Beiträge von Joker

    hallo zhsee29,


    ich bin deutlich älter als du (jetzt 63 Jahre alt) und bin seit 8 Jahren diagnostiziert.


    Auch für mich gehört Sexualität zu den schönsten Dingen im Leben. Seit ca. 40 Jahren bin ich verheiratet und habe daher ein gewisses Sexualleben, aber es könnte intensiver sein.


    Es ist bei mir bei der Sexualität ebenso wie bei anderen Interessen auch - sie werden sehr intensiv erlebt (oder gar nicht!)

    Zuerst einmal vielen Dank für die Mitteilung über die Erkenntnisse der Genetikforschung. Diese Erkenntnisse decken sich mit meiner Erfahrung bezüglich Angehöriger autistischer Personen (ich kenne mittlerweile über 60 Autisten, vom Asperger- bis Kannerautisten, persönlich). Gerne hätte ich allerdings die Quellen zu den Studien erhalten, da es sicher interessant ist, dieselbe im Original nachzulesen. Was sind schon wissenschaftliche Aussagen ohne die dazugehörigen Quellen!


    Noch eine Anmerkung und auch persönliche Erfahrung:


    Meine Überschrift ist nicht zufällig so gewählt! Denn der Ausdruck "milder" Autismus mag zwar in einigen Fällen durchaus angebracht sein, wird aber zu häufig falsch angewandt. Der Begriff "mild" oder seine Synonyme "leicht" oder "gering" suggerieren eine weniger starke Ausprägung von Autismus.


    Eine Frage in Beispielform hierzu: Ist ein Linkshänder, der mühsam und unter Druck gelernt hat, rechts zu schreiben, der also dadurch weniger auffälig ist, ein "milder" Linkshänder? Oder ist er nicht vielmehr durch seine zwangsweise Kompensation seiner Besonderheit sogar stärker psychisch belastet, als ein "starker" Linkshänder, der immer noch links schreibt und daher auffällig ist?


    Genauso ergeht es doch vielen Autisten, die aufgrund einer höheren kognitiven Leistungsfähigkeit gelernt haben weniger auffällig zu sein! Sie sind nicht "milde" Autisten, sondern mit großem Druck und Anstrengung "angepasste" Autisten!


    Auch dazu ein Beispiel:
    Wenn ein Auto einen Defekt in der Radaufhängung hat, so dass es stark nach links zieht, kann man nur dann "unauffällig" fahren, wenn man ständig am Lenkrad nach rechts zieht. Je mehr der Fahrer gelernt hat, diese Schwäche seines Fahrzeugs zu kompensieren, desto unauffälliger wird er im Straßenverkehr agieren können. Aber wehe, wenn ihm die Kraft ausgeht oder er auch nur eine Sekunde lang die Konzerntration auf den Defekt seines Autos außer Acht lässt, dann kommt es zu einem größeren Problem, wo dann nur noch eine gute Reaktion seiner Mitmenschen (andere Autofahrer) eine Katastrophe verhindern können. Bei all dem ist die Einschränkung ständig vorhanden und allein aus dem Fahrverhalten heraus ist NICHT feststellbar, ob der Defekt an der Lenkung des Fahrzeuges "milde" oder "stark ausgeprägt" ist. Dass ein Fahrer mit Erfahrung und dem entsprechenden Verständnis über die Funktionsweise einer Lenkung hier im Vorteil ist, liegt klar auf der Hand, aber ein guter Fahrer wird den wahren Defekt seines Fahrzeuges dadurch noch mehr verschleiern und bekommt dann die "milde" Diagnose!


