Wie muss/darf/soll ich das verstehen...?

  • Jemand anderes hätte dies vermutlich nicht gemacht, aber ich wollte mich wehren:


    Ein Mann hatte den Lieferwagen, den er brauchte um seine Arbeit auszuführen, vor dem Eingang vom Einkaufszentrum geparkt. Da ich mich von diesen Autos, die dort parken schon öfters gestört fühlte, sprach ich den Mann an, und fragte, ob es nicht möglich wäre, wo anders zu parkieren, das störe beim Einkaufen. Ich sah ihm an, dass er überlegte. Was er dann sagte, weiss ich nicht mehr so genau, etwas wie ja, ich muss nur schnell etwas abgeben, und es habe doch genug Platz. Das Gespräch ging dann noch kurz weiter, eigentlich recht sachlich, aber schlussendlich schien er verärgert und sagte: 'Kümmern Sie sich doch um Ihre eigenen Angelegenheiten und stören sie nicht andere Leute.'


    Ich sagte nichts mehr, dachte aber noch darüber nach. Dem Mann war nicht klar, (oder er tat einfach so) dass es auch meine Angelegenheit war, ich musste doch dort einkaufen. Er verstand mich also nicht, konnte/wollte sich nicht einfühlen.


    Ich musste es auch akzeptieren, da er vermutlich im 'Recht' war, er also nichts verbotenes tat.

  • Eigentlich gibt es immer Dinge die nicht so laufen wie man es sich vorstellt, jedenfalls mir geht es so. Ich kann aber nicht jedem Menschen hingehen und sagen, machen sie es nicht so, sondern so.


    Warum nicht?


    1. weil ich es selber auch nicht mag, wenn man mir sagt, ich benehme mich falsch und soll mich gefälligst anders benehmen.


    2. muss man leute glaube ich kennen oder gut mit ihnen auskommen, um ihnen einen Vorschlag zur Verbesserung/Veränderung zu machen.


    3. ....das 2. stimmt vielleicht nicht ganz... aber es ist glaube ich einfacher sich zu verständigen, wenn man gut auskommt.

  • Zitat von Mebia
    Kümmern Sie sich doch um Ihre eigenen Angelegenheiten


    Kurze Kontakte - Menschen auf der Strasse, Ferien u. Hobby, Nachbarschaft


    Würden die Menschen sich mehr um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern
    und mehr über sich und ihr eigenes Verhalten nachdenken, und sich bewusster
    überlegen, wo Eigennutz sinnvoll ist und wo belästigend, und wo Distanz besser
    ist als Aufdringlichkeit, dann wären m.E. viele Konflikte gar nicht mehr vorhanden.


    Aber aus irgendwelchen Gründen funktioniert das nicht. Diese Gründe habe
    ich noch nicht wirklich ergründet und verstanden und staune immer wieder,
    wie normal und selbstverständlich diese offenbar sein sollen.


    Ich spreche Menschen in solchen Situationen wie Du sie beschreibst, prinzipiell
    nicht an. Ich kümmere mich tatsächlich um nichts und gehe aus dem Weg.
    Menschen spreche ich nur an, wenn ich spezifische Auskunft benötige, oder
    wenn sie gleiche Interessen haben, ein sach- oder fachbezogener Austausch
    interessiert mich. Wenig Menschen sind aber daran interessiert.


    Viele Menschen werden mir zu schnell persönlich und genau das führt meiner
    Erfahrung nach immer wieder zu Konflikten und zu Wertungen der Person, statt
    der Situation. Eigenartigerweise finden das Menschen normal und fühlen sich
    wohl dabei. Ausser sie sehen sich als Opfer, dann erst denken sie darüber nach.
    Eigenartigerweise wird dann aber meist nicht über die Situation nachgedacht,
    sondern eine Schuldfrage wird gestellt. Der Schuldige ist gefunden, womit man
    über sein eigenes Verhalten nicht mehr nachdenken muss.


    Wenn ich mich in solchen Situationen befinde, erkenne ich es nicht. Es dauert bei mir
    unendlich lange und viele Gespräche, bis ich den Ablauf verstehe. Daher weiche ich
    nach Möglichkeit aus, da eine adäquate Reaktion meinerseits kaum zu erwarten ist.


    Gruss Nic


    ---

  • Zitat von nic:


    ...wenn ich mich in so einer Situation befinde erkenne ich es nicht, daher weiche ich nach Möglichkeit aus.


    Bei der Liftsituation bist du aber nicht ausgewichen und hast auch schnell erfasst, was es für eine Situation ist.

  • Hallo Mebia


    So schnell war das nicht. Ich hielt die Türe auf, stand da und dachte nach.
    Ich fahre immer mit dem Lift, warum soll ich jetzt nicht dürfen?
    Die Frauen hatten Kopftücher - Muslime
    Sie zeigen auf meinen Hund. Muslime und Hund? Das kenne ich.


