Neu hier und viele viele Fragen

  • Guten Tag zusammen
    Ich bin neu hier und habe ganz viele Fragen die mich beschäftigen. Vielleicht Banalitäten? Aber für mich sind sie irgendwie wichtig. Ich erlaube mir diese hier zu stellen und würde mich sehr freuen einige Feedbacks zu erhalten. Für mich ist das Gebiet Autismus noch sehr neu.


    - Wie geht euer soziales Umfeld mit euren Kindern (oder auch euch selber) um ?
    - Wie gehen eure Kinder damit um ? Merken sie dass sie "anders" sind als ihre Spielkameraden ?
    - Wie geht ihr damit um wenn andere eure Kinder als "dumm" oder "behindert" beschimpfen ?
    - Wie geht ihr mit euren Sorgen und Ängsten um ? (was euer Kind und die Zukunft angeht)
    - Haben eure Kinder viele Freunde ? Wie organisiert ihr das?


    Uffff.... wie ihr seht da ist einiges zusammengekommen... und es gäbe noch viel viel mehr.


    Ich wünsche euch allen einen schönen Morgen
    ?(

  • Hallo Mondschein,
    Das sind viele gute Fragen! Aber bevor ich Dir einige beantworten kann, interessiert es mich, aus welcher Perspektive Du fragst.
    Bist Du selber von irgend einer Form von Autismus betroffen? Oder hast Du ein betroffenes Kind? Oder arbeitest Du mit betroffenen als Lehrerin / Betreuerin? Oder nichts von alldem und es interessiert Dich einfach so?
    Je nachdem wo Du stehst, sind verschiedenen Antworten interessant. Aber hier mal vorweg:
    Meine Tochter Lisa ist bald 12 und hat das Asperger-Syndrom. Sie macht seit dem Wechsel in die Oberstufe gerademal ziemlich anstrengende Zeiten durch und wir Eltern dementsprechend mit.
    Unser soziales Umfeld hat sich mehrheitlich schon lange verabschiedet. Es ist wohl einfach zu anstrengend die Besonderheiten unserer Tochter zu ertragen. Sie versucht unsere Freunde in die Flucht zu schlagen, gelingt dies nicht, verweigert sie meistens jeden Berührungspunkt mit ihnen inkl. das gemeinsame Essen, Spielen, Wandern was immer.... Die Kommentare waren früher oft sehr verletzend, wir wussten ja selber nicht warum das alles so schräg läuft. Heute mit der Diagnose gibt es doch eine Handvoll die verständnisvoll und hilfsbereit ist und uns Mut macht.
    Ja Lisa merkt jetzt immer mehr, dass sie anders ist. Ist ja auch keine Kunst, nachdem sie 4 verschiedene Abklärungen hinter sich hat. Sie ist auch zunehmend verwirrt, was ihre Gschpänli nun so interessiert, sie findet das unverständlich und doof. Sie spricht lieber nur über Pferde und dann über Pferde und dann immer noch über Pferde...
    Sie wird nie als dumm beschimpft, dafür weiss sie einfach zuviel (vorallem alles rund um Tiere und Pflanzen). Aber sie hat keine Freundin oder auch nur Kameraden. Ist ja auch nicht ganz leicht, wenn immer sie sagt wo es langgeht, und total ausflippt wenn dem nicht entsprochen wird. Und es macht ja wohl auch keinen Spass wenn sie sich immer wieder über ihre Gschpänli beim Lehrer beschwert und sei es nur, weil sie zu laut mit den Blättern rascheln.
    Wie man mit den Sorgen und Ängsten umgeht? Das ist noch schwierig. Manchmal bin ich nur noch verzweifelt und am Ende meiner Kräfte. Und machmal läufts so gut, dass ich mich frage, ob ich denn eigentlich nicht ganz richtig ticke... Oft wünsche ich mir, ich könnte 10 Jahre in die Zukunft schauen und sehen, dass es schon gut wird. Aber meistens bin ich so auf Trab, dass ich einfach einen Tag um den andern packe und gar nicht viel nachdenke. Und dann gibts da eine Nachbarin mit einem starken ADHS-Kind und wir klagen uns ab und an unser Leid und versuchen dann mit viel Galgenhumor uns wieder Mut zu machen. Gelingt auch meistens.
    Also Du siehst, das war mal nur ein kurzer Abriss. Über jede Deiner Frage gäbe es noch viel zu schreiben. Aber vielleicht hakst Du mal bei einem Punkt nach und schaust mal, was dann so an Infos kommt.
    Bin gespannt auf Deine Antwort.
    MirSchl

  • Hallo Mirschl
    VIelen DAnk für Deine Ausführlichen Berichte! Ich bin selber nicht betroffen aber mein SOhn.
    Und das ganze ist für mich noch neuland. obwohl ich ehrlich gesagt froh bin dass diese Diagnose nun im Raum steht. Es ist ein Anhaltspunkt und für mich machen sich nun viele Sachen erklärbar.

  • es ist schon schwierig “anders“ zu sein aber in unserem bekannrenkreis hat niemals jemand etwas negatives gesagt. im gegenteil, seine exzentrik wurde als positiv und kreativ angeschaut. es war aber für mich sehr schwierig als er klein war und ich immer mehr bemerkte das er anders war und kinder brutal sein können. aber er ist so wie er ist, er kann ja überhaupt nichts dafür. man muss unbedingt lernen alles ein wenig mit humor zu sehen sonst kann man verzweifeln. unsere kinder sehen ja ganz normal aus, da denkt man wenn er nur besser sprechen könnte, wenn er nur wüsste wie auf andere zugehen etc. sie sehen ja gar nicht behindert aus und sinds eigentlich auch nicht ausser sie haben eine starke lernbehinderung dazu.
    der grösste frust waren die lehrer! die sind heute immer noch überrascht dass er schlechten augenkontakt hat!!! seine klassenkameraden sind super mit ihm, finden ihn witzig und akzeptieren ihn voll und ganz. da haben wir glück gehabt. er kommt jetzt auf die sekundarschule, mal sehen wies da läuft.