    Mit einem sonnigen Gruß aus Oberbayern
    Werner

    Ich habe mir diesen Artikel durchgelesen und bin zu dem Schluss gekommen, dass der Verfasser sehr die Polemik als Stilmittel gebraucht (fast schon missbraucht). So z. B. auch die Thesenüberschrift "3. Die Kanzel ist kaputt" bzw. "5. Bravheit und Effizienz sind tödlich" sind hingeworfene Schlagwörter, ohne dass näher darauf eingegangen wird. Was meint er mit "Kanzel" oder wie definiert er "Bravheit"? Genauso benutzt er offensichtlich das Wort "Autismus" - wohlgemerkt er benutzt es als Wort ->> als Schlagwort. Er benutzt nicht den Begriff "Autismus"; möglicherweise kennt er die tatsächliche und weitreichende Bedeutung des Begriffes "Autismus" gar nicht und er erwartet es wahrscheinlich auch nicht von seinen Lesern.


    Auf welchem Niveau soll man sich mit einen solchen Verfasser auseinandersetzen? Soll ich mich zu seinem Niveau hinunterbegeben oder soll ich (kann ich?) erwarten, dass er zu einem höheren Niveau hochkommt, das dem Inhalt des Begriffs "Autismus" würdig wäre?


    LG
    Werner

    Dieses Thema ist kein reines Schweizer Thema, denn das was du Gleichgültigkeit nennst, kenne ich hier in Oberbayern sehr wohl auch.


    Bei einem ähnlichen Aspekt, nämlich Toleranz, zeigen ebenso viele Menschen eine Gleichgültigkeit, weil sie sich offenbar gar keine Gedanken machen wollen (oder können? - ich weiß es nicht).


    Deshalb habe ich in einem Interview von Mensa (ab Seite 11) auf die Frage: "Was wünschst Du Dir von den Leuten in Deinem Umfeld?" folgendes geschrieben:

    Zitat

    Toleranz! Wobei hier der Artikel auf Wikipedia einen wichtigen Aspekt zeigt. Auszug aus http://de.wikipedia.org/wiki/Toleranz:</a> "Toleranz, auch Duldsamkeit, ist allgemein ein Geltenlassen und Gewährenlassen fremder Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten. Gemeint ist damit heute häufig auch die Anerkennung einer Gleichberechtigung unterschiedlicher Individuen."
    Denn viele Menschen zeigen Toleranz fast ausschließlich in Form einer Duldung oder eines Gewährenlassen und das empfinde ich dann doch diskriminierend. Für mich beginnt Toleranz da, wo man sich auf Augenhöhe begegnet, also wie im zweiten Satz dieses Zitats formuliert, bei der "Anerkennung einer Gleichberechtigung".
    So erwartet man von einem Blinden keine formelle Höflichkeit in der Form, dass er einen auf der Strasse spontan grüßen würde - ich bin gesichtsblind und erkenne daher auch fast keine Menschen wieder, aber das wird nicht so toleriert, weil man mir meine Gesichtsblindheit nicht ansieht. Nur bei offensichtlichen Beeinträchtigungen tolerant zu sein ist doch zu wenig!

    Hier wird deutlich, dass genau es die Gleichgültigkeit ist, die bewirkt, dass Leute NICHT nachfragen, NICHT darüber nachdenken, was der andere denkt, erlebt und warum er manchmal so und nicht anders handelt!


    LG
    Werner

    Ich möchte mich meinen Vorpostern anschließen. Den Fragebogen habe ich auch ausgefüllt - aber von wegen schnell! Da sind z. B. Fragen wie die Nr. 4 mit der Frage ob rote Farben stören würden und dann die Nr. 8, wo ein Ampelsystem vorgestellt wird. Entweder es stören mich Farben, dann ist ein Ampelsystem unerträglich - oder ? Zudem, wie ist solch ein Ampelsystem angedacht - als Lichtzeichenanlage wie im Straßenverkehr. Da ich in Bildern denke, war logischerweise sofort das Bild einer Straßenkreuzung mit Lichtzeichenanlage präsent, als ich die Frage Nr. 8 sah. Eine solche Lichtzeichenanlage wäre unerträglicher als das, was sie steuern wollte.