    Bis alle meine Gedanken abgelaufen waren und ich wusste, welches Argument
    meinerseits korrekt und verständlich ist, verging eine unangemessen lange Zeit,
    die alle hitzig und ungeduldig machte.
    Einfach war es für niemand von uns und so kam wohl auch der emotionale
    Stau bei den Muslimen zusammen, die zu der Wertung führte, ich sei dumm.
    Zumal sie meine Reaktion, dass ich argumentierte, warum ich mitfahre, wahr-
    scheinlich auch noch zusätzlich verblüffte und weil sie kein Gegenargument
    fanden, das sachlich mein Argument widerlegte, waren die Emotionen hoch.


    Wenn ich nicht gewohnt gewesen wäre, mit dem Lift zu fahren und mich
    nicht zu Hause befunden hätte, hätte ich vielleicht auch anders reagiert.


    Gruss Nic


    ---

  • Hallo Mebia


    Wenn Du meinen Beitrag von gestern in Bezug auf Muslime und den Beitrag von
    heute liest, wirst Du erkennen, dass ich bereits Gespräche darüber geführt habe
    und die Situation heute mit weiteren Blickwinkeln erfassen kann, die ich gestern
    nicht einmal ansatzweise überdacht habe. Für mich eine komplexe Situation,
    für andere Menschen wahrscheinlich Alltäglichkeit ohne bewusste Gedanken.


    Gruss Nic


    ---

  • Hier eine kleine Geschichte aus unserem Alltag, die zeigt, wie sich Schwierigkeiten mit der Empathie auch noch zeigen können. Wir sitzen friedlich am Familientisch und geniessen unsere gemeinsame Mahlzeit. Ich bitte unseren Jüngsten, mir die Nudeln zu reichen. Zuerst meinte er "warum immer ich, ich musste ja schon Tisch decken" (dieser Spruch kommt in letzter Zeit bei allen seinen Ämtli und Hilfsreichungen), dann "so faul möchte ich auch einmal sein wie du", "du darfst immer sitzen bleiben und ich muss dir alles geben". Nun, die Dinge, die er weiterreichen muss, sind für ihn sitzend erreichbar. Der Rest der Familie müsste aufstehen und um ihn herumgehen. Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich so faul ja auch nicht sein kann. Schliesslich stand ich in der letzten Stunde in der Küche und bereitete die Mahlzeit zu. Dazu meinte er dann trocken "NATÜRLI!". Vielleicht pädagogisch nicht so toll, der Rest der Familie konnte sich das Lachen über seiner Bemerkung nicht verbeissen.


    Seine Ansage zeigte, dass es für ihn immer noch selbstverständlich ist, dass die Eltern für die Mahlzeitenzubereitung zuständig sind. Im Gegensatz zu seinem älteren Bruder bedankt er sich noch nicht dafür. Er vergleicht seine Position nicht mit der Position, der anderen. Er wertet (noch) nicht, wer wie viel macht. Dafür wertet er seinen Anteil umso höher. Nach seinem Empfinden muss nur er arbeiten. Seine Ämtli sind Tisch decken. Getränke holen. Geschirrwaschmaschine ausräumen ... Ich vermute, dass er hier, wie ein kleineres Kind fühlt. Seine Fähigkeiten, sich in andere einzufühlen, die entwickeln sich immer noch. Ich werte sein Motzen "WARUM IMMER ICH" als Fortschritt! Früher erledigte er, was man ihm auftrug, ohne Wiederrede. Heute erledigt er seine Ämtli unter Motzen und Meckern.
    Diese Auseinandersetzungen sind immer wieder gelungene Anlässe, ihm zu erklären, wie in einer Familie das Zusammenleben funktioniert. Und das alle ihren Teil beitragen müssen, damit es allen gut geht.


    Liebe Grüsse
    Monica

  • Zitat von Nic:


    ...heute kann ich die Situation mit einem breiteren Blickwinkel erfassen.


    Wie würdest du dich bei einer nächsten ähnlichen Situation verhalten?




    Ich selber würde wahrscheinlich auf ein Mitfahren verzichten, da ich sowieso nicht gerne mit Nachbarn im gleichen Lift fahre, der Hund wäre dann eine gute Ausrede.


    Oder ich würde aus Interesse die Leute mal ansprechen, auf ihre Ansicht zu Hunden.

  • Hallo Mebia


    Die Äusserung, ich sei dumm, entstand aufgrund von Emotionen, die ich den
    Muslimen zugestehe aber die Aussage deswegen nicht tolerieren muss im Sinne,
    dass ich tatsächlich dumm bin und mich falsch verhalten habe. Widerlege mein
    Argument mit einem sachlichen Argument, dann werde ich mir dieses überlegen
    im Sinne, dass meine Handlung ungerechtfertigt, also falsch gewesen sein soll.


