Überforderung mit Sohn

  • Liebe Leute
    kurz zu mir: ich bin Vater eines 11 jährigen Sohn mit Diagnose Atypischer Autismus daneben noch ADHS. Seit er etwa 3 ist, leben die Eltern getrennt. Ich betreue in etwa zur Hälfte bzw. dann ist er bei mir. Das Zusammenleben bzw. die Erziehung unseres Sohn's ist eine Achterbahn von Hochs zu Tiefs, wie es wohl die meisten Eltern hier erleben.
    Leider bin ich manchmal überfordert und ratlos mit Verhaltensweisen meines Sohns,sodass ich wütend und laut gegenüber ihn werde. Manchmal kommt, das wie angeworfen, wenn er zum x-ten mal provoziert. Danach fühle ich mich immer wieder schlecht und mache mir Vorwürfe. Daher meine Frage an euch:
    Gibt es keine Elternkurse, wo man lernen kann, wie man mit solchen Situationen umgehen kann und nicht gleich ausflippt.
    Vielen Dank und Gruss

  • Lieber Memento,


    es gibt vielleicht Kurse, doch eines ist sicher: man kann nicht alles in Kursen lernen. Vor allem eines ist sicher: jede Eltern - Kindbeziehung ist anders, das heisst, es ist deine Beziehung zu deinem Sohn, für die es keine "Bedienungsanleitung" gibt.


    Was ich dir als Vater, der selber Asperger und Vater dreier Kinder ( mit mehr oder weniger autistischen Zügen ) ist, der in zig Situationen mit dem Umgang mit seinen Kindern überfordert gewesen war, raten kann ist: Lerne dich zu beherrschen. Wenn du spürst, dass dir die Kontrolle zu entgleiten droht, dann halte bewusst inne und mahne dich zur Besonnenheit. Dazu braucht es keinen Kurs, das kannst du lernen, indem du dein volles Bewusstsein auf das Jetzt lenkst und dich selber fragst: was tue ich hier eigentlich?


    Das bedeutet auch, dass du, falls du mal einen "Fehler" machst, dazu stehst und die Sache, die schiefgelaufen ist, ohne Vorwürfe wieder gerade biegst. Niemand ist perfekt und das Elternsein kann man nicht lernen, damit wird man von einem Moment auf den anderen mit allen Konsquenzen konfrontiert und das Gute daran ist: es geht allen Eltern so.


    Ich habe einmal meinem Sohn gegenüber die Kontrolle verloren, das war eine schlimme Erfahrung. Nach diesem Vorfall bin ich tief in mich hineingegangen und habe das Geschehnis analysiert. Danach habe ich nach und nach in schwierigen Situationen mein Bewusstsein voll und ganz auf mein Handeln, auf meine Gefühle gelenkt und mich zurückgenommen, das heisst, meine Wut oder was auch immer, nicht an meinem Sohn ausgelassen. Für das Ablassen der Wut half mir übrigens ein Boxsack :-)


    Mit der Zeit hat mein Sohn gemerkt, dass ich mich nicht mehr provozieren lasse und hat sein Verhalten verändert. Das den Vater provozieren hat wahrscheinlich einfach keinen Spass mehr gemacht und ist langweilig geworden ...


    Das hat seine Zeit gedauert und viel Kraft gefordert, aber Erziehung bedeutet nun mal Zeit für das Kind/ die Kinder zu haben, im Guten wie im Schlechten.


    Heute ist mein Sohn längst erwachsen und wir pflegen ein gutes Verhältnis zueinander, etwas, worüber ich sehr glücklich bin. Wenn ich an damals zurück denke, dann bin ich froh, diesen "Lichtblick" erhalten zu haben, denn er hat mir sehr viel geholfen. Vielleicht kann ich diesen auf diese Weise weitergeben. Ich wünsche dir viel Kraft und besonders viele schöne Momente mit deinem Sohn.

  • Hallo


    Mein Sohn hat die Diagnose "hochfunktional, mit mildem Asperger". In letzter Zeit misst er sich kräftemässig mit mir. Grad vor einer Stunde habe ich die Nerven verloren und war danach völlig verzweifelt.


    Es war Zeit um in die Schule zu gehen, stattdessen wollte er unbedingt "die Wolken filmen" und hat sich mein I-pad geschnappt. Ich habe ihm zuerst mit ruhiger Stimme gesagt, es gäbe keine Zeit für sein Vorhaben, usw.


    Als das nichts nützte, versuchte ich das Gerät zurückzunehmen. Wir rangen um das I-Pad. Mir war bewusst, dass das ein lächerlicher Kampf ist, dass das nicht gut kommt, aber ich war gefangen darin. Ich hab's ihm weggenommen und er hat seine ganze Wut an mir herausgelassen, getreten und geschlagen. Als er mir weh tat, habe ich ihn gepackt und auf den Boden gedrückt und angeschrien. Ich hätte ihn am liebsten verhauen. Ja, ich konnte richtig spüren, wie ich ihn schlagen wollte. Wie lange halte ich das aus?


    Danach haben wir beide geweint...
    Ich fühle mich als Versagerin, klar überfordert. Ich helfe ihm nicht auf seinem speziellen Weg.
    Ruhig zu bleiben erfordert so viel Energie... Wo finde ich Unterstützung, wie nehme ich den Druck von mir weg, ich schaff es offensichtlich alleine nicht...

  • Beitrag vom Dienstag:
    Sorry, das ist kein Beitrag, welcher Memento helfen könnte. Alles im Moment der Emotionen geschrieben, aber danach habe ich selber gemerkt, was ich ändern muss, kann. Das Niederschreiben hat mir zur Einsicht geholfen und ich bin wieder mit neuem Elan dabei. Mein Kind braucht Geduld, sehr viel Geduld und eine sanfte Stimme, daran arbeite ich. Manchmal in Zeiten von Schwäche wünschte man sich halt einen Coach ;-)

  • Hallo allerseits
    wir haben mit unserem Sohn (6) ähnliche Probleme. Er wird sehr schnell aggressiv, hat seine Impulse überhaupt nicht unter Kontrolle, er schreit, wirft Sachen, schlägt, tritt... Das KJPD hat uns nun einen Ergotherapeuten empfohlen, zu dem unser Sohn gehen soll. Dieser Therapeut besucht Familien auch zuhause, um zu schauen, wie das Kind sich da verhält, im Alltag. Es gibt auch andere TherapeutInnen, die zu Familien nach Hause gehen (also nicht nur Ergo). Ich würde da im KJPD nachfragen, die haben in der Regel Tipps zu diesem Thema. Oder auch in einer Autismusberatung in eurer Nähe, die haben manchmal auch Leute, die zu den Familien nach Hause gehen.
    Ich bin jedenfalls sehr gespannt, ob das klappt, und wie der Therapeut dann mit unserem Sohn arbeitet, und ob er uns auch Ratschläge geben kann.