    Ebenso die reizarme Ecke - allein schon der Umstand, dass diese Ecke im Klassenzimmer angeordnet wäre und damit der Intervention der Klassenkameraden ausgesetzt wäre, ist kontraproduktiv. Auch sehe ich eine Stigmatisierung des Betroffenen, wenn er sozusagen auf dem Präsentierteller sitzt. All das würde meines Erachtens den Stressfaktor nur erhöhen. Hilfreich wäre meines Erachtens nur ein erlaubtes Verlassen des Klassenzimmers. Glücklicherweise war ich in meiner Kindheit fantasievoll genug, um dies zu erreichen, denn eine Diagnose gab es damals noch nicht.


    Übrigens, ich habe es in meiner ganzen Schulzeit geschafft, einen Tisch für mich alleine zu haben und zwar vorne in der ersten Reihe - ohne Hilfe durch Eltern oder Fachleute - einfach durch Sturheit. Allerdings war ich so gut in der Schule, dass ich gewisse Ansprüche stellen konnte.


    Auch zum Thema Tageslicht vs. Kunstlicht möchte ich einwenden, dass es mehr auf die Intesität des Lichtes und die Richtung (also ob blendfrei und schattenfrei) ankommt, als auf die Lichtquelle. Da mich helles Licht schmerzt hatte ich mir als Kind angewöhnt, die Lider fast zu schließen, was allerdings zu einer Irritation der Lehrkräfte beitrug und bewirkte auch diverse Falscheinschätzungen und Vorwürfe, ich würde schlafen.

    Hallo daniela,


    wenn diskutieren, dann bitte sachlich bleiben.


    Meine beiden Söhne hatten beide das gleiche Impfrisiko aufgrund der gleichen Impfung.
    Aber wie allgemein bekannt sein sollte, ist das Genom von beiden Elternteilen abhängig, also besteht sehr wohl die Möglichkeit, dass der zweite Sohn andere Gene, nämlich die von der Mutter, erhalten hat. Bei unserer Zeugung war nämlich die Mutter auch zu 50 % beteiligt! 8|

    Warum wird eigentlich überhaupt diskutiert, wenn die Themenstarterin so deutlich gesagt hat, dass sie für keinerlei Argumente offen ist? Der Erföffnungsbeitrag:

    Ich möchte hier keine Riesen diskussion auslösen aber für mich ist und bleibt Autismus ein Impfschaden, in den meistem Fällen jedenfalls.


    Dass mein Vater schon alle Anzeichen von Asperger-Syndrom zeigte, dass ich AS-diagnostiziert bin und dass einer meiner Söhne (also die dritte Generation in Folge) auch Aspie ist, ist natürlich in den Augen von Impfschadensverfechtern der pure Zufall!


    Ich habe übrigens zwei Söhen, die beide exakt die gleichen Impfungen erhielten und von denen der eine AS-Betroffener ist und der andere das direkte Gegenteil, ein ganz typischer NT; auch das ist natürlich reiner Zufall.




    Wenn jetzt jemand in meinen Worten Ironie oder gar Sarkasmus zu erkennen glaubt, dann ist das auch reiner Zufall!


    LG
    Werner

    • Markiere mit der Maus den zu zitierenden Text
    • dann klicke in diesem Fenster des zu Zitierenden auf das Feld "Zitieren"
    • wähle mit einem Mausklick "Textstelle zum Zitieren auswählen"
    • dann klicke auf das Feld "Antworten"
    • im sich öffnenden Editorfenster ist dann das Zitat bereits eingefügt

    Alles OK?


    Zur Info, schau mal welchen Beruf ich habe, dann wird dir einiges klar.


    LG
    Werner

    Wie oder wo holst du in solchen Momenten deinen Schwung zum Auftrieb, so dass es Dich nicht abwärts treibt und der Selbstwert und die Psyche leiden?


    Tja, genau da liegt das Problem. Es gelingt mir nicht immer, aber wenn etwas hilft, dann ist es Ablenkung in der Form, dass ich mich auf eine angenehme Aufgabe ganz speziell konzentriere. Mit konzentrieren meine ich jetzt jenes aspietypische Fixieren auf ein Thema, das mir dann in solchen Situationen gut tut, da ich alles um mich herum ausblende. Bei mir findet das meistens vor dem Computer statt und ich habe zu meinem eigenen Erstaunen festgestellt, dass ich in solchen Phasen sogar sehr kreativ sein kann; dies betrifft in meinem Fall das Schreiben von längeren Texten bzw. das Ausarbeiten von Vorträgen und Referaten.

