Zuerst einmal vielen Dank für die Mitteilung über die Erkenntnisse der Genetikforschung. Diese Erkenntnisse decken sich mit meiner Erfahrung bezüglich Angehöriger autistischer Personen (ich kenne mittlerweile über 60 Autisten, vom Asperger- bis Kannerautisten, persönlich). Gerne hätte ich allerdings die Quellen zu den Studien erhalten, da es sicher interessant ist, dieselbe im Original nachzulesen. Was sind schon wissenschaftliche Aussagen ohne die dazugehörigen Quellen!
Noch eine Anmerkung und auch persönliche Erfahrung:
Meine Überschrift ist nicht zufällig so gewählt! Denn der Ausdruck "milder" Autismus mag zwar in einigen Fällen durchaus angebracht sein, wird aber zu häufig falsch angewandt. Der Begriff "mild" oder seine Synonyme "leicht" oder "gering" suggerieren eine weniger starke Ausprägung von Autismus.
Eine Frage in Beispielform hierzu: Ist ein Linkshänder, der mühsam und unter Druck gelernt hat, rechts zu schreiben, der also dadurch weniger auffälig ist, ein "milder" Linkshänder? Oder ist er nicht vielmehr durch seine zwangsweise Kompensation seiner Besonderheit sogar stärker psychisch belastet, als ein "starker" Linkshänder, der immer noch links schreibt und daher auffällig ist?
Genauso ergeht es doch vielen Autisten, die aufgrund einer höheren kognitiven Leistungsfähigkeit gelernt haben weniger auffällig zu sein! Sie sind nicht "milde" Autisten, sondern mit großem Druck und Anstrengung "angepasste" Autisten!
Auch dazu ein Beispiel:
Wenn ein Auto einen Defekt in der Radaufhängung hat, so dass es stark nach links zieht, kann man nur dann "unauffällig" fahren, wenn man ständig am Lenkrad nach rechts zieht. Je mehr der Fahrer gelernt hat, diese Schwäche seines Fahrzeugs zu kompensieren, desto unauffälliger wird er im Straßenverkehr agieren können. Aber wehe, wenn ihm die Kraft ausgeht oder er auch nur eine Sekunde lang die Konzerntration auf den Defekt seines Autos außer Acht lässt, dann kommt es zu einem größeren Problem, wo dann nur noch eine gute Reaktion seiner Mitmenschen (andere Autofahrer) eine Katastrophe verhindern können. Bei all dem ist die Einschränkung ständig vorhanden und allein aus dem Fahrverhalten heraus ist NICHT feststellbar, ob der Defekt an der Lenkung des Fahrzeuges "milde" oder "stark ausgeprägt" ist. Dass ein Fahrer mit Erfahrung und dem entsprechenden Verständnis über die Funktionsweise einer Lenkung hier im Vorteil ist, liegt klar auf der Hand, aber ein guter Fahrer wird den wahren Defekt seines Fahrzeuges dadurch noch mehr verschleiern und bekommt dann die "milde" Diagnose!
Mit einem sonnigen Gruß aus Oberbayern
Werner