Erwachsene,
@gizmo
Meine Diagnose war am 5. Oktober 2017 zu Ende, das schriftliche Resultat trägt "F84.5 Asperger-Syndrom - ICD10" in der Beschreibung. Das mag veraltet sein, aber immerhin habe ich etwas in der Hand, mit dem ich arbeiten kann