    Um in dieser Welt nicht allzusehr aufzufallen, bin ich gezwungen, entsprechende Rollen zu spielen.
    So habe ich für verschiedenste Bereich im Leben vorgefertigte Szenen abgespeichert, die ich dann auslebe. Dass dies nicht von Anfang an so gut klappte, ist nur logisch, aber im Laufe der Jahrzehnte ist es mir auf kognitiver Ebene gelungen, so manche Defizite meinerseits zu kompensieren.


    Dieses Rollenspiel funktioniert aber nur so lange, wie ich ausreichende Varianten abgespeichert habe. Wenn dagegen eine neue Variante dazu kommt, muss ich improvisieren (was kaum möglich ist!) oder die ganze Rolle fällt in sich zusammen.


    Ein anderes Problem ist, dass dieses Rollenspiel ziemlich viel Ressourcen von mir abverlangt - und diese Reserven sind nicht immer gleich gefüllt. Auch dadurch kann das ganze Gebilde abstürzen.


    Dies sind dann solche Momente, wo meine autistischen Merkmale sehr deutlich zum Ausdruck kommen. Das unangenehmste dabei ist, dass ich diesen Kontrollverlust sehr wohl bemerke, aber nicht mehr in der Lage bin diesen unter Kontrolle zu bringen. Dass das dann auch in Reaktionen zum Ausdruck kommt, die Außenstehende als Wut oder Zorn interpretieren, ist klar. Aber es ist keine Wut im herkömmlichen Sinn, sondern das Erkennen der eigenen Unzulänglichkeit, sowie das eigene Unvermögen so deutlich vor Augen geführt zu bekommen - insofern die Verzweiflung über sich selbst und in sich selbst.


    In solchen Momenten bin ich dann oft wie gelähmt, außerstande auch nur einen konkreten Gedanken zu fassen. Und auch meine sensorischen Probleme, verursacht durch meine Reizfilterschwäche im optischen und olfaktorischem Bereich, sind dann überdeutlich.


    Herzlichen Gruß aus einem momentan sehr sonnigen Oberbayern
    Werner


    [edit: ein paar Rechtschreibfehler findet man immer wieder :-( ]

    Zusammen mit mehreren Betroffenen konnte ich diesen Film auf Einladung des Filmproduzenten gemeinsam mit Psychologen und Therapeuten in einer Sondervorstellung in München sehen.


    Der Film zeigt manche Aspekte des Asperger-Syndrom manchmal überdeutich, aber das ist vermutlich nötig, um Menschen ohne Autismuskenntnisse auf diese Besonderheiten aufmerksam zu machen.


    Ein großes Problem war für mich (und auch für die anderen Asperger-Betroffenen) die sehr große Lautstärke bei Musikszenen. Überhaupt war der Lautstärkeunterschied zwischen Musik und gesprochenem Wort sehr groß. Wenn man diesen Film zu Hause von DVD ansieht, hat man ja die Möglichkeit, dies anzupassen, was den Film erträglicher macht.


    Insgesamt hat mir der Film ganz gut gefallen, wenngleich er auch kein - wirklich gar kein Klischee auslässt, vom 11.September über den Hurrikan Katrina bis zur Wahl des amerikanischen Präsidenten.


    Gut dagegen fand ich die Rückblicke in die Kindheit Khans, da dadurch viele Aspekte seines Andersseins erklärt werden.


    Résumé: Dieser Film bringt das Asperger-Syndrom vielen Menschen auf Bollywood-Weise näher, wenngleich er sicher nicht das Spektrum aller Aspies abdeckt.
    Meiner persönlichen Art entsprach der empfehlendswerte Film "ADAM" deutlich besser.

    Hallo @alle,


    da ich selbst Aspie bin, möchte ich mich dazu äußern.