    Da ich die Ansichten der Muslime über Hunde kenne, muss ich sie nicht fragen.
    Wer Hunde als seelenlose, dreckige, unwürdige Wesen betrachtet, muss Hunde
    nicht berühren. Das ist nicht meine Ansicht über Hunde und mache ich nicht zu
    meinem Problem, ich zwinge aber keinen Muslim, meinen Hund zu berühren.


    Gruss Nic


    ---


    Hallo Monica


    Deine Geschichte ist interessant. Deine Reaktion im Umgang mit Deinem Sohn
    gefällt mir. Erklärende und klärende Gespräche waren auch in meiner Erziehung
    oberste Priorität. Es nützt nichts, wenn man wütend oder gar beleidigt reagiert.
    Kinder reagieren gut auf positive Führung, das ist auch meine Erfahrung. Hast
    Du ihm erklärt, dass er der einzige ist, der nicht aufstehen muss?


    Gruss Nic


    ---

  • Zitat von Mebia
    @ Nic, sorry hätte ich nicht fragen sollen, war glaub ich zu persönlich.


    Die Entscheidung, Deine Fragen zu beantworten, darfst Du
    mir überlassen. Warum Du Dich entschuldigst, ist mir nicht klar.


    Gruss Nic


    ---

  • Warum ich mich entschuldigt habe, möchte
    ich nur zum einen Teil beantworten, der andere bleibt persönlich.


    Ich hatte eine andere Antwort erwartet, als du sie gegeben hast,
    Ich hatte eine Antwort auf meine Frage erwartet und nicht eine
    weitere Erklärung, wie du die Situation erlebt hast.


    Das hat mich verunsichert und ich habe den Text erst nicht
    [size=12]ganz
    [size=12]verstanden.

  • Hallo Mebia


    Ich habe Deine Frage nach einer evtl. Verhaltensänderung begründet beantwortet.
    Eine weitere Erklärung, wie ich die Situation empfunden habe, erfolgte meinerseits
    nicht. Die Erklärung (Begründung) beruft sich ausschliesslich auf die Frage, warum
    eine Verhaltensänderung meinerseits angebracht sein soll.
    Du kannst mir gern ein
    sachliches Argument für eine Verhaltensänderung darlegen.
    Vielleicht hast Du eine
    andere Antwort erwartet, weil Deine Frage spekulativ auf eine ähnliche Situation
    formuliert ist, ich aber meine Antwort auf exakt die gleiche Situation bezogen habe.
    Vielleicht ist Dein Gedankengut und Verhalten so unterschiedlich zu meinem, dass
    Du meine Antwort nicht verstanden hast. Das ist meinerseits spekulativ und m.E.
    unsinnige Diskussion. Daher beende ich meinerseits diese Diskussion, bevor hier
    durch Missverständnisse möglicherweise irgendwelche Verletzungen entstehen.


    Gruss Nic


    ---

  • Zitat Attwood
    Kapitel 3 Soziales Verständnis und Freundschaft
    Zurückgezogenheit ist ein Stärkungsmittel für einen Asperger. Interaktion mit einem
    einzelnen Menschen wird meist einigermassen beherrscht. In einer Gruppe, reicht
    die intellektuelle Leistung nicht mehr aus, um die soziale Interaktion zu bewältigen.
    Man hinkt dem Gespräch hinterher. Man begeht soziale Fehler und zieht sich zurück.
    Wesentliches Merkmal des AS ist eine Beeinträchtigung der sozialen Interaktion.


    Hier ergänze ich, dass Attwood sich nicht auf die schulische Intelligenz (IQ) bezog.
    Tony Attwood (wird von Betroffenen auch als Saint Tony bezeichnet) setzt sich in
    Australien dafür ein, dass Aspies an den Unis einen entsprechenden Nachteils-
    ausgleich erhalten, damit sie ein Studium erfolgreich abschliessen können. Er
    haltet Aspies also nicht grundsätzlich für intellektuell minderbemittelt.


    Attwood bezog sich auf den sozialen Intellekt, der bei Aspies anders ausgeprägt ist.


    ---


    Hier setze ich auch an, wenn man über Förderung debattieren will. Grundsätzlich
    befürworte ich eine Förderung und dies so intensiv und früh wie möglich. Hingegen
    sollte man mit Bedacht vorgehen, was ist Förderung u. was ist sinnlose Forderung,
    die schlussendlich in einer beständigen Überforderung enden kann. Ebenso ist zu
    bedenken, was ist Förderung und was ist Konditionierung. Ein heikles Thema.


    Gruss Nic


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