    Auch mir geht es wesentlich besser, wenn klare Strukturen vorhanden sind. Wenn ihr als Eltern davon sprecht, dass eure betroffenen Kinder zuhause das Verhalten eines Vulkans haben, dann muss man sich doch gerechterweise auch fragen dürfen, woran das liegt.


    Vielleicht ist das gesamte Umfeld zuhause eine Art Magmakammer, die unter Druck steht? Damit will ich sagen, dass meiner Erfahrung nach, die wenigsten Familien zuhause eine geordnete Struktur aufweisen und dass dies für einen Aspie einer Magmakammer gleichkommt. Daraus folgt, dass nicht der Aspie sich anpsssen muss (vielleicht auch gar nicht kann) , sondern dass die NT's eine geordnete und auch wirklich gelebte Struktur aufbauen und sich selbst daran halten - dann wird ein Aspie auch zu Hause jenen Halt finden, den er braucht.


    Ein Beispiel: Meine Frau fragt mich, ob ich etwas bestimmtes essen will oder nicht? Ja, wie soll ich denn auf eine "Oder-Nicht-Frage" vernünftig reagieren? Oder sie plant einen "Überraschung" - na prima, als wenn Überraschungen in eine Struktur passen würden.


    All das geht schon mal gut, aber der Level zu einem Overload steigt und dann kann es sein, dass schon eine Kleinigkeit ausreicht, um das Faß zum Überlaufen zu bringen.


    So konnte ich in meinem Leben feststellen, dass ein Verhalten, das für einen NT als ganz normal empfunden und daher entspannt erlebt wird, für einen Aspie durchaus sehr anstrengend sein kann. Dann rastet dieser Aspie aus und ihr sucht den Grund dafür in ihm (er wird z. B. als unberechenbar bezeichnet)? :?:


    Herzlichen Gruß
    Werner

    Sehr geehrter Herr Thomas Girsberger,


    mit großem Interesse habe ich mir Ihren oben verlinkten Artikel soeben durchgelesen und freue mich, dass jemand wie Sie eine solch umfassende Sicht über das Asperger-Syndrom hat und dies auch der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Daher hoffe ich, dass viele Ihrer Fachkollegen diesen Artikel lesen und auch - wenn notwendig - die eigene Art und Weise der Diagnostizierung von Asperger-Betroffenen überdenken. Dazu würden mir spontan ein paar Namen einfallen, aber ich hoffe, dass diese Ärzte ihrer Verantwortung der eigenen Weiterbildung selbst nachkommen.


    Sofort aufgefallen ist mir eine Passage in Ihrem Artikel, die sich sehr gut mit meinen Schlussausführungen in meinem Beitrag hier im Forum deckt - siehe hier selbst betroffen, wenn Sie schreiben:


    Zitat

    Diese Strategie entspricht einem konsequenten Ignorieren des Problemverhaltens, was sich bei Kindern aus dem Autismus-Spektrum als sehr hilfreich erweist: entscheidend ist schlussendlich, dass die Eltern nicht durch emotionale Reaktionen noch mehr Öl ins Feuer giessen und das Kind sich auf eine Weise beruhigen kann, welche ihm am besten gelingt: nämlich allein.


    Diese Strategie hilft selbstverständlich nicht nur betroffenen Kindern, sondern auch betroffenen Erwachsenen - Vielen Dank!

    In vielen Foren, in denen ich aktiv war und bin, bei vielen persönlichen Kontakten mit anderen Betroffenen, bei dem Studium so mancher Berichte über gemobbte Aspies und auch durch mein persönliches Erleben stellt sich mir immer wieder die Frage:
    :?:
    Was reizt andere, gerade Asperger-Autisten an ihrem wunden Punkt zu berühren?
    Was veranlasst Schüler einer ganz normalen Schule, den Asperger-betroffenen Mitschüler zu dummen Verhalten zu animieren?
    Warum drücken viele Menschen den berühmten "Roten Knopf" bei Asperger-Autisten?
    Oder um die Frage zu konkretisieren: Warum finden relativ viele Menschen Gefallen daran, jemanden, der anders ist, auch noch auszugrenzen?
    :?:
    Diese Frage möchte ich gerne den Fachleuten hier im Forum stellen, aber auch Erfahrungen sind sicher interessant.

    Wie in der Überschrift gesagt, bin ich selbst Asperger-Autist und kenne daher diese Problematik nur zu gut.


    Das Wut-Thermometer kann ich mir als Hilfestellung seitens der Eltern für ihre betroffenen Kinder sehr gut vorstellen. Ich dagegen hatte keine Hilfestellung, denn damals wusste noch niemand etwas über das Asperger-Syndrom. Nur sollte dieses Thermometer eingesetzt werden, bevor die Situation eskaliert, während der Eskalation ist diese Maßnahme meines Erachtens eher kontraproduktiv.


    Susanne LL - zu deiner Fragestellung:

    Manchmal, wenn etwas nicht nach Lukas' Willen geht, wird er sehr wütend, was sich äussert mit Schimpfen (Fluchwörter, Betitelungen), Türen äusserst heftig knallen, Gegenstände schmeissen...

    Du unterstellst, dass etwas nicht nach seinem Willen geht - ich habe dagegen feststellen müssen, dass sehr oft einfach nur ein Missverständnis die Ursache ist, weil ich mit meiner Wortwörtlichkeit vieles anders (genauer?) interpretiere. diese Missverständnisse mögen für euch banal sein, unbedeutend, aber für einen asperger-Autisten mag dies sich ganz anders darstellen. Dazu kommt der Frustrationslevel, der vielleicht schon vor der eigentlichen Auseinandersetzung (unerkannt?) relativ hoch war und dann reicht eben eine (vergleichsweise) Kleinigkeit, um das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen zu bringen.



    Wenn ich versuche, ihn daran zu hindern, dauert das Wütendsein einfach länger, weil er dann einfach darauf beharren will, z.B. die Tür zu knallen. Und er "muss" das letzte Wort haben.

    Bitte bedenke, dass er unter Umständen gar nicht mehr dazu in der Lage ist, abzuschätzen, was wann das letzte Wort ist. Und wie du auch ausführst, kannst du doch später mit ihm darüber reden = das ist dann doch das letzte Wort!



    . . . . . Er macht die Tür sofort wieder auf und sagt, er sei nicht im Gefängnis ?

    Kann ich auch gut verstehen, auch ich würde durch solch eine Aktion meinen Lebensraum eingeengt empfinden.
    Was mir hilft in solchen Situationen ist ein ausgeprägter Spaziergang - ALLEIN! wohlgemerkt - da will ich mir nicht helfen lassen, denn es KANN mir dann auch keiner helfen, weil kein Mensch in meinem Kopf ist und daher nicht wissen kann, was in mir vorgeht! Die Folge: Alle Versuche und Angebote, mir in diesem Moment irgendeine Hilfestellung anzubieten empfinde ich als einen Angriff von Menschen (ja, dazu zählt auch die Mutter), die keine Ahnung von meinem Erleben in mir selbst haben.

    Hallo Monica,
    du schreibst sehr oft von davon, dass dein Sohn lernen soll, sein Schaukeln zu unterdrücken:

    Der Ältere unterdrückt sie in der Öffentlichkeit, zu Hause lebt er sie aus. Als Teile seiner Persönlichkeit können wir damit leben, wenn es mir zuviel wird, sage ich es ihm und damit ist die Steorotypität oft schon unterbrochen. Oder er zieht sich in sein Zimmer zurück, oder er reagiert sich draussen mit einem kurzen Spaziergang ab.
    Der Jüngere schaukelt in jeder Lebenslage mit dem ganzen Oberkörper. Er kann seine Stereotypen noch nicht bewusst steuern, das Unterdrücken gelingt ihm nur für wenige Minuten und wenn er unter Spannung steht, gelingt es ihm nicht eine Sekunde. . . . . . .Da dies in der Öffentlichkeit stark auffällt, möchten wir ihm einen Weg zeigen, wie er diese Steorotypen im Verkehr mit anderen Menschen unterdrücken lernen kann.

    Da ich selbst von diesem Problem betroffen bin (wenngleich wahrscheinlich nicht so ausgeprägt) möchte ich anregen, den Begriff "unterdrücken" nicht zu gebrauchen. Warum nicht? Weil das Unterdrücken zusätzlichen Stress aufbaut und dieser Stress fördert wiederum die Stereotypie.


    Den meines Erachtens richtigen Lösungsansatz hast du schon erwähnt: Nicht "Unterdrücken" sondern "Kompensieren" - so wie es dir dein älterer Sohn vormacht. indem er z.B.sich durch Spaziergänge abreagiert. (Anmerkung: Meine Spaziergänge dauern mitunter Stunden und während dieser Zeit bin ich absolut nicht ansprechbar).


    Entscheidend ist, die richtige Kompensationsstrategie herauszufinden, das mag eben bei dem einen ein Spaziergang sein, kann bei dem anderen etwas gänzlich anders sein. Ich könnte mir vorstellen, dass du als Mutter da etwas Phantasie walten lassen musst um ihm hier eine Hilfestellung zu bieten.


    Herzlichen Gruß
    Werner

    Zitat

    Wir haben 2007 unsere Beobachtungen in einem Artikel zusammengefasst (wenn sich jemand dafür interessiert siehe hier).

    Jetzt habe ich mir diesen Artikel sehr aufmerksam durchgelesen und kann der Beschreibung des Asperger-Syndroms im Fall von "David" uneingeschränkt zustimmen. Einzig eine Anmerkung möchte ich machen und zwar habe ich die Erfahrung gemacht, dass AS-Betroffene im Laufe des Lebens Strategien entwickeln können, um so manche ihrer Defizite zu kompensieren. Dies gelingt meiner Beobachtung vor allem jenen erwachsenen Aspies, die über eine erhöhte Intelligenz verfügen. Zwar haben auch Hochbegabte oft ähnliche Symptomatiken wie AS, aber die Kombination AS und Hochbegaung hilft diesen Betroffenen ein - zumindest für den Laien - relativ unauffalliges Leben zu führen.




    __________________________________________________________________________________________
    Generelle Frage: Spricht man sich hier im Forum so wie in anderen Foren üblich mit "DU" an oder ist dies verpönt?
    Mir persönlich ist das völlig gleichgültig, ich möchte nur eine durchgängig gültige Regelung.


    Danke!
    Werner

    Dann nutze ich mal diesen Thread, weil er schon die richtige Überschrift trägt.


    Es ist interessant für mich, einmal in einem Forum zu sein, in dem auch Fachleute schreiben, denn die meisten Autismusforen sind entweder vorrangig von Eltern frequentiert oder fast ausschließlich von Betroffenen. Einige Beiträge habe ich schon gelesen und werde es gerne vertiefen.


    Zu meiner Person: Im Jahre 2007 habe ich meine Asperger-Diagnose im Alter von 55 Jahren erhalten. Dies hatte einige - nein viele - AHA-Effekte zur Folge und viele Begebenheiten in meinem Leben konnte und musste ich neu einordnen. Insgesamt hat mein Leben durch die Diagnose einen ganz anderen Sinn bekommen, allein deshalb, weil sich viele Fragezeichen auflösen ließen.


    Mit meinem Autismus gehe ich offen um, er ist ein Teil meiner selbst und ich habe bis jetzt überwiegend positive Erfahrungen damit gemacht. Vor allem am Arbeitsplatz - ich arbeite in einer Klinik - habe ich große Toleranz und Verständnis erfahren dürfen und kann seitdem vermehrt meine besonderen Fähigkeiten, die mir das Asperger-Syndrom brachte, gut einbringen.


    Mit einem herzlichen Gruß aus Oberbayern
    Werner



    [edit: es findet sich immer noch ein kleiner Rechschreibfehler]